Kleines Immergrün

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Der botanische Name der in Südosteuropa und Westasien heimischen Gattung Vinca L. entstand durch Kürzung aus dem lateinischen vincapervinca (= Immergrün). Taxonomisch wird die Gattung zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) gehörig eingestuft und ist aufgrund des Vincamin Gehaltes als Giftpflanze zu betrachten. Es werden gegenwärtig vier Arten in der Literatur aufgeführt, die in der Gattung zusammengefasst werden, Vinca difformis, Vinca herbacea, Vinca major und Vinca minor. Von gartenbaulicher Bedeutung sind jedoch lediglich die immergrünen Arten Vinca major (Großes Immergrün) und Vinca minor (Kleines Immergrün). Im Gegensatz zu Vinca major, von der sich in Mitteleuropa etwa 10 oder 11 Sorten in Kultur befinden, sind es bei Vinca minor mit mittlerweile über 35 Sorten mehr als dreimal so viele.

Die Art Vinca minor verträgt sowohl volle Sonne als auch Schatten, ist bei ausreichendem Wasserangebot hitzeverträglich und wärmeliebend, frosthart und stadtklimafest. Sie meidet verdichtete Böden, ist trittempfindlich und als Unterpflanzung von Bäumen ein sehr guter "Laubschlucker". Dementsprechend wird Vinca minor als dichter Bodendecker zur Begrünung von Hängen, Böschungen, Hügeln und Wällen eingesetzt oder auch einfach zur Unterpflanzung von Gehölzen. In der Grabbepflanzung zählt Vinca minor zu den pflegeleichten, aber dennoch zierenden Klassikern, da die Hauptblüte zwar zwischen April und Mai stattfindet, die Nachblüte jedoch bis in den September andauern kann.

In der Eurotrial, einer europaweiten Kooperation von gartenbaulichen Versuchseinrichtungen aus Belgien, England, Finnland, Frankreich, Holland, Österreich und Deutschland, die regelmäßig gemeinsam Gehölzsortimente sichten, arbeiten aus Deutschland gegenwärtig die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, das Bundessortenamt Hannover und das Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop mit. In den Jahren 2011 bis 2013 wurde von dieser Gruppe ein Sortiment von Vinca minor gesichtet, das aus 19 Sorten bestand (Tab. 1). Dabei wurden im Rahmen von regelmäßig durchgeführten Boniturterminen folgende Eigenschaften geprüft:

- Winterhärte
- Durchtriebsverhalten im Frühjahr
- Krankheitsanfälligkeit (Phoma Triebsterben)
- Bodendeckung im Frühjahr
- Bodenbedeckung im Sommer
- Wüchsigkeit
- Blühleistung
- Stabilität der Blütenfarbe
- Dekorative Wirkung der Blüte
- Dekorative Wirkung der Laubblätter im Sommer
- Dekorativer Gesamteindruck der Pflanze

Für diese Eigenschaften konnten Boniturnoten zwischen 1 und 9 vergeben werden. Die Boniturnote 9 bedeutet, dass eine Eigenschaft sehr gut oder sehr extrem ausgebildet ist (zum Beispiel sehr starke Winterschäden, sehr krankheitsanfällig, aber auch sehr schöne Blühwirkung), die Boniturnote 1, dass die entsprechende Eigenschaft sehr schlecht oder sehr gering ausgeprägt ist.

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An dieser Stelle kann lediglich über die Prüfung und Ergebnisse der im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop durchgeführten Sichtung berichtet werden, da die Ergebnisse von den anderen Standorten noch nicht vorliegen. Nachdem die Pflanzen im Juni 2010 im Tb9 geliefert und zu jeweils fünf Exemplaren pro Quadratmeter gepflanzt wurden, begann die Sichtungsarbeit in Ellerhoop im Frühjahr 2011 (siehe Tab.2).

Winterhärte - bei den meisten Sorten kein Problem

Wir erinnern uns, dass es trotz Klimawandel und der letzten beiden milden Winter in jüngerer Vergangenheit auch solche der strengeren, kälteren Art in Deutschland gegeben hat, auch im eher atlantisch geprägten Klima Norddeutschlands. Der Winter 2010/2011 wird als zumeist kälter als im Schnitt beschrieben, im Winter 2011/2012 war der Februar rekordverdächtig kalt und im Winter 2012/2013 war es der März. Im Zeitraum der Prüfung des Vinca-Sortiments gab es also für die Winterhärte der geprüften Sorten schon einige Herausforderungen. Dabei war zumeist nicht die absolute Tiefsttemperatur das tatsächliche Problem, sondern viel mehr der Wechsel zwischen extrem milden Witterungsphasen, die leicht zur Enthärtung bei Pflanzen führen, und dem plötzlichen tiefen Fall der Temperaturen. Nur solche Sorten, die ihre Winterhärte trotz einer längeren Phase mit milden Temperaturen aufrechterhalten können, können daher bei der Winterhärte überzeugen. In der Abbildung auf Seite 29 ist das Ergebnis der Bonitur zu Winterschäden aufgeführt, wobei dort die mittlere Boniturnote über den Zeitraum von drei Jahren aufgetragen ist.

Eine ausgesprochen geringe Winterhärte wiesen die Sorten 'Aureovariegata' und 'Argenteovariegata' auf, beides sehr schöne Sorten mit gelbgrün panaschiertem Laub. Aber auch an 'Sabinka' und 'Illumination', letztere ebenfalls mit gelbgrün panaschiertem Laub, konnten im Prüfzeitraum deutliche Winterschäden festgestellt werden. Diesen vier Sorten ist es aufgrund ihrer geringen Winterhärte im Prüfzeitraum nicht gelungen, die Prüfparzelle von einem Quadratmeter Größe komplett zu bedecken. Allen anderen Sorten ist das, trotz mehr oder weniger ausgeprägten Winterschäden, gelungen, da sie in jedem Fall über ein ausreichendes Regenerationsvermögen verfügen, um eventuelle Winterschäden auszugleichen.

Über eine ausgesprochen ausgeprägte Winterhärte verfügen dagegen die Sorten 'Blue and Gold', 'Anna' und 'Alba', bei denen nur minimalste Schäden beobachtet wurden. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Winterhärte bei den meisten Sorten kein ernsthaftes Problem darstellt.

Bodendecker - da ist schnelle und umfassende Bodendeckung ein Muss

Alle Sorten mit ausreichender Winterhärte haben die Versuchsparzelle von einem Quadratmeter Fläche innerhalb des Versuchszeitraums komplett bedeckt, was von einem geeigneten Bodendecker auch verlangt werden darf. Trotzdem gab es Unterschiede zwischen den Sorten und besser als 'Anna' (Note 9,0) war auch in dieser Beziehung in Ellerhoop keine.

Gute Noten von 8,3 für die Bodendeckung erreichten die Sorten 'White Power', 'Marie', 'Josefine', 'Elisa' und 'Alba'. Nur fast gut, aber dennoch überzeugend, waren mit einer Note von 7,7 'Grüner Teppich' und 'Gertrude Jekyll'.

Die Wahl fällt auf dichte Bodendecker mit dekorativer, reichhaltiger Blüte

Wenn ein Bodendecker nicht nur den Boden dicht bedeckt, sondern zudem auch noch von einer großen Anzahl schöner Blüten geziert wird, dann fällt die Kaufentscheidung der Verbraucher natürlich häufig auf Sorten, die über diese positiven Eigenschaften verfügen. Klar, das Grab oder das Beet soll ja nicht nur dauerhaft und pflegeleicht begrünt sein, sondern es soll gefallen. Und auch solche Sorten ließen sich im Prüfsortiment in Ellerhoop identifizieren. Bei 9 der 19 Sorten konnten Boniturnoten von 6,0 und besser für die Blühwilligkeit vergeben werden (siehe Tab.3). Als absolutes Highlight hat sich in dieser Hinsicht wieder die Sorte 'Anna' hervorgetan, die mit der Bestnote 7,3 ausgezeichnet werden konnte, gefolgt von 'Atropurpurea' mit 6,3.

Aber nicht nur die Blütenfülle ist eine wichtige Sorteneigenschaft, die darüber entscheidet, ob eine Sorte zum Blühtermin als besonders dekorativ empfunden wird, sondern viel mehr auch das Zusammenspiel mit weiteren Eigenschaften wie Blütenfarbe, Blütengröße, Blütenform und wie die Blüte mit dem Laub der Pflanze harmoniert. Wird also die dekorative Wirkung der Sorten zum Blühtermin betrachtet, so ergibt sich ein etwas anderes Bild. Aber auch hier erweist sich 'Anna' wieder als der "Matchwinner", denn mit einer Note von 7,0 konnte sie als die schönste Sorte zum Blühtermin identifiziert werden, gefolgt von 'Marie' und 'Gertrude Jekyll', deren Blühwirkung jeweils mit 6,3 bewertet wurde.

Am anderen Ende der Blühwirkungs-Skala stehen Sorten wie 'Sabinka', die besonders kleine, zierliche Blüten ausbildet, und 'Grüner Teppich', die, wie schon der Sortenname vermuten lässt, gar nicht blüht. Ohne Blüte kann die dekorative Wirkung zum Blühtermin auch kaum besser als mit 1,0 bewertet werden. Aber, , wenn kein großer Wert auf die Blüte gelegt wird, hat 'Grüner Teppich' durchaus sein Reize.

Geringe Anfälligkeit für Phoma-Triebsterben sorgt für dekorativen und dichten Bestand

Insbesondere in einem Frühjahr mit feuchterem Witterungsverlauf treten in vielen Beständen von Vinca minor einzelne Triebe auf, die welken und sich zuerst schmutziggrün, später dann braun bis schwarz verfärben. Ursache ist ein Befall der Triebe mit dem Erreger der Phoma-Stengelfäule (Phoma exigua). Bei starkem Befall der Pflanzen können sich ganze Herde unterschiedlicher Ausbreitung bilden, die schnell dafür sorgen können, dass der Bestand an diesen Stellen unansehnlich und lückig wird. Eine Bekämpfung des Pilzes ist sehr problematisch. Die Wahl möglichst toleranter beziehungsweise wenig anfälliger Sorten ist daher eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ein Beet oder Grab mit einer Bepflanzung aus Vinca minor auch während feuchter Witterungsperioden dekorativ und dicht bodendeckend bleibt.

Als besonders anfällig für das Auftreten der Phoma-Stengelfäule konnten in Ellerhoop die Sorten 'Illumination' und 'Flower Power' identifiziert werden, bei denen die Krankheit sehr stark aufgetreten ist und ganze Bereiche der Versuchsparzelle befallen hat. Dadurch wurde ihr Bestand äußerst lückig und unansehnlich. In den Bestandslücken konnten in der Folge in großem Umfang Unkrautsamen keimen. Dadurch wurde die Unkrautregulierung, insbesondere bei diesen Sorten, zunehmend problematisch. Als weniger anfällig gegenüber einem Befall konnten die Sorten 'Elisa', 'Anna', 'Sabinka', 'Ralph Shugart' und 'Gertrude Jekyll' ausgemacht werden, wobei auch diese Sorten nicht völlig frei von Befall gewesen sind.

And the winner is…

Die Sorten, die im Laufe der Sichtung in Ellerhoop die beste mittlere Note für den Gesamteindruck erhalten haben, sind quasi auch die Sorten, die die gesamte Prüfung am besten abgeschlossen haben. Das erklärt sich dadurch, dass mit der Note für den Gesamteindruck auch alle anderen Bewertungsparameter benotet werden, denn alle Eigenschaften einer Sorte zusammengefast ergaben den Gesamteindruck der Sorte.

Und der absolute Gewinner war in Ellerhoop die Sorte 'Blue and Gold', die aufgrund ihres gelbgrünen Laubes auch ohne ihre blauen Blüten zu jeder Zeit ein Eyecatcher gewesen ist und über die beste Winterhärte im Versuch verfügte.

Außerdem war sie auch während der Blüte, durch das harmonische Zusammenspiel von gelbgrünem Laub und blauer Blüte, ein absoluter Hingucker. Zu der Bestnote von 8,0 hat sicher auch eine gewisse Präferenz der beiden Prüfer für panaschierte beziehungsweise hell geränderte Laubblätter beigetragen, die an dieser Stelle nicht verschwiegen werden sollte. Das erklärt dann auch die gute Note (7,7) der Sorte 'Ralf Shugart', die ebenfalls über gelbgrünes Laub verfügt. 'Anna' (ebenfalls 7,7) war die Sorte mit den meisten Bestnoten im Test und ist damit für Freunde von einfach grünen Laubblättern und blauer Blüte der Tipp im geprüften Sortiment. Wer dagegen grünes Laub und weiße Blüten präferiert, der trifft mit 'Elisa' oder 'Alba' (beide Note 7,0) stets die richtige Wahl. Und selbst wer einen schönen und leistungsfähigen Bodendecker ohne Blüten sucht, wird im Vinca minor Sortiment mit 'Grüner Teppich' fündig. Das moderne Vinca- Sortiment bietet eben für jeden Geschmack die richtige Sorte.

Dr. Andreas Wrede
Autor

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

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