Klima Fit

Alte Bäume und das Stadtklima

Kritik an aktuellen Baumfällungen in Berlin - Große, alte und vitale Bäume sind das wirkungsvollste Mittel, um in Städten Klimawandelfolgen zu verringern.
Baumfällung
Die Platanenallee am Prinzregentenufer in Nürnberg, gepflanzt zwischen 1900 und 1930. Solche Alleen schützen wirkungsvoll vor den Auswirkungen des Klimawandels. Foto: Philipp Schönfeld

In den letzten Monaten erschienen im Berliner "Tagesspiegel" mehrere Berichte über geplante oder bereits aufgeführte Baumfällungen:

  • "Baumfällungen in Berlin-Hermsdorf: 100 Jahre alte Linden "ratzekahl abgesägt" (05.09.2024).
  • "Kaum Platz, kaum Geld für Bäume in der Stadt: Wird Prenzlauer Berg bald zur Steinwüste?" (27.03.2025)
  • "Großbaustelle auf Berliner Hauptstraße: Senat lässt Bäume fällen, damit Autos keine Umleitung fahren müssen – fürs Klima" (03.04.2025)

Es ging in diesen Fällen nicht um altersbedinge Fällungen, sondern es wurden leichtfertig einzelne oder bis zu 200 Bäume (Tempelhofer Damm) entfernt, um Bauarbeiten zu erleichtern oder um mehr Platz für breitere Straßen zu schaffen. In einem Leserbrief zu einer der oben angeführten Baumaßnahmen hieß es: "(. . .) die Bäume müssen weg, sie können danach ja nachgepflanzt werden." Das spiegelt eine erschreckende und offenbar immer noch verbreitete Ignoranz gegenüber Bäumen und ihrer Bedeutung für das Stadtklima.

Einer der Schwerpunkte der Deutschen Baumpflegetage 2024 war das Thema Baumbiologie und Klimawandel. Die Ergebnisse von neun Beiträgen lassen sich sehr verkürzt in einem Satz zusammenfassen: große, alte und vitale Bäume sind das wirkungsvollste Mittel, um in Städten die Folgen des Klimawandels zu verringern. Prof. Andreas Roloff hat in seinem Beitrag über Methusalembäume berechnet, dass der Verlust eines Altbaums mit 20 Meter Kronendurchmesser die Pflanzung von 400 Jungbäumen erfordern würde. Ob das Nachpflanzen junger Bäume tatsächlich die Fällung alter Bäume ausgleicht, darf bezweifelt werden – sowohl in Bezug auf die Ökosystemleistungen als auch in Hinsicht auf die Ästhetik. Diese Erkenntnisse sind aber offenbar noch nicht ausreichend zu vielen politischen Entscheidungsträgern und der breiten Allgemeinheit vorgedrungen. Anders lässt sich der scharfe Gegensatz zu den angeführten Maßnahmen einerseits und den wissenschaftlichen Erkenntnissen andererseits kaum erklären. Dabei hat sicher schon jeder von uns im Schatten eines Baumes Schutz vor der sengenden Sonne gesucht. Aber das gerät wohl schnell in Vergessenheit.

Die Konsequenz kann nur sein, mehr zum Schutz alter Bäume zu unternehmen und sie vor Fällung zu schützen. Ebenso ist es dringend notwendig, sie durch zusätzliche Pflege und Standortverbesserungen (z.B. Baumscheibenvergrößerung) zu unterstützen. Denn die Altbäume leiden bereits unter den Folgen des Klimawandels. Auf erweiterte Pflegeleistungen und Standortverbesserungen reagieren sie meist sehr schnell. Nur mit dieser Hilfe können sie ihre Dienstleistungen erbringen.

Last but not least sei an die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur erinnert. In Artikel 8 zur Wiederherstellung städtischer Ökosystemen wird bestimmt: "Bis 2030 darf es zu keinem Nettoverlust an der nationalen Gesamtfläche städtischer Grünfläche sowie an Baumüberschirmung im städtischen Raum kommen." Die Fällung sowohl großer Einzelbäume als auch von 200 Bäumen stellt ganz sicher eine solche Verschlechterung dar.

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