FLL-Forschungsforum Landschaft in Essen

Klimawandel kann dem GaLaBau großen Bedeutungszuwachs bescheren

Die durch den Klimawandel vermehrt auftretenden Starkregenereignisse verhelfen dem Garten- und Landschaftsbau zu einer neuen Prominenz - schließlich sei er ein Aktivposten im oberirdischen Überflutungsschutz. So lautete eine der Kernbotschaften des 6. FLL-Forschungsforums Landschaft, das nicht nur von der Forschungsgesellschaft Landschaftsbau Landschaftsentwicklung (FLL), sondern unter anderem auch vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportlatzbau (BGL) veranstaltet wurde. Unter dem Motto "Landschaft 4.0" nahmen an zwei Veranstaltungstagen neben Landschaftsarchitekten auch Bauingenieure, Bundesbeamte und Biologen die zukünftige Arbeitswelt der grünen Branche in den Blick.

Überflutungsschutz als Geschäftsfeld der Zukunft

Die frohe Kunde, dass sich der GaLaBau als Überflutungsschützer profilieren kann, überbrachte Dr. Mathias Kaiser von der Technischen Universität (TU) Dortmund. Der Fachmann für Regenwassermanagement plädierte dafür, dass sich die Landschaftsgärtner ihr Problemlösungspotenzial bei Überflutungen stärker bewusst machen und das Geschäftsfeld des Überflutungsschutzes ausbauen sollten. Schließlich sei die Situation glasklar, so Kaiser: Starkregenereignisse seien durch den Klimawandel zusehends unbeherrschbar, und unterirdische Entwässerungsstrukturen allein würden nicht mehr genügen. Daher sei die Gestaltung der Geländeoberfläche die einzig praktikable Lösung - wo der GaLaBau ins Spiel käme. Kaiser untermauerte seine These mit einem Beispiel vom Studentenwohnheim seiner Hochschule. Dort hatte es vor zwei Jahren in einem Einzugsgebiet von 200 Metern einen Regenguss nahezu biblischen Ausmaßes gegeben. Innerhalb weniger Stunden hatte sich das Wasser bis zu einer Höhe von drei Metern gestaut, die Keller der Studenten waren komplett überflutet. Um beim nächsten Mal besser vorbereitet zu sein, wurde klassische GaLaBau-Arbeit verrichtet - etwa, indem ein neuer oberirdischer Fließweg angelegt wurde.

Es gab auch eine Reihe von Referenten, die den Blick in eine fernere Zukunft richteten. Aus gutem Grund: Die Digitalisierungsprozesse, die ganze Arbeitsfelder revolutionieren könnten, machen auch vor der grünen Branche nicht Halt.

BIM: Effiziente und transparente Bauplanung

Deutlich wurde das unter anderem im Vortrag von Prof. Dr. Andreas Thon von der Hochschule Geisenheim University. Der Leiter des Instituts für Landschaftsbau und Vegetationstechnik stellte die modellbasierte Planungsmethode BIM ("Building Information Modeling") vor, die aus einem 3D-Modell und Zusatzinformationen (Attributen) besteht. Auch wenn manchem Gast im Auditorium angesichts der IT-Fachsprache des Referenten mitunter der Kopf qualmte, erschloss sich doch schnell, welche Möglichkeiten das Modell in Zukunft bieten könnte. Während bislang eine 2D-Planung von Planern und Bauherren Standard ist, könnte sich BIM als "Rundum-Sorglos-Paket" für Kommunikation und Transparenz bei Bauvorhaben etablieren. Die Methode fokussiert den gesamten Lebenszyklus eines Baukörpers - Planung, Bau, Unterhaltung, Umbau und Abriss sowie der Zeitplan und die Kosten werden von BIM erfasst.

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Damit werden lebenslange Kosten des Baukörpers abgedeckt. Ein weiteres Plus: Die dezentrale Kommunikation zwischen Planer, Bauherr, GaLaBauer und Lieferanten gehöre mit der Methode der Vergangenheit an. BIM ist ein zentraler Datensatz, auf den alle am Bauprojekt Beteiligten zugreifen können - aktueller Wissensstand zu jeder Zeit ist die Folge. Bei allen Vorteilen, die BIM biete, so Thon, sei diese neue Planungsmethode in der Branche noch weitgehend unbekannt - außerdem stecke sie noch in den Kinderschuhen. Thon kündigte allerdings an, sich mit internationalen Kollegen weiterhin für den Vormarsch der BIM-Methode einzusetzen.

3D-Baumbibliothek mit großer Detailschärfe

Der Vorstoß in die dritte Dimension war auch bei Dr. Martin Leberecht vom Institut für urbanen Gartenbau an der Geisenheim University Thema. Er vertrat den Standpunkt, dass in der heutigen Planungssoftware Bäume und Pflanzen zu undifferenziert dargestellt werden. Sein Ziel sei es daher, eine digitale 3D-Baumbibliothek zu entwickeln, die Baumartenspezifität, Entwicklungsphasen und Ökosystemleistungen berücksichtige. Eigenschaftslose Baum-Dummies in Bauplänen wären dann ad absurdum geführt - auch dank BIM. Denn die 3D-Baumbibliothek, so Leberecht, solle mit BIM kompatibel sein. Dementsprechend würden Planer die digitalen 3D-Modelle von spezifischen Baumarten in ihren Darstellungen nutzen und die Planungsskizzen somit deutlich aussagekräftiger machen können.

Die Gefahr, dass Bäume an unpassenden Standorten gepflanzt werden, könnte somit vermindert werden; das 3D-Modell einer speziellen Art offenbart beispielsweise, welcher Kronen- und Belaubungsumfang zu erwarten ist und welche Verschattung er nach sich ziehen wird. Gerade private Auftraggeber, die Baumarten nur nach ästhetischen Gesichtspunkten für ihr Grundstück auswählen, können so vor Fehlentscheidungen bewahrt werden. Leberechts steckt schon mittendrin in der Arbeit. Der Forstwissenschaftler hat mit seinem Team 3D-Laserscans bei bislang fünf Baumarten angefertigt und Wuchsmuster entwickelt. In der nächsten Phase gilt es dann, ein Scan-Schnellverfahren zu entwickeln und 25 weitere Baumarten dreidimensional zu erfassen.

Am Ende soll das Pflanzen mit 3D-Baumbibliothek und BIM in einer Musterstadt getestet werden. Leberecht hat mit seinem Projekt ehrgeizige Ziele: Idealerweise soll die 3D-Baumbibliothek flächendeckend beim Stadtbaummanagement zum Einsatz kommen. Ein entscheidender Vorteil: Die höhere Transparenz gegenüber den Bürgern bei Pflanzplanungen. Außerdem könnte die Allianz von BIM und 3D-Baumbibliothek eine effizientere Baumpflege hervorbringen - etwa indem Baumschnitte dreidimensional visualisiert werden, bevor die Kettensäge angeworfen wird.

Hendrik Behnisch

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