Ökonomisch betrachtet

Konjunkturprogramm oder Krise?

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Nicht viel Unterschiedliches wird derzeit in der Ökonomie diskutiert, da fast alles von der "Coronakrise" beeinflusst wird. Ein Paradoxon fällt dabei auf, denn viele Betriebe berichten, dass zwar eine gewisse Unsicherheit über die Zukunft besteht, das Geschäft aber nicht schlecht läuft.

Zunächst bleibt der Privatgarten die Achillesferse der Branche mit fast 58 Prozent des Umsatzes (5,2 Mrd. Euro 2019). Ein Blick auf das GFK-Konsum-Klima zeigt einen Wert von -23,4 für Mai. Lange Zeit lag er stabil bei rund +10. Das DIW prognostiziert für das zweite Quartal einen Rückgang der Konsumausgaben um 0,75 Prozent nach -0,2 Prozent im ersten Quartal. Bis zum Ende des Jahres steigen sie bereits laut Prognose wieder auf 0,6 Prozent.

Die Wirtschaftsforscher vertrauen offenbar darauf, dass sich die Kauflaune der Privathaushalte rasch wieder erholt. Allerdings verzichten Käufer derzeit besonders auf nicht notwendige Luxusgüter. Übertragen auf den Privatgarten, träfe es den GaLaBau mit maximal 50 Millionen Euro Umsatzrückgang (ca. -1 %), da die Sommermonate entscheidend sind. Unter Umständen ist die "Krise" aber auch ein Konjunkturprogramm, denn die diesjährige Urlaubssaison fällt aus. Über 90 Milliarden Euro geben die deutschen im Jahr dafür aus. Wenn dieses Budget nun für Urlaub im Garten frei würde, so stünden rund 45 Milliarden Euro bereit, denn jeder zweite Haushalt besitzt einen Garten.

Ein kurzer Blick auf den Rest der Umsatzbringer zeigt dagegen nicht viel Erfreuliches. In aktuellen Umfragen des BFW und der Bauindustrie klagen Immobilienunternehmen genauso wie Generalunternehmer über Nachfragerückgang. 95 Prozent der Bauunternehmen erwarten sogar einen Umsatzrückgang von 5 Prozent und mehr. Im verarbeitenden Gewerbe ist laut DIW, nach starkem Einbruch bis Juni, zum vierten Quartal wieder mit einem deutlichen Wachstum zu rechnen. Für 2021 wird in den Auftraggeberbranchen allerdings kein signifikantes Wachstum vorhergesagt. Mit etwas Glück werden die Umsatzanteile für den GaLaBau insofern etwas unter Vorjahresniveau erhalten bleiben.

Ungünstig für den GaLaBau ist, dass gerade in den Sommermonaten die Nachfrage zurückgeht und erst - wenn überhaupt - zum Jahresende die Erholung möglich scheint. Andererseits haben viele Betriebe bereits im letzten Jahr einen hohen Auftragsvorlauf aufgebaut, sodass die aktuell schwachen Zeiten leicht überbrückt werden können.

Am Ende muss es der Konsum wieder einmal richten. Hoffen wir, dass die Prognosen stimmen. Denn da soll es 2021 schon wieder gut aussehen.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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