Land- und Forstwirtschaft wieder als ein System denken

Forstwirtschaft
Der Hauberg ist eine für das Siegerland typische Form der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung. Foto: Bob Ionescu, Wikipedia Commons

Als im 16. Jahrhundert die ersten herrschaftlichen Waldordnungen erlassen wurden, war der Wald in Deutschland weitgehend zerstört. Besonders in den Eisenerzregionen des Siegerlandes und des Lahn-Dill-Gebietes hatte die jahrhundertelange Nutzung der Wälder zur Holzkohlegewinnung, die zur Eisenverhüttung benötigt wurden, die Wälder schwer geschädigt.

Die sogenannten Haubergsordnungen regelten eine Waldwirtschaft, die genossenschaftlich organisierte Niederwälder aus Eiche, Birke und Hainbuche umfasste. Diese lieferten nicht nur Holz, sondern dienten auch zur Getreideproduktion, Gewinnung von Eichenlohe zum Gerben und als Viehweide.

Ein Hauberg wurde üblicherweise in 18-20 Schläge eingeteilt. Jedes Jahr wurde im Frühling ein Schlag entsprechend der genossenschaftlichen Anteile aufgeteilt. Jeder Anteilseigner bearbeitet dann seinen Teil. Birken wurden gefällt, Eichen geschält, um Eichenrinde für die Gerberei zu gewinnen. Die Äste wurden für den Hausbrand verwendet. Kein Zweig blieb ungenutzt. Anschließend wurde Getreide eingesät. Nach der Ernte ruhte der Hauberg einige Jahre. Dann erfolgte einige Jahre Weidewirtschaft mit Kühen, bis nach weiterer Ruhezeit die Bäume erneut auf Stock gesetzt wurden. Dieses intensive System wurde über Jahrhunderte nachhaltig betrieben. Auch andere Systeme (Hutewälder, Obstwiesen, Mittelwälder, Kopfweiden und so weiter) verwischten die Grenzen zwischen Land- und Forstwirtschaft. Umso erstaunlicher ist es daher, dass wir eine so strenge Trennung zwischen den Landnutzungsbereichen pflegen.

Wer im Wald Feldfrüchte anbauen will, oder Bäume auf seine Wiesen pflanzt, hat es mit unterschiedlichsten bürokratischen Hürden zu tun. Erfreulicherweise sind Agroforstsysteme zunehmend in den Blick der Forschung und Anwendung geraten - ob als Baumreihen zwischen Getreidefeldern oder Fruchtwald in Entwicklungsprojekten.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Erschließung tiefer Bodenschichten, Erosionsschutz, Verbesserung des Kleinklimas und des Wasserhaushalts, Steigerung der Artenvielfalt und nicht zuletzt eine Diversifizierung der Einnahmemöglichkeiten für Land- und Forstwirte. Jetzt ist es an der Zeit, neue Berufsbilder wie den Agroforstwirt zu schaffen, die Agrarförderung anzupassen und die alten Systeme wie Hauberg und Obstwiese auf Ihr Potenzial für die Zukunft zu prüfen.

Diplom Brinkhof Tobias Zielisch, Firma BaumBüttner

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