12. Landschaftsbautagung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Landschaftsbau 2030 - Strategien für die Zukunft der Branche

Die 12. Tagung des Studiengangs Landschaftsbau und -Management der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stand unter dem richtungweisenden Thema "GaLaBau 2030 - Strategien in die Zukunft". Rund 180 Teilnehmer kamen, um über den ständigen Wandel der Wirtschaftswelt und der daraus resultierenden Bedeutung für die Landschaftsarchitektur und den Landschaftsbau zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Referate zu Veränderungen im Marktverhalten, in der Organisation, in der Technik sowie im Personalwesen. Den Auftakt der Veranstaltung machte Ursula Heinen-Esser, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Garten- Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). Ihr Impulsvortrag machte deutlich, wohin sich der Landschaftsbau bewegt. "Die Stadt zieht in nächsten Jahren noch mehr Menschen an. Derzeit leben bereits 40 Prozent dort. Es werden demnächst 50 Prozent sein. Dafür muss Infrastruktur wie Parks und Grünflächen geschaffen werden. Auch darin liegt eine Chance für den GaLaBau", so Heinen-Esser. Die Urbanisierung der Städte werde von der Bevölkerung gefordert und von der Politik unterstützt. Für Architekten und Landschaftsbauer werde sich dieser Megatrend positiv auswirken und durch mehr Aufträge, höheren Umsatz, sowie größere Gewinnspannen widerspiegeln. "Wenn die Babyboomer in 15-20 Jahren in Rente gehen, werden sie sich noch einmal ihren Garten erneuern lassen, denn sie haben das nötige Geld und noch 20 Jahre vor sich. Nach diesem Hype wird die Nachfrage drastisch sinken." Unternehmen, die sich jetzt schon mit dem Markt der Zukunft und den damit verbundenen Veränderungen auseinandersetzen, werden auch weiterhin erfolgreich wirtschaften können. Bei der Entwicklung dieser Strategien werde der BGL seine Mitglieder intensiv unterstützen, sagte Heinen-Esser.

Der Dipl.-Ing. Georg von Koppen beschäftigte sich mit der Frage "Veränderungen im Markt: Was ist für den Garten- und Landschaftsbau relevant?". Er konstatierte, dass die Marktveränderungen bereits in vollem Gange seien. Durch die Urbanisierung, Silver Society und Neo-Ökologie sei ein neues Bewusstsein entstanden. Dabei nannte er drei prägnante Bereiche: Individualisierung, Gesundheit und Frauen als Entscheider. Er fasste zusammen: "Megatrends muss man nicht machen, denn sie entwickeln sich."

Nachhaltig wirtschaften und planen

Der Landschaftsarchitekt Eike Richter fokussierte die Nachhaltigkeit in Planung, Bauabwicklung und Bewirtschaftung. Aus seiner Sicht müsse von Anfang an Hand in Hand gearbeitet und das gleiche Ziel verfolgt werden. Von der Bestandsaufnahme bis zur Fertigstellung sollten Bauherr, Architekt und ausführende Firma mit Blick auf die Nachhaltigkeit an einem Strang ziehen. In der Abwicklung müssen diesbezüglich ökologische, ökonomische, soziokulturelle und technische Aspekte beachtet werden. Das verdeutlichte er an einem Beispiel: Material soll gleich dort gelagert werden, wo auch die Verarbeitung stattfindet. Er stellte das Bewertungssystem "Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB)", das es ursprünglich nur im Hochbau gab und nun auch für Außenanlagen erweitert wurde, ausführlich dar.

Haben wir bald eine Eier legende Wollmilchsau auf der Baustelle? Ja, denn der Trend entwickelt sich unaufhaltsam zu einem Geräteträger, der alle anfallenden Arbeiten bewältigen kann. Im Gegensatz zu früher, wo es für jede Aufgabe eine spezialisierte Maschine gab, so Prof. Dr. Thomas Brunsch, Professor für Technik und Bauabwicklung im Landschaftsbau. Sein Referat drehte sich um die Frage: Wohin geht die Maschinentechnik? Die Baumaschinenhersteller haben, nach wie vor, mit den weitreichend bekannten Emissionsrichtlinien zu kämpfen. Modernste Antriebstechnologien sowie innovative Filtertechniken treiben den Entwicklungsprozess weiter voran. Aktuell finden sich bereits Maschinen am Markt, die durch alternative Antriebsvarianten, wie zum Beispiel Hydbrid- und Elektromotoren, den Weg in die Zukunft weisen.

Potential Mitarbeiter

"Auch in Zukunft sind Ingenieurbiologische Maßnahmen für die Renaturierung wichtig." Mit dieser Aussage begannen Prof. Dr. Frieder Luz und Karl-Heinz Freitag ihren Vortrag zur Ufer- und Hangsicherung durch ingenieurbiologische Maßnahmen. In der Vergangenheit wurden Flüsse begradigt und somit beschleunigt, in der heutigen Zeit ist genau das Gegenteil gefordert. Die langsam fließenden Gewässer bieten breite Lebensräume für eine Vielzahl von Organismen und steigern damit die Biodiversität. Künftig sollten lebende Materialien, beispielweise Weiden, genutzt werden, statt einfach nur Steine in die Flüsse zu werfen. "Wer seine Mitarbeiter nicht schützt und fördert, wird in Zukunft ohne Mitarbeiter dastehen!"

Diese Aussage klingt für viele im ersten Moment weit her geholt, ist jedoch bei der zukünftigen Situation am Arbeitsmarkt gar nicht so unwahrscheinlich. Der demografische Wandel ist bereits fortgeschritten. Damit die Unternehmen auch in Zukunft gute Mitarbeiter habe, dürfen sie in jungen Jahren nicht durch zu viel schwere Arbeit verschlissen werden, sonst stehen sie dem Unternehmen nicht bis zum Rentenalter zur Verfügung. Der Dipl.-Ing. Andreas Glasl, von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, unterschied zwischen alters- und alternsgerechter Arbeitsplatzgestaltung. Letzteres würde Methoden beinhalten, wie Job-Rotation, lebenslanges Lernen, Wertschätzung und Lob für die Mitarbeiter. Auch die Weiterbildung von wenig qualifizierten Mitarbeitern ist eine Strategie gegen den Facharbeitermangel. Durch den Rückgang der potentiellen Arbeitskräfte ist die Förderung des Schutzes der Mitarbeiter wichtiger denn je.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Albrecht Bühler ermutigte die Teilnehmer keine Scheu vor der Anstellung von Mitarbeiterinnen zu haben. Mit 87,8 Prozent dominiert nach wie vor das männliche Geschlecht die grüne Branche. Um auch in Zukunft genügend Fachpersonal im Unternehmen zu beschäftigen, sollten zudem Bewerbungen nicht länger als 48 Stunden ohne Bearbeitung im Unternehmen liegen bleiben. Fachkräfte sind mittlerweile sehr begehrt und bewerben sich nur selten bei einem einzigen Betrieb. Eine rasche Bearbeitung signalisiert dem Bewerber seinen zukünftigen Stellenwert im Unternehmen. "Familie und Beruf - Das muss kombiniert werden!" lautete ein weiteres Statement des erfahrenen Ausbilders. Die Unternehmer müssen sich auch mit der Kombination von Familie und Beruf auseinandersetzen. Flexible Arbeitszeitmodelle sind zukunftsweisend und von der Belegschaft erwünscht.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Absolventen Andreas Finkel und Julian Herold für ihre ausgezeichneten Bachelorarbeiten geehrt. Herold setzte sich mit dem Hochwasserschutz als Auftragspotential für den Garten- und Landschaftsbau auseinander. In seiner Arbeit kam er zu dem Ergebnis, dass zukünftig in diesem Bereich ein großes Auftragspotential vorhanden ist. Ebenso machte er darauf aufmerksam, dass der Hochwasserschutz bisher nicht in der Berufsausbildung verankert ist. Finkel untersuchte den Einsatz von Freilandorchideen im Garten- und Landschaftsbau. Sein Fazit ist, dass die Pflanzengruppe der Freilandorchideen kaum Ansprüche an den Standort stellt und daher gerade für die Verwendung im Landschaftsbau sehr gut geeignet ist. Nicholas Hoppe,

Prof. Dr. Christina Lenz

Rudolf Walter Klingshirn (v.l.n.r.), Prof. Dr. Swantje Duthweiler, Andreas Finkel, Julian Herold, Prof. Dr. Christian Huber und Ulrich Schäfer bei der Prämierung der Bachelorarbeiten. Fotos: Alexander Keil
Ulrich Schäfer. Fotos: Alexander Keil
Ursula Heinen-Esser. Fotos: Alexander Keil
Georg von Koppen. Fotos: Alexander Keil
Albrecht Bühler. Fotos: Alexander Keil
Hans Beischl. Fotos: Alexander Keil
Eike Richter. Fotos: Alexander Keil

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