Der Kommentar

Landschaftsbau 4.0

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Alle reden darüber, als wenn es ohne überhaupt keine Zukunft mehr geben wird. Die vernetzte Digitalisierung aller Prozesse in den Unternehmen scheint so unumgänglich, dass heute eigentlich alles Vier-Punkt-Null sein muss, natürlich auch im Landschaftsbau. Die vernetzte Baustelle, bei der der Baustoffhändler schon weiß, wann der nächste 30° Bogen gebraucht wird, bevor es der Vorarbeiter weiß. Oder besser der ganze Garten gleich aus dem 3D-Drucker (erstmal ohne die Pflanzen).

Auf der anderen Seite wird schon ausgerechnet, wie viele Arbeitsplätze dadurch verloren gehen, weil ja die Arbeit von Computern gemacht wird. In der Tat werden schon jetzt einige Arbeiten von Computern autonom erledigt. Für ein Flugticket geht kaum noch jemand in das Reisebüro. Auch die Entscheidung, ob ein Fluggast Entschädigung bei Verspätung bekommen kann, wird zum Teil schon von Computern erledigt.

Die Diskussion um schwindende Arbeitsplätze gab es in gleicher Weise vor 30 Jahren schon einmal, als der Commodore C 64 die Welt verändert hat. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Euphorie rund um dieses Thema ist nicht zu bremsen. Am Bau ist das Akronym BIM (Building Information Modeling) Sinnbild für die Lösung aller Probleme geworden. Der Bundesbau hat gleich einen Plan für die verbindliche Einführung von BIM beschlossen. Als wenn das Chaos an deutschen Baustellen durch Computer beseitigt werden kann. Richtig ist zwar, dass im Rest der Welt BIM durchaus etabliert ist, weil es Investoren fordern, auch weil es Regierungen fordern. Am Ende macht es auch Sinn, weil Probleme an Schnittstellen schneller auffallen.

Trotzdem ist Skepsis angebracht, was die Digitalisierung des Bauens betrifft. Nicht nur weil - so ist ja das Hauptargument für alles, was nicht klappt am Bau - jede Baustelle ein Unikat ist, sondern auch weil die Bereitschaft der Akteure fehlt. Beispiele gibt es genug. Seit 1963 gibt es Standardleistungsbücher, heute voll integrierbar in alle Programme. Die Nutzung solcher Expertensysteme ist jedoch immer noch die Ausnahme, da wird lieber selber "gedichtet". Manche Programme der grünen Branche haben die Idee BIM schon seit 15 bis 20 Jahren in unterschiedlicher Intensität umgesetzt, little small BIM. Was so viel bedeutet wie ein Programm für ein Gewerk, ohne Schnittstellen zu anderen Programmen. Funktioniert schon sehr lange recht gut, nutzen tun es aber wenige.

Auch im Landschaftsbau gibt es Tools, welche die Dokumentation der Leistungen für Abrechnung und Baustellen-Controlling voll digitalisiert haben. Die ersten Betriebe haben es schon wieder abgeschafft, weil Mitarbeiter sich gegängelt gefühlt haben. Trotzdem wird sich auch die Digitalisierung im Landschaftsbau breit machen, weil es für manche Dinge einfach sinnvoll ist. Manchmal ist es aber einfach besser, sich eine Notiz auf einem Zettel zu machen und diesen ins Armaturenbrett des Autos zu legen. Beides wird eine Zukunft haben.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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