Potsdam: Erklärung zum Erhalt historischer Gärten verabschiedet

Landschaftsgärtner haben Schlüsselposition im Klimawandel

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Historische Parks und Kulturlandschaften sind in Klimanot geraten. Foto: SPSG

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den historischen Parks schon längst spürbar. Internationale Fachleute diskutierten jetzt in Potsdam, welche Maßnahmen in Zukunft nötig sind und verabschiedeten die "Erklärung von Sanssouci" zum Erhalt von historischen Gärten und Kulturlandschaften.

Neben der Forderung nach länderübergreifender Vernetzung, einem starken Ausbau von Forschungs- und Modellprojekten, der Bündelung von Wissen, gilt es auch gut ausgebildete Fachkräfte der grünen Berufe zu sichern.

Netz zwischen Forschung und Praxis

Der Klimawandel ist gegenwärtig eine weltweite Herausforderung. Die Zahl der heißen Tage nimmt deutlich zu und die Vegetationszeit verlängert sich. Die zunehmende Trockenheit und häufiger auftretende Wetterextreme bedrohen den Altbaumbestand und die Widerstandskraft aller Pflanzen. Besorgniserregend sind ebenfalls die drastische Zunahme von Schädlingen und die Veränderung der Bodenfunktionen. Immer häufiger kommt es zu Stürmen mit hohen Sturmstärken, was auch der Frage der Verkehrssicherheit eine ganz neue Gewichtung verleiht. In allen Bereichen werden zukünftig Fachkräfte gefordert sein, die gezielt beobachten und vorausschauend reagieren, so Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Kurzfristig gilt es, wissenschaftlich begleitete Modellprojekte in den historischen Gärten und Kulturlandschaften zu realisieren. Darüber hinaus muss die experimentelle Erprobung von Forschungsergebnissen ermöglicht werden.

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"Der Klimawandel ist eine weltweite Herausforderung", so Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Foto: Puder
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Um historische Gartenanlagen zu erhalten, werden gut ausgebildete Fachkräfte mit hohem technischem Know-how und sehr guten Pflanzenkenntnissen gebraucht. Foto: Ines Bauer/Neue Landschaft

Durch fortlaufende Dokumentation, regelmäßiges Monitoring und die Veröffentlichung der Maßnahmen und Ergebnisse, können Lösungen zum nachhaltigen Schutz und Erhalt gefunden werden die sich national und international auf historische Stätten übertragen lassen. Forschung und Praxis müssen stark zusammenarbeiten und international vernetz werden.

Welche genauen Folgen der Klimawandel für das Berufsbild der Landschaftsgärtner bringen wird, ist noch nicht klar erkennbar, so Prof. Dr. Norbert Kühn.

Pflege wird individueller

Der Fachgebietsleiter für Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung an der Technischen Universität Berlin sieht "die Wurzeln des Gärtnerberufes" dabei als bedeutend an. "Das Beobachten der Natur rückt wieder ins Zentrum." Neben technischen Innovationen werde man in Zukunft auch verstärkt auf altes Know-how, beispielsweise das Mulchen, zurückgreifen. Die grünen Berufsbilder werden sich stärker auf ökologische Prozesse ausrichten. Pflege und Erhaltung werden individueller, werden ein Reagieren auf den von Ort und Zeit abhängigen "Ist-Zustand". Aber angesichts der Veränderungen der Natur haben die grünen Berufe eine Schlüsselposition bei der Erhaltung historischer Gärten und Parks, prognostiziert Kühn.

Für Prof. Dr. Michael Rhode, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und Herr über fast 800 ha historischer Parks in Potsdam, Berlin und im Land Brandenburg, gehört der Klimawandel schon lange zum Arbeitsalltag. Vorsorgende und schützende Maßnahmen haben höchste Priorität, schließlich stehen in Sanssouci heute noch Bäume, die Peter Joseph Lenné Anfang des 19. Jahrhunderts pflanzen ließ. Bäume im Park haben eine künstlerisch-symbolische Bedeutung. Der Altbaumbestand müsse so lange wie möglich erhalten werden, so Rhode. Die natürliche Widerstandskraft der Gehölze müsse stetig gestärkt werden, die Pflege künftig noch weiter intensiviert werden.

Handbuch zum Klimawandel

Auch sortengerechte Nachpflanzungen benötigen viel Pflege, besonders in der Phase des Anwachsens. Veränderte Boden- und Wasserqualität erfordern zudem dringend mehr Forschungsvolumen. Im Park Sanssouci greift man bereits auf überliefertes Wissen zurück. Im Rahmen des Modellprojektes "Gartenperspektiven" wird ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Bewässerungssystem im östlichen Lustgarten in Stand gesetzt, was die Bewässerung mit Brauchwasser aus der Havel sichert. Zudem werden dort historische Obstsorten gepflanzt. Mit der in Potsdam vereinbarten Erklärung ist ein wichtiger Schritt in Richtung der nötigen Vernetzung und internationalen Zusammenarbeit gemacht worden. Kultur- und Forschungseinrichtungen, Zivilgesellschaft und Politik müssen ihre Erkenntnisse fortan besser bündeln, um die Strategien für die Erhaltung historischer Kulturlandschaften im Klimawandel tiefgreifender zu entwickeln, appellierte Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der SPSG. Zur Fachtagung "Historische Gärten im Klimawandel - Empfehlung zur Bewahrung" hat die Schlösserstiftung daher ein gleichnamiges Handbuch herausgegeben. 90 Autoren behandeln die Auswirkung der sich verändernden Umweltbedingungen auf Schlösser und Parks exemplarisch. Der Band bietet die erste wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme zu diesem Thema und ist zugleich die Grundlage für die weiterführende Forschung. IBa

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