Laubschöne und schwachwachsende Weigelien

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Der Trivialname Maiblumenstrauch für die Sträucher der Gattung Weigela Thunb. ist Programm, da die Arten und Sorten dieser Gehölzgattung im Wonnemonat Mai und im Juni ihre weiße, rosa oder auch rote Blütenpracht voll entfalten und somit im Blühzeitenkalender des Gartens die Lücke zwischen Flieder- und Rosenblüte schließen.

Zu der im Nordöstlichen Asien beheimateten Gattung Weigela werden in der Fachliteratur neun beziehungsweise zehn Arten gezählt. Es gibt allerdings auch sachkundige Stellen im Internet, die von zwölf Arten sprechen. Einig ist man sich unter den Fachleuten allerdings, dass es derzeit über 150 Sorten beziehungsweise Kulturformen von diesen im Regelfall bis zu 2,5 bis 3 m hohen und ebenso breiten, trichterförmig wachsenden Sträuchern geben soll. Angesichts steigender Grundstückspreise werden gerade in den Ballungszentren die Hausgärten immer kleiner. Schwach wachsende Sorten finden auch in urbanen Reihenhausgärten vom Typ "Schuhkarton" noch ihren Platz. Daneben werden auch laubschöne Sorten mit gelbem, rotem oder sogar panaschiertem Laub verstärkt nachgefragt. Der Grund dafür ist ihre interessante, leuchtende Laubfarbe, lange nach Abschluss der Blüte.

Im "Eurotrial", einer europaweiten Kooperation von gartenbaulichen Versuchseinrichtungen, die regelmäßig gemeinsam Gehölzsortimente sichten, arbeiten in Deutschland gegenwärtig die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, das Bundessortenamt Hannover und das Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop mit. Zuletzt, genauer zwischen 2009 und 2012, wurde ein Sortiment der gemeinhin als robust und wenig krankheitsanfällig bekannten Strauchgattung Weigela Thunb. geprüft, das sich aus 26 buntlaubigen beziehungsweise schwach-wüchsigen Sorten zusammengesetzt hat.

Im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, über dessen Ergebnisse an dieser Stelle berichtet werden soll, wurden auf Wunsch beziehungsweise Vorschlag von örtlichen Baumschulen ergänzend zum Sortiment der 26 Eurotrial-Sorten noch weitere 22 Sorten und Kulturformen geprüft, wodurch einzelne Sorten zum Teil doppelt im Sortiment vertreten waren, dann allerdings aus unterschiedlichen Quellen, also Baumschulen.

Wie und was wurde gesichtet, also geprüft?

Das Sortiment der 26 Eurotrial-Sorten wurde von Andrew McSveveney und Chris Sanders von der Royal Horticutural Societty (RHS) in Wisley (UK) zusammengestellt und mit Hilfe einer örtlichen Baumschule über Stecklinge vermehrt.

2008 wurden die Pflanzen europaweit an die teilnehmenden Versuchseinrichtungen verschickt und dort im abgesprochenen Muster, das heißt jeweils drei Pflanzen pro Sorte, im Abstand 1x1 m, ausgepflanzt. Geprüft, oft wird auch gesagt gesichtet, wurde ab 2009 bis 2012. Bewertet wurden dabei folgende Eigenschaften:

  • Blühwirkung
  • Wuchs
  • Gesamteindruck
  • Winterhärte u. a.

wobei Noten zwischen 1 (= sehr schlecht) bis 10 (= ausgezeichnet) vergeben werden konnten.

Die absoluten Zwerge im Sortiment

Hinsichtlich der in den modernen, urbanen Gärten immer wichtigeren Eigenschaft der Schwachwüchsigkeit und Kompaktheit gab es in Ellerhoop sehr große Unterschiede im geprüften Weigelien-Sortiment. Teilweise wurden sogar große Unterschiede innerhalb einer Sorte festgestellt, die aus zwei verschiedenen Baumschulen stammten. Die Sorten im blauen Kasten 3 wurden hinsichtlich des Habitus, also bezüglich ihrer Kompaktheit und ihres Schwachwuchses, mit den Noten 8 und besser bewertet (Vergleiche auch Abb.1).

Als die absoluten Zwerge im Sortiment, bei denen neben dem Schwachwuchs auch der gesamte Habitus überzeugte, sollten die Sorten 'Minor Black' (= Vorweig 3), 'Minuet' und 'Pink Poppet' aufgefasst werden. Sie würden sich sogar zur Bepflanzung von Gräbern eignen, selbst wenn auf den jährlichen moderaten Rückschnitt verzichtet werden soll, der allgemein zusammen mit dem leichten Auslichten der Sträucher zur Erhaltung der Blütefülle und zur Wuchsregulierung empfohlen wird.

Als sehr kleine Sorten, die selbst am Ende der Sichtung im Jahr 2012 eine mittlere Sprosshöhe von 1 m nicht überschritten hatten, wurden die in Abbildung 5 aufgeführten Sorten identifiziert. Die dort aufgeführten Sorten haben sich, im Unterschied zu den oben erwähnten drei Sorten, im Laufe der Sichtung jedoch aus verschiedenen Gründen (zum Beispiel Frost- oder Trockenschäden) zum Teil als unattraktiv herausgestellt und wurden daher, in Bezug auf den Habitus (= Note für Kompaktheit und Zwergwüchsigkeit), nicht ganz so gut eingestuft.

Leuchtend farbiges Laub, das den Blüten fast den Rang abläuft

Die Ergebnisse zur Zierwirkung des Laubs in Ellerhoop attestieren insbesondere den Sorten mit gelb-panaschiertem Laub besonders gute Noten, obwohl angemerkt werden sollte, dass der individuelle Geschmack die Noten durchaus beeinflusst haben wird. Die Bewertung der Sorten durch einen Prüfer mit einer Präferenz für rotes oder gelbes Laub, hätte vielleicht ein anderes Ergebnis zur Folge gehabt. Da bei den meisten rotlaubigen Sorten jedoch die Zierwirkung der zumeist roten oder rosafarbenen Blüte eingeschränkt ist (z.B. 'Naomi Campbell' mit fast braunrotem Laub, die ansonsten, auch hinsichtlich der geringen Wuchshöhe von 104 cm, positiv aufgefallen ist und die gelblaubigen Sorten in ihrer Farbwirkung und Leuchtkraft den Sorten mit panaschiertem Laub eindeutig unterlegen waren, werden sich sicher auch andere Prüfer der Benotung aus Ellerhoop anschließen können.

Der Zierwert des Laubes wurde im Verlauf der Sichtung regelmäßig geprüft und mit den Noten 1 (= Laub nicht zierend) bis 10 (= sehr hoher Zierwert des Laubes) bewertet. Die im Kasten 4 aufgeführten Sorten wurden über den gesamten Prüfzeitraum bezüglich des Zierwertes des Laubes, also insbesondere aufgrund ihrer Farbwirkung, mit den Noten 8,0 und besser bewertet. Das Laub war zum Teil so farbig und leuchtend, dass die Blüten einen erwähnenswerten Teil ihrer prägenden Funktion für den Zierwert dieser Sorten an das Laub verlieren. Trotzdem muss erwähnt werden, dass einige der Sorten mit besonders schönem Laub auch besonders starkwüchsig gewesen sind und zum Verkahlen älterer Zweige neigten, was in der Gesamtbewertung dieser Sorten natürlich negativ angerechnet werden musste. Zu diesen Sorten zählten beispielsweise 'Wessex Gold' und 'Kosteriana Variegata'. Andere erwiesen sich als etwas blühfaul wie zum Beispiel die Sorte 'Monet', die außerdem an einzelnen Triebteilen zu grünlaubigen Rückmutation neigte, aber unter den laubschönen Sorten, und sie hat schönes Laub, mit durchschnittlich nur 83 cm Sprosshöhe die schwachwüchsigste ist. Ebenfalls nicht ganz so starkwüchsig sind die Sorten 'Nana Variegata' (139 cm Sprosshöhe) und 'Magical Rainbow' (112 cm), die außerdem weniger stark zum Verkahlen neigen und sehr gute Werte in der Blühwirkung erhalten haben.

Häufig gilt, entweder buntlaubig oder schwachwüchsig

Die Sichtung in Ellerhoop hat gezeigt, dass es zum Beispiel mit 'Minuet' und 'Pink Poppet' durchaus sehr schwachwüchsige Sorten im modernen Weigelien-Sortiment gibt, von denen sich einige sogar für die Grabbepflanzung eignen würden. Unter den laubschönen Sorten sind viele frohwüchsige Sorten, die sich ohne regelmäßigen Schnitt nicht für kleine Gärten eignen. Die Sorten 'Nana Variegata' und 'Magical Rainbow' bleiben zwischen 110 und 140 cm klein und weisen außerdem, neben ihrem äußerst zierenden Laub, eine schöne Blühwirkung auf.

Andreas Wrede und Thorsten Ufer

Abb. 8: Weigela hybr. \'Wessex Gold\', aufgenommen im Frühsommer 2012, erhielt die Note 9,0 für den Zierwert des Laubes, neigt aber ebenfalls zum leichten Verkahlen älterer Triebe. Fotos: Thorsten Ufer
Abb. 7: Weigela florida \'Kosteriana Variegate\', aufgenommen im Frühsommer 2012, erhielt die Note 9,0 für den Zierwert des Laubes, neigt aber an der Basis älterer Triebe ohne regelmäßigen Schnitt zum leichten Verkahlen. Fotos: Thorsten Ufer
Abb. 6: Boniturnoten für den Zierwert des Laubes der in Ellerhoop geprüften Sorten von Weigela. Note 1 = Laub nicht zierend, Note 10 = sehr hoher Zierwert des Laubes.
Abb. 5: Die schwachwüchsigsten Sorten in der Sichtung in Ellerhoop, die selbst nach vier Jahren Standzeit eine Mittlere Sprosshöhe (n = 3) von 1 m nicht überschritten.
Abb. 4: Weigela hybr. \'Minuet\' im Frühsommer 2012 hat für Kompaktheit und Schwachwuchs die Note 9,0 erhalten und kann ebenfalls als absoluter Zwerg bezeichnet werden. Fotos: Thorsten Ufer
Abb. 3: Die nur in Ellerhoop geprüfte Weigela hybr. \'Pink Poppet\' von der Baumschule Schurig in Barmstedt (= \'Piccolo\', Note 9,3 für Kompaktheit und Schwachwuchs) zeichnet sich durch absoluten Zwergwuchs aus und ist auch zur Grabbepflanzung geeignet. Fotos: Thorsten Ufer
Abb. 1: Bewertung des Habitus der in Ellerhoop geprüften Sorten von Weigela; Note 1 = sehr starkwüchsig, aufgelockert Wuchs, Note 10 = sehr schwachwüchsig und kompakt.
Abb. 2: Weigela florida \'Minor Black\' im Frühsommer 2012 (Note 9,0 für Kompaktheit und Schwachwuchs) eignet sich sogar für die Gestaltung von Gräbern. Fotos: Thorsten Ufer
Abb. 9: Weigela florida \'Nana Variegata\' wurde nur in Ellerhoop geprüft und von der Baumschule Kordes Jungpflanzen aus Bilsen geliefert. Der Zierwert ihres Laubes wurde mit der Note 9 bewertet. Unter den vier mit der Note 9,0 bewerteten Sorten ist sie mit durchschnittlich 139 cm Sprosshöhe eine schwachwüchsigere Sorte, die gleichzeitig auch gute Noten für die Blühwirkung erhalten hat. Fotos: Thorsten Ufer

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Dr. Andreas Wrede
Autor

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

 Thorsten Ufer
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Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

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