Junge Landschaft

Lebensraum Garten, Teil 3 - Hecken

von:
Biotope GaLaBau
Foto/Grafik: Uwe Bienert
Biotope GaLaBau
Foto/Grafik: Uwe Bienert

Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLabau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Hecken.

Beim Festlegen des Themas war ich mir nicht darüber im Klaren, wie umfangreich dessen Umsetzung sein würde. Im Vorfeld muss ich schon um Nachsicht bitten, dass dieses Thema nur mit Zusatzliteratur umfassend bewältigt werden kann.

Nichtsdestotrotz - Hecken sind ein wichtiger Lebensraum und ein wertvolles Biotop. Doch eins muss man sich bewusst machen: Hecken, so wie sie in unseren Gärten stehen, kommen in der Natur nicht vor!

Ich sehe Fragezeichen in den meisten Gesichtern. Die "grünen Konstruktionen", die wir im urbanen Siedlungsbereich "Hecken" nennen, sind immer menschengemacht. Sie sind ein wichtiges Kulturgut und begleiten den Menschen seit Beginn seiner Kulturgeschichte (eine sehr unterhaltsame Abhandlung dazu findet sich bei Wikipedia). Sie sind als Biotop nur bedingt geeignet und sollen nur am Rand erwähnt sein. Die Hecken, die uns hier als Lebensraum interessieren, finden wir in der freien Landschaft, im ländlichen Raum und in großen Parkanlagen.

Was macht Hecken als Bauelemente der Natur ökologisch so wertvoll?

In unseren stark ausgeräumten Landschaften mit ihren geringen oder sogar fehlenden Wald- und Grünanteil tragen Hecken zur Biodiversität und Vernetzung von Biotopen bei. Hecken zählen zu den sogenannten Linienbiotopen. Damit bieten sie auf kleinstem Raum mit sehr unterschiedlichen Standortfaktoren, von feucht-schattig bis sonnig, wichtige Strukturen. Der überall angestrebte Grünverbund wird durch sie erst möglich.

Durch ihre Linienform dienen sie manchen Vögeln und vielen Fledermäusen als Orientierungslinie. Sie sind aber auch als Rast- und Versteckmöglichkeit bei Reptilien und Amphibien beliebt und ermöglicht es diesen Tieren, zu überleben. Große Hecken sind dabei wirkungsvoller als viele kleine Hecken. Man kann diese Hecken als Vorposten für die Wiederbesiedlung unserer Landschaft verstehen. Untersuchungen haben ergeben, dass man mit einer maximalen Artenvielfalt rechnen muss, wenn aller 150 bis 200 m eine Heckenvariante zu finden ist.

Hecken, die sich in den meisten Privatgärten befinden, sind in der Regel als Abgrenzung konzipiert und dienen als optisches Gartenelement. Eine ökologische Bedeutung (abgesehen von ihrer Funktion als Kohlendioxid-Vernichter) haben sie nicht. Ich höre förmlich den Aufschrei: "Es brüten doch auch manchmal Vögel drin!" Aber zu 80 Prozent sind das Amseln - die ökologische Vielfalt hält sich also in Grenzen.

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Foto/Grafik: Uwe Bienert

Hecke heißt im ökologischen Sinn nicht - geschnittene Gehölzlinie, sondern Lebensraum, Biotop. Dazu sollte sie als Kernzone optimal eine Breite von 5 m als Gehölzstreifen besitzen. Dazu kommt noch ein beidseitig etwa 5 m breiter vorgelagerter Stauden- und Wildkrautsaum, die sogenannte Saumzone. Die Kernzone der Hecke besteht aus baumartig wachsenden austriebsfähigen Gehölzen, die die sogenannte Mantelzone bilden. Die sich daraus ergebende Gesamtbreite lässt sich in der Realität im Privatgarten und in Innenstädten kaum verwirklichen.

Die Artenzusammensetzung der Gehölze ist regional abhängig; besonders häufig sind zum Beispiel Weißdorn (Crataegus monogyna), Hainbuche (Carpinus betulus), Weidengewächse (Salis i. A.), Schlehe (Prunus spinosa), Holunder (Sambucus nigra oder Sambucus racemosa) und Stieleiche (Quercus robur). Im Übergang zum Staudensaum sind Wildrosen wie die Hunds-Rose (Rosa canina) oder die Brombeere (Rubus) häufig. In der Saumzone dagegen finden sich viele Arten, die auch an einer Waldrandzone zu finden sind: Maiglöckchen (Convallaria majalis), Aronstab (Arum), Lerchensporn (Corydalis) und Buschwindröschen (Anemone nemerosa).

Die Mini-Varianten für unsere urbane Welt sind einerseits sogenannte Vögelschutzhecken (als Sortiment in jeder guten Baumschule im Angebot). Andererseits gibt es noch naturnahe Zierhecken aus heimischen Sträuchern, vor allem aus Schlehe, Weißdorn und Hunds-Rose, die einer artenreichen Tierwelt Lebensraum bieten.

Floren- und standortfremde Ziergehölze sind für die heimische Fauna nur von untergeordneter Bedeutung. Einige dieser Pflanzen sind für viele einheimische Insekten überhaupt nicht nutzbar. Gleiches trifft für die Pflanzung "naturferner" Hecken zu. Darunter versteht man beispielsweise Nadelholzhecken und hier besonders meinen privaten "Liebling" - die Thuja-Hecke. Es gibt nichts Schöneres. . . für einen Friedhofsbetreiber!

Biotope GaLaBau
Tabelle: Uwe Bienert
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Tabelle: Uwe Bienert

Das sind schon Typen, diese Hecken!

Man differenziert bei den naturnahen Hecken zwischen drei unterschiedlichen Heckentypen: Niederhecken, Hochhecken und Baumhecken.

Niederhecken werden überwiegend aus niedrigen Sträuchern gebildet, die etwa eine Höhe von 2 bis 3 m erreichen.

Hochhecken besitzen im Zentrum bis 5 m hohe Großsträucher, die beiderseits von niedrigen Sträuchern eingerahmt werden.

Baumhecken sind neben den genannten Schichten der Nieder- und Hochhecke durch die Beimischung einzelner, meist im Zentrum stehender Bäume gekennzeichnet.

Die weitere Typisierung von Hecken erfolgt auf Basis ihres Nutzens sowie ihrer Verwendung.

Hecken beeinflussen die Landschaft. . .

. . . und nicht nur außerhalb der Siedlungen, wie oben in der Tabelle bei den Zierhecken schon angedeutet. Hecken sind nicht nur als Gestaltungselement, sie üben eine stabilisierende Wirkung auf die sie umgebende Landschaft aus, bilden Sicht- und Schallschutz. Der von ihnen beherrschte Standort unterscheidet sich deutlich von der Umgebung in den Faktoren Besonnung, Verdunstung, Temperatur, Bodenfeuchte, Luftfeuchte und Windexposition.

Geht pfleglich damit um!

Die Pflege von Hecken muss gewissenhaft durchgeführt werden, da überalterte Hecken im Sinne des Biotopverbundes und des Naturschutzgedankens nur noch einer wesentlich geringeren Anzahl von Arten Heimat bieten. Bleibt die regelmäßige und fachgerechte Pflege der Hecke und insbesondere ihres Saumes aus, entwickelt sie sich zu einer Reihe von Großbäumen. Der artenreiche Saum verbuscht ohne Pflege; es wachsen größere Gehölze, die wegen angrenzender Nutzungen häufig entastet werden: Der Saum verschwindet.

Die Mahd des Krautsaumes am Heckenfuß im Sommer führt zur Vernichtung der besonders schutzwürdigen Vegetationsstruktur im Fußteil, zur Beseitigung der Blütenhorizonte (Insektenschutz) und zur Austrocknung des Heckenbodens, daher sollten die Pflegemaßnahmen Mahd sowie Rückschnitt im Winter erfolgen.

Totholzhaufen (bei Benjeshecken) sind, soweit dies notwendig sein sollte, jedoch nur im Frühsommer (Mai bis Juni) zu bewegen, da die Amphibien sonst in ihrem Rückzugsraum und Winterquartier empfindlich gestört werden. Für die freie Landschaft gilt: Zur Verjüngung müssen die Gehölze der Hecken abschnittsweise, je nach Gehölzart im Abstand von etwa zehn bis 20 Jahren "auf den Stock gesetzt" werden. Die Abschnitte sollten eine Länge von 150 m oder die Hälfte der Gesamtlänge nicht überschreiten, damit typische Heckenbewohner das Biotop wiederbesiedeln können. Dies gilt äquivalent auch im Hausgarten oder Park. Hier sollte man Heckenabschnitte (bitte nicht die Formschnitthecken!) aller fünf bis sieben Jahre "auf Stock" setzen.

Die Zeitintervalle zwischen den Pflegemaßnahmen an Gehölzen sind abhängig von der Gehölzart und von der Ausprägung der Hecke. Der Rückschnitt von stark austriebsfähigen Gehölzen kann alle fünf bis zehn Jahre erfolgen. In Deutschland regelt § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes die Gehölzpflegezeiträume.

Biotope GaLaBau
Tabelle: Uwe Bienert
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Tabelle: Uwe Bienert

Hecken in Gefahr

Die Gefahren in unserer heutigen Kulturlandschaft sind für Gehölzpflanzungen vielfältig. Das trifft im besonderen Maße für Hecken zu und hat viele unterschiedliche Ursachen:

  • Folgen des Wald- und Baumsterbens durch Immission von Luftschadstoffen
  • Nivellierung der Standortfaktoren durch Nährstoffeintrag des Regens (Stickstoff)
  • Nutzungsintensivierungen und Nutzungsänderungen
  • Intensivierung der Landwirtschaft mit zunehmendem Biozideinsatz und Nährstoffeintrag (Eutrophierung)
  • Flurbereinigung
  • Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen in Bauland
  • Neubau oder die Verbreiterung von Straßen und Wegen
  • zunehmende optische u. akustische Reize durch den Straßenverkehr
  • Wiedernutzung und Intensivierung der Nutzung brachgefallener Flächen
  • mangelnde oder falsche Pflegemaßnahmen (Ordnungsbedürfnis, Verkehrssicherungspflicht)
  • Sommermahd des Saumes
  • Entfernung von Totholz
  • Beweidung bis an die Gehölze (Verbissschäden durch Nutztiere und Wild)
  • Nutzung der angrenzenden Nutzflächen und Äcker bis dicht an die Hecken
  • Kontakt mit verdrifteten Bioziden und Düngemitteln
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Foto/Grafik: Uwe Bienert

Hecken im Garten

Im Garten- und Landschaftsbau sind geschnittene Hecken ein traditionelles und sehr altes Gestaltungselement. Sie werden bereits im Alten Ägypten und in der Antike erwähnt. Besonders im Barock und in englischen Landschaftsparks wurde die Hecke als Abgrenzung der Boskette oder als kleinwüchsiges Ornament angelegt. Im Garten verwendet man eine Vielzahl heimischer und nichtheimischer Gehölze für diese sehr künstlichen Pflanzungen, die meist mehrmals im Jahr geschnitten werden müssen.

Für die Formschnitthecken gibt es drei Grundformen des Heckenschnitts (im Querschnitt der Hecke): der rechteckige, der trapezförmige und der ovale beziehungsweise eiförmige Schnitt. Der rechteckige Schnitt kommt häufig vor, weil er am einfachsten durchzuführen ist, hat jedoch den Nachteil, dass die Hecke in Bodennähe wegen Lichtmangels zum Verkahlen neigt, besonders natürlich bei lichthungrigen Pflanzen und hohen Hecken. Die beiden anderen Schnittformen entsprechen der Lehre, ermöglichen eine bessere Belichtung der unteren Blätter und ergeben einen dichteren Heckenwuchs. Typische in Mitteleuropa heimische Pflanzen für die Gartenhecke sind: Hainbuche (Carpinus betulus), Rotbuche (Fagus sylvatica), Eibe (Taxus baccata), Kornelkirsche (Prunus mas), Liguster (Ligustrum vulgare), Weißdorn (Crataegus monogyna) und Berberitze (Berberis thunbergii). Es werden aber auch häufig nichtheimische Nadelgehölze wie der Lebensbaum (Thuja) verwendet. Während diese Hecken noch Nährgehölze für Tiere sein können, haben Lebensbaum- und Buchsbaum-Hecken mit den freiwachsenden Hecken in der Landschaft keine Gemeinsamkeiten.

Uwe Bienert

Nächsten Monat lesen Sie:
Lebensraum Garten, Teil 4

Quellen:

Rudi Beiser, Geheimnisse der Hecken: Heilkraft, Mythen und Kulturgeschichte unserer Sträucher. Eugen Ulmer;

Hermann Benjes, Die Vernetzung von Lebensräumen mit Benjeshecken. Natur & Umwelt;

Peter Kurz, Michael Machatschek, Bernhard Iglhauser, Hecken. Geschichte und Ökologie. Stocker Verlag;

Georg Müller, Wallhecken, Entstehung – Pflege – Neuanlage. BSH Verlag;

Georg Müller, Europas Feldeinfriedungen, Wallhecken (Knicks), Hecken, Feldmauern (Steinwälle/ Trockensteinmauern), Trockenstrauchhecken, Biegehecken, Flechthecken, Flechtzäune und die traditionellen Zäune. Neuer Kunstverlag;

Peter Schwertner, Heimische Biotope. Natur-Verlag;

Uwe Wegener (Hrsg.), Naturschutz in der Kulturlandschaft, Schutz und Pflege von Lebensräumen. Fischer Verlag;

Martin Degen, Karl Schrader, Der Gärtner 1, Ulmer-Verlag;

Hecker, Einheimische Laubgehölze, Quelle & Meyer Verlag;

Schmidt/Hecker, Taschenlexikon der Gehölze, Quelle & Meyer Verlag

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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