GaLaBau-Wissen

Lebensraum Garten, Teil 4 – Blumenwiesen

von:
GaLaBau Wissen Ausbildung und Beruf
Quelle: Uwe Bienert 2020
GaLaBau Wissen Ausbildung und Beruf
Quelle: Uwe Bienert 2020

150. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Blumenwiesen.

Ohne eine Wertung zu treffen: Sie liegen im Trend! Nicht weil Blumenwiesen blühen und Nährstoffquelle für eine Unmenge von Insekten darstellen, sondern weil sie schick aussehen und einfach hipp sind. Dabei stellen die Blumenwiesen (der Begriff gefällt mir irgendwie nicht so richtig, es klingt altbacken, so nach "schöne, heile Welt") einen wirklich wichtigen Part im Gesamtkonzept des Lebensraumes "Garten" dar. Sie sind nicht nur schön, sondern auch nützlich, und vereinen in diesen beiden Eigenschaften den Anspruch des Menschen auf Ästhetik und den der Natur auf Lebensraum und Nahrungsquelle.

Was die Natur mal so nebenbei (das ist stark übertrieben) macht - eine Wildblumenwiese anlegen, gestaltet sich für uns als Gärtner doch recht mühselig.

Hier ist nicht nur Geduld und Fachwissen gefragt, sondern auch eine gehörige Portion von Vorstellungskraft.

Was wollen wir?

Na klar, eine Wildblumenwiese. Was aber ist das eigentlich wirklich? Sicher keine Ansammlung von Blütenpflanzen nach dem Motto: Hauptsache schön bunt.

Definition Wildblumenwiese: Eine Wildblumenwiese ist eine dauerhafte und stabile, artenreiche Pflanzengesellschaft aus heimischen Wildgräsern und -blumen. Die Artenzusammensetzung richtet sich nach den gegebenen Standortbedingungen, wie Bodenart, Wasser und Klima sowie nach Art und Häufigkeit der Pflegemaßnahmen.

Ein Plan muss her! Kein Pflanzplan, eher ein Saatplan! Um es vorweg zu nehmen, wer auch nur daran denkt, sich im Baumarkt eine dieser lustig bunten Büchsen mit dem unverschämten Aufdruck "Wiesenblumen" zu besorgen und meint, er hat es geschafft, und so schwer war das doch gar nicht mit der Planung - der hat schon verloren.

Ich kann zwar nicht hellsehen, aber ich versuche es einmal. Was wird passieren? Nach der Einsaat dieses "Wiesenblumenersatzsaatgutes" geht nach geraumer Zeit die Keimerei los. Im ersten Jahr werden noch Ringelblume, Mohn und Kornblumen blühen, vielleicht sind auch ein paar völlig nutzlose Exoten dabei. "Scheeeeen bunt!" - aber sieht so eine Blumenwiese aus oder eher ein Ackersaum? Der Kracher kommt im zweiten Jahr, dann vegetieren noch ein paar vereinzelte Mohnblumen vor sich hin und schon bald hat sich die in Lauerstellung liegende Spontanvegetation (landläufig als "Unkraut" bekannt) diesen Platz erobert. Um das nicht erleben zu müssen: Finger weg von der Baumarkt-Wiesenblumen-Saatgut-Mischung!

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Wir benötigen ein Saatgut, das einige Kriterien erfüllt um die Wiesenblumenansaat zum Erfolg werden zu lassen:

  1. Keine Exoten!
  2. Saatgut heimischer Pflanzen
  3. Keine Verwendung züchterisch veränderter Sorten
  4. 70 Prozent Gräser, 20 Prozent Kräuter, 10 Prozent Leguminosen
  5. Beimischung von Grasarten, die die Blumen nicht verdrängen.
  6. Einjährige und mehrjährige Pflanzen
  7. Der Standort bestimmt die Auswahl!
  8. Angaben, wie Artbezeichnung und Menge, zu allen in der Mischung enthaltenen Arten
  9. Saatgut aus naturschutzverträglichem Anbau, also Verzicht auf Kunstdünger, Pestizide und Hybridsorten

Das klingt nach Quadratur des Kreises. Aber nichts ist unmöglich und es gilbt wie immer zwei Möglichkeiten, entweder ich ordere mir mein Saatgut von einem Saatgut-Profi oder ich mische mir alles selbst zusammen. Meine Tendenz wäre allerding der professionelle Saatgutzüchter, wie beispielsweise Kiepenkerl, Blühking oder Rieger und Hoffmann GmbH - um nur drei zu nennen.

Bevor man Saatgut ordert, gilt es, immer erst den Standort der zukünftigen Wildblumenwiese zu analysieren: Bodenprobe, Nährstoffgehalt, Porenvolumen, Wassergehalt - das volle Programm!

Noch eine Sache ist gefragt: Geduld

"Modernes" Saatgut ist züchterisch soweit bearbeitet, dass man die Zeit für die Keimruhe minimiert hat. Bei unserem Wildblumensaatgut ist das noch weitgehend ursprünglich. Das heißt, die Pflanzen benötigen für die Keimung 6-10 Wochen (!) und länger (!!!).

Die Natur verhindert mit dieser Strategie unter anderem, dass alle Keimlinge durch ungünstige Witterungsbedingungen absterben. Für einen solchen Fall stehen somit noch verspätet keimende Samen zur Verfügung.

Aber auch nach der Keimung ist Geduld eine wichtige Tugend. Im ersten Jahr ist das Ergebnis ziemlich dürftig. Das liegt vor allem an den Mehrjährigen, die einige Zeit für ihre Entwicklung benötigen. Eine frisch gesäte Wildblumenwiese braucht zwei bis vier Jahre für die Entwicklung der ihr beigemischten Arten und sieht dann jahrelang wunderschön aus.

Zeit ist Geld, aber wo bleibt der Spaß?

Saatgut haben wir jetzt und eigentlich kann es mit der Anlage unserer ökologisch so wertvollen Wildblumenwiese losgehen. Aber wie? Es gibt nicht nur zwei, sondern gleich vier Möglichkeiten:

  • Das "Ausmagern" eines bestehenden Rasenstückes oder
  • Entfernen des Bewuchses vor der Neuanlage oder
  • Austausch des Oberbodens oder
  • Aufschüttung auf den bestehenden Bewuchs

In der Tabelle (S. 56) werden die einzelnen Verfahren kurz skizziert und dann muss man selbst entscheiden

Im Märzen der Bauer …

  • . . ach, kennt keiner mehr, egal! Zweckmäßig ist es, die Größe der Fläche zu kennen um beim Saatgutbetrieb die richtige Menge bestellen zu können. Wieviel Saatgut man pro Fläche benötigt, ist von Mischung zu Mischung unterschiedlich. Hier richtet man sich am besten nach den Angaben des Saatgutbetriebes. Auf der gut vorbereiteten Fläche wird das Saatgut so verteilt, dass ein gleichmäßiges Saatbild zu erkennen ist. Die Aussaat erfolgt kreuzweise. Das Saatgut wird je nach Menge mit feinem Sand vermischt. Dadurch lässt es sich gleichmäßiger auf der Fläche verteilen. Danach wird es "eingeigelt" (eingeharkt) und anschließend angewalzt und bewässert. Fertig!

Noch ein Hinweis: die Pflege

  • lege ist bei einer Wildblumenwiese sehr wichtig. Jetzt werden wieder Schlauberger sagen: In der Natur pflegt auch keiner! Richtig, dort wird nicht gepflegt, sondern geäst. Wer nicht pflegen will, muss seine Wiese halt abäsen. Kleiner Spaß! Obwohl, auch eine Beweidung ist eine Pflegemaßnahme - in der Landschaftspflege sehr gefragt. Schließt man die Augen und denkt an eine Wiese, sieht man ein Blumen-Gras-Gemenge. Dieses typische Bild rerreicht man am ehesten, wenn diese beiden Partner gemeinsam ausgesät werden. Gras ist die Leitpflanze der Wiese. Einiges sollte man aber doch beachten:
  • ) Säht man nur Blumen aus, erhält man eine Artenzusammensetzung, die es in Wiesen nicht geben würde und die sich nicht zu einer stabilen Gemeinschaft entwickelt. Die verschiedenen Blumenarten würden zu stark konkurrieren und sich zu wenig Raum für die Entwicklung lassen. Konkurrenzschwaches Gras verhindert das Eindringen starkwüchsiger Arten von außen.
  • ) Die traditionellen, blütenreichen Blumenwiesen vereinen Gras und Blumen, weil diese unter den gegebenen Standort- und Nutzungsbedingungen zusammen eine stabile, dauerhafte Artengesellschaft bilden.
  • ) Es kommt also auf die Zusammensetzung der Arten und den Standort an, wenn die dauerhaft schöne Wildblumenwiese gelingen soll.
  • ) Nährstoffreiche Standorte eignen sich nicht für Wildblumenwiesen. Von ihnen werden magere Standorte bevorzugt.
  • ) Grundsätzlich verändert sich eine Blumenwiese mit den Jahren. Wenn der Grasanteil mit der Zeit zu hoch wird, liegt häufig ein zu nährstoffreicher Boden und/oder eine zu geringe Schnitthäufigkeit vor.
Quellen:
  • Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse, (Bernd Böhmer, Walter
    Wohanka; Ulmer-Verlag)
  • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag)
  • Schädlinge & Krankheiten (Pippa Greenwood, Andrew Halstead; Dorling Kinderley Verlag)
  • Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group)


Nächsten Monat lesen Sie:
„Lebensraum Garten, Teil 5 – Naturteiche“.

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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