Jungelandschaft, GaLaBau Wissen

Lebensraum Garten, Teil 5 - Naturteiche

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151. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Naturteiche.

Die „Naturteiche“, über die hier etwas zu lesen steht, sind keine Teiche. Keine Teiche, wie man sie sich vorstellt in Deutschlands Gärten mit sauberer Uferzone, und bis ans Wasser reichendem schönen grünen Rasen, mit Goldfischen und angelndem Gartenzwerg. Nein, ganz und gar nicht. Deshalb lassen Sie mich hier nicht von Naturteichen, sondern von Klein- und Kleinstgewässern schreiben.

Kleine Gewässerkunde

Die große Bedeutung unserer Gewässer für den Haushalt der Natur ist jedem von uns bekannt. In erster Linie denken wir aber dabei an größere Seen und Flüsse. Das ist nahezu folgerichtig, da wir sicher erstmal unseren Lebensraum und unsere Erholung, also unseren Nutzen in den Vordergrund stellen. Betrachten wir das Thema "Gewässer" aber aus ökologischer Sicht sind die unzähligen Klein- und Kleinstgewässer besonders wichtig und erhaltenswert. Zu ihnen zählen Teiche, Weiher, Tümpel und sogar mit Wasser gefüllte Wagenspuren. Auch unsere Gartenteiche gehören dazu. Während Weiher und Teiche in der Regel ganzjährig Wasser führen, können Tümpel und andere Kleinstgewässer temporär trockenfallen. Kleingewässer haben eine enorme Bedeutung für den Artenschutz. In Deutschland leben auf der Fläche, die Kleingewässer in Anspruch nehmen (ca. 1 % der Landesfläche) knapp 5300 Tierarten (das sind 13 % der Fauna Deutschlands).

Man unterscheidet zwischen natürlichen und künstlichen stehenden Gewässern. Unter den natürlich entstandenen Gewässern ist die Pfütze mit Abstand das Kleinste. Sie hat eine geringe Wassertiefe und ist innerhalb weniger Tage austrocknet. Neben der Pfütze trocknet auch der Tümpel nach einer gewissen Trockenperiode aus. Er ist in der Regel flach und wird durch Oberflächenwasser gespeist.

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Anhand dieser beiden temporären Gewässer ist schon zu erkennen, dass die Grenzen zwischen ihnen fließend sind, denn wo ordnet man die vielzitierte Traktorspur ein: Sie ist relativ tief, trocknet nicht so schnell aus und wird durch Oberflächenwasser gespeist.

Der Weiher ist das kleinste Gewässer ohne Zu- und Abfluss, welches ganzjährig Wasser führt. Im Unterschied zum See gelangt im Weiher an seiner tiefsten Stelle noch Sonnenlicht an den Grund. Der See ist das größte natürliche stille Gewässer, das tiefer ist als der Weiher und ebenfalls das ganze Jahr über nicht austrocknet. Unter den künstlich angelegten Gewässern ist der Teich die häufigste Variante. Er besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Weiher, wurde jedoch von Menschenhand erschaffen. Der zweite Vertreter der künstlichen Gewässer ist der Stausee, der in seinen Eigenschaften und Dimensionen dem See sehr ähnelt. Er entsteht durch die künstliche Aufstauung von Wasser.

Wie wertvoll sind Kleingewässer überhaupt?

Der Hauptpunkt bei der Bestimmung des ökologischen Wertes ist die biologische Vielfalt diese Form von Gewässern. Entlang der Ufer beziehungsweise Ränder entwickeln sich Pflanzengesellschaften, die typisch für feuchte Standorte sind. Die Uferregion ist mit ihren Verlandungszonen ein reich strukturierter Lebensraum. Viele Amphibien und Insekten mit aquatischen Larven (Libellen, Köcherfliegen usw.) sind auf Kleingewässer angewiesen.

Ein zweiter Punkt erschließt sich aus dem Verbund verschiedener Kleingewässer zu einer linearen Struktur in der Landschaft. Mit ihr werden die einzelnen Lebensräume vernetzt. Die Kleingewässer bilden Vernetzungsachsen für an Wasser gebundene Organismen und für Tierarten, die entlang von Strukturen wandern.

Bedingt durch den schwankenden Wasserstand der kleinen Gewässer zählen sie zu den dynamischsten Biotopen der Landschaft. Sie besitzen damit ein sehr hohes Regenerierungspotential, da besonders Pionierarten von ihnen profitieren. Unter Pionierarten versteht man Tier- und Pflanzenarten, die neue Flächen als Erste besiedeln. Sie sind auf einschneidende Veränderungen eingestellt und finden nach kleineren Krisen und Katastrophen (Austrocknung u. ä.) schnell wieder ihren Lebensraum und können Verluste durch hohe Geburtenraten schnell kompensieren. Diese Spezialisten sind auf solche dynamischen Lebensräume angewiesen.

Anforderungen an künstliche Kleingewässer

Um ein Klein- oder Kleinstgewässer im Garten zu schaffen ist es notwendig Erdarbeiten vorzunehmen um eine Hohlform im anstehenden Boden zu schaffen. Logisch! Je nach angestrebter Gewässerart (Pfütze, Tümpel etc.), soll diese dauerhaft oder temporär mit Wasser gefüllt sein. Wichtig ist, dass dieses Gewässer vor allem in trockenen Frühjahren nicht gänzlich trockenfällt. Warum, ganz einfach: Bei einigen Tierarten (Amphibien, Insekten usw.) kann es zum Verlust von Laich oder Larven beziehungsweise zum Entzug der Nahrungsgrundlage kommen. Im Sommer wiederum kann ein Austrocknen von Vorteil sein, da hier die angestrebte Fischfreiheit des Gewässers unterstützt wird. Für die Schaffung eines naturnahen Kleinstgewässers mit hoher ökologischer Bedeutung ist es deshalb von Vorteil, dass man den Standort höhenmäßig so wählt, dass der Grundwasserspiegel für die Gewässerbefüllung genutzt werden kann. Durch die Bepflanzung der Ufer mit Gehölzen wird eine Verringerung der Verdunstung im Sommer möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Die Aufheizung des Wassers im zeitigen Frühjahr und im Sommer kann gewollt sein, wenn das Kleingewässer von wechselwarmen Organismen besiedelt werden soll. Dabei ist es auch erforderlich die Gewässertiefe gering zu halten. Ein weiterer Aspekt ist die Frage nach der Gewässersituation im Winter. Darf das Gewässer während langer Kälteperioden komplett durchfrieren?

Die Ufergestaltung soll meist unregelmäßig und vielfältig erfolgen.

Bevor man mit der Anlage eines naturnahen Kleingewässers beginnt, sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Welche Arten sollen gefördert werden und welche Voraussetzungen müssen dazu erfüllt werden?
  • Wie ist der Untergrund beschaffen?
  • Wie tief liegt der Grundwasserspiegel?
  • Wie groß und wie tief soll das Gewässer werden?
  • Wie sollen die Ufer beschaffen sein?
  • Was geschieht mit dem Aushub?
  • Sind Bepflanzungen und zukünftige Pflegemaßnahmen notwendig?
  • Welche weiteren Gestaltungselemente sind möglich?

Die Traktorspur im Garten

Die wenigsten Kunden werden sich von einem Landschaftsgärtner dazu überreden lassen im Garten, direkt neben dem gepflegten Rasen, eine mit Wasser gefüllte Traktorspur entstehen zu lassen. Das ist ganz weit am Ziel vorbei. Aber mit den ober gewonnenen Erkenntnissen lässt sich im Privatgarten als auch im öffentlichen Raum viel bewerkstelligen.

Grunderkenntnis sollte sein: Nicht die Größe macht's! Nicht der überteure Schwimmteich mit Super-Ökozone ist das einzig Wahre, sondern das Zusammenspiel von Gewässer und Umland, der Verbund mit anderen Biotopen und die naturnahe Gestaltung.

Größe von Kleingewässern: kein Wortspiel

Die Größe von diesen Gewässern richtet sich nach dem zur Verfügung stehenden Platz im Garten und den konzeptionellen Ideen des Kunden. Ein Naturteich sollte über flache Wasserstellen verfügen, da diese von vielen Wasserbewohnern zum Ausruhen und zur Paarung genutzt werden. Ein flaches und dicht bepflanztes Ufer bietet den Tieren viele Versteckplätze und ermöglicht das einfache Verlassen und Betreten des Teiches. Sumpfzone und Flachwasserzone sollten in solchen Teichen großzügig angelegt werden.

Pflanzen im Naturteich

Naturteiche werden am besten nur mit einheimischen Teichpflanzen bepflanzt. Abhängig von der Größe des Teiches sollte die Auswahl der Teichpflanzen erfolgen.

Teichpflanzen, die nicht zwingend direkten Wasserkontakt benötigten, aber für das Wachstum ständig Feuchtigkeit brauchen, bilden bei den Kleingewässern den Hauptbepflanzungsanteil. Einige dieser Arten vertragen mitunter auch für kurze Zeit einen erhöhten Wasserstand, andere dagegen ausschließlich nur feuchten Boden. Pflanzen in der Uferzone haben meist flache Wurzelballen und benötigen keinen tiefen Bodengrund. Die Uferzone unterliegt durch Regenfälle oder Verdunstung ständig wechselnden Wasserständen.

Deshalb sollte die Uferzone in drei Bereiche unterteilt werden:

In der Sumpf- und Flachwasserzone finden Pfeilblätter, Hechtkaut, Schwanenblumen sowie Binsen und Seggen Ihren Platz. In tieferen Bereichen sollten Unterwasserpflanzen wie Wasserpest oder Hornkraut Ihren Platz finden. Diese entnehmen dem Teich viele Nährstoffe und produzieren Sauerstoff.

Quellen:

Drews, R., Ziemek, H. (1995): Kleingewässerkunde. Eine praktische Einführung. Quelle & Meyer, Wiesbaden,

Heitkamp, U. (2006): Stagnierende Kleingewässer in Südniedersachsen. Typologie, Umweltbedingungen und Fauna. Naturschutzverband Niedersachsen, Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems, Göttingen,

Kaule, G. (1991): Arten- und Biotopschutz. Ulmer, Stuttgart,

Riedel, W. (1985): Kleingewässer in der heutigen Kulturlandschaft. Das Schicksal der Dorfteiche des Friedrich Junge. In: Janssen, W., Riedel, W., Trommer, G., Hrsg., Junge, F., Nachdruck von 1907, Der Dorfteich als Lebensgemeinschaft, Lühr und Dircks, St. Peter-Ording,

Wildermuth, H. (1982): Die Bedeutung anthropogener Kleingewässer für die Erhaltung aquatischer Fauna. Natur und Landschaft 57, International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group).

Nächsten Monat lesen Sie: "Ein Heidenspaß"

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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