Teil1: Staudenmischpflanzungen für schattige Standorte

Licht ins Dunkel

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"Schattenspiel" (links): verschiedene Hosta, Hakonechloa und Heuchera \'Caramel\' sorgen für einen starken Struktur- und Farbeffekt. Foto: Andreas Adelsberger

Andreas Adelsberger I Staudenmischpflanzungen gehören seit einigen Jahren zum gängigen Bepflanzungskonzept von Kommunen und werden gerne im halböffentlichen Wohnumfeld wie auch in Privatgärten verwendet. Sie benötigen vergleichsweise wenig Pflege und schaffen ästhetisch ansprechende Pflanzflächen mit farbenfrohen Aspekten im Jahresverlauf.

Mittlerweile sind auch die ersten pflegeextensiven Mischungen für halbschattige und schattige Standorte auf dem Markt. Einige davon wurden in Veitshöchheim im Jahr 2009 konzipiert und nach einer vierjährigen Testphase weiterentwickelt. 2013 wurden neun dieser Mischungen in der überarbeiteten Version aufgepflanzt, weitere drei Jahre getestet und 2016 zur GaLaBau in Nürnberg veröffentlicht.

Fünf dieser Konzeptmischungen sind relativ robust und eignen sich für halbschattige und absonnige Standorte an Gebäuden oder vor Gehölzen als auch für lichtschattige Partien unter Bäumen. Diese fünf Mischungen tragen das Präfix "Schatten-" im Namen: "Schattenspiel", "Schattenkabinett", "Schattensilber", "Schattengold" und "Schattenjuwelen".

Die anderen vier Konzepte sind blütenreicher und repräsentativer, dafür aber auch etwas anspruchsvoller an den Standort hinsichtlich Bodenfeuchtigkeit und Helligkeit. Diese Saummischungen werden in der kommenden Ausgabe der "Neuen Landschaft" vorgestellt.

Schattige und halbschattige Bereiche, insbesondere unter Bäumen, sind herausfordernde Standorte, die nicht immer einfach zu bepflanzen sind. Tatsächlich müssen Stauden zwischen oder am Rand von Gehölzen mit geringerem Lichtangebot, Wurzeldruck, zeitweiligem Wassermangel oder Konkurrenz um Nährstoffe zurechtkommen. Zielsetzung der Versuchsreihe war unter anderem für solche Standorte verschiedene Mischungen zu entwickeln. Wie bei den in den Jahren zuvor erfolgreich entwickelten Staudenmischungen für die Freifläche tritt anstelle einer aufwendigen Pflanzplanung eine standortgerecht definierte "Rezeptur" aus verschiedenen Stauden, Gräsern und Zwiebelpflanzen. So ergänzen sich Arten mit diversen Wuchseigenschaften zu einem sich weitgehend selbst regulierenden System.

Der Versuch am Waldfriedhof in Veitshöchheim sollte Aufschluss darüber geben, welche Stauden/Staudenmischungen für problematischere Standorte in Schatten und Halbschatten insbesondere unter Bäumen geeignet sind. Untersucht wurden Trockenheits- und Schattenverträglichkeit sowie die Dauerhaftigkeit der Mischungen und das Konkurrenzverhalten der einzelnen Arten untereinander. Fünf Jahre lang wurden monatlich visuelle Bonituren durchgeführt, um die ästhetische Qualität der einzelnen Mischungen zu untersuchen. Zudem wurde der Pflegeaufwand festgehalten.

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ilbrig schimmernde Blattoberflächen wie z. B. von Brunnera \'Jack Frost\' dominieren das Sommerbild (links). Foto: Andreas Adelsberger
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"Schattenkabinett": Farbdreiklang aus roter Bergenia \'Abendglocken\', blauer Hyacinthoides \'Blue Queen\' und gelbgrüner Euphorbia robbiae untermalt mit Waldmeister. Foto: Andreas Adelsberger
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"Schattenkabinett": der Waldmeister und die grazile Akelei bringen Leichtigkeit in die Mischung. Foto: Andreas Adelsberger

Zwischenergebnisse der Versuchsphase 1:

Zwei der getesteten Mischungen ("Schattenjuwelen" und, "Schattengold") erwiesen sich schon am Ende der Versuchsphase 1 im Jahr 2013 als recht ausgewogen in Höhenabstufung und Blühaspekten. Sie wurden in der Optimierungsphase nur leicht verändert. Die übrigen Mischungen konnten derweil noch nicht überzeugen und mussten in ihrer Zusammensetzung stärker überarbeitet werden.

Aus der ersten Versuchsphase ergaben sich allgemein folgende Feststellungen und daraus abgeleitete Folgerungen:

  • In halbschattigen und absonnigen Bereichen ohne oder mit nur geringem Wurzeldruck war die Entwicklung der Mischungen zufriedenstellend. Innerhalb von zweieinhalb Vegetationsperioden konnte bei einer Pflanzdichte von sechs bis sieben Stauden pro Quadratmeter eine nahezu vollständige Bodenbedeckung erreicht werden.
  • Unter Buchen- und Hainbuchen war die Entwicklung sämtlicher Mischungen unbefriedigend, das zeigte der erste Versuchsabschnitt deutlich. Stark durchwurzelte Böden eignen sich demzufolge kaum für Staudenmischungen, da die Wurzelkonkurrenz einfach zu stark ist. Ohne Bewässerung überlebten nur wenige robuste Arten und selbst diese erwiesen sich aufgrund einer sehr geringen Zuwachsrate als wenig geeignet.
  • An Standorten unter der Eiche, die als Tiefwurzler die oberen Bodenschichten weniger durchwurzelt als Buchen oder Hainbuchen, gediehen die meisten Stauden zufriedenstellend, allerdings war im Vergleich zu baumfreien Versuchsparzellen ein sehr viel späterer Flächenschluss zu beobachten. Für solche Standorte ist es sicher empfehlenswert, die Stückzahl der Stauden pro Quadratmeter auf zehn Stück zu erhöhen, insbesondere sind hier die Bodendeckeranteile zu verstärken.
  • Insgesamt waren zu viele Arten pro Mischung und zu viele höhere, strukturschwache Stauden (z. B. Geranium phaeum) verwendet worden, was zu einer eher unruhigen Wirkung führte. Für die Überarbeitung der Mischungen galt es also, die Artenanzahl zu reduzieren und den Anteil von strukturstarken, niedrigeren Stauden und Bodendeckern zu erhöhen.
  • Insbesondere die Zwiebelpflanzen brachten im Frühjahr viel Farbe in die Pflanzung und erregten bei den Friedhofsbesuchern viel Aufmerksamkeit. Die wenigen sommerblühenden Stauden hingegen konnten meist nicht überzeugen. Die Folgerung daraus war, mehr Blattschmuckstauden zu verwenden und einen stärkeren Blütenaspekt im Frühjahr zu fördern. Hier galt es in den fünf Schattenmischungen die Stückzahlen der Kleingeophyten zu erhöhen.
  • Konkurrenzschwache beziehungsweise anspruchsvollere Arten wie Pulmonaria oder Tiarella fielen zu einem großen Teil aus, waren also für Mischungszwecke auf den untersuchten Standorten ungeeignet. Konkurrenzstarke ausläufertreibende Stauden wie Aster ageratoides 'Ashvi' oder sehr stark aussamende Arten wie Telekiaspeciosa dominierten die Pflanzungen hingegen nach einiger Zeit. Es galt also sie durch weniger dominante Arten zu ersetzen. Positiv fielen die Veilchen auf: Viola labradorica und Viola odorate versamten sich willig in Lücken, stellten aber keine Konkurrenz zu den anderen Arten dar.
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Herbstaspekt mit Euphorbia und Molinia \'Heidebraut\' (unten). Foto: Andreas Adelsberger
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"Schattengold": Die Auswahl der Sorten sorgt für Aufhellung in schattigen Partien (oben). Foto: Andreas Adelsberger
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"Schattensilber": Frühlingseffekt mit blauer Brunnera und weißer Stellaria holostea als robuster Bodendecker (oben). Foto: Andreas Adelsberger

Versuchsphase 2

Aus diesen Überlegungen erfolgte 2013 eine Aussortierung beziehungsweise Neuzusammenstellung der Mischungen. Nun waren anstatt 20 Arten nur noch zwölf bis 15 Arten pro Mischung vorgesehen. Für die zweite Versuchsphase von 2013 bis 2016 wurden vier Schatten- und fünf Saummischungen nordwestlich und nordöstlich des neuen Analytik-Gebäudes der LWG jeweils einmal aufgepflanzt. Der schmale Pflanzstreifen wurde mit 25 bis 30 cm Oberboden angefüllt und durch die Einarbeitung von Kompost verbessert. Die neun unterschiedlich zugeschnittenen Parzellengrößen bewegen sich zwischen 15 und 45 m². Im Schnitt wurden etwa sieben Stauden pro Quadratmeter und ca. 20 bis 35 Zwiebeln pro Quadratmeter gepflanzt.

Die Pflanzung wurde im Frühjahr 2014 mit Muschelkalkschotter in der Körnung 8/16 in einer Stärke von ca. 5,0 cm gemulcht. Im Schnitt wurden vier bis fünf Pflegegänge pro Jahr durchgeführt. In Trockenphasen wurde nach Bedarf gewässert, auf eine Düngung ist aufgrund der guten Entwicklung der Stauden bislang verzichtet worden. Der Versuchszeitraum war mit drei Jahren angesetzt, die Entwicklung der Geophyten soll darüber hinaus untersucht werden.

Eine visuelle Bonitur erfolgte an acht Terminen zwischen Mitte Februar und Mitte November 2016. Zudem notierten die Versuchsgärtner Pflegezeiten für Jäte- und Rückschnittarbeiten.

Die veränderten Schattenmischungen

Für die Schattenmischungen wurden insbesondere niedrige, robuste und blattschmuckbetonte Arten ausgewählt, die sich schon in der ersten Versuchsphase bewährt hatten. Ein hoher Anteil an Bodendeckern sollte für einen raschen Flächenschluss auch unter ungünstigeren Standortbedingungen sorgen. Die Auswahl von Sorten mit hellen Blüten oder auch panaschierten Blättern sorgen für Aufhellungen in schattigen Partien. Die Zusammenstellungen sind so angelegt, dass sie ganzjährig attraktiv sind. Einen schönen Winteraspekt bieten einige immer- oder wintergrüne Arten oder solche mit interessanten Samenständen. Zahlreiche Frühlingsgeophyten sorgen für Blütenfülle zwischen März und Mai.

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"Schattenjuwelen": der robuste Waldgeißbart überragt die Mischung im Juni. Diese Mischung war die im Test am besten bewertete Mischung. Sie überzeugt zu jeder Jahreszeit mit einem kontrastreichem Blattschmuck. Foto: Andreas Adelsberger
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"Schattenspiel" (oben): Kombination weißer Lenrosen und Schneeglanz zur Blütezeit Ende März. Foto: Andreas Adelsberger

Ergebnisse der 2. Versuchsphase:

Die Mischungen entwickelten sich bis zum Sommer 2016 sehr gut und wiesen fast alle bereits 2015, also am Ende der zweiten Vegetationsperiode, eine weitgehend geschlossene Pflanzendecke auf. Die jährlichen Pflegezeiten differierten je nach Witterung und Standort und wurden in Versuchsphase 1 und 2 durchschnittlich mit ca. 3 bis 5 min/m² (ohne Rüst- und Wegezeiten) ermittelt. Überarbeitung und Veränderung der Mischungen im Jahr 2013 wurden insgesamt positiv bewertet und überzeugen in Struktur und Gestaltungsaufbau mehr als die ursprünglichen Zusammenstellungen. Die Schmuckwirkung aller Mischungen wurde von den zehn Bonitierenden wie folgt beurteilt: Der Anteil der positiven Bewertungen (sehr gut bis befriedigend) ist bei den Schattenmischungen mit durchschnittlich 80 bis 98 Prozent über die gesamte Vegetationsperiode hinweg insgesamt als sehr hoch einzustufen. Besonders gut wurde die Mischung "Schattenjuwelen" bewertet, die ca. 90 Prozent ausschließlich gute und sehr gute Bewertungen erhielt.

Nur sehr wenige Stauden wurden am Ende der zweiten Versuchsphase innerhalb der Mischungen aussortiert. Eine davon war die ausläufertreibende Euphorbia amygdaloides var. robbiae, deren Ausbreitungsdrang und Konkurrenzkraft auf den baumfreien Parzellen zu stark waren. Ersatz war mit der horstbildenden Sorte Euphorbia amygdaloides 'Purpurea' allerdings schnell gefunden.

Hinweise für die Praxis und kritische Bemerkungen

Die Staudenmischungen führen zu einer erheblichen Vereinfachung der Planungsarbeit und bieten eine hohe Anwendungssicherheit; nur sollte der Pflanzstandort für die Auswahl einer geeigneten Mischung gewissenhaft eingeschätzt werden. So lassen sich unter tief wurzelnden Bäumen wie zum Beispiel der Eiche mit den robusten Schattenmischungen schöne Pflanzbilder realisieren.

Empfehlenswert für die Pflanzung ist eine Mulchschicht beispielsweise aus Rindenhumus von 5 bis 7 cm, hier allerdings die Ausgleichsdüngung nicht vergessen! Die Mulchschicht schützt zwar vor zu rascher Austrocknung, in regenarmen Zeiten sollten die Mischungen aber, besonders in den ersten zwei Jahren, ausreichend gewässert werden.

Abweichend vom Zufallsprinzip einer konventionellen Mischpflanzung ist bei den Schattenmischungen die Gruppierung von niedrigen Begleit- und Bodendeckstauden zu empfehlen. Durch die Gruppenanordnung wird die Pflanzung besser strukturiert und entspricht so eher dem Bild einer "ruhigen" Waldbodenvegetation. Zu beachten ist die Giftigkeit einiger Staudenarten. Deshalb sollten die Mischungen nicht an von Kindern stark frequentierten Plätzen eingesetzt werden. Ein diesbezüglicher Hinweis an Kunden muss sicher erfolgen.

Für Landschaftsgärtner bieten die in Veitshöchheim erprobten Mischungen eine gute Hilfe, Bepflanzungspakete für absonnige und schattige Bereiche zu verkaufen, ohne sich mit den einzelnen Arten intensiv auseinandersetzen zu müssen; das dürfte den einen oder anderen überzeugen.

Teil 2 dieses Artikels

https://neuelandschaft.de/artikel/licht-ins-dunkel-8177.html

Weiterführende Literatur

LWG Veitshöchheim (Hrsg.): Merkblatt: Veitshöchheimer Staudenmischungen für halbschattige und schattige Standorte, 1. Auflage 2016.Merkblatt: Veitshöchheimer Staudenmischungen für privates und städtisches Grün, 2. Auflage 2013.(http://www.lwg.bayern.de/landespflege/urbanes_gruen/index.php)

Bund deutscher Staudengärtner (Hrsg.):Merkblatt: Staudenmischung Schattenglanz, 2. Auflage 2013.Merkblatt: Silbersommer, 5. Aufl. 2011.Merkblatt: Staudenmischungen - Attraktives Grün für clevere Gärtner, 4. Aufl. 2011.(www.stauden.de/flyer.html)

Eppel-Hotz, A. et al. (2016): Pflegereduzierte Grünflächen - Attraktive und wirtschaftliche Lösungen mit Stauden und Ansaaten - FORUM-Verlag Herkert GmbH Merching, 155 S.

Fenzl, J. und W. Kircher, (2009): Bernburger Staudenmix - Attraktives Grün für den öffentlichen und privaten Raum. Hochschule Anhalt (Hrsg.), 56 S.

FLL (2014): Fachbericht Staudenverwendung im öffentlichen Grün - Staudenmischpflanzungen für trockene Freiflächen.Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. Bonn (Hrsg.), 176 S.

Heinrich, A. und U. Messer, (2012): Staudenmischpflanzungen - Praxis - Beispiele - Tendenzen. Verlag Eugen Ulmer, 223 S.

Schmidt, C. et al. (2011): Staudenmischpflanzungen. AID Infodienst Bonn (Hrsg.), 148 S.

Dipl. -Ing. Andreas Adelsberger
Autor

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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