Pflanzenverwendung: New German Gardening

Lustvolles Gärtnern statt ermüdender Gartenarbeit

von:

"New German Gardening"? Was ist denn am "deutschen Gärtnern" neu? Gärtner aller Länder singen doch dasselbe Lied beim Unkrautjäten. Listiger und lustiger ist, den Wildwuchs mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Wachstum und Veränderung sind Chance und keine Bedrohung, der durch noch so kunstfertiges Zupflastern von Flächen gekontert werden muss: "New German Style" setzt auf die Pflanze und er schöpft aus dem Vollen. Er steht für naturinspirierte, standortgerechte Pflanzenverwendung auf wissenschaftlicher Basis. "New German Gardening" organisiert das nicht immer leichte Miteinander der verschiedenen, oft wilden Arten an unterschiedlichen Gartenstandorten in der Praxis. Die Kraft und die Dynamik der Vegetation gilt es beherzt zu nutzen, anstatt sie ängstlich zu trimmen, zu unterdrücken gar zu vergiften. Das Vertrauen in die Pflanzen wächst mit der Erfahrung. Im Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim werden seit Jahrzehnten ausgedehnte Staudenpflanzungen nach ökologischen und ästhetischen Gesichtspunkten erprobt, ihr Pflegeaufwand wissenschaftlich erfasst und ausgewertet. So konnten sich individuelle, funktionierende und letztlich sehr pflegearme Arrangements von oft poetischer Schönheit entwickeln. Das wichtigste Rüstzeug der Gärtner sind Kenntnisse und Einfühlungsvermögen in die reiche Welt der Pflanzen. In monatlicher Folge sollen an dieser Stelle Stauden vorgestellt werden, die sich im Weinheimer Versuchsgarten in Erscheinung und Funktion bewährt haben und deren Verwendung besonders empfohlen werden kann.

Fingerhut gehört zu den sich schnell entwickelnden, dafür mehr oder minder kurzlebigen Stauden. Schnellentwickler sind ein unverzichtbarer Bestandteil dynamischer Gärten, da sie schnell präsent sind, bis sich langsam entwickelnde Arten ebenfalls bemüßigen zu blühen. "New German Gardening" setzt auf kurzlebige "Pendler" wie die heimische Digitalis purpurea. Die in einer endständigen Traube stehenden, nach unten gerichteten Rachenblüten mit ihrer hübschen Zeichnung bezaubern nicht nur neu angelegte Beete, sondern füllen durch Selbstversamung Lücken in der Pflanzung. Wie praktisch! Den genauen Standplatz der nächsten Generation bestimmt dabei der Zufall. Die beste Wirkung erreicht der Rote Fingerhut, von dem es etliche andersfarbige Sorten gibt, wenn er in Rudeln zwischen Gehölzen gruppiert wird. Hierbei passen gerne bis zu zehn Stück auf einen m². Durch sein unstetes Verbreitungsverhalten sorgt Fingerhut stets für Überraschungen und trägt so zur individuellen Prägung frisch angelegter wie reifer Gärten bei. Langlebiger, nicht minder schön, aber farblich dezenter sind die Verwandten Digitalis lutea und D. grandiflora. Beide eignen sich bestens, um vertikale Akzente in frühsommerlichen Wildstaudenarrangements zu setzen. Die Bodenansprüche sind gering, es sollte nicht zu feucht aber durchaus nahrhaft sein. Etablierte Pflanzen und Selbstaussaaten brauchen nicht gewässert zu werden. Auch ein Rückschnitt erübrigt sich, da noch die Samenstände gut aussehen.

Aus den Balkanländern und der Türkei kommt eine unübersehbare Zahl von weiteren, oft sehr gartenwürdigen Wildarten in die Staudengärtnereien. Digitalis ferruginea und D. parviflora oder D. lanata mit ihrem sehr standfesten verholzenden Blüten- sprossen sorgen den ganzen Winter noch für Strukturen im Garten, längst nachdem ihre eng stehenden schokoladenbraunen-zimtfarbenen Blüten vergangen sind. Ihr Standort ist der trockene Gehölzrand wo sie auf gut drainierten etwas geschützten Plätzen mehrjährig sind. Auch sie verwendet man am besten in kleineren Gruppen zu anderen Wildstauden.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner/-innen (m/w/d), Stuttgart  ansehen
Meisterin / Technikerin / Bachelor Gartenbau in..., München  ansehen
Bauhelfer (m/w/d) in Vollzeit, Frickenhausen  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
 Till Hofmann
Autor

Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen