Der Kommentar

Master oder Meister

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Im Juli enden, wie jedes Jahr, die Einschreibezeiten an den Universitäten und Fachhochschulen. Zunehmend sinken auch im Landschaftsbau die Einschreibezahlen. Nachdem es im letzten Jahrzehnt an den Hochschulen einen regelrechten Trend zum Landschaftsbau gab - eigene Studiengänge sind im Landschaftsbau entstanden und den Lehrgebieten wurde Landschaftsbau in den Namen geschrieben - gehen nun die Zahlen an vielen Standorten zurück. Besonders zeigt sich das an den wenigen Angeboten im Masterbereich. Was nach der öffentlichen Schelte für die Umstellung von Diplom auf Bachelor und Master besonders überrascht. Wurde doch der Bachelorabschluss gerne als abgewerteter Studienabschluss dargestellt, kaum mehr als der Meister. Das große Problem für die Hochschulen ist, wenn keine Studierenden kommen, werden die Studiengänge dicht gemacht.

Für die Ingenieurswissenschaften, zu denen auch der Landschaftsbau zu zählen ist, gilt aber ohne Einschränkungen, dass der Dipl.-Ing. (FH) absolut gleichwertig zu einem an einer Fachhochschule erworbenen Bachelor ist. Die Möglichkeit einen Master zu machen, ist also auf jeden Fall eine deutliche Aufwertung eines Abschlusses und ist gleichwertig zum alten Universitäts-Diplom. Mit einem Abschluss Master im Landschaftsbau, gleichgütig ob als Vertiefung oder eigener Studiengang, ist ein Abschluss im Landschaftsbau auf gleichem Niveau wie ein Diplom an einer Technischen Universität möglich. Der Berufstand ist damit in der akademischen Welt angekommen. Nach dieser Logik müsste eigentlich jeder einen Master machen, denn ein hoher akademischer Abschluss verbessert das Einkommen.

Trotzdem gehen nur wenige der Bachelor-Absolventen im Landschaftsbau in den Master. Für die Studierenden ist der Wunsch nach einem eigenen Einkommen ein verbreitetes Argument. Dass das zu kurzfristig gedacht ist, belegen die Statistiken. Was aber erschreckend ist, dass auch die Landschaftsbauunternehmen regelmäßig vom Master abraten. Ob hier die Sorge nach zu hohen Einkommenserwartungen, die Angst vor einem zu schlauen Mitarbeiter oder andere Gründe eine Rolle spielen, kann nur geraten werden. Bei den Bauingenieuren ist die Situation, zumindest in Osnabrück, ganz anders. Hier fördern die Unternehmen den Masterabschluss sehr aktiv, oft sogar finanziell. Die Unternehmer wollen bestmöglich ausgebildete Mitarbeiter mit mindestens gleich hohem akademischem Abschluss wie die Auftraggeber.

Hat der Präsident der TU München, Wolfgang A. Herrmann, am Ende doch Recht, der die Meinung vertrat, der Landschaftsbau gehöre nicht an die Universität? Vielleicht ist der Berufstand doch, wie das Bauhandwerk mit der Meisterausbildung bestens bedient, schließlich gibt es ja auch keine Studiengänge für Maurer. Ich bin anderer Meinung.

Mit der Umstellung von Bachelor auf Master hat der Landschaftsbau als Berufsstand die vielleicht einmalige Chance, sich auch in der akademischen Welt zu etablieren, weg von der alten Rollenverteilung, wo der Master der Landschaftsarchitektur dem Gärtnermeister die Anweisungen auf der Baustelle gibt. Der Berufstand sollte diese Chance nutzen und die jungen Menschen an die Hochschule bringen, sonst stirbt das Projekt.

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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