Mehr Formalisierung für die Weiterbildung?
Die Neue Landschaft sprach mit Oliver Hoch, dem Hauptgeschäftsführer des FGL Berlin und Brandenburg. Er vertritt die Landesgeschäftsführer in der BGL-AG Zukunft Berufsbildung sowie im Steuerkreis des Projektes galaQ.
Die grüne Branche verlangt den Bürokratieabbau, formalisiert aber ihre Weiterbildungsstrukturen? Sehen Sie da nicht einen Widerspruch?
Oliver Hoch: Ihre Frage ist sehr berechtigt. Die Antwort darf aber beruhigen: Ein Seminar zur Baustellenorganisation bleibt ein Seminar zur Baustellenorganisation, ein Kurs zu Mauern und Treppen ebenso, was er vorher war. Wenn alles gut eingeführt ist, wird er nur im Rahmen eines Baukastensystems auf eine Weiterbildungssäule anrechenbar sein. Damit wird nichts bürokratischer.
Sollen die Kurse nicht zertifiziert werden?
Oliver Hoch: Nach gegenwärtigem Diskussionstand ist es in einem zweiten Schritt vorgesehen, die einzelnen Weiterbildungsgänge mit zertifizierten Anschlussprüfungen zu versehen, nicht etwa die Einzelkurse. Natürlich wäre dies auch nur ein Wahlangebot, was die freie Buchbarkeit auch anrechnungsfähiger Kurse aber völlig offenlassen würde.
Wann ist denn mit Abschlussprüfungen zu rechnen?
Oliver Hoch: Wir haben uns im Steuerungskreis einvernehmlich dafür entschieden, mit unseren inhaltlichen Vorgaben zunächst eine Pilotrunde zu fahren, um danach auf Grundlage der Rückmeldungen von Betrieben, Teilnehmern und Bildungseinrichtungen eine Nachsteuerung vorzunehmen. Erst dann, also ab Mitte 2019, soll es daran gehen, Prüfungsinhalte zu definieren. Das war für mnachen schwer verständlich, dient aber ganz sicher der Qualitätssicherung.
Wird das alles nicht den Wettbewerb der Bildungseinrichtungen beschränken?
Oliver Hoch: Können wir als Sozialpartner ein besonderes Interesse daran haben, eine möglichst breite Spreizung von Qualität und Preis in unseren Bildungseinrichtungen zu fördern? Wir haben allerdings sehr darauf geachtet, dass wir uns bei den inhaltlichen Vorgaben auf die Formulierung von Kompetenzerwartungen beschränken. Das ist weniger als ein Rahmenlehrplan, das sind simple Zielvorgaben. Die haben wir dafür allerdings unter Beachtung der aktuellen bildungspolitischen Standards formuliert. Die Bildungseinrichtungen erhalten also einen sehr weiten Rahmen, in dem sich dann ein gesunder Wettbewerb um ein gutes Preis-Leistungsverhältnis entwickeln kann. Mit Kursangeboten auf dem freien Markt kann es voraussichtlich ab Ende 2019 losgehen.
Die Sozialpartner setzen auf Weiterbildung für Landschaftsgärtner. Lassen Sie die vielen Angelernten da nicht außen vor?
Oliver Hoch: Ganz sicher nicht! Selbstverständlich werden die Weiterbildungsgänge auch allen Mitarbeitern mit vergleichbarer Qualifikation offenstehen, also etwa Arbeitnehmern mit einem anderen Facharbeiterabschluss und mehrjähriger Branchenerfahrung.
Bringt das Projekt also für Branchenfremde gar nichts?
Oliver Hoch: Um Bildung sinnvoll vermitteln zu können, müssen Sie ein Ausgangsniveau bestimmen, das teilnehmergerechten Unterricht erst ermöglicht. Das ist hier das Facharbeiterniveau. Eine zweite Frage ist, wie man Branchenfremde auf dieses Ausgangsniveau bringt. Das Projekt wird uns drängen, auch auf diese Frage eine Antwort zu finden - was ich übrigens durchaus begrüße.