Der Kommentar

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Die Coronakrise hat auch ihr Gutes. Beim Thema Digitalisierung haben manche Organisationen regelrechte Sprünge gemacht.

So haben Universitäten und Hochschulen, die ja relativ autonom Entscheidungen fällen können, sehr schnell einen Weg gefunden, von Präsenzlehre auf Onlinelehre umzustellen. Bei den meisten Standorten hat die Umstellung keine Woche gedauert, da in der Regel schon immer transportable Endgeräte wie Tablets und Laptops genutzt werden mussten. Das ist nicht toll, aber es war eine Möglichkeit, einigermaßen brauchbar den Lehrbetrieb aufrecht zu erhalten und Studierenden nicht gleich ganze Jahre zu "stehlen". Für Studierende mit schlechtem Netz wurde die Vorlesung aufgezeichnet und kann jederzeit heruntergeladen werden. Schöne neue Welt.

Auch Unternehmen konnten beim "Zoomen", in "Teams", im "GoToMeeting" oder im "Webex" lernen, wie manches Problem auf einmal ganz ohne stundenlange Anreise gelöst werden konnte. Sogar gesetzlich vorgeschriebene Treffen wie Haupt-, Gesellschafter- oder Mitgliederversammlungen dürfen online abgehalten werden. Online-Meetings sind nicht für alles aber für vieles ein geeignetes und selbstverständliches Mittel geworden.

Ganz anders war das, was unseren ganz jungen Menschen angeboten wurde. In den Medien war zwar viel von Homeschooling zu hören, in den meisten Schulen gab es dagegen einen Totalausfall. Dabei hat die Bundesregierung extra das Grundgesetz geändert, um den Ländern an dieser Stelle Druck zu machen. Passiert ist wenig. Von den seit Frühjahr 2019 bereitgestellten fünf Milliarden sind bisher kaum mehr als 200 Millionen an den Schulen angekommen. Dabei ist Ausstattung der Schulen auf dem Stand der 1990er Jahre. Lehrer nutzen aus lauter Verzweiflung private E-Mail-Adressen, um überhaupt Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Aus Datenschutzgründen aber nicht alle Schüler, sondern nur einen in der Klasse oder im Kurs, der dann über WhatsApp die Nachricht als Bildschirmfoto weiterleitet. Dabei gibt es alles schon. Eine HPI-Schul-Cloud ist mit Mitteln des BMBF entwickelt worden und steht seit 2016 allen Schulen zur Verfügung. Immerhin erproben schon 128 Schulen diese Plattform. Wenn es so weitergeht, werden auch meine Enkel keinen Computer in der Schule sehen.

Das Problem liegt aber nicht in den Schulen, sondern an der Regelungswut der Kultusministerien. In Deutschland dürfen Schulen etwa 13 Prozent des Lehrbetriebs selber gestalten, in den skandinavischen Ländern sind es über 80 Prozent. Wenn Lehrer für Dienstzwecke private Geräte nutzen, ist der Datenschutz gefährdet, die Schule hat aber weder Dienstgeräte noch ausreichend Wifi-Verbindungen an der Schule. Dann kommen Fragen, ob es überhaupt zumutbar für die Schüler ist, eigene Geräte zu verwenden. Müssen nicht alle Schüler erstmal sicher Zugang haben? Vor dem Hintergrund, dass nach Angaben des BMBF 96 Prozent der Schüler ein Smartphone haben, sollte das Problem lösbar sein. Studierende können zumindest, so durfte ich lernen, Radlader fahren und gleichzeitig per Handy der Vorlesung folgen. Das zeigt zumindest, dass die Technik ausreichend sein könnte.

In allen Wirtschaftsverbänden hat das Thema Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert bei der Zukunftssicherung unseres Wohlstands. In den Schulen ist diese Aufgabe noch nicht angekommen. Vielleich hat die Coronakrise auch hier etwas Gutes und macht deutlich, dass sich etwas ändern muss. Dem Standort Deutschland ist es zu wünschen.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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