Der Kommentar

Middelhoff-Syndrom im GaLaBau

Wenn Sie zu denjenigen gehören, die sich in der Tageszeitung gelegentlich zum Wirtschaftsteil durcharbeiten, ist Ihnen der Name Middelhoff bestimmt schon öfter ins Auge gefallen. Kürzlich stand er dort noch, weil eine Gerichtsvollzieherin einen Offenbarungseid erzwingen wollte und eine Zahlung von 3,4 Mio. Euro Schadenersatzzahlung fällig geworden ist. Mittlerweile hat die Managerversicherung von Herrn Middelhoff diese Zahlung geleistet.

Im Jahre 2009 ging die Acandor AG, wozu auch die Karstadt-Kaufhäuser gehörten, unter der Führung von Thomas Middelhoff (auch "Big T" genannt) in die Pleite. Kurz vor der Insolvenz hieß es "Die Sanierung ist endgültig geglückt" und "Wir sind zurück auf der Erfolgsspur". So wurde Middelhoff erst kürzlich in der FAZ zitiert. Gleichzeitig wird festgestellt, dass dieser Mann immer noch glaubt, ein genialer Konzernlenker zu sein, dem alles gelingt, der keinen Fehler macht und vor allem nie gemacht hat. Die Liste dieses Typs an Manager ist sehr lang. In den Zeitungen findet der Leser nur die großen Namen: Joseph Ackermann, der die Deutsche Bank in eine tiefe Imagekrise geführt hat, an der seine Nachfolger zu scheitern drohen. Wendelin Wiedeking, der Porsche zwar fulminant aus der Fast-Pleite aufgebaut hat, aber im Grunde an der gleichen Stelle wieder an VW abgeben musste.

Auch die Politik kennt solche Persönlichkeiten. Gerhard Schröder hatte am Wahlabend seiner verlorenen Wahl zu vermitteln versucht, die Wahl gewonnen zu haben. Christian Wulf versucht gerade, der Welt in einem ganzen Buch zu erklären, dass er der richtige Bundespräsident ist. Offensichtlich macht zu viel Erfolg blind für die Realität.

"So etwas gibt es im mittelständischen Landschaftsbau nicht!" "Das gibt es nur in Konzernen und in der großen Politik!" Liegt die Wahrheit nicht vielleicht im Gegenteil? Ist der Mittelstand nicht sogar besonders anfällig? In den Konzernen gibt es Aktionäre, die sehr genau schauen, was Vorstände leisten. Es gibt Aufsichtsräte und bei den ganz Großen gibt es sogar eine Öffentlichkeit in Form der Wirtschaftspresse. In der Politik gibt es die Opposition. Aber in inhabergeführten Unternehmen gibt es niemanden. Der Vorstand ist gleichzeitig Aufsichtsrat und hält 100 Prozent der Aktien. Kontrolle - außer vielleicht von der Bank - Fehlanzeige. Exzesse in Landschaftsbauunternehmen gibt es in allen Niveaustufen: Der Ferrari, den der Insolvenzverwalter verwertet. Das erklärte Unternehmensziel "Keine Maschinen älter als drei Jahre" im Jahr der Insolvenz. Der neue Schwarzdeckenzug für den Nachfolger, der dann alles aus der Insolvenzmasse kaufen durfte.

Charismatische Unternehmer, wie zum Beispiel die bekannten Manager aus der Wirtschaftspresse, haben es leichter, gute "Verkäufer" zu sein, Mitarbeiter für ein Ziel zu begeistern und das Unternehmen erfolgreich zu steuern. Wenn einem aber der Erfolg zu Kopfe steigt und der Blick für Realitäten verloren geht, wird es gefährlich für das Unternehmen. Ein Indiz, ob es schon soweit ist, kann Kritikfähigkeit sein. Wer sich als Chef nichts mehr sagen lassen will, ist ganz schnell verloren. Hoffentlich hat Ihr Betrieb noch keinen "Big T".

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Abteilungsleiter (m/w/d) der Landschaftspflege /..., Worms  ansehen
Forstwirt*in (m/w/d), Stuttgart  ansehen
Gärtner:in (w/m/d) mit Funktion als..., Bremen  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen