Regierung will mehr Grün in den Städten

Ministerin Hendricks legt "Grünbuch Stadtgrün" vor

Bundesregierung und -ministerien
Umwelt- und Bauministerin Barbara Hendricks (Mitte) stellte mit Landwirtschaftsminister Christian Schmidt das "Grünbuch Stadtgrün" vor. Im Hintergrund: Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesnaturschutzamtes. Foto: Britta Seifert/Neue Landschaft
Bundesregierung und -ministerien
Das Stadtgrün braucht Pflege und muss weiterentwickelt werden, steht für Hendricks fest. Foto: Moritz Lösch/Neue Landschaft
Bundesregierung und -ministerien
Hendricks lobt Frankreich: Dort sollen Unternehmen, die ein gewerblich genutztes Gebäude errichten wollten, verpflicht werden, das Dach mindestens teilweise zu begrünen. Foto: FBB
Bundesregierung und -ministerien

Die Bundesregierung will mehr Grün in Deutschlands Städte bringen. Unter Federführung von Umwelt- und Bauministerin Barbara Hendricks hat sie ein "Grünbuch Stadtgrün" vorgelegt, ein amtliches Dossier, das den Wissensstand zur urbanen Vegetation zusammenfasst. Es soll einen fachlichen Dialog über die Bedeutung "Grüner Infrastruktur" anstoßen. 2017 soll ein Weißbuch folgen, in dem die Bundesregierung Lösungsvor-schläge und einen Maßnahmenkatalog präsentieren will.

Deutschlands urbane Grünflächen bedecken rund 4200km². Das entspricht einem Anteil von 9 Prozent an der Siedlungsfläche. Doch das Grün ist ungleich verteilt: In sozial benachteiligten Wohngebieten gibt es rund ein Viertel weniger Grün pro Einwohner als im städtischen Durchschnitt, heißt es im Grünbuch. Während der durchschnittliche Städter rund 50 m² Grün zur Verfügung hat, sind es an sozialen Brennpunkten lediglich 38 m².

Grün ist ungleich verteilt

Für Ministerin Hendricks ist das unfair, zumal die Grünflächen in benachteiligten Stadtteilen "oft auch noch schlechter gestaltet" seien. Dabei sei Bedarf dort "eher größer, denn es gibt dort weniger Gärten, Terrassen und Balkone als in den 'besseren' Stadtteilen". Und die Menschen in den Kiezen seien weniger mobil, nutzten das Grün deshalb viel intensiver. Nach der Vorstellung des Grünbuchs präsentierte sie in einer programmatischen Rede auf dem Kongress "Grün in der Stadt" in Berlin ihre politischen Schwerpunkte zum urbanen Grün.

Pflege leidet unter leeren Kassen

Gestiegen sei die Wertschätzung von Grünflächen in der Bevölkerung und damit auch die Erwartungshaltung, heißt es im Grünbuch. Allerdings, bemängelte die Ministerin, wurden Städte nach dem Krieg für Autos gebaut: "Bäume wurden abgeholzt, um Parkplätze zu schaffen. Grünflächen wurden asphaltiert, um neue Fahrspuren zu bauen." Die Menschen aber wollten, dass das so nicht weitergeht. Viele hätten begonnen, an Baumscheiben und auf Brachflächen selbst zu gärtnern.

Das urbane Grün leide jedoch unter den leeren Kassen der Städte und Gemeinden, diagnostizierte Hendricks. "Wie bei der 'Grauen Infrastruktur' gibt es auch bei der Grünen Infrastruktur einen Investitionsstau." Das Stadtgrün brauche Pflege und müsse weiterentwickelt werden. "Wenn man Bäume nicht pflegt, verkümmern sie." Irgendwann könne man sie nur noch absägen. Der Politik müsse besseres einfallen, als Parkbänke aus Geldmangel abzubauen und Spielplätze zu demontieren.

Bund soll sich mehr engagieren

Hendricks ist überzeugt, dass der Bund sich beim Thema Grün in der Stadt zukünftig mehr engagieren muss. Zunächst seien die Bundesmittel für die Städtebauförderung 2014 von 455 Millionen Euro auf 700 Millionen Euro aufgestockt worden. Diese Mittel, dienten nicht allein dem Stadtgrün, seien "aber eben auch dafür einsetzbar". Viele Kommunen seien beim Stadtumbau auf dem richtigen Weg. Auf ihre Erfahrungen könne man zurückgreifen.

Das "Grünbuch Stadtgrün" soll der Anfang eines längerfristigen Prozesses sein. Nach Angaben von Baustaatssekretär Gunther Adler, erwartet die Bundesregierung nun Vorschläge und Anregungen von Kommunen, Verbänden, Ländern und aus der Fachöffentlichkeit. Via Internetkonsultation werden sie zum Dialog eingeladen. Unter Federführung des Umwelt- und Bauministeriums wird schließlich bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Berlin 2017 ein amtliches Weißbuch entstehen.

"Vielleicht lohnt ein Blick auf die Dächer"

Ministerin Hendricks formulierte bereits ihre Präferenz für das Weißbuch: "Vielleicht lohnt sich einmal ein besonderer Blick auf die Dächer." Gerade auf den Flachdächern in den Großstädten fänden sich "die Asphalt- und Steinwüsten, die wir auf dem Boden nicht haben wollen". Manchmal gebe es auf diesen Dächern kleine grüne Inseln. "Das wär's dann auch." Sie lobte in Frankreich. Dort habe ein Gesetz die Nationalversammlung passiert, das Unternehmen, die ein gewerblich genutztes Gebäude errichten wollten, verpflichte, das Dach mindestens teilweise zu begrünen oder eine Solaranlage darauf zu bauen.

Der Weißbuchprozess Stadtgrün werde mit neuen Forschungsvorhaben und Kurzexpertisen unterstützt, kündigte Adler an. Gedacht ist an ein Forschungsvorhaben zu "Urbanen Freiräumen". Dabei geht es um Spannungsfelder zwischen baulicher Entwicklung sowie Grün- und Freiraumentwicklung. Weitere Analysen sollen die Nutzung von Grünflächen durch unterschiedliche Zielgruppen ausloten.

Aus einer empirischen Studie zur Grünausstattung und Grünstandards will die Regierung Empfehlungen zu Zielen und Orientierungswerten für das Stadtgrün ableiten. Ein sogenannter Stadtbericht wird die ökologischen Leistungen der Natur in der Stadt zusammenfassen.

Neue Forschungsvorhaben und Programme

Nach der Städtebauförderung sollen nun sämtliche Programme aus dem Bereich des Bau- und Umweltministeriums auf den Prüfstand gestellt werden, um herauszufinden, wo Stadtgrün stärker in der Stadtplanung und im Planungsalltag verankert werden kann, wo es konkrete Ansatzpunkte für Grün in der integrierten und nachhaltigen Stadtentwicklung gibt und wie die Wertschätzung und Finanzierung des Stadtgrüns künftig verbessert werden kann. Laut Adler werden Grüne Infrastruktur und Stadtgrün auch im Rahmen der Strategischen Forschungs- und Innovationsagenda (FINA) der Nationalen Plattform Zukunftsstadt (NPZ) adressiert. Die Stichworte seien dabei "Nachhaltiger Umbau urbaner Siedlungs- und Raumstrukturen" sowie "Resilienz und Klimaanpassung". Das Umwelt- und Bauministerium entwickle außerdem ein "Integriertes Umweltprogramm", das die Schwerpunkte und Ziele der Umweltpolitik bis 2030 aufzeigen solle. Dazu würden Visionen und Ziele gebraucht, wie unsere Städte der Zukunft einmal aussehen sollen. Das Grün müsse dabei eine wichtige Rolle spielen. cm

Das "Grünbuch Stadtgrün" ist ein amtliches Dossier, das den Wissensstand zur urbanen Vegetation zusammenfasst. Es wurde am 10. Juni vom Bundesumwelt- und Bauministerium veröffentlicht. Unter www. bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/ Pools/Broschueren/gruenbuch_stadtgruen_broschuere_bf.pdf kann es kostenfrei heruntergeladen werden.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Bezirksleitung Pflegebezirk für das Garten-,..., Düsseldorf  ansehen
Projektleitung Freiraum-/Grünplanung (m/w/d), München  ansehen
Projektmanager (m/w/d) für Moorbodenschutz , Osterholz-Scharmbeck  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen