Afghanische GaLaBau-Azubis aus Göppingen sind jetzt Landschaftsgärtner

Mit Samstags-Kursen und Motivation durch die Gehilfen-Prüfung

Als GaLaBau-Unternehmer ist Johannes M. Jeutter aus Göppingen eigentlich rund um die Uhr ausgelastet. Trotzdem nimmt er sich immer wieder Zeit für sein Ehrenamt. Jeutter ist Regionalbotschafter des Netzwerks Unternehmen integrieren Flüchtlinge für Baden-Württemberg.

Mit der Neuen Landschaft (Ausgabe 1/2020) sprach er in einem Interview mit dem Titel "Geflüchtete haben eine überdurchschnittlich hohe Motivation" über seine Erfahrungen mit den beiden Azubis Hamed Azimi und Aman Moradi in seinem Betrieb. Beide sind Geflüchtete aus Afghanistan. Uns interessierte, wie es seitdem mit den beiden weitergegangen ist. "Aman und Hamed haben mittlerweile ausgelernt", erzählt Jeutter. "Im August haben beide erfolgreich die Prüfung zum Gärtner in der Fachrichtung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau abgelegt." Dieses Ziel zu erreichen, sei auch für viele in Deutschland geborene, aufgewachsene und zur Schule gegangene junge Menschen nicht einfach, gibt Jeutter zu bedenken.

Es war nicht immer leicht

"Aman und Hamed kamen beide als minderjährige Geflüchtete ohne Deutschkenntnisse hierher", so der GaLaBauer. "Aman hat es in kurzer Zeit geschafft, den Hauptschulabschluss abzulegen. Seine Zieheltern standen immer sehr engagiert hinter ihm. Hamed hat, obwohl er nie für längere Zeit eine Schule besucht hatte, mit 3,6 abgeschnitten." Dabei war es nicht immer leicht: "Hamed, der etwas jünger ist, hatte zu Beginn der Ausbildung keinen Schulabschluss", berichtet Jeutter. Wie viele Jugendliche zog er eine Zeit lang die körperliche Arbeit der geistigen vor.

"Wir haben uns dann mit ihm zusammengesetzt und überlegt, was wir tun können", sagt Jeutter. Durch zusätzliche Lerneinheiten, persönliches Engagement anderer Mitarbeiter und Hameds Einsatz sei es gelungen, ihn durch die Ausbildung zum Abschluss zu führen. Mit der bestandenen Prüfung hat er nun einen hauptschulähnlichen Abschluss, auf den er aufbauen kann. Nach dem Gespräch waren alle motiviert. "Hamed war sehr fleißig", erinnert sich Jeutter. Vorarbeiter Dominik Weigl betreute Hamed viele Stunden bei seinen freiwilligen Lerneinheiten. Jeutters Sohn, Gärtnermeister Jacob Jeutter, führte mit beiden Azubis regelmäßig Intensivtrainings durch.

Intensivtraining am Samstag

Die Übungen fanden bewusst außerhalb der Arbeitszeit statt, erklärt Jeutter. "Auf diese Art war die Zeit, die sich die Vorarbeiter genommen haben, so etwas wie ein Geschenk. Die Auszubildenden fühlten sich nicht nur der Firma verpflichtet, sondern ganz direkt der Person, die ihnen gegenübersaß." Lernzeiten am Samstag in der Firma, für die alle aufstehen und anwesend sein mussten, seien ganz besonders effizient gewesen, berichtet Jeutter.

Dennoch wurde es für Aman und Hamed am Ende knapp: Sie mussten eine zusätzliche mündliche Prüfung ablegen, um ihren Abschluss zu bekommen. Durch die vorherige, intensive Vorbereitung, war das jedoch möglich. "Der Stolz der beiden Azubis, jetzt ausgebildete Landschaftsgärtner zu sein, hat uns alle sehr berührt. Auch die Ausbilder freuen sich über das Ergebnis", berichtet Jeutter.

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"Auf der Bundesgartenschau in Heilbronn durfte Aman 2019 beim Bau des Regionengartens Stuttgart helfen und lernte dort den Bauleiter Christopher Wolff von Wolff Gartengestaltung in Magstadt vor den Toren Stuttgarts kennen. Beide waren sich auf Anhieb sympathisch. Aman durfte zum Probearbeiten kommen und schnell war klar, dass sich ihm mit dem Firmenwechsel eine tolle Zukunftsperspektive auftut", berichtet Jeutter. Mittlerweile arbeitet Aman in Wolffs Betrieb, erzählt Jeutter. Er habe sich hervorragend eingelebt und werde in allen persönlichen Bereichen unterstützt. "Hamed wurde von uns übernommen. Er ist ein fleißiger Arbeiter und einfach ein wunderbarer Kollege, der mit seiner Freundlichkeit und handwerklichen Begabung hervorragend integriert ist", berichtet der GaLaBauer.

Viele persönliche Gespräche

Für Jeutter sollen das keine Einzelfälle bleiben. In seinem Betrieb sollen auch andere Geflüchtete eine Chance bekommen, sich ein neues Leben aufzubauen. Derzeit sind bei ihm ein junger Migrant aus Jamaika im zweiten Ausbildungsjahr und ein geflüchteter Jeside im ersten Ausbildungsjahr untergekommen. "Nur wenn wir auf die einzelnen Persönlichkeiten eingehen und ständig an der Gestaltung der Ausbildung arbeiten, wenn wir immer wieder in persönlichen Gesprächen die Arbeitssituation beleuchten, die Menschen anspornen und ihre Stärken fördern, können wir sie beflügeln. Sicher muss auch mal ein ernstes Wort gesprochen werden. Doch wenn dies rücksichtsvoll geschieht und jeder sachlich bleibt, führt es in der Regel zum besten Ergebnis", fasst Jeutter seine Erfahrungen zusammen.

Sein Fazit: "Wir haben inzwischen ein ausgefeiltes Ausbildungskonzept, das Früchte trägt und maßgeblich den Erfolg unserer Firma mitbestimmt. Mit diesem versuchen wir den jungen Menschen zu vermitteln, dass unser Beruf einer der schönsten der Welt ist und die Grundlage für eine abwechslungsreiche Zukunft." Elisabeth Voigt

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