Junge Landschaft

Moderner Indoor-Gartenbau

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136. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Innenraumbegrünung - Landschaft im Kleinen.

Seit jeher war der Mensch im urbanen Raum bemüht, sich die Natur in beziehungsweise an seine Heimstatt zu holen. Das geschah in der Regel durch die Anlage von Garten- und Grünanlagen. Uns fallen dabei die Paradebeispiele ausschweifender Gartenbaukunst wie zum Beispiel Park Sanssouci, Park Branitz, Versailles, die Schlösser der Loire oder die Herrenhäuser Gärten ein. Dabei wurde gerade hier im mitteleuropäischem Raum und in gemäßigten Klimazonen der Welt, in denen die Natur in vegetationsarme und üppige Jahreszeiten geteilt ist versucht, auch über den Winter "Grün" im Lebensbereich des Menschen zu integrieren.

Vorreiter der heutigen Innenraumbegrünung waren ohne Zweifel die Orangerien, die man zum Teil heute noch in den verschiedenen Parkanlagen besichtigen kann. Mit der gesellschaftlichen Entwicklung des Menschen hin zum Bürgertum wurden die Ansprüche an eine ästhetische Lebensumwelt nicht geringer sondern nur kleiner. So entwickelten sich aus diesen großen Vorläufern, den Orangerien, die Wintergärten.

Die moderne Innenraumbegrünung liegt im Kompetenzbereich der Landschaftsgärtner in enger Kooperation mit den Zierpflanzengärtnern. Dabei kann man den Gesamtbereich der Innenraumbegrünung in unterschiedliche Bereiche einteilen: Wintergarten, Florarien und Vivarien, die eigentlichen Topfpflanzen für den Innenraum und die Balkonbepflanzung.

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Warum?

Allein der Gedanke in eine Stadt oder Wohnung einziehen zu müssen, die ohne "Grün" konzipiert ist, lässt einen Schauer über den Rücken laufen. Es ist klar und auch wissenschaftlich belegt: Der Mensch braucht Pflanzen um sich herum, um sich wohl zu fühlen. Die gilt nicht nur für die bekannten Freiräume, sondern auch für Wohnung und Büro. Es ist sogar so, dass selbst das Kaufverhalten von Menschen vom grünen Ambiente beeinflusst wird - deshalb sind Einkaufspassagen immer mit einem reichen Zimmerpflanzensortiment bestückt.

Grünpflanzen bilden Entspannungsinseln. Um zu entspannen, braucht man auch am Arbeitsplatz kleine Auszeiten, um sich zu finden, zur Ruhe zu kommen und um nach einem "Blick ins Grüne" konzentriert und schwungvoll weiter arbeiten zu können. Kommunikation im Grünen sind kreativer, bremsen Aggressionen und sorgen damit insgesamt für effektivere Arbeitsprozesse und verbesserte Ergebnisse.

Außer dem psychologischen Effekt haben Zimmerpflanzen noch weitere Vorteile. Neben der Tatsache, dass dem Raum durch Beschattung und Verdunstung eine Luftkühlung verabreichen, regenerieren sie die Raumluft durch die Photosynthese und ihre Fähigkeit zur Schadstoffaufnahme.

Mit Köpfchen begrünen gilt auch im Innenbereich

Grün ist nicht gleich Grün! Die Lebendigkeit der Farbe wächst mit ihrer Helligkeit und ihrer Leuchtkraft. Helle Pflanzen wirken im Raum wohnlicher, wenn sie mit etwa einem Drittel dunkelgrüner Pflanzen im Kontrast stehen. Der Gärtner muss in der Lage sein, eine gesunde, ansehnliche Kombination zu finden.

An hellen Standorten gedeihen auch panaschierte Formen (z. B. Monstera, Dieffenbachia, Ficus). Aber dunkle und helle Pflanzen profitieren auch in entgegengesetzter Richtung. So wirken Tiefdunkle, große Blätter nicht so düster, wenn eine Kombination mit hellem Grün vorgenommen wird.

Selbst die Form spielt eine wichtige Rolle. Schmale, spitze Blätter wirken beim Menschen oft unruhig, quirlig und lebhaft, Pflanzen mit kleinen, dichtem Blattwerk strahlen eine ruhige Lebendigkeit aus und Pflanzen mit großen, dunklen Blätter haben den Status der solitären Pflanze als Blickfang.

Im Innenbereich aber auch im Bereich des Wintergartens und der Kübelpflanzen kommt noch ein wichtiger Aspekt der Gestaltung hinzu, der im Landschaftsgartenbau weitgehend fehlt: Das Pflanzgefäß!

So wie das Grün zum Raum, dem Design und seiner Nutzung passen muss, gilt dies auch für die Pflanzgefäße. Ihre Farbe und Form müssen mit der ausgewählten Pflanze und deren Umgebung korrespondieren um sich wohlfühlen zu können. Ruhe wird hier durch Harmonie von Pflanze und Gefäß erzeugt, während ein lebhaftes Umfeld durch Kontrastierung erzeugt wird. Harmonien und Kontraste setzen sich im Raum fort, wenn Grünpflanzen saisonal mit blühenden Topfpflanzen, Gestecken oder Sträußen kombiniert werden.

Künstlicher Dschungel im Büro - ein schwieriger Lebensraum

Bei Zimmerpflanzen muss man sich im Klaren sein, dass sie vollständig vom Menschen abhängig sind. Währen im Freiland Pflanzen selbständig auf Wasser- und Nahrungssuche "gehen" können, ist diese im Büro nicht möglich (auch bei feuchten Büros nicht - kleiner Spaß!). Deshalb ist eine intensive Pflege nötig, die in der Regel in das Geschäftsfeld der Garten- und Landschaftsbaubetriebe fallen könnte. Hier spielt natürlich die Aufwand/Nutzen-Abwägung eine wichtige Rolle; jedem ist klar, dass der "GaLaBauer" nicht zu jeder Zimmerpflanze in jedes Büro aufbrechen kann um, die Pflege zu gewährleisten. Das kann keiner bezahlen.

Was ist wichtig für Zimmerpflanzen?

Licht - ist für Pflanzen unverzichtbar. Dabei ist "hell" nicht gleich "hell". Was für den Menschen Hell erscheint, kommt bei der Pflanze meist ganz anders an. So verhindert eine einfache Glasscheibe zum Beispiel schon 50 Prozent des natürlichen Lichteintrittes. Von den restlichen 50 Prozent werden wiederum die Hälfte von Gardinen am Eindringen in den Raum gehindert. Es bleiben also mickerige 25 Prozent Lichtausbeute für die Pflanze im Raum übrig. Wohlgemerkt: hinter der Gardine! Je weiter man in den Raum hineinkommt, nimmt dieser Betrag auch noch ab. Man rechnet hier pro Meter, die man vom Fenster weiter in den Raum geht, mit einer Abnahme von jeweils der Hälfte (also 1 m = 12,5 %, 2 m = 6,25 % usw.). Wie kann man das in den Griff bekommen? Nur durch spezielle Pflanzenbeleuchtung in den dunklen Monaten und durch regelmäßiges Drehen (monatlich um ein Viertel) der Pflanze samt Gefäß.

Um der Pflanze bessere Möglichkeiten zu geben, das Licht auszunutzen und Photosynthese zu betreiben, ist es wichtig, das Blattwerk (welches in 99,999 % der Fälle immergrün ist) abzustauben.

Wasser - regelmäßiges Gießen ist Grundvoraussetzung für gesundes Pflanzenwachstum. Sollte das nicht täglich möglich sein (viele Büroräume sind nur temporär besetzt - Wochenende, Urlaubszeit usw.), leisten spezielle Pflanzgefäße mit Wasser speicher gute Dienste. Sehr gut, aber nicht für alle Pflanzen geeignet sind Hydrokulturen, bei denen auf Erden verzichtet wird und die Pflanze in einem Nährstofflosen Substrat senkrecht gehalten wird und alle Nährstoffe über das Wasser zugeführt bekommt.

Die Wassermenge ist von der Pflanzenart abhängig. Während manche Epiphyten-Arten sich das Wasser aus der Umgebungsluft holen, brauchen zum Beispiel Papyrus-Arten ständig Kontakt zum nassen Element. Staunässe ist bei fast allen Pflanzen verpönt.

Düngen ist von Anfang März bis Mitte Oktober mit Zimmerpflanzendünger nach Herstellerangaben sinnvoll. November bis Februar sollte man diese Gaben halbieren, bei dunkelstehenden Pflanzen sogar vierteln.

Schädlinge treten auch bei Zimmerpflanzen häufig auf und sind die Folge von schlechter Pflege. In der Regel handelt es sich um Springschwänze und Läuse. Die Bekämpfung dieser Plagegeister erfolgt ähnlich der im Freiland. Hier spielen Nützlinge eine wesentlich größere Rolle.

Arten aus aller Herren Länder

Die Vielfalt der Arten ist unüberschaubar. Jeder, der bereits einmal in südlichen Ländern im Urlaub war, wird erstaunt feststellen, welche Ausmaße sein kleiner Zimmer-Eukalyptus oder der allseits beliebte Ficus in freier Natur annehmen können. Die meisten Zimmerpflanzen sind Zwergformen oder künstlich durch Schnitt verkleinerte Formen.

Im Nachfolgenden möchte ich in verschiedenen Tabellen Zimmerpflanzen vorstellen (zur Horizonterweiterung auch einige andere, als in den AuGaLa-Pflanzenbüchern für Azubis festgelegt). Dafür habe ich mir zwei Kategorien ausgedacht:

a) Zimmerpflanzen

b) Pflanzen für Wintergärten und Kübel

Nächsten Monat lesen Sie: "Wasser".

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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