Mosaike und Betonskulpturen

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Inzwischen passen sie ins Standardrepertoire edukativ anspruchsvoller Einrichtungen. Szenespots - und dazu gehören inzwischen gottlob gerade Natur-Erlebnis-Kindergärten - schmücken sich gerne mit bunten Steinchen in Form eines Mosaiks. Wir sind wer! Am liebsten auf traumhaft modellierten Figuren aller Art.

Dabei ist die Idee viel älter, sogar älter als die gewaltigen Bauten von Niki de Saint Phalle in der toskanischen Provinz, die sich ein Lebenswerk und gleichzeitig über giftigen Ausdünstungen zu Tode schuf. Doch reicht uns an dieser Stelle ein knapper historischer Rückblick für die Erkenntnis, dass Gesundheitsbilanz und Qualität der mit zerhauenen Fliesenstückchen bunt-ansprechend beklebten Fantasiewesen enorm zugenommen haben. Es geht heute weitgehend haut- und atemfreundlich. Gleichzeitig wuchs die Kreativität. Als Gründer der neuzeitlichen Fliesomanie sind sicher Rektor Heinz Krautwurst aus Schwabach oder Dorothea Kalb-Brenek vom Atelier Sanfte Strukturen in Herdwangen zu nennen. Beide haben ihre Ideen in Kindergärten, Schulhöfen und Spielplätzen so weit getragen, dass man schon überall glaubt, auf sie gestoßen zu sein. Dabei sind sie nur Vorbilder für viele Nachahmer gewesen. Eine Künstlerbranche in bunter Bewegung. Die Buntheit der Wesen macht sich längst nicht mehr an zerhauenen Kachelstückchen fest. Genauso beliebt und ausgefeilt ist inzwischen bunter Beton. Versuchen wir die verschiedenen Bautechniken zu erläutern.

Mosaike aller Art

Damit die Objekte halten, braucht es einen festen Körper. Im einfachsten Fall ist das der Rand einer Betonröhre. Ansonsten muss man den Körper erst einmal erschaffen. Der kann etwa aus aufgemauerten Steinen mit Betonüberdeckung bestehen. In anderen Fällen kommt Styrodur zumindest für den Korpus in Frage. Das weitere Vorgehen ist dann wieder vergleichbar. Um Hervor- und Herausstehendes zu fixieren, wird meistens eine Armierung mit gerade noch einigermaßen biegbarem Rundstahleisen (bspw. 5 mm stark) im Körper versenkt, über das im nächsten Schritt dann feinerer Hasendraht kommt. Damit formt man Fühler, Arme, Beine, Ohren, Schwänze aus. Die leere Drahthülle wird nun gefüllt und fein verputzt. Auf glatten Putz kann im nächsten Schritt ein frostfester Fliesenkleber kommen, dem frostfeste Fliesen folgen, die zu guter Letzt frostfest zu verfugen wären. Unter Umständen sind scharfkantige Bruchstellen mit dem Schwingschleifer zu glätten. Was hier in schnellen Sätzen aufgeschrieben steht, dauert real Tage und Wochen, denn zwischen den Arbeitsschritten liegen langwierige Bau- und Trockenphasen. Dennoch ist das Mittun an solchen kreativen Bauwerken gerade für Kinder und Jugendliche ein unvergessliches Erlebnis. Dafür sind sie sofort Feuer und Flamme.

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Die Haltbarkeit der Mosaike ist ein Dauerbrenner. Restaurator Christian Mack schreibt dazu: "Bei Benutzerprojekten ist das ja immer ein Problem, weil selten gut genug gearbeitet wird. Normalerweise müssten solche Objekte für die Ewigkeit halten, aber oft ist der Fliesenkleber einfach schon zu trocken oder zu nass oder der Untergrund mit Humus verschmiert - mit Kindern eine echte Herausforderung. Und dann das Fliesenmaterial - wir kaufen inzwischen ein Sortiment garantiert frostbeständiger Fliesen - bei mitgebrachten Fliesen sind einfach zu viele darunter, die für draußen ungeeignet sind, die frieren garantiert auf. Deshalb meine Verfahrensweise mit dem Hydrophobieren, das man übrigens auch später nochmals wiederholen kann, auch wenn's schon kleine Schäden gibt." Und speziell zum Hydrophobieren: "Die Betreuung sollte schon vom Fachmann erfolgen. Als Produkt wurde etwa Remmers Funcosil verwendet. Eine cremig aufgebrachte Siliconisierung, die sich über lange Zeit einsaugt. Der Überschuss wird abgeputzt. Es existieren mehrere Produktvarianten. Sinn macht das nur, wenn nicht frostbeständige Fliesen verwendet wurden oder das Fugenmaterial schlecht verarbeitet wurde. Sind die Fugen mit Fugenmörtel fachgerecht geschlossen, braucht's das nicht. Das Material hilft eher Laienfehler zu korrigieren."

Bemalter Beton oder Stein

Um es vorweg zu sagen: Malereien auf Stein sind ein temporäres Ereignis. Gegen die Bleichkraft der UV-Strahlen und Witterungsextreme hält auf Dauer kaum etwas. In der Regel, teilt Restaurator Christian Mack mit, "verwendet man Silikatfarben, die sich jedoch im Laufe der Zeit abnützen - vor allem wenn der Untergrund saugfähig ist. Besser wäre, den Untergrund zu hydrophobieren und dann mit einer Silikonharzfarbe zu streichen. Das hielte länger, ist aber aus ökologischer Sicht eher mit Fragezeichen zu versehen". Man kann das Verfallsdatum aber auch genau andersrum aufzäumen: "Wichtig wäre der Hinweis, dass die Halbwertszeit der Objekte gewünscht ist - denn jeder kann sich auf diesen Plätzen kreativ einbringen und wenn alle zehn Jahre eine Aktion läuft, wird das Projekt wieder von den aktuellen Benutzern mehr getragen". Auf der anderen Seite scheint Fassadenfarbe gar nicht so schlecht zu sein. Das Tunneltier in Ortenberg-Lißberg hält so schon zehn Jahre farbenfroh durch. Das ist jedenfalls die Erfahrung der Planerin Dorothee Dernbach.

Literatur:

Hilgenstock/Witt: Das Naturgartenbau-Buch. Nachhaltig denken, planen, bauen. Böden, Baustoffe, Bauwerke, Bau- und Vegetationstechnik, Beispiele. Natur- garten Verlag, Ottenhofen 2017. 2 Bände, 816 Seiten, 2725 Foto, 250 Schritt-für-Schritt-Praxisbeispiele. Bezug über Buchshop von www.reinhard-witt.de

Dr. Reinhard Witt
Autor

Freiberuflicher Biologe, Journalist und naturnaher Grünplaner

Reinhard Witt - Fachbetrieb für naturnahe Grünplanung

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