Unternehmensführung

Ökonomisch betrachtet

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Warum haben eigentlich internationale Finanzinvestoren den deutschen GaLaBau für sich entdeckt? Die Betriebe sind doch eigentlich völlig unattraktiv als Kapitalanlage: Es gibt keinen Markt für Unternehmensver- und -ankäufe, das Investitionsobjekt ist nicht fungibel, das Investitionsvolumen ist aufgrund der, durch KMU-geprägten Struktur lächerlich klein und der Wert im Verhältnis niedrig. Dazu kommen die bautypischen Geschäftsrisiken und die Abhängigkeit von der Führungsperson.
Ökonomisch betrachtet GaLaBau
Entwicklung von Branchenumsatz, Umsatzrendite und Kapitalrenditen. Quelle: nach Zahlen der Sparkassen-Finanzgruppe

Auf der anderen Seite registrieren die Investoren einen seit Jahren wachsenden Markt, kontinuierlich steigende Umsatzrenditen und Kapitalrenditen auf stabil hohem Niveau (wenn man die letzten beiden Krisenjahre einmal ausnimmt), vgl. Abbildung.

Üblicherweise lässt sich damit ein Unternehmenswert in der Größenordnung des 3 bis 6-fachen des Ertrags vor Steuern und Zinsen (EBIT) erzielen, also bei einem Betrieb mit einer Umsatzgröße von 5 Millionen Euro und einem durchschnittlichen EBIT von 6,7 Prozent von rund 1 bis 2 Millionen Euro. Das entspricht einer kalkulatorischen Kapitalverzinsung von knapp 17 bis über 30 Prozent und liegt deshalb so hoch, weil die Risiken des Investments weit über dem sicherer Kapitalanlagen, wie Bundesanleihen (derzeit rund 2,5 %), liegen und zudem ein hoher Zuschlag aufgrund der mangelnden Fungibilität hingenommen werden muss.

Aus den oben genannten Gründen ist das typische GaLaBau-Unternehmen damit zunächst einmal nicht besonders interessant. Wenn sich aber mehrere Betriebe zu einer Gruppe beziehungsweise einem einzigen Unternehmen zusammenführen lassen, entsteht eine Größenordnung, die für den Kapitalmarkt interessant, d. h. handelbar ist. Und weil ein Markt und viel Kapital vorhanden ist, das attraktive Anlagemöglichkeiten sucht, führt die Nachfrage zu höheren Marktwerten der Unternehmen.

Im Bereich Unternehmensdienstleistungen liegt der Branchenmultiple beispielsweise bei dem 10 bis über 16-fachen des EBIT. Dies entspricht einer Kapitalrendite von circa 6 bis 9 Prozent und ist damit im Vergleich mit anderen Kapitalanlagen immer noch recht attraktiv. Wäre ein durchschnittliches GaLaBau-Unternehmen am Kapitalmarkt handelbar, ergäbe sich ein Unternehmenswert von rund 4,5 Millionen Euro, also zwei- bis dreimal so hoch. Das allein reicht bereits als Grund, um GaLaBau-Unternehmen zu fusionieren und an den Kapitalmarkt zu bringen.

Zudem erhoffen sich die Investoren durch das Zusammenlegen der Einzelbetriebe Skaleneffekte im Bereich der Gemeinkosten (Overheadkosten) zu erzielen. Einige Positionen wie Steuern, Recht, Buchführung, Marketing und Vertrieb und Geschäftsführung können auf ein größeres Umsatzvolumen verteilt werden, womit die Gemeinkostenquote sinkt und der Gewinn steigt. Hinzu kommen Synergieeffekte bei der gemeinsamen Nutzung des Fuhr- und Maschinenparks dem Einkauf usw. Ließe sich damit der EBIT um nur ein Prozent verbessern, ergäbe sich eine weitere Erhöhung des Unternehmenswerts um knapp 15 Prozent. Effizienzgewinne können natürlich auch eingesetzt werden, um die Unternehmensagglomeration wettbewerbsfähiger zu machen.

Ob der Einstieg von Investoren am Ende die Betriebe stärker macht, hängt daher sehr stark vom Geschäftsmodell ab. Wenn es darum geht, kurzfristig einen hohen Wertzuwachs zu generieren beziehungsweise die Unternehmensgruppe marktfähig zu machen und wieder zu verkaufen, profitieren in der Regel nur die Investoren, denn jegliche Kosten werden zulasten der Nachhaltigkeit und der Organisation minimiert und Managementprobleme, die schon bei der Übernahme existieren (z. B. fehlende Nachfolge) oft nicht wirklich gelöst. Im schlechtesten Fall werden zudem Überschüsse entnommen, die nicht mehr für Investitionen in die Zukunft oder zur Risikoabsicherung zur Verfügung stehen.

Dem oder der Verkäuferin kann das egal sein, wenn der Preis stimmt, oder?

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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