Nachhaltige Parkbewirtschaftung

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Gartenschauen können viele Impulse für die nachhaltige Entwicklung von Grün liefern. Beispielsweise sollten Pflege- und Unterhaltungskosten bereits in der frühen Planungsphase der teils neuen und teils überarbeiteten Flächen mitberücksichtigt werden. Für eine gelungene Transformation von der Schau zum Bürgerpark sind aber noch weitere Faktoren entscheidend.

Wie wird in Zukunft das öffentliche Grün in der von der Bevölkerung erwarteten Qualität erhalten und gepflegt? Diese Frage stellen sich viele Kommunen in Deutschland und suchen nach Möglichkeiten einer größeren Planungssicherheit. In diesem Zusammenhang bieten Gartenschauen gute Ansatzpunkte, um die späteren Pflege- und Unterhaltungskosten von Grünflächen schon in der frühen Planungsphase zu berücksichtigen. Als anerkannte und erfolgreiche Instrumente für integrierte Stadt- und Regionalentwicklungsprozesse entstehen mit der Gartenschau neue Grünflächen. Vorhandene werden überarbeitet und Veranstaltungen auf ihnen erproben die Wirkung beim Publikum. Auf dem Weg vom Gartenschaupark zum Bürgerpark tritt bereits in den frühen Phasen der Entscheidungsfindung und später auch in der konkreten Planung die Frage nach dem "Danach" in den Vordergrund. Zu Recht, denn die Erfahrung zeigt, dass einer erfolgreichen Gartenschau nicht immer der Übergang zu einer im Sinne der vielzitierten Nachhaltigkeit gelungenen Nach- beziehungsweise Dauernutzung folgt.

Typische Schnittstellenprobleme liegen beispielsweise in der mangelnden Einbindung der zukünftigen Betreiber in die Planungs- und Realisierungsphase, im Fehlen von verlässlichen Ermittlungen von Unterhaltungs-, Betriebs- und Entwicklungskosten oder in unzureichenden Betriebs- und Managementkonzepten. Zwar fordert die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) bereits in der Bewerbungsphase einer Bundesgartenschau (BUGA) und Internationalen Gartenausstellung (IGA) von ihren kommunalen Partnern belastbare Aussagen über die angedachte Nach- und Dauernutzung, erlebt jedoch im Verlaufe der langjährigen Begleitung einer Gartenschau (von der Machbarkeitsstudie bis zur Schlussrechnung) immer wieder, dass die oben genannten Fragestellungen häufig nicht in der erforderlichen Konsequenz verfolgt werden.

Diese Situation war für die DBG Anlass für eine vertiefende Betrachtung. Schon auf einer Klausurtagung ihres Verwaltungsrates im März 2015 ist sie mit Experten in die Diskussion gegangen. Das Ergebnis liegt nun in Form einer Broschüre vor, die sie zusammen mit der Stiftung "Die Grüne Stadt" herausgegeben hat: "Gartenschauen nachhaltig gestalten - Lebenszykluskosten öffentlicher Grünanlagen". Alle Beiträge liefern Praxiserkenntnisse. Sehr genau sind an den fünf Beispielen die Stellschrauben sichtbar, an denen schon früh für ein erfolgreiches Parkmodell gedreht werden muss.

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Konfliktpotenzial im Vorfeld

Natürlich wird der zukunftsgerechte grüne Umbau eines Quartiers oder einer Stadt von Politikern diskutiert. Er basiert aber zunehmend auch auf den Initiativen seiner Bürger. Politik und Finanzen müssen über mehrere Legislaturperioden zusammengebracht werden, Bürger und "Betroffene" wollen mitreden. Es geht um Prozess-Strukturen zur Planung, es geht um Genehmigungen, Liegenschaften und Architekturwettbewerbe, Vergaben und Rechtsfragen. Nicht zuletzt fordern Naturschutz und Denkmalschutz bei der Erstellung berücksichtigt zu werden. Auch die grünen Verbände bringen ihre Positionen zum Bau des Gartenschaugeländes ein. Wichtig ist es - bei Gartenschauparks wie generell in der Parkplanung - Transparenz in allen Prozessphasen zu gewährleisten, klar definierte Managementstrukturen einzuziehen und alles in die richtigen Medienkanäle zu lenken. Im Fall der BUGA startet nun das sommerlange Fest. Und danach? Wie bewahrt man das anfänglich so großzügig angelegte neue Stadtgrün? Den Park, der mit Staudenanlagen und Alleen, mit Gastronomie und Sporteinrichtungen in moderner gartenarchitektonischer Ausrichtung - aber auch familiengerechter Ausstattung - um Besucher wirbt?

Konfliktpotenzial in der Nachnutzung

Nach einer Gartenschau kommt der Moment der Wahrheit: Als erstes ist die Trägerschaft zu definieren und mit ihr die Budgets für die weitere Pflege. So ist es bisher. Doch reibungsloser und langfristig erfolgreicher wäre es, schon während der Entstehung einer Bundes- oder einer Landesgartenschau die Schnittstelle zwischen dem Gartenschau-Management und der Übernahme des Parks durch die Kommune beziehungsweise das Grünflächenamt zu klären. In der Phase des Übergangs müssen der Rück- und Weiterbau abgeschlossen werden. Es sind Gewährleistungspflichten, eventuelle steuerliche Aspekte, Förderauflagen zu berücksichtigen. Auch Betriebsformen werden verglichen, Personalübernahmen verhandelt. Außerdem sind beispielsweise Budgetplanung und -bereitstellung für Pflege, Unterhalt, Betrieb, Weiterentwicklung, Attraktiveren und Marketing aufzustellen. Vielleicht hilft es, wenn frühere Lobbyisten und Unterstützer, die pro BUGA gestimmt haben, als Mediatoren weiterhin diese Prozesse begleiten. All dies fällt schon in das hier behandelte Thema Nachnutzung und das muss für den Park früh definiert werden: Lebenszykluskosten für die Freianlagen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Hochbauten und Infrastruktur. Und zum Schluss sollte sich auch eine positive Ökobilanz ergeben, die bei späteren Verhandlungen mit dem Kämmerer um Kosten gute Argumente für den Unterhalt bieten.

Erwartungen an den Prozess

Natürlich arbeiten alle besser schon im Vorfeld an einer Minimierung der Zielkonflikte. Dazu gehört ein Dialog, der mit allen Beteiligten, den alten und den neuen Parkbetreibern, den Kommunalpolitikern wie den Mitarbeitern im Grünflächenamt transparent verlaufen muss. Das dient auch der Erhöhung der Akzeptanz. Es sollte immer genug Zeit geben, um eine Reaktion abzuwarten, die Konflikte auszudiskutieren. Hilfreich wäre ein Kriterienkatalog, der die Nachnutzung definiert, der Zielvereinbarungen trifft. Geschehen ist das zum Beispiel zum Thema der Parköffnungszeiten im nachmaligen Wilhelmsburger Inselpark in Hamburg, zur Barrierefreiheit auf dem BUGA Gelände in der Havelregion oder zum Erhalt von pflegeintensiven Pflanzflächen am Schlossvorplatz in Koblenz. Früh hat man dort die Freunde und Förderer der Gartenschau einbezogen. Sie sind dort nach einer Pflegeunterweisung durch das Grünflächenamt gern auch heute noch aktiv.

Monitoring und eine Erfolgskontrolle spielen bei der Aufstellung zukünftiger Budgets eine entscheidende Rolle. Rüdiger Dittmar, vormaliger Grünflächenamtsleiter in Koblenz, heute Leipzig, nutzte als wichtigstes Werkzeug zur Bewirtschaftung ein Grünflächeninformationssystem. Auf der Grundlage der dort hinterlegten Daten wurde bereits im Jahr 2010 der Umfang der Maßnahmen ermittelt, mit denen der Zustand der künftigen Daueranlagen der Gartenschau in 2011 erreicht und erhalten werden kann. Eine Fotodokumentation erleichterte die Vermittlung komplexer fachlicher Zusammenhänge.

Christoph Geskes von geskes.hack Landschaftsarchitekten, Berlin meint in seinem Broschüren-Beitrag: "Obwohl die nachhaltige Wirtschaftlichkeit von Gartenschaugeländen für viele Kommunen eine zentrale Rolle einnimmt, sollte ein Nachnutzungskonzept nicht auf den finanziellen Aspekt des zukünftigen Pflegeaufwandes reduziert werden. Drei Beispiele realisierter Gartenschauen von geskes.hack in strukturschwachen Regionen verdeutlichen dies." Ralph Semmler, Geschäftsführer der d.b.g. Datenbankgesellschaft mbH stellt mit "Green Cycle" eine Software vor, die von der Bestandsanalyse über die Vorplanung in der Wettbewerbsphase bis zur Ausführungsplanung und der Objektüberwachung/ Objektbetreuung und Dokumentation geht. Daraus wurden mittel- und langfristig Lebenszykluskosten ablesbar.

Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH referierte über seine Service-Philosophie GAST - Gastmanagement, Attraktion, Sicherheit und Trimmen: Pflege und Sauberkeit. Diese Grundwerte werden bei der Grün Berlin GmbH mittels des Betriebskonzeptes in verschiedene Services (Leistungen und Prozesse) übertragen. Die Service Philosophie soll auch helfen, Prioritäten zu setzen und das Handeln auf die Ziele von Grün Berlin auszurichten. Prof. Siegfried Knoll, Direktor des Instituts für nachhaltige LandschaftArchitektur - INLA an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen hat vor allem die nachhaltige gärtnerische Pflege in den Fokus seines Beitrages gestellt. Seine Erfahrung: "Leider ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten das Wissen über die gärtnerische Pflege zum Beispiel von Stauden und deren Pflanzengemeinschaften und das Verständnis von Wachstumsprozessen immer mehr verloren gegangen. Das muss an den Hochschulen und Fachschulen wieder intensiv gelehrt werden." Es muss - wie es seinem Parkpflegewerk zum Wilhelmsburger Inselpark zu entnehmen ist, auch zu jeder Gartenschau implementiert werden.

Die gärtnerische Pflegeleistung als neu entwickelte, digitalisierte und dynamische Parkpflege ermöglicht und sichert die geplanten Funktionsweisen und Entwicklungen der Parkanlage: Gerade diese Unterschiede von Entwicklungen, Bestand und Nutzungen sind das Wesensmerkmal für eine differenzierte Pflege gegenüber Einheitspflegekonzepten der pauschalierten Grünpflege. Was also sollte aus diesen Forderungen hergeleitet werden? Mit der Broschüre "Gartenschauen nachhaltig gestalten - Lebenszykluskosten öffentlicher Grünanlagen" soll zunächst ein weiterführender Diskurs angeregt werden, der für Bundesgartenschauen, aber auch grundsätzlich für das öffentliche Grün zukunftsfähige Berechnungsgrundlagen in einer Methodik entwickelt, über die sich zukünftige Gartenschau-Ausrichter dem Thema Lebenszykluskosten annähern können. Ziel ist es, die Qualität der Parkanlagen, die mit einer Gartenschau entstehen, zu erhalten und den Kommunen die Entscheidung zur Bewahrung von Grünflächen für eine bessere Lebensqualität in Stadt und Region zu erleichtern.

Wenn Kommunen, Politik, lokale Wirtschaft und die breite Öffentlichkeit in einem geordneten Verfahren offen, transparent und ergebnisorientiert miteinander kommunizieren und die Folgekosten von Grünflächen in der frühen Planungsphase hinreichend berücksichtigt werden, sind die besten Voraussetzungen für ein funktionierendes öffentliches Grün gegeben.

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M. A. Sibylle Eßer
Autorin

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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