Ferngesteuerte Kompaktgeräteträger mit biodiversitätsfördernder Mäh- und Abräumtechnik

Naturfreundliche Mahd im öffentlichen Grün mit modernster Technik

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Ferngesteuerte Kompaktgeräteträger mit Anbauten zur naturfreundlichen Mäh- und Abräumtechnik weisen im Gelände in der Regel eine hohe Hangtauglichkeit auf, wie hier der RoboFlail Vario D251 von Rapid (Niko) mit Mähbalken bei der Mahd einer Böschung. Foto: Jonas Renk 2022

Der naturfreundlichen Mahd im öffentlichen Grün kommt eine immer größere Bedeutung zu. Dabei spielt der Einsatz geeigneter Technik zum Mähen und Mähgut-Abräumen eine wichtige Rolle. Mit entsprechendem Gerät können bei der Mahd wiesentypische Pflanzen gefördert und Tiere geschont werden, ohne dabei Aspekte der Arbeitseffizienz auszublenden.

Im Begleitgrün der Verkehrsinfrastruktur wie etwa an Straßen, Autobahnen, Gleisanlagen und Flughäfen, aber auch in Grünanlagen wie Parks und in der Landschaftspflege werden dabei in zunehmendem Maße ferngesteuerte Geräteträger in kompakter Bauweise ohne Fahrerkanzel eingesetzt. Dabei handelt es sich meist um Raupen, vierrädrige Maschinen oder Einachser. I

n der Regel weisen diese Cockpitlosen Geräte mit ihrem niedrigen Schwerpunkt und teilweise integrierter Spurbreitenverstellung im Gelände eine hohe Hangtauglichkeit von meist zwischen 50 und 60 Grad sowie eine hohe Wendigkeit, häufig sogar mit Null-Wendekreis (Zero-Turn bzw. Turnaround-Aktivlenkung), auf. Außerdem sind sie mit vielen verschiedenen Anbaumöglichkeiten sehr flexibel einsetzbar, auch weit über das naturfreundliche Mähen hinaus, zum Beispiel in den Bereichen Bodenbearbeitung, Winterdienst, Reinigung und Forstarbeiten.

Einige aktuelle Beispiele für ferngesteuerte Kompaktgeräteträger mit Anbaumöglichkeiten für biodiversitätsfördernde Mäh- und Abräumtechnik sind in nebenstehender Tabelle aufgeführt.

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Bei ferngesteuerten Kompaktgeräteträgern mit Anbauten zum naturfreundlichen Mähen und Mähgut-Abräumen handelt es sich häufig um Raupen, wie hier beim Crawler 23 von Köppl mit angebautem Portalmähwerk, es gibt sie jedoch oftmals auch vierrädrig oder als Einachser. Foto: Jonas Renk 2021
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Quelle: Jonas Renk 25. Juni 2022; Für die Richtigkeit der Angaben wird trotz sorgfältiger Recherche nicht garantiert. Es handelt sich nur um Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt weitere entsprechende Hersteller und es sind weitere entsp

Praxiserfahrungen mit ferngesteuerter Mäh- und Abräumtechnik aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld

Wie sind die Erfahrungen mit dem Einsatz solcher Technik zum Mähen und Mähgut-Abräumen im öffentlichen Grün?

Das technische Bauamt des unterfränkischen Landkreises Rhön-Grabfeld im Dreiländereck Bayern-Hessen-Thüringen beispielsweise, zuständig für den Unterhalt der landkreiseigenen Grünflächen, setzt seit 2020 einen ferngesteuerten Geräteträger mit Anbaugeräten zum schonenden Mähen und Mähgut-Abräumen insbesondere für die extensive, späte und einschürige Mahd auf Kompensationsflächen (Ausgleichs- und Ersatzflächen), größeren Böschungsbereichen und Regenrückhaltebecken ein.

Die Pflege erfolgt in der Regel auf Grundlage eines eigenen Pflegekonzepts des technischen Bauamts, das am Landratsamt in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege entwickelt und abgestimmt wurde. Bei dem funkferngesteuerten Geräteträger mit Raupenfahrwerk handelt es sich um das Modell RoboEVO von Energreen.

Als Anbaugerät zum schonenden Mähen dient ein Messermähbalken, zum Mähgut-Abräumen wird ein Heuschieber eingesetzt. Die als besonders biodiversitätsfördernd geltenden Messermähbalken bringen einen gewissen Wartungsaufwand mit sich - die Messer müssen scharf gehalten und bei Bedarf Klingen gewechselt werden - das gilt aber natürlich genauso für Mähbalken als Anbaugeräte an Schleppern oder Straßenbau-Lkw.

Das Bauamt schätzt den Wartungsaufwand beim ferngesteuerten Geräteträger auf Grund des Mähwerks etwa um die Hälfte höher als mit herkömmlichem Mulchgerät. Diesen Mehraufwand sollten artenreiche Wiesen jedoch generell wert sein! Der Transport des Geräteträgers und der Anbaugeräte zum Einsatzort erfolgt im Landkreis Rhön-Grabfeld mittels eines Anhängers. Für den Einsatz des Geräts ist nur eine Arbeitskraft nötig. Nach dem Zusammenschieben des Mähguts wird es zunächst zur Trocknung vor Ort belassen. Nach der Trocknungsphase wird es dann mit einem Ladekran aufgeladen und abtransportiert.

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Mit dem Rhön-Grabfelder Raupen-Geräteträger mittels Messermähbalken-Anbau gemähter Wiesenbereich. Foto: Landkreis Rhön-Grabfeld
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Heuschieber-Anbau zum Sammeln und Abräumen des Mähguts. Foto: Landkreis Rhön-Grabfeld
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Mit dem Heuschieber-Anbau aufgenommenes Mähgut. Foto: Landkreis Rhön-Grabfeld
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Nach getaner Arbeit: mit dem Heuschieber zusammengeschobenes Mähgut auf einem Haufen bereit zum Abtransport, im Hintergrund der Geräteträger auf dem Weg zurück auf die Ladefläche des Anhängers. Foto: Landkreis Rhön-Grabfeld

Elektro-Antrieb

Bei den meisten ferngesteuerten Geräteträgern mit Anbaumöglichkeiten zur naturfreundlichen Mahd handelt es sich bislang um mit Benzin oder Diesel betriebene Maschinen. Inzwischen sind jedoch auch entsprechende Geräteträger mit Hybrid- oder auch mit vollelektrischem Antrieb entwickelt worden. Der Raymo Mower zum Beispiel ist als vollelektrischer Geräteträger oder als Plug-in-Hybrid verfügbar.

Elektrisch betriebene Geräteträger können dabei verschiedene Vorteile haben: Der emissionsfreie Antrieb ist im Einsatz nicht nur umweltschonend, sondern auch wesentlich leiser und ermöglicht zudem den Einsatz in Innenräumen. Die zu erwartenden Betriebskosten dürften angesichts derzeit stark steigender Spritpreise zudem deutlich niedriger sein. Insofern kann wohl damit gerechnet werden, dass zukünftig verstärkt Geräteträger mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb angeboten werden.

Autonome Steuerung

Neben dem zu erwartenden Trend zum Elektro-Antrieb ist auch davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Kompaktgeräteträger voll- oder teilautonom arbeiten werden. Eine autonome Steuerung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die selbstfahrenden Geräte ein vorgegebenes Ziel wie die naturfreundliche Mahd einer bestimmten Wiesenfläche selbstständig und an die Situation angepasst erreichen. Dadurch sollen Arbeitsprozesse erleichtert und effizienter werden.

Entsprechende teilautonome Geräteträger gibt es bereits auf dem Markt. So bietet inzwischen zum Beispiel MDB die LV 600-Funkraupe als teilautonomen Geräteträger mit einem speziellen Satelliten-basierten automatischen Lenksystem mit RTK-Korrektursignal an. Das mit dem "Agritechnica Innovation Award 2022" ausgezeichnete SIS REMOTE (Safety-Intelligence-System), ein integriertes Steuerungssystem für autonome Landmaschinen, wurde in der Funkraupe erstmalig bis zur Serienreife entwickelt. Durch dieses System wird ein sicherer Einsatz im Gelände ohne spezielle Sensorik oder Einzäunung ermöglicht.

Obwohl das Gerät auf Grund der Automatisierung im Einsatz nicht von Menschenhand genau gelenkt werden muss, ist dennoch eine bedienende Person erforderlich, um die Arbeit zu begleiten und die Maschine zu überwachen. Dazu dient eine Funksteuerung mit integriertem Tablet, die zur funktionalen Sicherheit mit einem Not-Stopp-Kreis ausgestattet ist.

Durch die Automatisierung wird die bedienende Person jedoch deutlich entlastet und kann versetzt zur Maschine laufen und sich auf das Arbeitsumfeld und die Verkehrssicherheit konzentrieren. Bedienfehler können so vermieden und Gefahren frühzeitig erkannt werden. Bei den Arbeiten kann durch das Gerät eine umfassende Dokumentation des Einsatzes erfolgen und wiederholte Tätigkeiten, bekannte Areale und Fahrspuren können gespeichert werden. Das System könnte wegweisend für die weitere Entwicklung autonom gesteuerter Kompaktgeräteträger sein.

Nähere Infos zu dem mit dem "Agritechnica Innovation Award 2022" ausgezeichneten SIS REMOTE: www.agritechnica.com/de/ausgezeichnete-innovationen-und-konzepte/innovation-award/medaillen-gold-und-silber-2022.

Auch aus dem aktuell laufenden Forschungs- und Innovationsprojekt "Autonome Mähsysteme für eine effektive biodiversitätsfördernde Pflege" der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) (Laufzeit 2022 bis 2024; gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) könnten sich wichtige Erkenntnisse und technische Ansatzpunkte ergeben. Bei dem Forschungsprojekt soll an Hand eines autonom gesteuerten Kompaktgeräteträgers mit Anbauten zur naturfreundlichen Mäh- und Abräumtechnik auf Testflächen untersucht werden, wie sich die autonome Steuerung nutzen lässt, um gezielt Tiere und Pflanzen zu schonen und insgesamt die Biodiversität zu fördern.

Nähere Infos zum Forschungs- und Innovationsprojekt "Autonome Mähsysteme für eine effektive biodiversitätsfördernde Pflege" sind auf folgender Website zu finden: www.lwg.bayern.de/landespflege/natur_landschaft/296673/index.php.

Einachs-Kombination handgeführt und funkferngesteuert

Bei den Einachsern gibt es auch einige Modelle, die sich sowohl per Hand unmittelbar am Gerät, als auch optional per Fernbedienung steuern lassen, so zum Beispiel die S-Modelle der Einachser von Rapid (MONTA S141, MONTA S161, VAREA S161, VAREA S231), die Motormäher von Brielmaier (Rapid) und der Gekko von Köppl (vgl. Tabelle auf Seite 31). Bei den Motormähern von Brielmaier (Rapid) besteht mit dem System Duo 6 zudem die Möglichkeit, zwei fernsteuerbare Einachser mit einem gemeinsamen Doppelmessermähbalken auszustatten, wodurch eine Schnittbreite von sechs Meter abgedeckt werden kann. Die bedienende Person steuert dabei eine Maschine, die zweite wird elektronisch synchronisiert mitgesteuert.

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Der Raymo Mower ist als vollelektrischer Geräteträger oder als Plug-in-Hybrid verfügbar und kann mit einem höhenverstellbaren Messermähbalken und weiteren Anbaugeräten ausgestattet werden. Foto: Hans Rumsauer GmbH
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Der Raymo Mower ist als vollelektrischer Geräteträger oder als Plug-in-Hybrid verfügbar und kann mit einem höhenverstellbaren Messermähbalken und weiteren Anbaugeräten ausgestattet werden. Foto: Hans Rumsauer GmbH

Fazit und Ausblick

Für die naturfreundliche Mahd steht eine Vielzahl an ferngesteuerten Kompaktgeräteträgern mit entsprechenden Anbaumöglichkeiten wie Messermähbalken und Anbauten zum Schwaden, Sammeln und Abtransport des Mähguts zur Verfügung. Der Einsatz der Arbeitskräfte vor Ort fällt bei diesen ferngesteuerten und auch bei den teilautonomen Systemen nicht weg, sondern verändert sich vielmehr dadurch, dass die bedienende oder beaufsichtigende Person nicht selbst unmittelbar auf oder in dem Geräteträger sitzt oder hinter ihm herläuft, sondern ein oder mehrere Geräte aus der Ferne steuert oder den Einsatz begleitet und dabei die Situation insgesamt zum Beispiel auch im Hinblick auf die Verkehrssicherheit genauer kontrollieren kann.

Die ferngesteuerte Technik setzt natürlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voraus, die dazu befähigt sind, die neuen technischen Möglichkeiten dieser Geräte fachgerecht zu nutzen. Zukünftig dürften immer mehr elektrisch betriebene und teil- oder vollautonome Kompaktgeräteträger im Einsatz sein. Neue technische Entwicklungen wie das SIS REMOTE könnten dabei wegweisend für die weitere Automatisierung solcher Geräte sein. Aus aktuellen Forschungen könnten sich zudem Erkenntnisse für geeignete technische Ansatzpunkte und Systemkomponenten etwa im Zusammenhang mit der biodiversitätsfördernden Automatisierung solcher Geräte ergeben.

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Beispiel für einen Einachs-Kompaktgeräteträger, der sich mit optionalem Einbau einer Funkanlage sowohl per Hand unmittelbar am Gerät wie hier im Bild, als auch per Fernbedienung steuern lässt: Rapid Monta S 141/161, hier mit dem Kombi-Anbaugerat Multi-Twister für Aufnahme, Schwaden und Transport von Mähgut. Foto: Jonas Renk 2022
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Eingebauter Funkempfänger am Rapid Monta S 141/161 zur optionalen Fernsteuerung. Foto: Jonas Renk 2022

Weiterführende Infos

Verwandter Beitrag in der Neuen Landschaft: Naturfreundliche Mähtechnik ohne Handsense und Heugabel. In: Ausgabe 04/2022, S. 42-50.

Nähere Infos zu dem "mit dem Agritechnica Innovation Award 2022" ausgezeichneten SIS REMOTE (Safety-Intelligence-System): www.agritechnica.com/de/ausgezeichnete-innovationen-und-konzepte/innovation-award/medaillen-gold-und-silber-2022.

Nähere Infos zum Forschungs- und Innovationsprojekt "Autonome Mähsysteme für eine effektive biodiversitätsfördernde Pflege": www.lwg.bayern.de/landespflege/natur_landschaft/296673/index.php.

M.Sc. Jonas Renk
Autor

Umweltplaner und Ingenieurökologe, Projektmanager beim Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt

Freiberuflicher Fachautor und Berater für Naturschutz und Biodiversität

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