Zur Ausbildungssituation bei Gärtnern, GaLaBau und Landschaftsarchitektur

Naturnah und nachhaltig oder eher doch nicht?

von:
GaLaBau
Keine Karnevalsprimeln mehr? Diese sich über Samen im Garten gut vermehrende Unterart der Stengellosen Schlüsselblume Primula vulgaris subsp. sipthorpii gab es vergangenes Jahrhundert überall in Gärtnereien. Inzwischen ist sie spurlos verschwunden, ersetzt durch unfruchtbare, auf längere Zeit ungeeignete Hochzuchthybriden, die sich nicht mehr natürlich ausbreiten können. Foto: Reinhard Witt

Naturnahes Grün liegt im Trend. Es gibt einen steigenden Bedarf in privaten Naturgärten, öffentlichem Grün, Natur-Erlebnis-Schulhöfen, -Kindergärten und -Spielplätzen, Gewerbe- und Industrieflächen. In der Ausbildung klaffen zurzeit jedoch große Lücken in Theorie und Praxis, die vor Ort dazu führen, dass wesentliche Bautechniken, Pflanzenwissen und pädagogische Instrumente kaum eingesetzt werden können.

Wie soll man einen Artikel anfangen, in dem so viel anzumerken ist? Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dem Gartenbau, mehr noch dem Garten- und Landschaftsbau und gleichfalls der Branche der Landschaftsarchitekten geht es zumeist gut, wenn nicht sogar blendend. Alljährliche Zuwächse im Auftragsvolumen beim GaLaBau bundes- und landesweit, Nürnbergs GaLaBau-Messe meldet alle zwei Jahre neue Aussteller- und Besucherrekorde, renommierte Landschaftsarchitektenbüros haben die Hände voll zu tun - wenn auch in China. Warum also darüber nachdenken?

Wechseln wir, um zu erkennen, was fehlt oder erst als zartes Pflänzlein zu erkennen ist, versuchsweise die Perspektive: Schalten wir um auf naturnahe Pflanzungen und Ansaaten, auf ein nachhaltiges Wirken und Werden von Ausführenden und Planern, das einige Jährchen und Modewellen überleben könnte, dann sieht es duster aus.

Naturnah im Sinne einer möglichst natürlichen und sich nachhaltig selbst erhaltenden Pflanzenverwendung und Bautechnik ist ein eher exotisches Fremdwort. Das Thema heimische Wildpflanze ist marginales Beiwerk einer grundsätzlich anderen Denkweise. Wohl wissend, dass es gute und sogar exzellente Beispiele in jeder Branche gibt, sind es doch hervorragende Ausnahmen. Die Branchen selber laufen weit am naturnahen Ziel vorbei beziehungsweise können es bei gegenwärtiger Zielstellung nie erreichen. Ein zugegebenermaßen kritischer und garantiert auch sehr persönlich gefärbter Blick eines ursprünglich Branchenfremden sei erlaubt, der inzwischen auf gut 30 Jahre Naturgartenbau und Wildpflanzenpraxis zurückblicken kann. Verzeihen Sie mir das eine oder andere klare Wort und versuchen Sie, den Grundgedanken anzunehmen. Lassen Sie mich für ein paar Seiten Advocatus diaboli spielen. Beginnen wir mit einem Überblick über die Defizite.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Mitarbeiter/in (m/w/d) für den Friedhofsbereich, Winnenden  ansehen
Gärtnermeister*in bzw. Fachagrarwirt*in / ..., Köln  ansehen
eine*n Landschaftsarchitekt*in/-planer*in, Schwerte  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Zierpflanzengärtner und Baumschulisten

Diese Branche ist schnelllebig. Es wird bei den meisten Gärtnereien für einen Billigheimer-Massenmarkt produziert. Günstig, gut aussehend, dafür schlecht tauglich im Sinne von Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Mehrzahl der in Gartencentern, Gärtnereien und Baumschulen angebotenen Gewächse sind exotischen Ursprungs beziehungsweise Hochzuchthybriden. Dass viele von ihnen nicht allzu lange in der schönen neuen Gartenwelt ausharren können, ist nicht nur Nebenprodukt des Angebots, sondern Sinn und Zweck. Schließlich kann nur konsumieren, wer etwas verbraucht. Pflanzen mit Verfallsdatum. Pflanzen als Austauschware. Als Konsumartikel. Wir stellen uns schnell mal unseren Garten zusammen. Mit ein bis zwei Einkaufswagen müsste ein Null-Acht-Fünfzehn-Designgärtchen schon zu bekommen sein.

Ja, es gibt auch Qualitätsgärtnereien, die das Thema Staude noch hochhalten, die sich bemühen, die Vielzahl der Neuheiten zu begrenzen und im Wesentlichen das zu präsentieren, was Dauer verdient und Wertigkeit hat. Aber das ist schon die rühmliche Ausnahme. Und außerdem, das ist die Kernfrage dieses Beitrags, auch hier sind sich selbst erneuernde, über lange Zeiträume haltende Wildpflanzen (das ist eine Definition von Nachhaltigkeit) eher Beiwerk, besonders wenn es ums Spektrum der vielleicht 4200 heimischen Arten geht, von denen wir gut und gerne 3000 gärtnerisch gebrauchen könn(t)en.

Wer kennt sich noch aus mit dem Verhalten von Primula vulgaris, der Gewöhnlichen Schlüsselblume, wer traut sich, sowas profanes überhaupt noch anzubieten beziehungsweise welcher farbglanzkatalogverwöhnte Kunde kauft es? Stattdessen Primula-Hybriden in allen Farben und schrecklichen Ungrößen, schlimmer noch als man sich das vorstellen mag. Aber das Hauptkennzeichen dieser und anderer moderner Sorten ist ihre Unzulänglichkeit, sich über länger im Garten eigenständig zu erhalten. Beziehungsweise ihre angezüchtete Unfruchtbarkeit. Dabei gäbe es, um zum Thema Nachhaltigkeit zurückzukommen, solch ebenso wunderbare Alternativen wie die Karnevalsprimel Primula vulgaris spp. Sipthorpii. In den 50er bis 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das die gewöhnlichste Gärtnereipflanze und überall zu haben. Inzwischen gibt es sie in ganz Deutschland nirgendwo mehr! Warum? Sicher nicht, weil sie sich eigenständig allein im Garten vermehrt und einen bunten Blütenzauber über den Blumenrasen legt? Oder doch gerade deswegen, weil man sich selber vermehrende Pflanzen eben nur einmal verkaufen kann? So ist es beim Schwerpunkt nichtheimisch und Sorte kein Wunder, dass auch eine gute Staudengärtnerin heutzutage keinen blassen Schimmer von heimischen Wildpflanzen hat, es sei denn, das liegt in ihrem Privatinteresse. Glücklich diejenigen, die einen Ausbildungslatz bei der Wildpflanzengärtnerei Strickler in Alzey ergattern konnten, die beim Stauden- und Wildsamenproduzenten Hof-Berggarten in Herrischried unterkamen oder eine Lehrstelle bei Ute Tangermann in Nordstemmen. Es gibt vielleicht nur ein halbes Dutzend Gärtnereien in Deutschland, die mehr als ein Alibihäuflein echter heimischer Wildstauden produzieren.

Dieses Streiflicht kann nur ganz kurz beleuchten, aber im Gehölzbereich sieht es kaum besser aus. Tausende exotischer Bäume und Sträucher baut und bietet die Branche an. Die Kenntnisse im heimischen Bereich sind minimal und oft erschreckend falsch. Wie oft wurde schon der exotische Cornus sibirica statt der beiden heimischen Cornus mas oder Cornus sanguinea verkauft - Hauptsache Cornus. Das ist nicht immer Absicht, immer aber Unkenntnis. Gewiss beträgt die Artenvielfalt heimischer Gehölze nur einen Bruchteil der möglichen Exoten, aber ganz vernachlässigen sollte man sie nicht, zumal es gerade bundesweit um die Einführung autochthoner, landschaftstypischer Gehölze geht.

Warum soll es so was nicht auch im Gartencenter geben? Stellen wir folgende Fragen in den Raum:

  • Lernen Baumschüler und Staudengärtner am Zukunftsmarkt vorbei, wenn sie nichts oder zu wenig über heimische Arten erfahren?
  • Sollen wir angesichts knapp werdender Ressourcen weiterhin auf energie- und kostenintensive, vergängliche Massen- und Konsumproduktion mit exotischer Austauschware setzen?
  • Überhaupt: Wie sieht es mit biologisch produzierten (Wild)Pflanzen aus? Wozu Gift- und Chemieeinsatz, wenn es nachweislich auch anders funktioniert?
  • Wo bleiben die Antworten auf die Fragen der Zeit? Welche (heimischen Wild)Stauden vertragen die Extremwitterungsereignisse der letzten Jahre im Öffentlichen Grün ohne ausufernde Betreuung? Welche Pflanzen überleben auch ohne Menschenhilfe Dürre, Starkregen, Wintermilde und Tieffröste, und das zwar nicht gerade gleichzeitig, aber auf jeden Fall zu schnell hintereinander?

Verlassen wir unsere Fragen für einen Blick zum GaLaBau.

Garten- und Landschaftsbau

Ja, Deutschland hat hervorragende GaLaBauer, die bei internationalen Wettkämpfen stets erste Plätze belegen. Und: Es gibt exzellente Firmen und Köpfe, innovative Problemlöser, Branchenbeweger. Und, auch das sei gesagt und ist Deutschlands Stärke, wir besitzen überaus fähige, meist mittelständige Maschinenbauer in Deutschland. So bringt dann der Besucherandrang der Profis in den Maschinenhallen der Nürnberger GaLaBau-Messe oder der regionaler Branchenmessen stets neue Rekorde.

Der moderne GaLaBauer setzt auf Effizienz. Warum noch mit der Hand jäten oder fegen, wenn das auch Maschinen können? Warum auf Bodenzustand und -qualität achten, wenn daraus sowieso eine schreckliche Schotterfläche mit Bonsaikiefersolitär gemacht wird? Viele Fragen werden in der Ausbildung entweder nicht gestellt oder kommen bei den Ausgebildeten nicht an:

  • Wieso arbeitet die Masse der GaLaBauer immer noch mit unkrautverseuchten Mutterböden?
  • Wieso ist die größtmögliche Versiegelung eines Gartens, seine Befahrbarkeit mit Maschinen ein Qualitätskriterium?
  • Kann man mit baustoffhandelgeprägten Betonelementen die Seelen der Menschen erreichen?
  • Wo ist der Hinweis auf regionale Materialien? Auf umweltverträgliche und Menschenleben schonende Natursteine und Baustoffe aus Europa? Auf Planung und Einsatz mit Recyclingstoffen direkt von der Baustelle, Wertstoffhof oder Brechanlage?
  • Warum ist manche Dachbegrünung schon beim Bau ein Kandidat für die Giftmülldeponie?
  • Wo bleiben die Kenntnisse traditioneller Handwerkskunst etwa im Trockenmauerbau?
  • Und, nicht zuletzt: Wo bleibt die Pflanze im Garten? Ihre Pflege? Ihre Zukunft?

Tatsache ist, dass der konventionelle GaLaBau in Sachen naturnahe Bautechnik, Pflanzenwissen überhaupt beim Einsatz heimischen Wildpflanzen unübersehbar große Lücken hat. Das ist in der Berufsausbildung kein oder allenfalls ein Randthema, das zeigen mir viele Fachgespräche am Stand des Naturgarten e. V. alle zwei Jahre auf der Nürnberger GaLaBau in Halle 4. Stattdessen warten viele GaLaBauer händeringend auf die eierlegende Wollmilchsau. Welcher innovative Maschinenbauer erfindet die Pflasterbettglätteverlegefugenverfüllfegemaschine? Er wäre bald Umsatzmillionär.

Landschaftsarchitektur

Auch hier produziert die Ausbildung ausgesucht gute und eine Masse schlechter Beispiele. Glas, Metall, Rollrasenödnis, dazu einige Bambus oder anderes Exotisches als Deko. Im Vordergrund moderner Landschaftsarchitektur steht Weiträumigkeit und der unverstellte Blick aufs Designgebäude: mehr Architektur und weniger Landschaft, ein heimlicher Berufswandel. Damit haben viele Gärten ihre Seele verloren, verkauft an einfache, schnelle, international zu bedienende und sündhaft teure Lösungen. Die Pflanzen allgemein und speziell natürlich heimische Wildpflanzen sind nahezu unsichtbares Beiwerk jener Entwürfe, die heute europaweit Preise abräumen. Wer mag sich da noch um Details kümmern beziehungsweise wer kann es noch, wenn die Pflanzenkenntnisse eines studierten Landschaftsarchitekten oft geringer ausfallen als die eines normalen Gartenbesitzers.

Der Schwenk vom Diplom zum Bachelor- und Masterstudiengängen, das zeigen Gespräche mit Hochschuldozenten, hat das Defizit nur noch potenziert. Weder die Lehrenden noch die Gelehrten, ihre Studenten also, können sich dem nachhaltig wichtigen Thema der Pflanzenkenntnis und Verwendung widmen. Keine Zeit mehr für echte Pflanzenkenntnis, heimische Wildpflanzen vegetieren in den Studiengängen als Außenseiter dahin. Noch katastrophaler das Unwissen über den langfristigen Pflanzenumgang, der sensibler Pflege und Steuerung bedarf. So klaffen dann in der Praxis Lücken wie der Grand Canon und die Ausbildung läuft an tatsächlich wichtigen Fragen der Zeit vorbei:

  • Individuelle Einzelansaaten von Kräutern oder Stauden in Stauden- und Gehölzpflanzungen werden nur ausnahmsweise gelehrt.
  • Wenig bis nichts erfahren Lernende über die Verwendung und vor allem die Pflege von Wildstaudenpflanzungen mit heimischen Arten.
  • Kein Studierender lernt etwas über die Burri-Methode der Umwandlung von Rasenflächen in Blumenwiesen oder Wildblumensäume.
  • Kaum jemand kennt die Vielzahl heimischer Blumenwiesenmischungen und Wildblumensäume, ihre Vor- und Nachteile. Mehr noch: Kaum einer weiß, wie man so etwas erfolgreich ansät oder gar pflegt.
  • Auch Superprofis verwechseln flüchtige exotische Annuellenfluren mit Jahrhunderte alt werdenden echten Blumenwiesen.

Der Wissensstand fertig Studierter in Sachen heimische Kräuter, Stauden oder Gehölze liegt im rudimentären Bereich. Wie soll diese Generation neue, nachhaltige Lösungen für unsere Zukunft finden? Nachhaltigkeit von Ansaaten und Pflanzungen ist an vielen Unis und Fachhochschulen kein großes Thema. Dabei gäbe es noch so viel zu lernen oder zu erforschen:

  • Warum wird die Inflation der inzwischen über 50 konventionellen Staudenmischpflanzungen noch immer ohne Ansaaten von Einzelarten gemacht? Obwohl genau das ihre Nachhaltigkeit und Pflegeleichtigkeit erhöht und somit langfristig Betreuungskosten senkt.
  • Wo lernen Studenten, wie man mit Kindergartenkindern, Schülern oder Ausländern nach dem Dillinger Modell der Benutzerbeteiligung plant, baut und pflegt?
  • An welcher Hochschule werden die segensreichen Auswirkungen des Haarer Modells gelehrt, das zeigt, wie man mit heimischen Blumenwiesen und Säumen eine nachhaltige und ökologische Vorreiterrolle in der öffentlichen Grüngestaltung einnimmt?
  • An welcher Uni erfahren Studenten, wie man im Siedlungsgrün durch ausgewählte heimische Wildpflanzen die tierische Artenvielfalt spürbar erhöhen kann?
  • Wo bleibt eine den Studenten beigebrachte und nahegehende Wertschätzung von naturnahem Grün und Gärten?
  • Wo die Beispiele, wie man Gewerbe- und Industrieanlagen vorbildlich, kostengünstig und ökologisch hochwertig mit heimischen Arten begrünen kann?

Es mangelt an allen Ecken und Enden.

In meinem neuen Buch Natur für jeden Garten habe ich das Arteninventar auch von seltenen Tierarten im Gartengrün notiert, mit erstaunlichen Ergebnissen: Immerhin 2735 Arten oder sechs Prozent der heimischen Fauna können dort leben: Bläulinge, Wildbienen, Distelfink, Gelbspötter, ja sogar Laubfrösche und Kammmolche haben in Naturgärten eine elementare Überlebensbasis im Siedlungsgrün gefunden. Doch:

  • Wo sind die Studien, die zeigen, wie viel Tierarten ein naturnaher Garten im Vergleich zum exotischen Gartengrün beheimaten kann?
  • Welche Universität beschäftigt sich mit der Biodiversität im Siedlungsraum nicht nur auf theoretischem Niveau, sondern ganz praktisch: Wie kann man mit welchen Maßnahmen die Biodiversität steigern? Und wo wurde das auf welche Weise schon erfolgreich absolviert?

Auch steht die Antwort auf essentielle Fragen des Klimawandels noch immer aus. Stattdessen sucht man verzweifelt nach weiteren exotischen Stauden und Gehölzen, die mit den Witterungsextremen dieser Zeiten vielleicht auskämen. Das Naheliegende sieht man nicht: Wie hierzulande heimische Pflanzenarten eine evolutiv bewährte Antwort auf klimatische Extreme sein können und wie man sie einsetzt. Im Buch Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten habe ich die Kapazität heimischer Wildpflanzen beschrieben, mit Katastrophen umzugehen (Neue Landschaft 9/2013). Doch wo wird hierüber gelehrt? Viel zu wenig: Am meisten von diesem Ansatz findet sich im großartigen Buch von Norbert Kühn "Neue Staudenverwendung" wieder, wo es in der Pflanzenverwendung um den gezielten Einsatz verschiedener Strategietypen der Flora geht - explizit auch heimischer!

Das Resümee

Versuchen wir zusammenzufassen, kommt man zu drei zentralen Erkenntnissen:

  • Produktion, Kenntnisse und Pflege heimischer Wildpflanzen sind weder als Stauden-, Gehölz- oder Landschaftsgärtner noch als Landschaftsarchitekt in irgendeiner befriedigenden Weise zu erlernen.
  • Heimische Wildpflanzen sind unterrepräsentiert im hiesigen Gartenmarkt. Es gibt auch aufgrund verkrusteter und wenig innovativer Lehrmeinungen und -pläne viel zu wenig Nachfrage und zu wenige Wildpflanzengärtnereien und Wildsaatgutberiebe
  • Die Jahrhunderte alten bewährten Rezepte des Naturgartenbaus spielen in der Ausbildung von Landschaftsgärtnern und Landschaftsarchitekten nahezu keine oder eine unterrepräsentative Rolle.

Der Naturgarten-Profi

Dabei zählt nicht nur die Ausbildung, wesentlich wichtiger ist die angewandte Praxis. Nur hier beweist sich, was gut und richtig ist und Bestand hat. Die beste Lehrmeinung nützt nichts, wenn es draußen vor Ort nicht funktioniert. Wir benötigen also beides: Eine auch auf heimische Wildpflanzen stärker orientierte Ausbildung und - von den Ausgebildeten selber - die Wahrnehmung einer seit Jahrzehnten bestehenden erfolgreichen Wildpflanzenpraxis.

Zurzeit klaffen ziemliche Lücken in Theorie und Praxis, die vor Ort dazu führen, dass wesentliche Bautechniken, Pflanzenwissen und pädagogische Instrumente nicht eingesetzt werden können. Vor sechs Jahren hat der Naturgarten e. V. beschlossen, hierzu eine spezifische Fortbildung zu konzipieren, die mittlerweile von der Naturgarten-Akademie angeboten wird: Der Naturgarten-Profi. Der zweijährige berufsbegleitende Lehrgang bietet den Überblick über naturnahe Planung sowie Garten- und Landschaftsgestaltung. Er überwindet die Lücke zwischen wachsender Nachfrage nach naturnahen Themen und professioneller Umsetzung.

Denn Naturnahes Grün liegt im Trend! Es gibt einen steigenden Bedarf an privaten Naturgärten, öffentlichem Grün, Natur-Erlebnis-Schulhöfen, -Kindergärten und -Spielplätzen, Gewerbe- und Industrieflächen. Die Fortbildung zum Naturgarten-Profi richtet sich an Planer, GaLaBauer, Mitarbeiter von Kommunen und Gartenämtern oder an Quereinsteiger mit vergleichbaren Erfahrungen. Die berufsbegleitende Qualifikation bietet eine ausgewogene Mischung aus Theorie und Praxis vor Ort. Dazu gehören renommierte Referenten, Führungen, Exkursionen und Praktika. Innerhalb von zwei Jahren werden 42 Fortbildungstage absolviert. Diese verteilen sich auf sieben Blocks von zwei bis vier Tagen sowie 20 Tage individuelle Praktika bei ausgesuchten Fachbetrieben für naturnahes Grün. Der Kurs endet mit einer Pflanzenkenntnisprüfung und einer schriftlichen Projektausarbeitung. Nach Art der Wandergesellen auf der Walz gibt es keine festen Ausbildungsorte, die Einheiten finden jeweils bei renommierten Fachleuten, Institutionen und Projekten statt. Inzwischen läuft bereits der dritte Kurs mit jeweils 15 Teilnehmern. Der nächste Lehrgang zum Naturgarten-Profi beginnt entweder im April oder November 2014.

Literatur

Norbert Kühn: Neue Staudenverwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart 2011.

Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten. Kräuter, Stauden und Sträucher. Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern. Klima und Katastrophen. Naturgarten Verlag, Ottenhofen 2012.

Reinhard Witt: Natur für jeden Garten. 10 Schritte zum Natur-Erlebnis-Garten. Planung, Pflanzen, Tiere, Menschen, Pflege. Das Einsteiger-Buch. Naturgarten Verlag, Ottenhofen 2013.

Reinhard Witt: Die Ökoflächen der Gemeinde Haar. Investitionen in nachhaltige Artenvielfalt. Ein naturnahes Pflegekonzept von Dr. Reinhard Witt. Eigenverlag, Ottenhofen 2011.

Dr. Reinhard Witt
Autor

Freiberuflicher Biologe, Journalist und naturnaher Grünplaner

Reinhard Witt - Fachbetrieb für naturnahe Grünplanung

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen