Naturnahe Pflege: Werkzeuge und Maschinen für den Unterhalt

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Kleingeräte und Werkzeuge
Jätdolch. Das selektive Ausstechen konkurrenzstarker Unkräuter aus Wildstaudenbeeten oder Ansaaten ist für die ersten zwei Jahre eine Notwendigkeit. Ansonsten überwuchern Hirse, Melde, Gänsedistel und 100 weitere Arten unsere wunderbaren Projekte. Foto: Reinhard Witt

In diesem Beitrag werden die wichtigsten Hilfsmittel des Naturgärtners kurz vorgestellt und ihre Funktion erläutert. Mit dem Gärtnerwerkzeug lässt sich schon mal ein guter Anfang machen. Schließlich noch wichtigste Maschinen und Geräte. Damit die Arbeit Spaß macht und nicht zu schwer wird.

Rosenschere (Baum- oder Rebschere) zum Schneiden von Zweigen, kleinen Ästen und Stengeln von Stauden. Auf dem Markt gibt es zwar ein riesiges Angebot, aber die Scheren der Marke Felco aus der Schweiz sind meiner Meinung nach uneingeschränkt empfehlenswert. Bei diesen Scheren lassen sich alle Teile einzeln austauschen und die Klinge kann zum Schärfen ausgebaut werden. Es gibt Scheren für große und kleine Hände, für Linkshänder oder mit Rollgriff für den Dauereinsatz.

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Gartenschere, Heckenschere, Hippe, Jätdolch, Klappbare Handsäge, Laubbesen, Handrechen Grafiken: Friederike Zapletal

Heckenscheren werden für den Formschnitt von Gehölzen gebraucht, sie können allerdings auch als "Rasenmäher" für kleine Flächen dienen. Bei größeren Hecken werden elektrische oder motorgetriebene Heckenscheren eingesetzt.

Baumschulmesser (Hippen) gehören in die Tasche jedes Gärtners. Die leicht gekrümmte Klinge ermöglicht sauberes Abtrennen von geknickten Zweigen, aber natürlich auch das Durchtrennen von Schnüren, Ballentuch etc. und das Anspitzen von Bleistiften zum Anzeichen. Hippen werden einseitig mit einem gewölbten Schleifstein geschärft und können rasiermesserscharf sein.

Jätdolch oder Unkrautstecher, hinter diesem martialischen Namen versteckt sich eine sehr praktische Jäthilfe, mit der auch tiefwurzelnde Unkräuter beseitigt werden können, indem man sie möglichst tief aussticht oder besser noch lockert und komplett herauszieht.

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Rasenroboter. Mögen Sie alle scheitern, in Funklöchern versinken oder auf Betonkanten auffahren und unwiderruflich kaputtgehen. Wer so etwas bevorzugt, sagt nein zum Leben. Aber das sagt er ja sowieso, denn auch solchen Rasenflächen ist sowieso nichts mehr los. Und falls sich eine Heuschrecke in der Adresse geirrt hätte, kommt der Roboter zum Häckseln. Foto: Reinhard Witt

Handsägen gibt es inzwischen von hervorragender Qualität. Am besten sind klappbare Modelle, weil sie im Baustellenalltag nicht so schnell beschädigt und stumpf werden können.

Laubrechen mit leichten Federzinken ermöglichen das Reinigen von unbefestigten Flächen, wo der Besen nicht eingesetzt werden kann, zum Beispiel auf Rasen- oder Kiesflächen. Amerikanische Laubrechen mit festen Drahtzinken eignen sich besonders, um Laub oder ähnliches von trockenen Standorten oder Wegen herunter zukehren.

Aluminim- oder Holzrechen sind leichter und breiter als Eisenrechen. Sie werden für die Planie größerer Oberbodenflächen vor der Ansaat gebraucht. Eigentlich sind sie zum Zusammenrechen von Schnittgut von Wiesen und Hecken gedacht. Für größere Flächen eignen sich die Ziehrechen des Alpenlandes. Mit ihrer Breite von bis zu zwei Meter lassen sich ohne Kraftanstrengung auch große Wiesenflächen schnell abräumen.

Die Pendelhacke ist ein eher in der Schweiz gebräuchliches Werkzeug zum Jäten von wassergebundenen Wegedecken. Durch kräftige Hin- und Herbewegung können Keimlinge und Jungpflanzen relativ gefahrlos für die Wegedecke abgetrennt werden.

Maschinen und Geräte für die Gartenpflege

Maschinen und Geräte sind im Naturgartenbau unerlässliche Begleiter. Es können zwar eigentlich fast alle Arbeiten von Hand ausgeführt werden, aber in vielen Fällen ist ein Maschineneinsatz wirtschaftlicher. Der Gebrauch von Maschinen und Geräten schont außerdem die Energieressourcen der Mitarbeiter und wirkt häufig motivierend, da es schneller geht und nicht so anstrengend ist. Allerdings sollte man immer darauf achten, dass das richtige Gerät am richtigen Ort eingesetzt wird. Naturgärtner sind in der Regel nicht "maschinenverliebt". Alle Maschinen und Geräte vorzustellen würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, es kann daher nur eine kleine Auswahl aufgeführt werden. Zu den wichtigsten Geräten zählen:

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Schröpfschnitt. Zur Entwicklungspflege neu angesäter Blumenwiesen auf unkrauthaltigen Böden gehört der Schröpfschnitt sechs bis zwölf Wochen nach der Ausaat. Das kann problemlos mit einem Mulchmäher geschehen, der vorteilhafterweise die sonst aussamenden Melden, Franzosenkraut und Co. gleich mitnimmt. Foto: Reinhard Witt
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Handmahd mit Sense und Rechen. Ein gerade aussterbendes Gewerbe und professionell nur noch von Bergbauern an extremen Steilhängen praktiziert. Im Privatgarten aber ein dienliches Hobby: Vor allem für die vielen dadurch überlebenden Tiere. Foto: Reinhard Witt

Pflegegeräte für Rasen und Wiesen

Mähen. Sie bekommen hier zwei sich widersprechende Aussagen: 1. Wenn wir echte Naturgärtner sind, dürfen wir wegen der dabei zu Schaden kommenden Tierwelt nicht mähen. 2. Wenn wir echte Naturgärtner wären, müssen wir wegen der Pflanzen mähen. Wir befinden uns im klassischen Pflegedilemma. Denn Mähen ist wie viele andere Pflegearbeiten ein einschneidender Eingriff.

Allerdings ist eine Blumenwiese durch genau diesen Eingriff definiert, selbst der Wildblumensaum muss ab und an gemäht werden. Das heißt in jedem Fall: Mit Verlusten im Tierreich ist zu rechnen. Grundsätzlich wäre anzumerken: Handgeräte sind tierschonender als Maschinen. Schneiden ist besser als Rotieren ist besser als Quetschen oder Häckseln.

Betrachten wir die Schneidegeräte, so wird es immer gefährlicher, je mehr und je schnellere Technik auf die Tiere zukommt. Von oben nach unten steigen die Verluste:

  • Schere
  • Sichel
  • Sense
  • Balkenmäher
  • Motorsense
  • Kreiselmäher
  • Mulchmäher

Inzwischen kennen wir diverse Untersuchungen zu den Folgen des Mähens auf alle möglichen Tierarten. Nehmen wir als exponiertes Beispiel einmal Amphibien und Insekten heraus, so ergibt sich folgende Bilanz:

  • Handsense: ein Prozent tote und 14 Prozent verletzte Grasfrösche, nahezu keine verletzten oder toten Insekten
  • Balkenmäher: ein Prozent tote und neun Prozent verletzte Grasfrösche und sechs Prozent beschädigte Insekten
  • Kreiselmäher: neun Prozent tote und 18Prozent verletzte Grasfrösche und 29Prozent beschädigte Insekten
  • Mulchmäher: nahezu 100 Prozent tote beziehungsweise verletzte Grasfrösche und Insekten
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Saummäher. Wiesenmähen mag leicht sein, Saummähen ist schwer. Um über den Winter stehen gelassene Wildblumensäume effektiv zu mähen, braucht es robustes Gerät. Hier eine Amazone im Einsatz Anfang April. Man muss jeden Mähstreifen zweimal befahren, um umgeknickte und liegen gelassene Stängel auf dem Rückweg mitzunehmen. Stellt man den Mäher gleichzeitig relativ tief, schafft man ein befriedigendes Ergebnis, so dass der Saum auch langfristig eine Chance hat. Natürlich ist auch das nicht unbedingt im Sinne des Artenschutzes. Aber großflächige Ansaaten lassen sich kaum anders pflegen. Von Hand mähen und per Hand abrechen will sich hier keiner mehr leisten. Foto: Reinhard Witt
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Ziehrechen mit Arbeit. Diese bis zwei Meter breiten Handrechen mit den bis 24 Zentimeter langen gebogenen Zinken sind eine Antwort der Almbauern auf huppelige, oft steile Hänge. Das Gerät ist auch für großflächige Naturgärten ideal. Damit lässt sich Gras, und wie hier zu sehen, sogar Laub effektiv zusammenziehen. Foto: Reinhard Witt

Je schneller sich die Geräte also bewegen und rotieren, umso höher die Ausfallquote. Doch gerade, wenn wir in die Fläche gehen, müssen wir auch wirtschaftlich sein. Das heißt in aller Regel Maschineneinsatz. Wir müssen akzeptieren, dass es diese Verluste gibt, sogar geben muss. Die Alternative gar nicht zu mähen, führt zu noch höheren Tierverlusten, weil mit der Verbrachung artenreicher Blumenwiesen viele Arten ganz verschwinden. Wir betreiben beim und durchs RMähen also keinen Tierschutz, denn einzelne Tiere kommen zu Schaden oder werden getötet. Aber wir betreiben hocheffizienten Artenschutz, denn eine Blumenwiese bietet Lebensraum für über 3000 Tierarten. Noch etwas: Bäuerliches Mähen hat bereits seit Jahrhunderten Tradition und gehört ins Bild der Kulturlandschaft. Der hinter dem Mäher stolzierende Storch ist aus der ursprünglichen noch naturnahen Landwirtschaft nicht wegzudenken. Meister Adebar hat Lust auf Froschschenkel, auf Heuschrecken, gerne auch geschnitten. Das ist schon immer so und in naturnahen Landschaften kein Problem. Den wohl besten Kompromiss bieten Doppelmesser-Mähwerke. Je nach Flächengröße, Personalkapazität und Maschinenpark sind es handgeführte Doppelmesserbalkenmähwerke mit anschließendem Zusammenrechen per Hand oder Doppelmesser-Frontmähwerke mit angehängtem Ladewagen. Nach Johannes Burri lassen sich einschürige, spät im Herbst gemähte Magerwiesen noch besser mit den klassischen Fingerbalken-Messern mähen. Hier ist die Gefahr des Verstopfens geringer. Gute Mähtechnik bietet beispielsweise das Unternehmen Systemtechnik Kunzelmann.

Ähnliche Problematiken zwischen geforderter Effektivität auf der einen Seite und beeinträchtigtem Artenschutz auf der anderen Seite gibt es bei Begrünungen von Industrie und Gewerbebauten. Im Privatgarten und öffentlirchen Grün lässt sich speziell auf den Artenschutz mehr Rücksicht nehmen als in Industrie und Landwirtschaft. Wegen der Bodentiere und zur Schonung der Rosetten der Wiesenblumen sollte die Schnitthöhe aller Geräte zwischen fünf bis zehn Zentimeter liegen.

Literatur

Hilgenstock/Witt: Das Naturgartenbau-Buch. Nachhaltig denken, planen, bauen. Böden, Baustoffe, Bauwerke, Bau- und Vegetationstechnik, Beispiele. Naturgarten Verlag, Ottenhofen 2017. 2 Bände, 816 Seiten, 2725 Fotos, 250 Schritt-für-Schritt-Praxisbeispiele, Bezug: Buchshop www.reinhard-witt.de.

Dr. Reinhard Witt
Autor

Freiberuflicher Biologe, Journalist und naturnaher Grünplaner

Reinhard Witt - Fachbetrieb für naturnahe Grünplanung

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