Neue Apfelsorten für Streuobstwiesen - Versuchsergebnisse aus Unterfranken

von:

Martin Degenbeck

Sind neue krankheitstolerante Apfelsorten, die für den Intensivanbau auf schwach wachsenden Unterlagen gezüchtet wurden, geeignet für den extensiven Streuobstbau? Ein 1998 begonnener Langzeitversuch der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) soll diese Frage klären.

Streuobstwiesen prägen besonders in Süddeutschland eindrucksvoll die Kulturlandschaft. Im Norden Deutschlands findet man viele imposante Obstbaumalleen. Ein großer Apfel- oder Birnbaum verleiht nicht nur in voller Blüte einem Privatgarten einen besonderen Reiz, sondern das ganze Jahr über. Dabei werden auch auf städtischen Flächen regelmäßig Hochstamm-Obstbäume gepflanzt, zum Beispiel als Alleebäume, Ausgleichsfläche oder Erholungsraum; so sind etwa im Raum Würzburg sieben Prozent der Streuobstbäume in kommunaler Hand, wie eine Umfrage der LWG ergab. Sie werden extensiv bewirtschaftet, ohne Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Deshalb braucht man dafür starkwüchsige, möglichst ertragreiche Sorten, die gut schmecken, robust beziehungsweise wenig krankheitsanfällig sind und gleichzeitig wenig Pflege brauchen.

In den letzten 30 Jahren sind zahlreiche neue Apfelsorten auf den Markt gekommen, die (zu Versuchsbeginn) mehr oder weniger ausgeprägte Resistenzen gegen Schorf, Mehltau und andere Krankheiten aufwiesen und durch gute Fruchteigenschaften überzeugen. Die bis 1999 veröffentlichten Versuchsergebnisse bezogen sich allerdings hauptsächlich auf den Erwerbsanbau mit schwach wachsenden Unterlagen (Spindelbusch), vorwiegend für die Verwendung als Tafelobst. Auch spätere Publikationen befassen sich kaum mit dem Hochstammanbau. Es stellt sich nun die Frage, ob diese neuen Sorten auch eine zukunftsweisende Alternative für den extensiven Streuobstbau auf Hochstamm darstellen.

Versuchsbedingungen

An sieben Standorten in Unterfranken wurden in den Jahren 1998-2004 insgesamt 437 Hochstamm-Apfelbäume gepflanzt, davon 252 mit neuen Sorten und 185 mit alten, bewährten Sorten. Am Standort Reichenbach wurden zusätzlich 126 Spindelbüsche mit neuen Sorten gepflanzt, um die Entwicklung der Sorten auf schwach und stark wachsender Unterlage unter extensiven Bedingungen vergleichen zu können.

Die Standortqualität war unterschiedlich, vom sehr guten Ackerstandort in Kürnach bis zu schwachen Grünlandstandorten in Heustreu und Großbardorf. Durch den breiten Standortquerschnitt und die mehr oder weniger extensive Pflege sind die Ergebnisse insgesamt für durchschnittliche Streuobstbestände gut verwertbar. Bei der Sortenwahl wurde darauf geachtet, ein möglichst breites Spektrum vermutlich geeigneter neuer Sorten in den Versuch einzubringen. Es handelt sich vor allem um Re- und Pi-Sorten aus Dresden-Pillnitz, tschechische und Ahrensburger Sorten. Bei den zu Vergleichszwecken gepflanzten "alten" Apfelsorten wurden solche Sorten ausgewählt, die sich in der betreffenden Region in extensiven Streuobstbeständen bewährt haben. Neu hinzugekommen sind 2004 die Re-Sorten 'Rebella' und 'Regine', die tschechischen Sorten 'Rubinola' und 'Rosana', 'Saturn' aus England und 'Teser' (TSR29) aus den USA.

Die Bestände wurden einmal jährlich Anfang September bonitiert, gegebenenfalls ergänzt durch Beobachtungen der Baumbesitzer (vor allem Frühsorten). Bewertet wurden Vitalität (Gesamteindruck, Zuwachs, Baumgesundheit), Ertrag und Fruchtqualität sowie der Befall von Laub beziehungsweise Früchten mit Krankheiten und Schädlingen. Baumhöhe, Kronenbreite und Stammumfang wurden alle drei Jahre gemessen. Messdaten aus dem 16. Standjahr liegen somit nur für die Standorte Maidbronn, Reichenbach und Rottershausen vor. In Kürnach, Großbardorf und Veitshöchheim (2004 gepflanzt) sind die aktuellsten Messwerte aus dem zehnten Standjahr.

Vereinzelt kommt es vor, dass die verbliebenen Bäume einer Sorte überwiegend besonders gute Standortbedingungen haben, also eigentlich "zu gut" abschneiden. Dies wird bei der Bewertung der Ergebnisse vermerkt. Sämtliche Spindelbüsche sind mittlerweile nicht mehr vorhanden; 2009 sind die letzten Exemplare abgebrochen oder abgestorben. Es war ohnehin vorgesehen, diese nach circa zehn Jahren zu entfernen, nachdem die Hochstämme groß genug geworden sind, um nennenswerte Erträge zu liefern.


Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

ReglindisVA

RekaVr

RelindaVf

RemoVf

ResiVf

RetinaVf

RenoraVf

RewenaVf

Pilot

Pinova

Piros

Pirella/Pirol

Pingo

Piflora

Pikkolo

ResistaVf

TopazVf

AngoldVA

AhristaVf

AhraVf

GerlindeVf

FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

RegineVf

RubinolaVfRosanaVf

SaturnVf (GB)

Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

ReglindisVA

RekaVr

RelindaVf

RemoVf

ResiVf

RetinaVf

RenoraVf

RewenaVf

Pilot

Pinova

Piros

Pirella/Pirol

Pingo

Piflora

Pikkolo

ResistaVf

TopazVf

AngoldVA

AhristaVf

AhraVf

GerlindeVf

FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

RegineVf

RubinolaVfRosanaVf

SaturnVf (GB)

Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

ReglindisVA

RekaVr

RelindaVf

RemoVf

ResiVf

RetinaVf

RenoraVf

RewenaVf

Pilot

Pinova

Piros

Pirella/Pirol

Pingo

Piflora

Pikkolo

ResistaVf

TopazVf

AngoldVA

AhristaVf

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FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

RegineVf

RubinolaVfRosanaVf

SaturnVf (GB)

Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

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RelindaVf

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ResiVf

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Pilot

Pinova

Piros

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Pikkolo

ResistaVf

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AngoldVA

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AhraVf

GerlindeVf

FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

RegineVf

RubinolaVfRosanaVf

SaturnVf (GB)

Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

ReglindisVA

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RelindaVf

RemoVf

ResiVf

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Pilot

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Piros

Pirella/Pirol

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Pikkolo

ResistaVf

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AhristaVf

AhraVf

GerlindeVf

FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

RegineVf

RubinolaVfRosanaVf

SaturnVf (GB)

Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

ReglindisVA

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RelindaVf

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ResiVf

RetinaVf

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Pilot

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Piros

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2004

RebellaVf

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Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

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2004

RebellaVf

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Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

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FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

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Teser/TSR 29VA (USA)

Re-Sorten

Pi-Sorten

Tschechische Sorten

AhrensburgerSorten

Sonstige

1998/1999

ReandaVf

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Pirella/Pirol

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FlorinaVf (F)

2004

RebellaVf

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Ergebnisse

Höhe, Kronenbreite und Stammumfang

Imvierten, siebten, zehnten, 13. und 16. Standjahr wurden die Baumhöhe und Kronenbreite, ab dem siebten Standjahr zusätzlich der Stammumfang gemessen und mit den Werten der bewährten Sorten verglichen. Im 16. Standjahr lag die Sorte 'Gravensteiner' bei allen Messwerten an der Spitze, gefolgt von den bewährten Sorten 'Rheinischer Bohnapfel' und 'Goldrenette von Blenheim' (s. Tab. 3). Dann folgt mit 'Reka' die erste neue Sorte. In der Spitzengruppe bei den Wuchsparametern etablierten sich außerdem die neuen Sorten 'Retina' und 'Resista'. Im zehnten Standjahr waren neben der bewähren Sorte 'Schöner von Nordhausen' die neuen Sorten 'Rosana' und 'Ahra' die wuchsstärksten; in der Spitzengruppe lagen mit 'Florina', 'Topaz', 'Resista' und 'Reka' weitere neue Sorten. Bei 'Rosana' stehen alle drei verbliebenen Bäume auf dem besten Standort in Kürnach, wo mit Abstand die besten Zuwächse aller Standorte erzielt werden, weshalb diese Sorte "zu gut" abschneidet. Dies trifft auch auf einige alte Sorten zu (s. Tab. 4). Vergleicht man die neuen Sorten insgesamt mit den alten, bewährten Sorten, ist eine etwas geringere Wuchsleistung der neueren Sorten über alle Kennwerte festzustellen.

Vitalität

Nachdem in den ersten Jahren wenig Unterschiede zwischen den altbewährten Sorten und den neuen Sorten auf Hochstamm und Spindelbusch zu erkennen waren, hat der extrem heiße und trockene Sommer 2003 den altbewährten Sorten einen deutlichen Vorsprung in der Vitalität eingebracht, der bis heute weiter vorhanden ist. 2016 ist wie schon 2008 'Rheinischer Bohnapfel' Spitzenreiter bei der Vitalität, gleichauf liegt 'Rosana', gefolgt von 'Florina' (s. Tab. 5). Wie in den Vorjahren liegen auch 2016 'Reka' und 'Retina' in der Spitzengruppe. Gute Vitalitätsbonituren bekommen regelmäßig die neuen Sorten 'Saturn', 'Teser' und 'Topaz'. 'Relinda', 'Rewena', 'Ahra' und 'Ahrista' sind dagegen leicht abgefallen, liegen aber immer noch bei "gut". Die schlechtesten Vitalitätsbonituren erhielten 2016 unter den neuen Sorten 'Piflora', 'Pinova', 'Pingo', 'Reanda', 'Rebella', 'Reglindis', 'Gerlinde' und 'Rubinola'. Die beste Pi-Sorte war 'Pilot' mit noch guter Boniturnote.

Ertrag und Fruchtqualität

Bonitiert wurde in diesem Versuch die sortenspezifische Fruchtqualität für den jeweiligen Verwertungszweck, es erfolgte also keine analytische Prüfung. Im Versuchsverlauf zeigte sich erwartungsgemäß ein deutlich früherer Ertragseintritt der meisten neuen Sorten im Vergleich zu den bewährten Sorten. Daneben ist festzustellen, dass die Fruchtqualität am Spindelbusch in der Regel deutlich besser war als am Hochstamm, wo die Früchte auch kleiner als bei schwachwachsender Unterlage waren, trotz gleich extensiver Pflege. Hinsichtlich Ertrag und Fruchtqualität wurden nur Bonituren ab dem zehnten Standjahr bewertet. Die besten Ertragsbonituren erzielte 'Resista', die einzige Sorte, bei der alle Bäume in allen Jahren Äpfel trugen. Es folgen 'Ahrista', 'Rewena', 'Relinda' und erst dann mit 'Hilde' die erste alte Sorte. 'Florina' folgt auf Platz 10, 'Reka' auf 12. Unter den "Top 15" sind elf neue Sorten und nur vier bewährte. Bezüglich Fruchtqualität ist festzuhalten, dass mit Ausnahme der Pi-Sorten die neuen Sorten tendenziell besser abschnitten als die bewährten Sorten. An der Spitze liegt 'Ahrista', gefolgt von 'Rosana', 'Rheinischer Winterrambur', 'Rheinischer Bohnapfel', 'Gravensteiner' und 'Retina'.

Befall mit Schorf und Mehltau

Sämtliche Pi-Sorten zeigten von Versuchsbeginn an bei feuchter Witterung und entsprechendem Infektionsdruck mehr oder weniger gravierenden Schorfbefall - was die Fruchtqualität deutlich verschlechterte. 'Pilot' war noch am geringsten betroffen. 'Piflora' ist über den ganzen Versuchszeitraum die am häufigsten befallene Sorte, gefolgt von 'Roter Trierer Weinapfel' und 'Pinova'. 2009 trat erstmals bei den vermeintlich schorfresistenten Sorten vereinzelt und geringfügig Schorf auf ('Angold', 'Renora', 'Remo', 'Rewena'), der sich in den Folgejahren, insbesondere 2013 und am stärksten 2016, immer massiver zeigte. 2016 war nur 'Renora' schorffrei, alle anderen "resistenten" Sorten schwach bis mittel befallen, wenngleich meistens nicht alle Bäume. Starken Schorfbefall verzeichneten 'Remo', 'Relinda' und 'Rewena' (jeweils an einem Baum). Insgesamt ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schorf bei den sogenannten "resistenten" Sorten nach wie vor deutlich höher als bei den Pi-Sorten und vielen alten Sorten. Mehltau trat bei 'Ahrista' in geringem Umfang in fast allen Versuchsjahren auf, bei 'Ahra', 'Angold', 'Florina', 'Pinova' und 'Pilot' mehrfach sowie bei 'Regine', 'Reka', 'Remo', 'Retina', 'Rosana', 'Pikkolo', 'Piflora' und 'Topaz' vereinzelt. Insgesamt war auf den Versuchsflächen Mehltau kein größeres Problem.

Ertrag und Fruchtqualität

Bonitiert wurde in diesem Versuch die sortenspezifische Fruchtqualität für den jeweiligen Verwertungszweck, es erfolgte also keine analytische Prüfung. Im Versuchsverlauf zeigte sich erwartungsgemäß ein deutlich früherer Ertragseintritt der meisten neuen Sorten im Vergleich zu den bewährten Sorten. Daneben ist festzustellen, dass die Fruchtqualität am Spindelbusch in der Regel deutlich besser war als am Hochstamm, wo die Früchte auch kleiner als bei schwachwachsender Unterlage waren, trotz gleich extensiver Pflege. Hinsichtlich Ertrag und Fruchtqualität wurden nur Bonituren ab dem zehnten Standjahr bewertet. Die besten Ertragsbonituren erzielte 'Resista', die einzige Sorte, bei der alle Bäume in allen Jahren Äpfel trugen. Es folgen 'Ahrista', 'Rewena', 'Relinda' und erst dann mit 'Hilde' die erste alte Sorte. 'Florina' folgt auf Platz 10, 'Reka' auf 12. Unter den "Top 15" sind elf neue Sorten und nur vier bewährte. Bezüglich Fruchtqualität ist festzuhalten, dass mit Ausnahme der Pi-Sorten die neuen Sorten tendenziell besser abschnitten als die bewährten Sorten. An der Spitze liegt 'Ahrista', gefolgt von 'Rosana', 'Rheinischer Winterrambur', 'Rheinischer Bohnapfel', 'Gravensteiner' und 'Retina'.

Befall mit Schorf und Mehltau

Sämtliche Pi-Sorten zeigten von Versuchsbeginn an bei feuchter Witterung und entsprechendem Infektionsdruck mehr oder weniger gravierenden Schorfbefall - was die Fruchtqualität deutlich verschlechterte. 'Pilot' war noch am geringsten betroffen. 'Piflora' ist über den ganzen Versuchszeitraum die am häufigsten befallene Sorte, gefolgt von 'Roter Trierer Weinapfel' und 'Pinova'. 2009 trat erstmals bei den vermeintlich schorfresistenten Sorten vereinzelt und geringfügig Schorf auf ('Angold', 'Renora', 'Remo', 'Rewena'), der sich in den Folgejahren, insbesondere 2013 und am stärksten 2016, immer massiver zeigte. 2016 war nur 'Renora' schorffrei, alle anderen "resistenten" Sorten schwach bis mittel befallen, wenngleich meistens nicht alle Bäume. Starken Schorfbefall verzeichneten 'Remo', 'Relinda' und 'Rewena' (jeweils an einem Baum). Insgesamt ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schorf bei den sogenannten "resistenten" Sorten nach wie vor deutlich höher als bei den Pi-Sorten und vielen alten Sorten. Mehltau trat bei 'Ahrista' in geringem Umfang in fast allen Versuchsjahren auf, bei 'Ahra', 'Angold', 'Florina', 'Pinova' und 'Pilot' mehrfach sowie bei 'Regine', 'Reka', 'Remo', 'Retina', 'Rosana', 'Pikkolo', 'Piflora' und 'Topaz' vereinzelt. Insgesamt war auf den Versuchsflächen Mehltau kein größeres Problem.

Bewertung der Versuchsergebnisse

Krankheitsresistenz

Die Schorfresistenz ist mittlerweile in ganz Mitteleuropa durchbrochen, was sich auch im Versuch gezeigt hat. Hierbei hat es sich nach Fischer, M. (2010) und Bannier (2011) als Fehler erwiesen, dass man bei der Apfelzüchtung einseitig auf die monogene Resistenzquelle Malus floribunda gesetzt hat (18 der 22 resistenten Sorten im Versuch, s. Tab.1). Bei (un)passender Witterung und entsprechendem Befallsdruck, der in typischen Streuobstwiesen unvermeidbar ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Schorfpilz die Resistenz "knackt" und sich dieser Schorftyp rasant ausbreitet. Dieses Problem war schon lange bekannt (Fischer, C. u. a. 2000). Doch selbst die Sorten mit digener ('Reka') und polygener Resistenz ('Reglindis', 'Angold' und 'Teser') sind mittlerweile von Schorf befallen. Deshalb wird heute für den Profianbau zur Reduktion des Selektionsdrucks und zur Sicherung der Schorfresistenz ein minimales, präventives Pflanzenschutzprogramm gegen Schorf empfohlen, mit zwei bis vier Behandlungen im Frühjahr, im Vergleich zu den üblichen 15 bis 16 Schorfbehandlungen (Hanke 2015). Verschorftes Falllaub ist zu entfernen. Hierbei wird ein grundsätzliches Problem der modernen Apfelzüchtung offenkundig: fast alle seit 1920 für den Erwerbsanbau gezüchteten Apfelsorten gehen auf die sechs relativ krankheitsanfälligen "Stammsorten" 'Golden Delicious', 'Cox Orange', 'Jonathan', 'McIntosh', 'Red Delicious' und 'James Grieve' zurück, auch alle neuen Sorten im Test. Zum Teil sind diese Sorten sogar mehrfach im Stammbaum vertreten, etwa bei Topaz (2x 'Golden Delicious', 2x 'James Grieve', 1x 'McIntosh' und 1x 'Jonathan'), aber auch bei 'Resista', 'Ahra' und 'Ahrista'. Mit 'Golden Delicious' ist eine einzige Sorte an über der Hälfte der Apfelzüchtungen beteiligt, die extrem schorfanfällig ist (Bannier 2011). Auch beim EU-Projekt "Gemeinsam gegen Feuerbrand" (2007-2011), an dem die LWG maßgeblich beteiligt war (siehe www.lwg.bayern.de/landespflege/natur_landschaft/086526/index.php), hat sich gezeigt, dass es gegen diese Bakterienkrankheit "resistente" Sorten eigentlich nicht gibt. Bei Infektionsversuchen im Gewächshaus trat Feuerbrand auch bei allen im Feld scheinbar gesunden Sorten auf, so dass man besser von feuerbrandtoleranten Sorten spricht, zum Beispiel 'Rheinischer Bohnapfel', 'Florina' und sämtliche Re-Sorten (siehe hierzu Bosch 2012), während etwa 'Topaz' hoch anfällig ist.

Bewertung der Sorten nach den bisherigen Ergebnissen

Da für die Bewertung der Sorten die Frucht- und Verwertungseigenschaften auch eine wichtige Rolle spielen, wurden Literaturangaben hinzugezogen. Im folgenden Kapitel werden die neuen Sorten nun einzeln bewertet (s.Tab. 6). Besser für den Streuobstbau geeignete Sorten werden ausführlicher behandelt, schlechter geeignete Sorten kürzer. Sofern nicht speziell angegeben, beziehen sich die Beurteilungen auf Fischer, M. 2008 und 2010, BSA 2003 sowie Fischer, C. 2003 (Analysewerte für die Verwertung).

Für Streuobstbau empfehlenswerte Sorten

Die französische Sorte 'Florina', bereits seit 1977 im Handel, erzielte im Versuch in fast allen Kategorien Spitzenwerte, also sowohl in punkto Wuchsleistung als auch hinsichtlich Vitalität und Fruchtqualität. Die attraktive Wintersorte ist schorf- und feuerbrandtolerant und gering anfällig für Mehltau (auch im Versuch). Geschmacklich ist die Sorte wegen des geringen Säuregehalts eher durchschnittlich. Insgesamt ist 'Florina' für Streuobstwiesen sehr gut geeignet und wird auch in BSA 2003 und bei Höhn und Leumann 2004 als Mostapfel für den Hochstammanbau empfohlen. Fischer 2008 empfiehlt wegen ihres kräftigen Wuchses die Sorten 'Reka', 'Retina' und 'Relinda' für den Hochstammanbau (ebenso BSA 2003). In unserem Versuch schnitt von den Re-Sorten 'Reka', ein Abkömmling von 'James Grieve' wie 'Reglindis' und 'Remo', insgesamt auch am besten ab. Es ist eine schorftolerante, sehr saftige und ertragreiche Spätsommersorte, wenig anfällig für Mehltau und für Feuerbrand. Allerdings neigt sie zur Alternanz. Anfangs bildet die Sorte auffällig steil aufrechte Triebe, die erst nach etwa 12 bis 15 Jahren stärker in die Breite gehen. 'Reka' eignet sich als Tafelapfel, aber auch für die Kelterei. 'Relinda' und 'Retina' lagen von der Wuchsleistung her im Versuch anfangs deutlich unter dem Durchschnitt der bewährten Sorten, haben aber im Laufe der Jahre aufgeholt; 'Retina' liegt im 16. Standjahr beim Stammumfang auf Platz4 und bei der Kronenbreite auf Platz 5. Bei der Vitalitätsbonitur erreichte 'Retina' 2016 Platz 10. Für die beiden Sorten sprechen ihre Fruchtqualität und ihre Gesundheit. 'Retina' ist eine wohlschmeckende, attraktive Spätsommersorte mit hohem und gleichmäßigem Ertrag, weitgehend schorftolerant und nur gering anfällig für Mehltau und Feuerbrand sowie Blütenfrost. 'Relinda' trägt ebenfalls reich und regelmäßig (Rang 4 in der Ertragsbonitur), eignet sich auf Grund der Inhaltsstoffe (gutes Zucker-Säure-Verhältnis, hohe Saftausbeute) sehr gut für die Verarbeitung zu Saft bis in den April hinein. Sie ist weitgehend schorftolerant, gering anfällig gegenüber Mehltau und gering bis mittel gegenüber Feuerbrand.

Bedingt empfehlenswerte Sorten

Zwölf weitere Sorten weisen deutliche Schwächen auf, können aber noch mit Abstrichen für den Streuobstbau empfohlen werden. Es handelt sich dabei zunächst um die vier Re-Sorten 'Reglindis', 'Reanda', 'Renora' und 'Rewena'. Diese erreichten in unserem Versuch zwar nur durchschnittliche Zuwachswerte oder leicht darunter, ebenso nur mittlere Vitalitätsbonituren, können aber durch gute und regelmäßige Erträge sowie gute Fruchtqualitäten überzeugen. Ein wichtiger Vorteil dieser Sorten ist neben der geringen Anfälligkeit für Schorf und Mehltau heutzutage die hohe Feuerbrandtoleranz. Fischer 2008 empfiehlt deshalb 'Rewena' und 'Reanda' mit Einschränkungen für den Hochstammanbau sowie 'Renora' und 'Reglindis' für den Halbstamm. Diese Sorten werden auch von JKI 2009 und Bosch 2012 sowie in Fischer, M. 2010 als für den Streuobstbau geeignet oder bedingt geeignet eingestuft. 'Rewena' und besonders 'Reanda' benötigen aber konsequenten Erziehungsschnitt. 'Reanda' ist nicht nur ein großfrüchtiger Tafelapfel mit Genussreife bis Februar, sondern eignet sich auch zur Saftgewinnung. 'Rewena' ist ebenso lange verwendbar, eignet sich aber vornehmlich zur Saftgewinnung. Große Früchte von 'Reanda' neigen zu Stippe. 'Reanda' und 'Rewena' eignen sich sowohl als Tafelapfel als auch zur Saftgewinnung und sind nur gering anfällig für die wesentlichen Apfelkrankheiten. Die beiden Ahrensburger Sorten 'Ahra' und 'Ahrista' gehörten bei der letzten Versuchsauswertung (siehe Degenbeck 2009) noch zu den empfehlenswerten Streuobstsorten, da sie von den Wuchsleistungen und der Vitalitätsbonitur her immer mit an der Spitze lagen, wobei hier die überwiegend günstigen Standortbedingungen zu berücksichtigen sind. Mittlerweile sind sie sowohl hinsichtlich der Vitalitätsbonitur als auch bei den Zuwachswerten etwas zurückgefallen. Bei 'Ahrista', einem Abkömmling von 'Elstar', wurden nach wie vor die besten Fruchtqualitäten und der zweithöchste Ertragswert aller Sorten bonitiert. Es handelt sich um eine sehr attraktive Frühherbstsorte mit guter Tafelqualität, saftig und aromatisch, die auch noch zur Saftherstellung geeignet ist. Sie ist gering anfällig für Schorf sowie mittel anfällig für Mehltau (auch im Versuch) und Feuerbrand. 'Ahra' ist eine aromatische Herbstsorte, etwas weniger saftig als 'Ahrista', deren Geschmack an 'Goldparmäne' erinnert. Sie eignet sich vorwiegend als Tafelapfel, ist ziemlich schorffest und mittel anfällig für Feuerbrand. Probleme bereitet unter Umständen die mittlere Mehltauanfälligkeit mit der damit bei dieser Sorte verbundenen starken Fruchtberostung. Bei beiden Sorten, im Versuch mit früh einsetzendem, hohem Ertrag, neigen übergroße Früchte zu Stippe. Die bekannteste tschechische Sorte aus der Resistenzzüchtung ist 'Topaz', ein allgemein anerkannter Spitzen-Tafelapfel (Silvestri u. a. 2008) und ein sehr guter Mostapfel (Mayr 2008), der im Versuch auf Hochstamm zwar nicht die erhofften Fruchtqualitäten erreicht hat, jedoch in punkto Wuchsleistung mit den bewährten Sorten mithalten kann und eine gute Vitalitätsbonitur erzielte. 2004 wurde 'Topaz' in der Schweiz für den Hochstammanbau als guter Mostapfel empfohlen (Höhn u. Leumann 2004), ebenso von Ruess 2016c. Wegen der hohen Anfälligkeit gegenüber Feuerbrand (Egger u. a. 2007) sowie der Anfälligkeit gegenüber Mehltau kann die Sorte heute nur noch bedingt für den extensiven Streuobstbau empfohlen werden. Die schorftolerante Sorte 'Resista' erreichte nicht ganz die Wuchsleistung der bewährten Sorten. Sie erzielte aber die beste Ertragsbonitur aller Sorten. Die geschmacklich gute Sorte eignet sich sowohl als Tafelapfel als auch zur Saftgewinnung und ist bis März lagerfähig. 'Resista' ist zudem gering anfällig für Mehltau. 'Rosana' und 'Rubinola' wurden erst 2004 hinzugenommen. Während 'Rubinola' unterdurchschnittlich wuchs und nur auf mäßige Vitalitätsbonituren kam, erreichte 'Rosana' im zehnten Standjahr Spitzenwerte, was mit den überwiegend günstigen Standortbedingungen erklärbar ist (alle drei verbliebenen Bäume am besten Standort in Kürnach). Auch die Fruchtqualität erzielte den zweitbesten Boniturwert aller Sorten. Die weitere Entwicklung dieses bis Dezember genießbaren Tafelapfels bleibt abzuwarten. 'Rubinola' weist zwar eine passable Fruchtqualität auf (Tafelapfel, bis März verwendbar), ist aber problematisch im Wuchs, für den Streuobstbau somit etwas kritisch zu sehen, wenngleich Höhn u. Leumann 2004 sowie Ruess 2016b sie für den Hochstammanbau empfehlen. Die schorftoleranten Sorten 'Saturn' und 'Teser', 2004 neu hinzugekommen, blieben in der Wüchsigkeit hinter den bewährten Sorten zurück. Allerdings kam 'Saturn' bei der Vitalitätsbonitur 2016 auf Rang 12 und 'Teser' auf Rang 14. Bei der Boniturnote für die Fruchtqualität erreichte 'Saturn' Rang 8 und 'Teser' Rang 12. 'Saturn' ist ein saftiger Herbstapfel ohne besonders gute Werte bei den Inhaltstoffen. 'Teser' ist geschmacklich mittelmäßig, zeigte sich im Versuch jedoch als sehr schorftolerant.

Eher nicht zu empfehlende Sorten

'Rebella', von Fischer 2008 als bedingt geeignet für den Hochstammanbau eingestuft, wurde wie 'Regine' erst 2004 im Versuch hinzugenommen. Die Sorte zeigt im Versuch unbefriedigende Wuchsleistungen und Vitalitätswerte. JKI 2009 und Ruess 2016b empfehlen 'Rebella' dennoch aufgrund des unkomplizierten Wuchscharakters und der Krankheitstoleranz für den Streuobstanbau, was im vorliegenden Versuch nicht bestätigt werden kann. In Bezug auf Ertrag und Fruchtqualität wäre Remo, ein hervorragender Saftapfel, eine interessante Streuobstsorte, wächst dafür aber viel zu schwach und erhielt im Versuch auch nur mittelmäßige Vitalitätsbonituren. Die Sorte eignet sich eher für Intensivmostapfelanlagen. Bei den Pi-Sorten handelt es sich in der Regel um sehr gute Tafeläpfel, die aber gegenüber verschiedenenKrankheiten mehr oder weniger anfällig sind. Fischer 2008 führt die Sorten 'Piros', 'Pirella', 'Piflora' und 'Pingo' als bedingt geeignet für den Hochstamm an. Im Versuch zeigten lediglich 'Pilot' und 'Pirella' Wuchsleistungen halbwegs auf dem Niveau der bewährten Sorten, wiesen allerdings auch erhebliche Probleme mit Schorf und zum Teil mit Mehltau auf, welche die Boniturnoten für die Fruchtqualität wesentlich verschlechterten. Hinzu kommt die mehr oder weniger hohe Anfälligkeit gegenüber Feuerbrand. Somit sind diese Sorten nach derzeitigem Kenntnisstand kaum für den extensiven Streuobstbau zu empfehlen.

Für Streuobstbau ungeeignete Sorten

Wegen ihres schwachen Wuchses eignen sich die Sorten 'Resi' und 'Regine' nicht für den Streuobstbau, wie sich auch im Versuch zeigte. Keinesfalls eignen sich die schwachwüchsigen Pi-Sorten 'Piros', 'Piflora', 'Pikkolo', 'Pingo' und 'Pinova' als Hochstamm. Sie erzielten (abgesehen von Pikkolo) schlechte Vitalitätsbonituren und haben massive Probleme mit Schorf und anderen Krankheiten. Die Herbstsorte 'Gerlinde', wie 'Ahrista' ein 'Elstar'-Abkömmling, ist ein geschmacklich hervorragender Spätsommerapfel. Im Versuchsverlauf nahmen die Schorfprobleme immer mehr zu, außerdem ist die Sorte mittel anfällig für Mehltau und Feuerbrand. Problematisch sind die langen, überhängenden Zweige, die bei den früh einsetzenden hohen Erträgen eine Ausdünnung erforderlich machen. Wegen des sehr schwierigen Kronenaufbaus ist 'Gerlinde' für den Hochstamm leider ungeeignet.

Hinweise für die Praxis

Insgesamt betrachtet sind die Re-Sorten mit ihrer hohen Krankheitstoleranz gerade in Zeiten des sich ausbreitenden Feuerbrandbefalls eine wichtige Ergänzung des Streuobstsortiments gerade auch für kommunale Flächen mit früh einsetzenden, hohen und meist regelmäßigen Erträgen. Eventuell ließe sich die Wuchsleistung über die Verwendung der feuerbrandtoleranten Stammbildnersorte 'Schneiderapfel' verbessern. Die von der Fruchtqualität früher als eher durchschnittlich eingestuften Re-Sorten verdienen heute deshalb größere Beachtung, während die anfälligeren Pi-Sorten für den Streuobstbau wohl weitgehend ausscheiden. 'Florina' und 'Reka' haben im Versuch bisher überzeugt und sind für Streuobstwiesen empfehlenswert, mit kleinen Abstrichen außerdem die Frühsorte 'Retina' und 'Relinda'. Die sehr guten Ergebnisse von 'Rosana' müssen sich noch an streuobsttypischen schlechteren Standorten bestätigen. Unter den für diesen Zweck bedingt geeigneten Sorten sind weniger die Tafelsorten von Interesse, sondern eher jene, die hohe und gleichmäßige Erträge bringen und sich gut für die Verarbeitung zu Saft eignen. Das wären etwa 'Resista', 'Reanda' und 'Rewena', eventuell noch 'Renora' und 'Reglindis' (s. a. Höhn u. Leumann 2004, Egger u. a. 2004). Diese Sorten punkten auch durch ihre geringe Alternanz. Der meist deutlich frühere Ertragseintritt dieser Sorten im Vergleich zum bewährten Sortiment bringt Probleme bei der Kronenerziehung mit sich, so dass bei starkem Behang in den ersten Standjahren eine manuelle Ausdünnung sinnvoll wäre. Der Vertrieb der Ahrensburger und Pillnitzer Sorten wird mittlerweile über artevos organisiert (s.www.artevos.de), wobei sich die Sorten 'Ahra', 'Reka', 'Renora', 'Resi' 'Regine', 'Pingo' und 'Piflora' mangels Nachfrage beziehungsweise Qualitätsmängeln zur Zeit nicht mehr im Standardangebot der in diesem Verbund zusammengeschlossenen Obstbaumschulen befinden. Interessenten müssen sich diese Sorten gegebenenfalls anderweitig beschaffen. Ratsam erscheint nach wie vor, auf Streuobstwiesen schwerpunktmäßig bewährte Apfelsorten zu pflanzen, auch als Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt beim Kernobst, und 10 bis 20 Prozent der Gesamtstückzahl neue Sorten beizumischen.

Zusammenfassung

Vorgestellt werden Ergebnisse eines Langzeitversuches der LWG, bei dem an verschiedenen Standorten in Unterfranken zwischen 1998 und 2004 insgesamt 29 neue Apfelsorten im Vergleich mit "alten" Sorten (Anbau vor 1940) gepflanzt wurden, um deren Eignung für den extensiven Streuobstbau auf Hochstamm zu testen. Viele der neuen Sorten waren als mehrfachresistent beworben worden. Nach 18 Jahren Versuchsdauer zeigt sich, dass einige neue Sorten wie 'Florina' oder 'Reka' durchaus eine wichtige Ergänzung zum bewährten Sortiment darstellen. Die Krankheitsresistenz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Leider ist die Schorfresistenz mittlerweile durchbrochen. Einige im Erwerbsanbau vorzügliche Sorten wie 'Pinova' kommen auf Hochstamm und mit extensiver Pflege nicht zurecht. Andere Sorten mit hervorragender Fruchtqualität wie etwa 'Gerlinde' erfüllen wegen ihrer Wuchseigenschaften nicht die Anforderungen des Streuobstbaus.

Literatur

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