Neuheiten bei schweren Nutzfahrzeugen

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Die Fahrzeug- und Aufbauhersteller arbeiten intensiv an der Steigerung der Transporteffizienz, um nicht zuletzt die angestrebten Klimaziele der Europäischen Union (EU) realisieren zu können. Dies geschieht im Einklang mit den Mega-Trends: Digitalisierung, autonomes Fahren sowie der Elektro- und Wasserstoff-Mobilität. Der folgende Artikel gibt einen Überblick, welchen Beitrag schwere Nutzfahrzeuge hierzu leisten.

Auch in der Corona-Zeit rollten die Räder unaufhaltsam weiter. Die Einführung der neuen europäischen Abgasnorm Euro 6e für schwere Nutzfahrzeuge zum 01.01.2022, haben die Fahrzeughersteller zum Anlass genommen, ihre Produktpalletten zu modernisieren. Eine Besonderheit während der Corona-Zeit war, dass es Fahrzeugpräsentationen in ganz neuen und kreativen Formaten gab. Neben den vielen digitalen Präsentationen, wird erstmals die Nutzfahrzeugmesse NUFAM 2021, die vom 30.09. bis 03.10.2021 in Karlsruhe stattfindet, wieder eine reguläre Messe vor Ort sein. Das wäre dann die erste große Live-Veranstaltung, seit der Messe IAA Nutzfahrzeuge 2018.

Für den Münchner Fahrzeughersteller MAN war 2020 ein besonderes Jahr in der Firmengeschichte. Hier gab es ein Feuerwerk an Neuheiten im Rahmen der Erneuerung des gesamten Lkw-Programmes - also vom 7,49-Tonner TGL, den TGM-Verteilerfahrzeugen, dem TGS für die Baustelle, dem TGX für den Fernverkehr, bis hin zum Schwertransport mit einem Gesamtgewicht von bis zu 250 t. Die internationale Markteinführung dauert noch bis zum heutigen Tage an. Besonders kreativ waren hierbei die Fahrzeug- Präsentationen in Deutschland, die im Format eines Autokinos stattfanden. Das Entwicklungsziel "Steigerung der Transporteffizienz und Verbesserung des Fahrerkomforts" wurde konsequent umgesetzt, was die neuen Fahrzeugmodelle eindrucksvoll zeigen, egal ob als 12-Tonner-Krankipper für das Handwerk, oder als schwerer 4-Achs-Kipper für die Bauindustrie.

Sichtbar wird das am neuen Design der Fahrerkabine, an den vielen Effizienz-Ausstattungen und vor allem an der neuen ergonomischen Gestaltung des Fahrerarbeitsplatzes. Erlebbar wird es für den Fahrer in erster Linie, durch das neue volldigitale Instrumenten-Display, welches Informationen teilweise sogar in 3D-Grafiken darstellen kann. Der zentrale Dreh-Drück-Steller (auch "MAN Select" genannt) erinnert, mit seiner Bedienlogik und dem Miniatur-Touchpad, an die Multimedia-Steuerung eines modernen Oberklasse-Pkw. Für Fuhrparkbetreiber ist die erzielte Steigerung der Transporteffizienz auch bares Geld wert, da beispielsweise eine Kraftstoffersparnis im Fernverkehr von bis zu 3,7 Prozent realisiert werden kann (im Vergleich zum Vorgängermodell in Euro 6d). Die Fahrzeug-Eigenschaften nehmen auch Einfluss auf die verfügbaren Dienstleistungen. Sei es durch eine höhere Verfügbarkeit im Rahmen der Digitalisierung von Anwendungen oder in der Verbesserung von Produktkomponenten, welche niedrigere Service- und Wartungskosten ermöglichen.

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Auch aus dem Hause Mercedes-Benz gibt es eine Vielzahl an Neuheiten zu verkünden. Neben der Optimierung des Lkw-Programms, stand vor allem die Steigerung der Verkehrssicherheit im Fokus. Ein wichtiger Beitrag dazu ist, dass seit Januar 2020, der aktuelle Notbremsassistent mit Kamera-Radar-Technologie (auch "Active Brake Assistent 5" genannt), für jeden neuen Actros in Europa zur Serienausstattung gehört. Beim Thema Verkehrssicherheit, ist Mercedes-Benz mit den Baureihen Actros (Fern- und Verteilerverkehr) und Arocs (Baufahrzeuge) der einzige Hersteller, der ab Werk Spiegel-Kamera-Systeme anbietet. Sie ersetzen die klassischen Außenspiegel. Dieses Spiegelersatzsystem gibt es mittlerweile auch als Nachrüstlösung. Des Weiteren wurde das Actros-Programm um die Variante eines "straßenoptimierten Kippsattels" ergänzt. Die Besonderheit liegt darin, dass ein fernverkehrstauglicher Actros, gezielt für den Baustelleneinsatz verstärkt wurde. Der Actros F hingegen ist eine weitere neue Variante. Er stellt jetzt den Einstieg in die Mercedes-Benz Lkw-Welt dar. So weist dieses Fahrzeug eine minimalistische und funktionsorientierte Ausstattung für Fahrer und Unternehmer aus. Am anderen Ende der Ausstattungsvarianten ist der neue Actros L positioniert.

Iveco begann bereits im Jahr 2019 sein Produktprogramm zu erneuern. Begonnen wurde mit den Fernverkehrsfahrzeugen, die jetzt den Namen Iveco S-Way tragen. Dieser neue Lkw ist weit mehr als nur ein Fahrerhaus-Facelift. Er trägt eine komplett neu designte Kabine, bei der Fahrer- und zugleich Unternehmer-Gesichtspunkte berücksichtigt wurden. Die Transporteffizienz wurde um bis zu 4 Prozent verbessert. Sie setzt sich aus einem niedrigeren Kraftstoffverbrauch und gesunkenen Betriebskosten zusammen. Mit dem Pre-Connectivity-Modul, bekannt aus der Transporter-Reihe Daily, ist das Fahrzeug jetzt serienmäßig vernetzt und ermöglicht so zahlreiche digitale Anwendungen. Im Verlauf des Jahres kamen weitere Fahrzeugvarianten hinzu: Fahrgestelle für Wechselbrücken und die Natural-Power(NP)-Varianten. Hier ist der Antriebsstrang für den Einsatz von alternativen Kraftstoffen, mit Fokus auf Erdgas (z. B. in flüssiger Form von LNG, oder als komprimiertes Gas in Form von CNG) ausgelegt. Seit Jahren nimmt Iveco hier eine Vorreiterrolle ein. Im Frühjahr 2021 wurde das Baustellen-Programm ebenfalls runderneuert. Auf den aktuellen Iveco Trakker folgt nun der neue Iveco T-Way. Es gibt ihn in verschiedenen Varianten, vom klassischen Kipper bis zum nutzlastoptimierten Betonmischer.

Auch der schwedische Hersteller Volvo hat seine schwere Baureihe umfangreich renoviert. Betroffen von den Maßnahmen sind die Baureihen FH16, FH, FM und FMX. Im Fokus standen dabei, die Kabine, der Fahrerarbeitsplatz, die Sicherheit und die Steigerung der Transporteffizienz. So hat der FM und FMX (mit Fokus auf den Verteilerverkehr und die Baustelle) ein neues Fahrerhaus erhalten, die für den Fahrer 1 m³ mehr Innenraum bietet. Des Weiteren sind bei der neuen Generation von Fernverkehrsmodellen FH16 und FH, verbesserte Sicherheitssysteme im Einsatz, wie beispielsweise ein neues Scheinwerfersystem, mit adaptivem Fernlicht oder den Abstandsregel-Tempomaten, der nun bis zum Stillstand regelt. Zudem kann sich der Fahrer über eine Instrumententafel freuen, die völlig digital dargestellt wird. Es kommt ein 12 Zoll großes Display zum Einsatz, das von einem 9-Zoll-Display für Navigation oder Kameraüberwachung ergänzt wird. Der "Fuel Racer" ist ein aktuelles FH-Sondermodell und zeigt im Bereich Fernverkehr eindrucksvoll, wie Ressourcenschonend ein 40-Tonner heutzutage bewegt werden kann. Eine Verbrauchsmessung unter bestimmten Bedingungen im Realbetrieb, dokumentierte einen Dieselverbrauch von 22,7 l auf 100 km.

Die klassische Dieseltechnologie bietet also im Bereich der Transporteffizienz noch entsprechendes Potential. Dies zeigen nicht nur die Maßnahmen rund um die Einführung der neuen europäischen Abgasnorm Euro 6e. So zeichnet sich die Transporteffizienz hierbei aus, durch Gewichtsreduzierung (Leichtbau), verbesserte Aerodynamik und nicht zuletzt, durch einen modernen Antriebsstrang (bestehend aus Motor, Getriebe und Hinterachse). Im Ergebnis sind aktuell 4 bis 6 Prozent Kraftstoffeinsparpotentiale möglich. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Fahrzeughersteller ein Feinschliff im Detail gemacht haben, wie bei Renault Trucks oder gleich ein ganz neues Fahrzeug präsentiert haben, wie bei DAF aus den Niederlanden. Transporteffizienz bedeutet somit in erster Linie, den Kraftstoffverbrauch und das Treibhausgas CO2 zu reduzieren, jedoch unter der Berücksichtigung von betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Klimaschutz findet im Einklang von Kosten und Nutzen für den Unternehmer statt.

Um aber die Vision vom CO2-neutralen Transport realisieren zu können, entstand in den letzten Jahren ein wahrer Innovationschub bei alternativen Antriebstechnologien. Am Markt finden sich mittlerweile die unterschiedlichsten Lösungen, vom Gesamtfahrzeug bis hin zu Nachtrüstlösungen für gebrauchte Fahrzeuge. Eine Nische belegen aktuell immer noch die alternativen Kraftstoffe Erdgas und Bio-Gas. Nicht zuletzt wurde die Planungssicherheit bei Anschaffung und Betrieb verbessert. In Deutschland ist bis Ende 2023 der Betrieb schwerer Nutzfahrzeuge weiterhin mautfrei. Die europäischen Hersteller bieten vom Transporter bis zum Baustellenfahrzeug, unterschiedliche Transportlösungen an. Bei den alternativen Antriebstechnologien hat die Elektromobilität hingegen in jüngster Zeit, eine rasante Entwicklung vollzogen.

Die stetig steigende Nachfrage im Stadt- und Verteilerverkehr haben dazu geführt, dass sich ganz neue Markteilnehmer etablieren konnten. Dies brachte eine Angebotsvielfalt mit sich, dass es aktuell mehr als 30 Elektro-Lkw-Modelle gibt, ausgelegt für unterschiedliche Transportaufgaben. Je nach Nutzung und Batteriekonfiguration können bis zu 300 km Reichweite erzielt werden. Das Handling und die Transporteffizienz bei Elektro-Lkw verbessern sich stetig, so dass bei ausgewählten Kunden verschiedene Fahrzeugvarianten sich seit Monaten im Alltagseinsatz befinden. Der Diesel-Lkw hat eine ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. So hat für dieses Jahr beispielsweise Renault Trucks, der Start einer Kleinserie mit der Baureihe Z.E. (Zero Emission) angekündigt.

Für Fuhrparkbetreiber wird es in naher Zukunft, eine weitere alternative Antriebstechnologie geben - den Brennstoffzellen-Lkw mit Wasserstoffantrieb. Dieser befindet sich aktuell noch im Erprobungsstadium. Zwei Transportkonzepte zeichnen sich ab: Ein 25-Tonner mit bis zu 600 km Reichweite und Nutzfahrzeuge der 40-t-Klasse. Die europäischen Klimaziele haben dazu geführt, dass es in der Nutzfahrzeug- und Aufbauherstellerindustrie ganz neue Allianzen und Kooperationen gibt. So sind Iveco und das US-amerikanische Start-up Nikola eine Kooperation eingegangen. Ihr Ziel ist es, den Kunden bereits für das Jahr 2021, einen batterieelektrischen Lkw und für 2023, einen Wasserstoff-Lkw (mit Brennstoffzelle) anbieten zu können. Das Fahrzeug trägt den Namen "Nikola Tre". Es basiert auf dem aktuellen Fernverkehrs-Lkw Iveco S-Way. Diese Sattelzugmaschine soll dann in Europa über das Iveco-Händlernetz vertrieben werden.

Eine weitere Kooperation besteht aus der Daimler Truck AG und der Volvo Gruppe. Ihr Fokus liegt auf der Brennstoffzelle als zentrale Technologie. Bei Mercedes-Benz laufen dafür die Vorbereitungen auf Hochtouren. Denn die ersten Vorserienfahrzeuge sollen im Jahr 2023 zu den Kunden gehen und für 2026 soll die Serien-Auslieferung erfolgen. Der sogenannte "GenH2 Truck" soll dann 2 x 150 kW liefern und die Batterie zusätzlich, zeitlich begrenzt bis zu 400 kW. Eine Reichweite von bis zu 1000 km kann so realisiert werden. Dass sich die Wasserstoff-Technologie bereits im Alltagsbetrieb behaupten kann, zeigt der Süd-Koreanische Hersteller Hyundai. Der Schweizer Markt hat hier eine Vorreiterrolle übernommen, denn die ersten zehn, von 50 Brennstoffzellen-Lkw vom Typ Xcient Fuel Cell, wurden an Kunden ausgeliefert. Seit 2021 befindet sich auch ein Fahrzeug in Deutschland im Kundeneinsatz.

Transporteffizienz, geprägt durch neue Antriebstechnologien und das Erreichen von Klimazielen, stellen somit keinen Widerspruch dar. Die Transportlogistik wird so nachhaltiger, vor allem bei den stetig sinkenden Betriebskosten für den Unternehmer. Diese aktuelle Entwicklung zeigt aber deutlich, dass an alternativen Antriebstechnologien kein Weg mehr vorbeiführt. Sie werden ein fester Bestandteil im Lkw-Programm der Hersteller sein. So wird die nächste Messe IAA Nutzfahrzeuge 2022 einen Ausblick geben können, welche Technologien und Fahrzeugkonzepte sich zukünftig durchsetzen werden. Das Ziel, binnen 20 Jahren, Nutzfahrzeuge in ganz Europa, Japan und Nordamerika nur noch mit lokal CO2-neutralem, also elektrischem Antrieb anzubieten, rückt unaufhaltsam näher.

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