Vom kleinsten bis zum geselligsten Grün der Metropole

New York - die unbekannten Parks und Gärten

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Bericht aus New York City Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Paley Park in der 53. Straße zwischen Fifth Avenue und Madison Avenue, Manhattan. Foto: Alexander Dorn
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Liz Christy Community Garden – der erste Community Garden in New York, Manhattan. Foto: Alexander Dorn
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Garden of Life and Health Community Garden in der Melrose Avenue, Bronx. Foto: Alexander Dorn

Mit New York werden Hochhäuser assoziiert, nicht aber Parks und Gärten. Dabei hat New York etliche Grünanlagen. In der von Kommerz geprägten Metropole erfüllen sie ganz unterschiedliche Anforderungen und werden vielfältig genutzt.¹) Der bekannteste und mit seinen fast 340 ha größte Park New Yorks ist der Central Park. Aber wer kennt schon den kleinsten Park der Stadt?

Er heißt Septuagesimo Uno Park und ist nur 260 m² klein. Septuagesimo Uno bedeutet 71 auf Lateinisch, der etwas hochtrabende Name des Parks spielt auf seinen Standort an: Er befindet sich in der 71. Straße, zwischen West End Avenue und Amsterdam Avenue. Durch eine Zwangsenteignung kam die Stadt 1969 in den Besitz des kleinen Grundstücks, riss das darauf stehende Gebäude ab und begann 1980, die schmale Baulücke zu begrünen. So ist eine längliche Oase entstanden, in der der Stadtlärm fast verstummt und die Rotkardinale in der rosa blühenden japanischen Zierkirsche sitzen und zwitschern. Im eingezäunten Park stehen nur sechs Sitzbänke zur Verfügung. Die Bänke im hinteren Teil des Parks werden von Bambus überdacht, spenden Schatten und haben etwas Behütendes. Mit einem Schild werden Besucher gebeten, dem Wassermangel entgegenzuwirken, indem sie Wasserflaschen aus dem Supermarkt mitbringen und die Pflanzen gießen.²) Der Park gehört zur so genannten Vest Pocket Park Initiative, die der ehemalige Oberbürgermeister John Vliet Lindsey in den 1960er Jahren ins Leben rief mit dem Ziel, mehr Grünflächen im zubetonierten innerstädtischen Bereich zu schaffen.

Paley Park

Einer der ersten der 40 so genannten "Westentaschenparks" in New York war der Paley Park. Der 467 m² große und in der 53. Straße zwischen Fifth Avenue und Madison Avenue gelegene Park wurde 1967 von dem damaligen Vorsitzenden des Fernsehsenders CBS, William Paley, in Auftrag gegeben. Er ist ein privat finanzierter, nach seinem Initiator benannter Park, der von Anfang an für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Das Grundstück gehört der Paley Foundation, für die die renommierten Landschaftsarchitekten Richard Zion und Harold Breen das Areal gestalteten. Der rechteckige Park liegt leicht erhöht über dem Straßenniveau und ist über ein paar Stufen zu erreichen. Blickfang ist der beinahe 7 m hohe tosende Wasserfall, der die gesamte Rückwand des Parks einnimmt. Durch die etwas erhöhte und von der Straße zurückgesetzte Positionierung bekommt der Park eine Intimität. Man befindet sich in einem ganz eigenen Raum, abgeschirmt von der Stadt. Beschützend wirken die Seitenwände, die mit dichtem, dunklem Efeu bewachsen sind. Der Wasserfall blendet die Geräusche der Stadt aus, indem er sie übertönt. Grazile Gleditschien sind auf dem Areal ebenso verteilt wie Drahtstühle und leichte Tische. Die gesamte, auf verschiedene Sinne wirkende Gestaltung des Parks ist darauf angelegt, eine Pause vom Trubel der Großstadt anzubieten.

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Joyce Kilmer Park in der Bronx mit Lorelei-Brunnen im Gedenken an Heinrich Heine, Bronx. Foto: Alexander Dorn
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Der ehemalige Hope of Israel Community Garden in der Bronx, jetzt eine zugemüllte Brache. Foto: Alexander Dorn
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Franz Sigel Park in der Bronx. Foto: Alexander Dorn

Ein Spaziergang durch die Bronx

Vom wohlhabenden Midtown geht es in die berüchtigte Bronx. Ihr geht der Ruf voraus, ein kriminelles Pflaster zu sein. Zu Unrecht in den letzten Jahren, zumindest tagsüber, deshalb lohnt sich ein Spaziergang durch den von Touristen selten frequentierten Stadtteil. Der 2013 angelegte und über 1200m² große Garden of Life and Health Community Garden an der Melrose Avenue und der 156. Straße befindet sich auf einer riesigen Brache, die dem Abriss etlicher Miethäuser geschuldet ist.

Der Garten ist mit zahlreichen Beeten ausgestattet, die von liebevoll leuchtend angemalten Sitzbänken und Grills eingerahmt sind. In der Mitte steht ein Schuppen zur Unterbringung von Werkzeug. Neben den ehrenamtlich tätigen Anwohnern gärtnern dort auch Schüler der nahen Grund- und Mittelschule PS/MS 29. Typisch für die New Yorker Gärtner ist das informative Gespräch, das mit Passanten begonnen wird, die Interesse am Community Garden zeigen.

Nur wenige Blocks nördlich, ebenfalls in der Melrose Avenue, befindet sich der A. Badillo Community Garden, in dem sich Bürger nach Voranmeldung kostenlos einen Feigen- oder Aprikosenbaum an bestimmten Sonntagen abholen können. Ermöglicht wird die Schenkung durch das New York Restoration Project, das von der Schauspielerin und Sängerin Bette Midler 1995 gegründet wurde. Gesponsert wird die Aktion durch die TD Bank und durch die nicht gerade für ihr Umweltbewusstsein bekannte Autofirma Toyota mit dem ambitionierten Ziel, allein im Jahr 2015 eine Million Bäume in New York zu pflanzen. Der Beschenkte verpflichtet sich, dem Baum in einem der fünf New Yorker Bezirke ein Zuhause zu geben und für sein Wohlergehen zu sorgen. Der geschenkte Baum soll Bürger animieren, Lust aufs urbane Gärtnern zu machen und somit Verantwortung für die umliegenden Community Gardens zu übernehmen.

Auf der Melrose Avenue geht es weiter zu dem frühen, 1981 angelegten Kenton Hall Neighborhood Garden, der nicht mehr existiert. Auf dem ehemaligen Grün sind Lastwagen geparkt. Community Gardens sind ephemer, ungeschützt, können schnell verschwinden, da sie häufig kommerziellen Gründen untergeordnet werden, zum Beispiel, wenn das Grundstück bebaut werden soll. Auf dem Weg zum nächsten Community Garden fällt zunächst das große, im Art Deco Baustil errichtete Gebäude des Bronx County Courthouse am Grand Concourse ins Auge, dem ursprünglich recht wohlhabenden Herzen der Bronx. Direkt gegenüber vom Gericht und damit unweit des Yankee Stadium liegt der Joyce Kilmer Park. Hauptattraktion des Parks ist der 1888 von dem Berliner Bildhauer Ernst Herter gestaltete Lorelei Fountain, der dem deutschen Dichter Heinrich Heine gewidmet ist und von der Arion Society, einem deutsch-amerikanischen Gesangsverein, finanziert wurde. Ursprünglich sollte der Brunnen in Düsseldorf aufgestellt werden, aber dort wandte man sich dagegen, da Heinrich Heine Jude war und politisch unliebsame Ansichten vertrat. Der Park besteht im Wesentlichen aus einer langen, rechteckigen Rasenfläche, auf der Fußball gespielt und die als Liegefläche genutzt wird und mit dem Lorelei-Brunnen im Süden abschließt. Zahlreiche Bänke säumen die Grünfläche und das Heine-Denkmal. Überquert man den Grand Concourse am Joyce Kilmer Park, erreicht man die Gerard Avenue. Dort entpuppt sich der Hope of Israel Community Garden eines jüdischen Seniorenheims als eine mit Müll beladene Brache. Lediglich Futternäpfe für streunende Hunde und Katzen zeugen von einer "Nutzung". Auch dort ist ein schützenswerter Community Garden verlorengegangen, dessen Verfall im Online-Verzeichnis der New Yorker Community Gardens noch nicht erfasst ist.

Franz Sigel Park

Biegt man von der Gerard Avenue links in die 158. Straße ab, fällt der Blick auf eine steile felsige Anhöhe, auf den Franz Sigel Park. Der in der deutschen Revolution 1848 aktive Franz Sigel (1824-1902) musste nach Amerika fliehen und wurde dort General im amerikanischen Bürgerkrieg.³) Später machte er sich auch als Journalist, Redakteur und Zeitungsverleger in New York einen Namen. In Manhattan wird der engagierte Deutsche am Riverside Park mit einer Reiterstatue für seine militärischen Verdienste geehrt. In der Bronx lebte er. Dort wurde er auf Initiative seiner Zeitgenossen hin geehrt. Ein Stadtpark ganz in der Nähe seines Wohnorts trägt seinen Namen. Ebenso wie der Central Park ist auch der ausgesprochen hügelige Franz Sigel Park auf Manhattan Schist angelegt, dem harten Gestein, das New York untermauert und eine Bebauung erschwert. Zuweilen bricht der Fels unvermittelt aus den Grünflächen heraus, trägt somit maßgeblich zur Parkästhetik bei und wird, wie im Central Park, bewusst in die gartenkünstlerische Gestaltung einbezogen. In dem von vielen Familien besuchten Park sind Flächen für Softball zu finden, ein Basketball Court, ein Hundeauslauf sowie ein Versammlungsort auf dem höchsten Punkt des Parks. Der mit rosa, weiß und gelb blühenden Magnolien übersäte Park gehört zu den von der Stadt finanzierten und folglich vom Parks Department bewirtschafteten Grünflächen.

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Morning Glory Community Garden in der Bronx. Foto: Alexander Dorn
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Queen Elizabeth II. September 11th Garden im Financial District, Manhattan. Foto: Alexander Dorn
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Elevated Acre Park im Financial District, Manhattan. Foto: Alexander Dorn

Morning Glory Community Garden

Der Morning Glory Community Garden ist 2014 in die Hoe Avenue umgezogen. Er ist Teil einer Initiative Gardens for Healthy Communities und gehört ebenso zur Mayor's Obesity Task Force Initiative, einer Initiative gegen Fettleibigkeit. Gerade in ärmeren Gegenden, die keine Infrastruktur mit Gemüseläden bieten, leiden sozial Benachteiligte aufgrund von Fehlernährung und Armut an Übergewicht, da die günstigsten Nahrungsmittel oft die kalorienreichsten sind. Da sollen die Community Gardens Abhilfe schaffen, in denen Anwohner nicht nur Gemüse anbauen, sondern in Workshops über gesunde Ernährung aufgeklärt werden. Die Politik packt das Übel jedoch nicht an der Wurzel. Diese soziale Problematik lässt sich nicht allein durch die Unterstützung von Community Gardens lösen.

Für den Morning Glory Community Garden gibt es große Pläne, die charakteristisch sind für die Gemeinschaftsgärten New Yorks. Der knapp 900 m² große Garten ist mit einem geräumigen Gewächshaus und 18 Gemüsebeeten versehen. Mit einfachsten Mitteln wird hier gearbeitet und geschmückt. Holzlatten werden zusammengezimmert und rahmen das jeweilige Beet ein. Barbecues für die Anwohner finden bereits statt. Überdachte Sitzecken sollen noch geschaffen werden. Das geerntete Obst und Gemüse soll kostenlos an Bedürftige und Schwangere verteilt werden. Restaurants in der Umgebung können zukünftig die Ernte in ihren Gerichten verwenden. Kinder und Jugendliche sollen an das Gärtnern herangeführt werden und Selbstvertrauen durch das Pflanzen gewinnen sowie Verantwortung für ihre Pflanzungen übernehmen. Eine Bühne für Veranstaltungen ist ebenso in Planung wie ein Regenwassersammelsystem.

Kennzeichnend für die Community Gardens ist, dass sie aus Eigeninitiative der Anwohner entstehen und ehrenamtlich geführt werden. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ein grassroots movement. Alles begann 1973 mit dem Liz Christy Community Garden an der Bowery/Ecke Houston Street.4) Liz Christy und etliche Mitstreiter warfen Saatbomben über Zäune und brachten damit Brachen und Baulücken zum Blühen. Die "anarchischen" Gärtner formierten sich zu den Green Guerillas. Später gründete die Stadt die Organisation Green Thumb, die Community Gardens bis heute entweder finanziell oder mit Werkzeug und Fachkenntnis beziehungsweise Schulungen unterstützt. Ungefähr 600 Community Gardens gibt es in New York und zwar nicht nur in der Bronx, sondern auch in allen anderen Bezirken der Stadt, vorwiegend in ärmeren Gegenden. In Manhattan sind die ehrenamtlich bewirtschafteten Gärten vor allem an der Lower East Side, in Spanish Harlem und in East Harlem anzutreffen. Lediglich an der reichen Upper East Side Manhattans sind sie nicht zu finden. Dort besteht kein Bedürfnis nach Gemeinschaft, der Rückzug ins Private wird bevorzugt. Man lässt im eigenen Dachgarten gärtnern.

Von der Bronx in den Financial District in Manhattan

Der Unterschied könnte nicht größer sein. Im Bankenviertel sind keine Community Gardens mit Nutzbeeten anzutreffen, die von den Anwohnern ins Leben gerufen wurden. Dort gibt es nur privat oder von der Stadt finanzierte öffentliche Parks und Gärten. Ein noch weitgehend unbekannter Park ist der sogenannte Elevated Acre Park, der gar nicht so leicht zu finden ist.

Bei dem von der Chase Manhattan Bank und anderen Firmen genutzten Hochhaus in der 55 Water Street muss man den Treppenaufgang und die zwei Rolltreppen erst einmal finden, die hinaufführen zu einem leicht ansteigenden Parkareal. Im rechten Teil dieses von Roger Marvel Architects und Ken Smith 2005 gestalteten und namensgebenden "Acre", also 4046 m² abmessenden Parks, lockern Büsche und Blumen die schräge Ebene auf. Holzbänke laden zum Sitzen ein. Die Kulisse ist exklusiv. Gegenüber liegt Brooklyn, linkerhand sind die Brooklyn Bridge und gleich dahinter die Manhattan Bridge zu sehen. Unterhalb des Parks befindet sich im East River allerdings ein Helikopterlandeplatz, der immer wieder für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse sorgt. Im linken und abgesenkten Teil des privaten, jedoch für die Öffentlichkeit zugänglichen Parks wird eine Rasenfläche von Treppenstufen gesäumt, auf denen man wie in einem Amphitheater Platz nehmen kann. Dort fegt der Wind auch nicht so wie auf dem ungeschützten Teil des Parks, und es ist leiser. Das "Amphitheater" weist auf Nutzungsmöglichkeiten hin. Dort können Filme gezeigt und Veranstaltungen durchgeführt werden. Elevated Acre kann für 5500Dollar pro Tag für exklusive private Veranstaltungen, Events und Hochzeiten gemietet werden.

Unweit vom Elevated Acre Park und nahe Ground Zero befindet sich der 2010 entstandene Queen Elizabeth II. September 11thGarden. Er ist nicht nur ein Geschenk Großbritanniens an die USA, sondern vielmehr auch ein Denkmal, mit dem der Briten gedacht wird, die durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 umkamen. Um die anthropomorph gestalteten, weißen Sitzbänke, auf deren Sitzflächen sich störend, damit man sich nicht hinlegen kann, in kalkulierten Abständen rundliche Erhebungen angeordnet sind, werden in lockerer Anordnung Sträucher gruppiert. Im Boden sind schlängelnde helle Bänder mit den Namen britischer Grafschaften eingelegt. Die Pflanzungen sind voller Symbolik und sollen auf die englische Landschaftsgartenkunst anspielen. Der Park ist entstanden durch die britischen Landschaftsdesigner Julian und Isabel Bannermann unter Mitarbeit der renommierten New Yorker Landschaftsarchitektin Lynden B. Miller, die auch schon für die gärtnerische Gestaltung der Battery Park City verantwortlich zeichnete. Der Park ist letztlich nicht mehr als ein Durchgangsbereich in einer kleinen Fußgängerzone, keinesfalls eine Erholung versprechende Oase. Er ist ein Stadtpark, der zugleich ein Denkmal sein will und in seinem symbolträchtigen Design ebenso bemüht ist wie in seiner kombinierten Namensgebung.

Bericht aus New York City Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Foto: Alexander Dorn
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Foto: Alexander Dorn
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Liz Christy Community Garden. Foto: Alexander Dorn

Uferbegrünung - die neue Art der Parks

Ein gelungenes Memorial für die Opfer von 9/11 hingegen ist der so genannte Garden of Remembrance, 2003 angelegt von dem niederländischen Landschaftsgärtner Piet Oudolf. Das aus einheimischen Gräsern und Blumen gestaltete Mahnmal befindet sich an der Südspitze Manhattans, der historischen Battery, wo zahlreiche Denkmale verortet sind. Dezente Plaketten weisen den Garten als Ort des Gedenkens an die Toten aus, erinnert aber auch an die traumatisierten Überlebenden des 11. September. Es ist ein Ort der Trauer, versteht sich aber auch als ein Garten, in dem Hoffnung und Optimismus "wachsen" dürfen.5)

Am neu angelegten Teil der Battery lässt sich auch ein neuer Parktypus erkennen: die Uferbegrünung.6) Bald wird man ganz Manhattan am Ufer entlang umrunden können und das im Grünen. Eine Idee übrigens, die der maßgebliche Landschaftsarchitekt des Central Parks, Frederick Law Olmsted, bereits im 19.Jahrhundert hatte, als er forderte, den Central Park mit den am Ufer gelegenen Riverside und Morningside Parks zu verbinden. Bereits der Weg zum Park sollte, so Olmsted, ein Naturerlebnis sein und von der rasch wachsenden Großstadt ablenken. Schon jetzt kann man von der Südspitze Manhattans vorbei am Hudson River Park, entlang des Riverside Parks bis hinauf nach Harlem spazieren, Rollschuh fahren, radeln, joggen.

Die Erschließung der Uferlandschaft Manhattans dient der "recreation", der Freizeit und Erholung. Es geht nicht nur darum, naturbelassene Flächen zu schaffen, um Flora und Fauna zu schützen, nicht allein um ein Naturerlebnis. Die Uferbegrünungen heute entstehen vor allem mit dem Ziel, die Lebensqualität der New Yorker zu steigern und das Freizeitangebot zu erweitern. Auch die neuen Uferbegrünungen am East River laden zu sportlichen Aktivitäten ein.

Überquert man die Brooklyn Bridge, kommt man unversehens in den von Michael Van Walkenburgh gestalteten Brooklyn Bridge Park, der sich noch im Bau befindet. Besonders gut kann man seine Entwicklung vom erhöhten Standpunkt der Brooklyn Height Promenade beobachten. Die ehemaligen Landungsstege werden zu Fußballfeldern, Basketball Courts und Tennisplätzen und sogar zu Schlittschuhbahnen ausgebaut oder sie sind Anlegestellen für das mittlerweile beliebte Kayakfahren. Neben dem Sportangebot soll auch die Kultur nicht zu kurz kommen. Auf der Battery Park City Esplanade am Hudson präsentierten sich renommierte Kunstprojekte mit Skulpturen so berühmter Künstler wie Louise Bourgeois, Jim Dine, Andy Goldworthy. Weiter nördlich zieren temporäre Skulpturen der Studenten der Art Students League den Riverside Park South und werden dort unter freiem Himmel ausgestellt. Dazwischen laden Cafés und Sitzbänke zur Verschnaufpause und zur Kontemplation ein.

Einzigartig ist der in Queens gelegene Socrates Sculpture Park. Von dem Bildhauer Mark di Suvero 1986 ins Leben gerufen, ist er eine Outdoor Galerie für Bildhauerei. Einzigartig in New York und Umgebung ist der Park, weil Stipendien an junge Künstler vergeben werden, die dann direkt im Park ihre großformatigen Skulpturen und Installationen produzieren und ausstellen können. Aber damit endet das Angebot des Socrates Sculpture Park noch nicht. Am Wochenende finden dort auch Kinoabende im Freien statt. Das Spektrum an kostenfreien Kursen ist enorm. Von Mai bis Oktober finden Yoga- und Pilateskurse, Bildhauerklassen, Kochkurse sowie Gärtner- und Kompostierworkshops statt. Auch ein Besuch des nur ein paar Straßen weiter gelegenen Isamo Noguchi Museums und Parks lohnt sich.

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Temporäre Kunst von Studenten der Art Students League und Café im Riverside Park South, Manhattan. Foto: Alexander Dorn
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Louise Bourgeois "Eyes" auf der Battery Park City Esplanade, Manhattan. Foto: Alexander Dorn
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High Line von Diller Scofidio + Renfro im Meatpacking District und Chelsea, Manhattan. Foto: Alexander Dorn

Fazit

Vorgestellt wurde nur eine winzige Auswahl an Gärten und Parks in New York. Die New Yorker Parks spiegeln in ihrer Unterschiedlichkeit die sozialen Konstellationen der Stadt wider. Die Community Gardens werden von engagierten Anwohnern bei der Stadtverwaltung durchgesetzt und von ihnen vor allem in ärmeren Vierteln geschaffen. Es geht darum, gemeinsam eine grüne Oase zu erschaffen, sich gegenseitig zu helfen und Kindern und Jugendlichen sinnstiftende Aktivitäten anzubieten. In Midtown und im Financial District hingegen gibt es privat finanzierte Parks, die man unter anderem mieten kann. Die neuen Uferbegrünungen locken mit einem erweiterten Freizeitangebot für die Freizeitgesellschaft. Darüber hinaus steigern sie den Wert der umliegenden Immobilien. Auch das ist ein maßgeblicher Nutzen und erwünschter Nebeneffekt dieser Grünflächen. Bekanntestes Beispiel der beschleunigenden Gentrifizierung durch einen Park ist die von den Architekten Diller Scofidio + Renfro und Piet Oudolf gestaltete High Line im Meatpacking District. An deren Anfang hat sich gerade das neu eröffnete Whitney Museum gesellt, das die Immobilienpreise noch einmal in die Höhe treiben wird.

Viele Grünanlagen eignen sich in den Augen der New Yorker zum Gedenken. Sogar eine Verkehrsinsel, die in Deutschland nicht die Bezeichnung "Park" verdient hätte, ist ein erstaunlich lauschiger, mit einer üppigen Blumenpracht bepflanzter Park und mit seinem plätschernden Brunnen zugleich ein Ort des Gedenkens. Die dreieckförmige Verkehrsinsel am Broadway/West Ende Avenue und 106. Straße gedenkt des deutschstämmigen Ehepaars Ida und Isidor Straus. Isidor Straus war der Inhaber des noch heute berühmten Kaufhauses Macy und ein generöser Philantrop. Warum hier? Weil das Ehepaar Straus am Broadway zwischen der 105. und 106. Straße lebte, bevor es 1912 auf der Jungfernfahrt der Titanic ums Leben kam.

Der Central Park und die High Line sind weit über die Grenzen Amerikas hinaus bekannt und zu Touristenmagneten geworden. Es lohnt sich jedoch, fernab der ausgetretenen Pfade die weniger bekannten und kleinen grünen Oasen, insbesondere die Community Gardens sowie die Verkehrsinseln New Yorks zu entdecken, dort mit den Locals ins Gespräch zu kommen und gemeinsam die Natur inmitten der Großstadt zu genießen.

Literatur

Anmerkungen

Mein herzlichster Dank gilt Dr. Alexander Dorn nicht nur für die Fotografien des vorliegenden Beitrags, sondern auch für die gemeinsamen Reisen und seine immer wieder inspirierenden Hinweise zum Thema. Ganz herzlich danke ich Uwe Schwersky für sein genaues Korrekturlesen und seine interessanten Hinweise für meine Gartenthemen.

¹) Es gibt sehr wenig Literatur, die sich umfassend oder auch nur annähernd wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzt. Sehr informativ jedoch "New York, New York. Gärten und Parks der Mega-Metropole, Horst Schmidt, in: Stadt + Grün, 10/2012, S. 27-30 und insbesondere die Analysen, Kategorisierungen und Ausblicke, ders., in: Stadt+Grün 11/2012, S. 43-48. Immer wieder kenntnisreich, gut recherchiert und lesenswert: Gotham Unbound. The Ecological History of Greater New York, Ted Steinberg, New York/London/Toronto/Sydney/New Delhi 2014. Lesenswert ist auch das Buch "Von New York lernen. Mit Stuhl, Tisch und Sonnenschirm" von Susanne Lehmann-Reupert, gerade auch in seiner Anwendungsmöglichkeit auf deutsche Verhältnisse; Ostfildern, 2013. Erhellend über Community Gardens, vor allem weil es über die Gemeinschaftsgärten der Lower East Side hinausgeht und die Bewegung historisch erklärt und einordnet: Loisada - NYC Community Gardens, Michaela Pasquali, Castelvetro Piacentino Milano, 2006. Gelegentlich störend in der aufdringlichen Subjektivität der Autoren: Guide to New York City Urban Landscapes, Robin Lynn/Francis Morrone, New York/London 2013.

²) "Bring a bottle of water please and give water to the dry earth. Water the earth around the plant. Tap water at room temperature is fine or you could buy a gallon of water at a nearby drug store or supermarket ... Bring two bottles in a heat wave. Thanks" (sic!), heißt es auf dem laminierten Schild, das an der Rücklehne der Bank am Eingang des Parks befestigt ist.

³) Eine ausführliche Biografie findet sich in Appletons' Cyclopaedia of American Biography. archive.org/stream/appletonscyclopa05wils

4) Der Community Garden wurde 1986 nach dem Tod von Liz Christy nach ihr benannt.

5) "Those who perished on September 11, 2001 The survivors of that day All who will visit in the years to come seeking renewed optimism and hope" heißt es auf der Website www.thebattery.org/thegardens/gardens-of-remembran... (zuletzt gesehen am 21.6.2015).

6) Eine literarische Einladung zum Spaziergang an der Waterfront bietet Phillip Lopate, Waterfront - A Walk Around Manhattan, New York 2004. n

Dr. Alexander Dorn
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