Innovativer Ansatz des FGL Schleswig-Holstein

Norddeutschlands Azubis erhalten Pflanzenkunde-Abo

Aebi Schmidt Ausbildung und Beruf
Premiere im Februar: Bei der ersten Schulung kamen alle 40 Pflanzenkunde-Abonnementen im Gartenbauzentrum Ellerhoop zusammen. Foto: Lisa Willers

Landschaftsgärtner kennen sich mit Pflanzen aus. Diese Annahme ist naheliegend, aber nicht immer richtig. Denn in der breit gefächerten GaLaBau-Ausbildung kommt die Pflanzenkunde in vielen Ausbildungsbetrieben häufig zu kurz. Zwar vermitteln die Lehrgänge der Überbetrieblichen Ausbildung ergänzende Grundkenntnisse. Diese allein reichen laut Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FGL) Schleswig-Holstein aber bei weitem nicht aus, um den Beruf des Landschaftsgärtners adäquat ausführen zu können.

Sechsmal pro Jahr Intensivschulungen

Zu Beginn dieses Jahres kam Lisa Willers, FGL-Ausbilderin und Referentin für Nachwuchswerbung, eine zündende Idee: Ein Pflanzen-Abo für die Auszubildenden der Mitgliedsunternehmen.

Das Prinzip: Die Betriebe schließen für ihre Auszubildenden ein Pflanzenkunde-Jahresabonnement ab. Ihre Nachwuchskräfte bekommen dafür sechsmal pro Jahr Intensivschulungen, in denen sie verschiedenste Arten und Gattungen von der Wurzel bis zur Knospe studieren. Im Februar starteten 40 Azubis ihr erstes Seminar. Neun Monate später zieht der FGL Schleswig-Holstein trotz Corona eine überaus positive Bilanz.

"Was kann und braucht eine Pflanze? Welche Eigenschaften hat sie, welchen Boden und Standort bevorzugt sie, wie entwickelt sie sich im Jahreszyklus und wie funktioniert der Umstieg vom Topf ins Freiland? All diesen Fragen gingen die Azubis im Rahmen des ersten Schleswig-Holsteinischen Pflanzenkunde-Abos auf den Grund.

"Viele der 40 teilnehmenden Azubis hatten bis dahin kaum Erfahrungen mit Pflanzen. Dabei sind wir doch Gärtner und keine Tiefbauer. Mein Ziel bei dem Projekt ist, dass die Teilnehmer Zusammenhänge verstehen, Pflanzen kennen- und ihren Mehrwert schätzen lernen", berichtet Willers, die selbst Zierpflanzengärtnerin und GaLaBau-Meisterin ist.

Nach der Premiere kam Corona

Demensprechend ging es in der ersten Schulung im Februar vor allem um Grundlagenarbeit. "Wir haben uns zahlreiche Pflanzen angeschaut und über das Fachvokabular gesprochen, mit dem man sie beschreiben kann.

Also zum Beispiel, ob ein Blatt gezahnt, gebuchtet, gesägt oder gelappt ist. Probleme bereiteten auch die lateinischen Bezeichnungen. Ich habe den Auszubildenden gezeigt, wie sie Eselsbrücken bauen oder ein Verständnis für die Bedeutung der Begriffe entwickeln können", berichtet Willers. Nach der Premiere kam Corona - und das komplette Pflanzenkunde-Abo musste neu strukturiert werden.

"Wir wollten nach dem erfolgreichen Einstieg trotz der Pandemie weitermachen", berichtet Achim Meierewert, Geschäftsführer des FGL Schleswig-Holstein. Kurzerhand splittete der Fachverband deshalb die Gruppe aus 40 Abonnementen in vier Einzelgruppen auf. Das Seminar im April fiel aus, doch im Juni startete Willers erneut durch: "Wir haben in diesem Monat vier separate Schulungen durchgeführt.

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Pflanzen-Steckbriefe zur Prüfungsvorbereitung

Den Anfang machten die Azubis des dritten Lehrjahres. Denn die hatten ja im Juli Prüfung, und ich wollte sie unbedingt fit machen", sagt sie. Ende Juni folgten die Azubis aus dem ersten und zweiten Lehrjahr. Mehr als 20 Stauden und Pflanzen kamen pro Seminartag auf den Prüfstand. Gemeinsam entwickelten die angehenden Landschaftsgärtner für jede Pflanze Steckbriefe mit typischen Eigenschaften, die sie auf Karteikarten notierten.

"Obwohl der räumliche Abstand zwischen den Teilenehmern Corona-bedingt größer wurde, wuchsen die Gruppen als Teams immer mehr zusammen. Es war richtig spürbar, wie eine Begeisterung für die Pflanzen aufkam. Der Appetit kommt halt mit dem Essen", sagt Willers. Bei den Abschlussprüfungen im Juli meisterten alle Prüflinge, die das Abo gebucht hatten, den Bereich Pflanzenkunde mit Bravour.

Eine Idee schlägt Wurzeln

Im September besuchten die Gruppen in zwei weiteren Seminaren den Baumpflegebetrieb von Uwe Thomsen in Pinneberg und die Baumschule Sievers in Horst. "Uwe Thomsen hat seit 1989 jeden Baum des Jahres auf seinem Gelände angepflanzt.

Und in der Baumschule Sievers stehen mehr als 300 Gattungen und Arten zum Verkauf. Unsere Pflanzenkunde-Abonnementen haben auch hier unwahrscheinlich viel mitgenommen, erzählt Willers. Der letzte Schulungstermin im November musste aufgrund des Teil-Lockdowns ausfallen und wird Anfang 2021 nachgeholt.


Gleich im Anschluss möchte Willers ein neues Pflanzenkunde-Abo beginnen. "Zum einen, weil es den Horizont der Auszubildenden erweitert und fachlich unheimlich viel bringt. Aber auch wegen des Zusammenhalts unter den Teilnehmern. Wenn sich die Nachwuchskräfte schon während der Ausbildung gut kennenlernen und im Team arbeiten, werden sie auch später ein gutes kollegiales Verhältnis haben. Und das finde ich in unserer Branche enorm wichtig", sagt sie. Eine gute Voraussetzung, damit aus der zündenden Idee eine nachhaltige Ausbildungstradition wird. hb/FGL Schleswig-Holstein

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