Der Kommentar

Obi-Gärtner

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Wie der Landschaftsbau als Branche von außen betrachtet wird, ist immer wieder interessant. Positiv ist, dass so langsam die Zeiten vom Ein-Euro-Job-Image zu Ende gehen und Landschaftsgärtner zunehmend ein anerkannter Beruf wird. Kürzlich lief mir der Begriff "Obi-Gärtner" über den Weg. Der Hersteller von Fertigrasen erläuterte, dass sich diese Gruppe durch ein großes, PS-starkes Auto auszeichnet, vorzugsweise einen Pickup, rundum beklebt mit Werbung für das Unternehmen und auf der Ladefläche liegt eine billige Harke aus dem Baumarkt.

"Obi-Gärtner": Ich habe das als freundliche Umschreibung eines Einzelkämpfers genommen, der sich gerade selbstständig gemacht hat, und oft keine dem Berufsfeld adäquate Ausbildung vorweisen kann. Da es offensichtlich viele solcher Einzelkämpfer gibt, führt das zur Frage, ob diese Unternehmen die erste Startphase überleben. Mein Gegenüber erklärte mir darauf, dass aus einigen irgendwann richtige, manchmal sogar große Unternehmen würden.

Das ist meist der Punkt, wo sich so manches etablierte Unternehmen mehr Marktzugangsbeschränkungen wünscht. Meisterabschluss als Voraussetzung, einen Betrieb zu gründen, Eintragung in Handwerksrollen oder wenigstens, dass es mehr Investitionen braucht, als eine Anhängerkupplung am Pickup. Tatsache ist aber: Alles können sich Unternehmensgründer leihen, selbst den Anhänger. So bleibt die Harke als Gründunginvestition für den Rollrasen-Verleger.

Die Branche Landschaftsbau ist erfolgreich, wie kaum eine andere. Jährliche Zuwachsraten zwischen acht und 12 Prozent über die letzten 15 Jahre hinweg ziehen Unternehmensgründer förmlich an. Auch die Zulieferindustrie hat den Landschaftsbau als Wachstumsmarkt erkannt. Die zu erwartenden Zuwächse auf der GaLaBau-Messe im Herbst werden das belegen. Der daraus entstehende Wettbewerb ist es, der den Landschaftsbau als Branche so erfolgreich macht. Das zeigen die stagnierenden Werte im Handwerk: Marktabschottungsstrategien bringen nur in monopolistischen, von Konzernen getragenen Märkten, mehr Gewinne. Märkte mit vielen mittelständischen Akteuren macht es nur träge und bringt weniger Erfolg.

Freuen Sie sich also, wenn Sie morgen wieder einen neuen Landschafter in der Nachbarschaft haben. Er hält Sie wach und spornt Sie an, sich besser am Markt zu behaupten. Wenn er gut ist, wird es ein guter, neuer Kollege sein. Wenn er nicht gut nicht ist, wird er bald wieder vom Markt verschwunden sein. Am Ende bleibt die Frage, wie Sie angefangen haben. Vielleicht auch als "Obi-Gärtner"?

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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