Ökologische Gärten

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Ökologische Bauweisen sind angesichts des Klimawandels auch im GaLaBau ein Trend und werden mit zunehmender Siedlungsdichte in Zukunft mehr und mehr gefragt sein. Seit einigen Jahren gibt es sogar ein Bio-Siegel. Wirtschaftlich ist in diesem Bereich großes Potenzial vorhanden. Bislang werden die Möglichkeiten von den meisten Betrieben jedoch unterschätzt.

Bio-Lebensmittel sind mittlerweile fester Bestandteil des Sortiments jedes Supermarkts und selbst jedes Discounters geworden. Dabei sind die Gütesiegel fast ebenso vielfältig wie das Sortiment selbst: Es gibt privat vergebene Siegel wie "Demeter", "Bioland" und "Naturland", aber auch das sogenannte "EU-Bio". Jedes dieser Siegel hat eigene Richtlinien und eigene Kriterien von unterschiedlicher Rigorosität.

Darüber hinaus gibt es aber mittlerweile auch Bio-Zertifizierungen für Reisen, Kosmetik und viele weitere Produkte, manche davon sind weiten Teilen der Bevölkerung bekannt, andere weniger, wie zum Beispiel die "Bio-Hotels".

Eines der unbekanntesten Gütesiegel dürfte das Siegel "Fachbetrieb für naturnahes Grün - empfohlen von Bioland" beziehungsweise "Naturgarten - empfohlen von Bioland" sein. Dieses Gütesiegel ist aus einer Kooperation zwischen den Vereinen Naturgarten und Bioland hervorgegangen und basiert auf dem ähnlichen Gütesiegel, welches der Naturgarten bis 2009 vergeben hat ("Fachbetrieb für naturnahes Grün").

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Struktur des Gütesiegels

Das Gütesiegel wird in drei Kategorien vergeben: Planung, Gestaltung/Ausführung und Pflanzen- und Saatgutproduktion. Für die jeweiligen Kategorien gelten eigene Richtlinien (mit Überschneidungen bei Planung und Ausführung), die auf den Seiten des Naturgartens (www.naturgarten.org) eingesehen werden können. Im weiteren Verlauf soll im Wesentlichen nur auf die für den GaLaBau relevanten Themen eingegangen werden.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Gütesiegel einmal an den Betrieb verliehen wird ("Fachbetrieb für naturnahes Grün - empfohlen von Bioland"), und weiterhin einzelne Gärten damit ausgezeichnet werden ("Naturgarten - empfohlen von Bioland"). Nicht jeder von einem Fachbetrieb erstellte Garten ist automatisch ein Bioland-Garten, es müssen auch nicht zwingend bei jedem Projekt die Richtlinien eingehalten werden.

Zur Erlangung des Gütesiegels sind eine einmalige Aufnahmeprüfung sowie periodische Nachprüfungen (alle fünf Jahre) zu bestehen. Geprüft werden bei der Erstprüfung sowohl der Betrieb (Qualifikationen, Struktur, Arbeitsweise, verwendete Materialien), als auch drei vom Betrieb ausgewählte, realisierte Projekte.

Ist diese Erstprüfung bestanden, ist der Betrieb berechtigt, das Gütesiegel "Fachbetrieb für naturnahes Grün - empfohlen von Bioland" zu tragen.

Nach bestandener Aufnahmeprüfung sind alle fünf Jahre mindestens drei Projekte bei einer Nachprüfung vorzuweisen, weiterhin ist eine regelmäßige fachliche Weiterbildung nachzurweisen.

Kriterien - was bedeutet "Bio" im GaLaBau?

Angestrebt wird ein ganzheitlicher Ansatz, der im Idealfall im Betrieb und bei der jeweiligen Ausführung der Projekte umgesetzt wird. Dem Realismus und der normativen Kraft des Faktischen ist es geschuldet, dass die Umsetzung der Richtlinien nur bei einer in der Gesamtsicht eher geringen Anzahl an Projekten zwingend gefordert wird.

Dennoch wird von einem Fachbetrieb erwartet, dass einerseits weiche Kriterien beachtet und umgesetzt werden wie zum Beispiel eine sorgfältige Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter oder eine Nutzerinformation und -beteiligung bis hin zur Verwendung von emissionsarmen Maschinen wie zum Beispiel Akkugeräten. Bei den geprüften Projekten werden grundsätzliche Aspekte betrachtet wie Ästhetik, Stilsicherheit, fachlich korrekte und saubere Ausführung. Weiterhin sind die angewandten Bautechniken relevant, also nach Möglichkeit wasserdurchlässige Beläge, Vermeidung von Beton und Mörtel, Berücksichtigung und Einbeziehung natürlicher Prozesse (z. B. Teichökologie, pflanzensoziologische Aspekte).

Einen großen und wichtigen Bereich stellt die Materialverwendung dar, hier gibt es sogar zum Teil Ausschlusskriterien, die ein Projekt als Ganzes disqualifizieren. Materialien, die zum Ausschluss führen sind zum Beispiel Tropenhölzer, Natursteine aus Übersee, Torf als Bodenverbesserung, Herbizide. Prinzipiell sind recyclebare, oder recycelte Materialien zu verwenden - selbstverständlich nur, wenn dem bautechnisch oder gestalterisch nichts im Wege steht.

Einen wichtigen Bereich bei der Materialverwendung stellt die Pflanzenverwendung dar. Hier gelten die umfangreichsten und striktesten Kriterien:

- Pro Auftrag müssen insgesamt mindestens 66 Prozent biologisch-einheimische Wildpflanzen verwendet werden. Bei den verbleibenden 34 Prozent der verwendeten Pflanzen besteht keine Einschränkung. Die Bezugsgröße ist die Artenzahl (quantitative Erfassung/Bewertung). Alle von Bioproduzenten gelieferten Arten/Pflanzen (auch Ersatzlieferungen) werden als biologisch gewertet.

- Der Anteil der mit Wildpflanzen bepflanzten Fläche muss mindestens 50 Prozent der gesamten Vegetationsfläche des Projektes betragen.

- Problematische invasive Neophyten dürfen nicht verwendet werden.

Dieser Bereich stellt für die meisten Betriebe wohl die größte Hürde dar, bedarf aber lediglich guter Pflanzenkenntnis und sorgfältiger Planung.

Ein weiterer Aspekt beim Bau eines naturnahen Gartens ist die heimische Fauna. Gewünscht und gefordert sind also eine gewisse Strukturvielfalt in der Anlage insgesamt und eine möglichst große Zahl verschiedener Lebensräume, Unter-schlupf-, Überwinterungs- und Nistmöglichkeiten sowie Nahrungsgrundlagen für heimische Tiere. Dies ist recht einfach, vor allem durch die ohnehin geforderte Verwendung heimischer Pflanzen (Nahrungsangebot, Unterschlupf- und Überwinterungsmöglichkeiten) und durch gestalterisch-bauliche Elemente wie Trockenmauern, Totholzhaufen, mineralische Substrate zu erreichen."

Wie sind die Auswirkungen auf den betrieblichen Alltag?

Die unmittelbaren Auswirkungen im betrieblichen Alltag halten sich sehr im Rahmen, da ein Fachbetrieb für "Naturnahes Grün - empfohlen von Bioland" im normalen betrieblichen Alltag alles so machen kann und darf, wie jeder konventionelle Betrieb auch. Es wird ja lediglich das Minimum von drei Projekten in fünf Jahren, die nach den Richtlinien umgesetzt werden, gefordert. Da aber anzunehmen ist, dass der jeweilige Betrieb das Gütesiegel nicht allein aus wirtschaftlichen Interessen angestrebt hat, dürfte doch die eine oder andere Auswirkung auf den Alltag festzustellen sein.

Akquise

Einige Aufträge werden bereits nach dem Vorgespräch abgelehnt, wenn die Auftraggeber zum Beispiel auf der Verwendung von chinesischem Granit bestehen und sich nicht zu einem heimischen Naturstein beraten lassen. Durch solche und ähnliche Konstellationen reduzieren sich zwar die potenziellen Aufträge um ein gewisses Maß, dieses wird aber durch ein nicht unerhebliches Kundenpotential im ökologischen Bereich wahrscheinlich mehr als ausgeglichen. Hierbei kommt eine Konkurrenzlosigkeit hinzu, die die Akquise in diesem Bereich extrem vereinfacht. Nicht zu vergessen, dass wir uns bei naturnahen Gärten in der Regel im hochpreisigen Segment gut ausgebildeter Privatkundschaft mit gehobenem Einkommen bewegen, also auch meist gute bis sehr gute Preise zu erzielen sind.

Planung

Die Planung ist insofern beeinflusst, als umso mehr ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird. Es werden also verstärkt natürliche Prozesse und Abläufe, Umwelteinflüsse und lokale Gegebenheiten mit einbezogen. Dies erfordert einerseits ein vertieftes Wissen (insbesondere die Pflanzenkenntnisse stellen hier immer wieder eine große Herausforderung dar) und bedeutet einen ständigen Lernprozess, andererseits wird der Planungsaufwand etwas höher, da ein Denken in Wechselwirkungen und Wirkungsnetzen meist mehr Zeit bedarf als ein isoliertes Betrachten und Abarbeiten von Teilbereichen. Im Ergebnis entsteht aber ein schlüssiges und konsequentes Konzept, welches sowohl im Bau als auch nach Fertigstellung aufgrund von Synergieeffekten und intelligenten Lösungen große Vorteile gegenüber den allermeisten konventionellen Planungen bietet.

Ausführung

In der Bautechnik liegen wohl die umfangreichsten Umstellungen im Vergleich zum konventionellen GaLaBau. Angefangen bei der Materialauswahl - die zumindest in der Anfangszeit eine gewisse Auseinandersetzung mit Produktionsbedingungen, Transportwegen, Nachhaltigkeit erfordert - über die Limitierung in manchen (wenigen) Bereichen (z. B. Herbizidverbot) bis hin zum erforderlichen Umdenken was Toleranzen und dynamische Veränderungsprozesse angeht.

Ein großes Manko stellt die schwierige Verfügbarkeit von biologisch produzierten (heimischen) Pflanzen dar, insbesondere bei Gehölzen ist es schwierig bis unmöglich, höhere Qualitäten in Bio-Qualität zu beschaffen. Bei Stauden sieht die Versorgungslage etwas besser aus, jedoch muss hier meist auf den Versandweg (über mehrere hundert Kilometer) zurückgegriffen werden, was nicht nur die Ökobilanz deutlich trübt, sondern vielmehr und vor allem einen deutlichen Mehraufwand in der Baustellenorganisation bedeutet. Für den Zeitraum Bestellung bis Lieferung muss ein Zeitraum von mindestens drei Tagen, in der Praxis eher einer Woche einkalkuliert werden. Dies mag im ersten Moment nicht viel klingen, ist aber im meist doch eher hektischen Berufsalltag oft sehr umständlich.

Pflege

Für die Pflege gilt in Teilen dasselbe wie für die Ausführung - es ist ein Umdenken erforderlich hin zu einem Arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie. Dies bedeutet, dass die natürlichen Prozesse und Wechselwirkungen verstanden und in das gärtnerische Handeln miteinbezogen werden. So reduziert man die Zahl der Schädlinge zum Beispiel erheblich, wenn man ausreichend Lebensräume für Nützlinge zur Verfügung stellt - Vögel, Eidechsen und Igel beispielsweise sind hervorragende Insektenvernichter (welche durchaus auch ihren Nutzen haben, jedoch immer im Zaum gehalten werden sollten).

Ebenfalls ein typischer Fall ist das Herbstlaub und die verblühten Blütenstände von Stauden. Das auf dem Boden liegende Laub bietet einmal einen hervorragenden natürlichen Frostschutz für Stauden und Gehölze und der Verrottungsprozess trägt zum natürlichen Nährstoffkreislauf bei. Die abgeblühten Blütenstände bieten den Winter über zahlreichen Insekten Unterschlupf und Vögeln Nahrung (durch eben jene Insekten und darin vorhandene Samen). Der Naturgärtner entfernt folglich bei der Herbstpflege lediglich das Laub und die Blütenstände, die das ästhetische Empfinden stören und nimmt den sonst üblichen Winterpflegegang hauptsächlich im Frühjahr, kurz vor dem Austrieb vor.

Pflege

Für die Pflege gilt in Teilen dasselbe wie für die Ausführung - es ist ein Umdenken erforderlich hin zu einem Arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie. Dies bedeutet, dass die natürlichen Prozesse und Wechselwirkungen verstanden und in das gärtnerische Handeln miteinbezogen werden. So reduziert man die Zahl der Schädlinge zum Beispiel erheblich, wenn man ausreichend Lebensräume für Nützlinge zur Verfügung stellt - Vögel, Eidechsen und Igel beispielsweise sind hervorragende Insektenvernichter (welche durchaus auch ihren Nutzen haben, jedoch immer im Zaum gehalten werden sollten).

Ebenfalls ein typischer Fall ist das Herbstlaub und die verblühten Blütenstände von Stauden. Das auf dem Boden liegende Laub bietet einmal einen hervorragenden natürlichen Frostschutz für Stauden und Gehölze und der Verrottungsprozess trägt zum natürlichen Nährstoffkreislauf bei. Die abgeblühten Blütenstände bieten den Winter über zahlreichen Insekten Unterschlupf und Vögeln Nahrung (durch eben jene Insekten und darin vorhandene Samen). Der Naturgärtner entfernt folglich bei der Herbstpflege lediglich das Laub und die Blütenstände, die das ästhetische Empfinden stören und nimmt den sonst üblichen Winterpflegegang hauptsächlich im Frühjahr, kurz vor dem Austrieb vor.

Hinweise für die Praxis

Es liegt auf der Hand, dass ein Garten, der vollständig nach Bioland-Kriterien geplant, gebaut und gepflegt wird, immer ein Nischenprodukt ist. Jedoch liegt genau in dieser Nische ein enormes Potenzial, welches gehoben werden will. Ebenso wie Bio-Lebensmittel lange ein Schattendasein in der Isolation der Reformhäuser fristeten und mittlerweile zum Standardsortiment aller Lebensmittelhändler gehören, kann der Biogarten zum festen Bestandteil im Angebotsfächer der GaLaBauer werden (wie z. B. mediterrane Gärten, Feng-Shui-Gärten usw.). Ein Angebot, das nicht jeder GaLaBauer im Programm hat, aber das zu einem guten Teil des Gesamtumsatzes beitragen kann. Viele Kernelemente des Bio-GaLaBaus sind durch Klimawandel und durch die zunehmende Verstädterung ohnehin bereits im Kanon der Standardbauweisen angekommen - wasserdurchlässige Beläge, Dach- und Fassadenbegrünungen, stabile, pflanzensoziologisch durchdachte Staudensysteme.

Ein deutlicher wahrnehmbares Angebot auf GaLaBauerseite dürfte auch eine gesteigerte Nachfrage beim Verbraucher nach sich ziehen. Auf der anderen Seite ist anzunehmen, dass durch eine gesteigerte Nachfrage auch die Angebotspalette und Versorgungssituation auf Lieferantenseite sich erheblich verbessern wird und auch hier die Bio-Sparte zum festen Bestandteil des Standardsortiments werden wird. Ein umsatz- und prestigeträchtiger Bereich, der derzeit noch im Dornröschenschlaf schlummert, ist die ökologische Gestaltung von Gewerbe- und Industrieaußenflächen. Hier liegt ein enormes Potential - die Flächen sind vorhanden und zahlreich. Insbesondere Unternehmen, deren Image zunächst überhaupt nicht mit dem Thema Ökologie assoziiert wird, dürften hier interessiert und interessant sein - es gibt auch bereits einige erste "zarte Pflänzchen" (Daimler, Kärcher…). Die Zukunft des Bio-GaLaBaus bietet also große Chancen, erfordert aber auch Engagement, Interesse und Durchhaltevermögen.

Zusammenfassung

Dem allgemeinen Trend folgend gibt es auch im GaLaBau seit einigen Jahren ein Bio-Siegel. Dieses Gütesiegel wird vom Verein Naturgarten in Kooperation mit Bioland verliehen. Ein zum Tragen des Gütesiegels berechtigter Betrieb muss seine Tätigkeit nicht komplett nach den Richtlinien ausrichten, er muss lediglich drei Projekte in fünf Jahren vorweisen, die nach den Richtlinien angelegt worden sind. Allerdings wird von dem Unternehmen dennoch erwartet, dass der Bio-Gedanke in die gesamte Unternehmensphilosophie eingebunden wird. Dies bedeutet teilweise eine Umstellung, was die verwendeten Materialien und Maschinen angeht, insbesondere in der Pflanzenverwendung gibt es Umdenk- und Umstellungsbedarf. Auch in Bautechnik und Pflege sind Weiterbildung und Flexibilität gefragt. Dies erweist sich in der alltäglichen Praxis zunächst als ungewohnt und manchmal auch mühsam, wird nach einer gewissen Umstellungsphase aber zur Routine und führt mittelfristig zu hervorragenden Ergebnissen. Neben der Tatsache, dass ökologische Gärten und ökologische Bauweisen im GaLaBau aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Siedlungsdichte zukünftig gefragter sein werden, ist hier großes wirtschaftlich Potenzial vorhanden, was von den meisten Betrieben bisher nicht abgerufen wird.

 Frieder Weigand
Autor

Landschaftsgärtnermeister und Landschaftsarchitekt

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