Der städtische Wärmeinsel-Effekt soll reduziert werden

Paris verabschiedet ehrgeiziges Stadtbegrünungs-Programm

Fassadenbegrünung
Die Pariser Stadtlandschaft wandelt sich: Bis 2020 will die Oberbürgermeisterin 1.000.000 m² Dächer und Fassaden begrünen. Foto: Topager
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Gemüseproduktion in der Stadt auf dem Dach des Hotels Pullman Tour Eiffel, Paris 7ème. Foto: Topager

Anne Hidalgo, seit 2014 Oberbürgermeisterin von Paris, hat ein ehrgeiziges Begrünungs-Programm für die Stadt verabschiedet, das bis 2020 umgesetzt werden soll. Es umfasst die Installation von 1.000.000 m2 Dach- und Fassadenbegrünung auf Pariser Gebiet, davon ein Drittel für urbane Landwirtschaft. Die Bevölkerung unterstützt das ambitionierte Vorgehen. Bei einem aktuellen Projekt mit dem Namen "Du vert près de chez moi" (deutsch: "Das Grün in meiner Nähe") wurden die Bewohner aufgefordert, Begrünungsprojekte für Pariser Straßen oder öffentliche Parks vorzuschlagen. Ein Drittel der 1500 Vorschläge waren Fassadenbegrünungen.

Grünflächen in Paris können unterschiedliche Gestalt haben: öffentliche Parks und Gärten (mehr als 500), Stadtwälder, bewaldete Friedhöfe (20), Gemeinschaftsgärten (ca. 90), Privatgärten, von Bäumen gesäumte Boulevards und Straßen mit Grünstreifen, die grüne Promenade einer stillgelegten Bahntrasse namens "Petite Ceinture" ("kleiner Gürtel"), "Rain Gardens" (Gärten mit hohem Regenwasserrückhalt), Gebäudebegrünungen und sogar begrünte Bushaltestellen.

Das neue Begrünungs-Programm dient dazu, diese Grünflächen zu ergänzen und zu vernetzen, um eine Verbesserung der Lebensqualität und der Attraktivität der Stadt Paris zu erreichen. Ziel ist es unter anderem den städtischen Wärmeinsel-Effekt ("Urban Heat Island Effect") in Paris zu reduzieren. Während der Hitzewelle im Jahr 2003, lag die Nachttemperatur im Zentrum von Paris um 8 °C höher, als im Rest der Île-de-France-Region. Durch ihre Fähigkeit zur Verdunstung, kühlen und befeuchten Pflanzen die umgebende Luft. Zusätzlich verhindert die Beschattung durch Bäume das Aufheizen von Gebäuden und Straßen. In heißen Sommerperioden leistet die Vegetation dadurch einen großen Beitrag zur Abkühlung, des durch die Stadtverdichtung entstandenen, ungesunden urbanen Mikroklimas. Die Begrünung öffentlicher Räume und Gebäude verbessert das Stadtklima in den Sommermonaten, in denen Hitzewellen zukünftig zur Norm werden.

Konkrete Ziele des Pariser Stadtbegrünungs-Programms bis 2020:

  • Reduktion des städtischen Wärmeinsel-Effektes und Verbesserung des Stadtklimas im Sommer
  • Gebäudebegrünung bei allen Neubauten
  • 100 zusätzliche Hektar Dach- und Fassadenbegrünung, ein Drittel davon zur Produktion von Obst und Gemüse
  • 30 ha neue Grünflächen
  • 20.000 zusätzliche Bäume
  • Bepflanzung von 200, von Pariser Bürgern vorgeschlagenen, öffentlichen Plätzen
  • Pilotprojekt mit zwei "grünen Straßen"
  • Urbane Landwirtschaft entwickeln: Aufbau städtischer Landwirtschaftsbetriebe, Betreiben von Imkerei, Schaffung eines Obst- oder Gemüsegartens in jeder Schule

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Fassadenbegrünung in der Rue Santonge 66. Foto: Direction des
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Eine Erholungsoase auf dem Dach der restaurierten Badeanstalt "Piscine Molitor" in Paris. Foto: ZinCo GmbH

Das Begrünungs-Programm von Paris basiert auf zwei grundlegenden Ansätzen.

Erster Ansatz: Die Stadt soll mit gutem Beispiel vorangehen, um die Pariser Bürgerschaft zu animieren, ihre Gebäude ebenfalls zu begrünen: 200.000 m2 Dach- und Fassadenbegrünungen sollen auf kommunalen Gebäuden errichtet werden. Bei jedem städtischen Neubau wird die Begrünung systematisch im Bauplan integriert und 400 Bestandsbauten sollen nachträglich bepflanzt werden. Da Paris eine historische Stadt und sehr dicht besiedelt ist, stellt die Begrünung von Bestandsgebäuden eine echte Herausforderung dar, die auch eines neuen Blickwinkels auf den Denkmalschutz bedarf. Die städtischen Projekte sollen zeigen, dass eine breite Palette von grünen Programmen für unterschiedliche Gebäude und Anforderungen existiert, von einfachen Kletterpflanzen an Zäunen bis hin zu intensiven Dachlandschaften mit urbaner Landwirtschaft.

Zweiter Ansatz: Das Projekt wird nicht ohne die Mitwirkung der Stadtbewohner funktionieren: Die Stadt will Privatpersonen und Immobilienunternehmen ermutigen, ein Teil des Programms zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelt die Stadt einen Maßnahmenkatalog, der folgende Punkte beinhaltet: Änderung der städtebaulichen Vorschriften, kostenfreier technischer Support, Erstellung einer Internet Plattform zur Begrünung von Gebäuden, sowie eine "Green Card" für Begrünungen, die es Personen ermöglicht, öffentliche Flächen für ihre eigenen grünen Projekte anzumieten. Zu den wichtigen Zielen gehört die Förderung der urbanen Landwirtschaft auf 300.000 m2 Dach- und Fassadenflächen. Die Stadtverwaltung will beweisen, dass die Entwicklung einer städtischen Landwirtschaft in Paris möglich ist, unter Einbeziehung der wirtschaftlichen Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Abfallwirtschaft, usw.

Im Zukunftsplan zur Niederschlagswasserbeseitigung der Stadt Paris sind begrünte Dächer und Bodenentsiegelung ebenfalls die Schlüsselelemente, zum Schutz vor Überschwemmungen bei Starkregenereignisse, zur Entlastung der Kanäle und zur Limitierung von Einleitungen in die Seine. In diesem Zusammenhang wird in Paris überlegt, eine Zoneneinteilung für Niederschlagswasser einzuführen, um Grundstücksbesitzer in die Pflicht zu nehmen, einen bestimmten Anteil des Regenwassers zurückzuhalten. Ein weiterer wichtiger Baustein für den Erfolg des stadtweiten Begrünungs-Programmes betrifft die privaten Grundstücke. Der Pariser Bevölkerung wird eine umfangreiche Dokumentation des Stadtbegrünungs-Programms zur Verfügung gestellt, um althergebrachte Praktiken zu ändern und neue nachhaltige Projekteumsetzen zu können.

Wolfgang Ansel/Deutscher Dachgärtner Verband

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