Junge Landschaft

Pflanzenschutz - ein Minenfeld, Teil 2

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144. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Pflanzenschutz.

Im zweiten Teil der "Pflanzenschutz-Trilogie" möchte ich auf die Herangehensweise und die möglichen Schaderreger oder Schädlinge eingehen. Der Platz und die Zeit fehlen hier an dieser Stelle, um dieses Thema erschöpfend darzustellen. Deshalb der Hinweis auf die unten aufgeführten Quellen. Dort findet man wertvolle Hinweise zu den einzelnen "Übeltätern".

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Der Landschaftsgärtner als Detektiv

Um einen Schaden an Pflanzen beseitigen zu können, genügt nicht der flüchtige Blick oder gar die Ferndiagnose, sondern es sollte eine gründliche Beurteilung des Schadbildes, der Pflanze und ihrer Umgebung erfolgen. An dieser Stelle sollte der Beurteiler das zweckmäßige Werkzeug bei der Hand haben: Lupe, scharfes Messer, kleine Sammeldosen. Dann kann es losgehen! Dabei ist es zweckmäßig in folgender Reihenfolge vorzugehen:

  1. Zu Beginn erfolgt eine gründliche Begutachtung der Einzelpflanze oder der gesamten Pflanzung bzw. Kultur
  2. Bei Kulturen unter Glas wird dasTemperatur- und Bewässerungsmanagement auf ordnungsgemäße Ausführun überprüft.
  3. Zusätzlich sollte man sich die Frage stellen, ob ein Düngeproblem (zu viel oder zu wenig) vorliegt. Wie ist der Boden beschaffen?
  4. Danach wendet mann sich intensiver der Pflanze zu und betrachtet zuerst die Blattunterseite und den Wurzelbereich (so es möglich ist).
  5. Findet man bei diesen Betrachtungen schon sichtbare Tiere oder Fäulnisstellen, kann es sein, dass man das Problem bereits gefunden hat.
  6. Ist noch kein Erfolg sichtbar, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, Kollegen bzw. Kunden zu erfolgten Kulturmaßnehmen oder zu Arbeiten an der Pflanze und verwendeten Werkzeugen zu befragen.
  7. Gleichzeitig sollten Überlegungen zu eventuellen Frost-, Trocken- oder Hitzeperioden erfolgen, die auf jeden Fall in die Diagnose einbezogen werden sollten.
  8. Nach der gesamten Betrachtung des Umfeldes und eventuell erfolgter Vorarbeiten sollte nach gründlicher Prüfung eine Diagnose möglich sein.

Bei unseren Untersuchungen ist sicher klar, dass es zwei Arten von Pflanzenschädigungen gibt: Schädigungen mit parasitären und mit nichtparasitären Ursachen.


Nichtparasitäre Ursachen

Zu den nichtparasitären Ursachen für eine Schädigung an Pflanzen zählen unter anderem Nährstoffmangel, Wassermangel/-überschuss, Temperatureinfluss, Luftbewegungen, mechanischer Verletzungen, falsche PSM-Anwendung (Abdrift), Sonnenbrand, Schadstoffe aus Luft (Abgase) und Boden (Schwermetalle).

Man kann beobachten, dass immer mehrere dieser Ursachen im Zusammenspiel den Schaden an der Pflanze hervorrufen können. So gefrieren beispielsweise in strengen Frostperioden die oberen Bodenschichten über einen längeren Zeitraum. Das führt dazu, dass die Feinwurzeln vom Oberflächenwasser abgeschnitten sind und dieses nicht aufnehmen können. Dazu kommt noch, dass eine relativ trockene Luft der Pflanze und dem Boden zusätzlich das Wasser entzieht. Darunter leiden besonders die "Immergrünen" - der Vorgang wird auch als Frosttrocknis bezeichnet.Der Wasserhaushalt spielt bei Pflanzenschädigungen übrigens immer eine große, leider immer auch unterschätzte Rolle. So kann der Wasserverlust an einem heißen Sommertag auf unbewachsenen Boden bis zu 8 l/m² betragen. Da sollte man sich schnellsten etwas einfallen lassen, sonst ist der Verlust größer als der "Nachschub".


Zu nichtparasitären Schäden zählen aber auch Ursachen, die man in letzter Zeit häufiger vorfindet, wie etwa Salzschäden und Hagelschlag, Frosttrocknis und "Stressschäden" (physiologische Schäden aufgrund schlechter Standortbedingungen). Während die eine Gruppe mehr und mehr dem Klimawandel geschuldet sein wird, ist die andere Gruppe "menschengemacht". Hauptursache der zweiten Gruppe ist der unsachgemäße Umgang mit Maschinen und Geräten, Pflegefehler und unsachgemäße Standortwahl und -behandlung.

Aber auch Salzschäden sind in der Regel auf den Menschen zurückzuführen. Und damit meine ich nicht nur die Überdüngung, sondern auch Menschen wie meine Nachbarin, die versuchen dem "Unkraut" mit Streuen von Unmengen von Kochsalz beizukommen. Manche lernen es nie!

Parasitäre Ursachen

Diese Gruppe von Ursachen für Pflanzenschädigungen umfasst Pilzkrankheiten, tierische Schädlinge, Viruserkrankungen und Bakterienerkrankungen.

Anwendung von PSM

Die Möglichkeiten der Anwendung, also die Art des Ausbringens von PSM ist vielfältig. In der nachfolgenden Tabelle habe ich die gängigsten Methoden aufgelistet.

Das Ausbringen und der Handel (Einkauf und Verkauf) von Pflanzenschutzmitteln sind klar im PflSchG geregelt. Grundlegende Voraussetzung für diese Tätigkeiten ist der Besitz eines Pflanzenschutz-Sachkundenachweises nach § 10 PflSchG. Im Rahmen der Ausbildung oder des Studiums wird dieser in verschiedenen Berufsgruppen erworben. Zu diesen Berufen gehören neben Landwirten, Forstwirten, Gärtnern und Winzern auch Pflanzenschutzlaboranten, landwirtschaftliche Laboranten, landwirtschaftlich-technische Laboranten und Kollegen, die über ein abgeschlossenes Hoch- oder Fachhochschulstudium in den Bereichen Agrar-, Forst-, Gartenbauwissenschaften oder Weinbau verfügen. Weiterhin besitzen den Sachkundenachweis auch geprüfte Fachagrarwirte für Landtechnik und geprüfte Schädlingsbekämpfer. Es versteht sich, dass wir hier von bestandenen Abschlussprüfungen sprechen!

Hinweis

Für Berufsabschlüsse der ehemaligen DDR gilt die "Allgemeine Regelung der Gleichstellung" (Art. 37 Einigungsvertrag) und für Abschlüsse aus der Volksrepublik Polen und den Ländern der ehemaligen UdSSR gilt das Bundesvertriebenengesetz mit einer jeweiligen Einzelfallprüfung.

Natürlich ist es auch möglich, den Sachkundenachweis in einem gesonderten Lehrgang zu erlangen. Voraussetzung hierfür ist ein Mindestalter von 18 Jahren.

Möchte ein GaLaBau-Betrieb, bei einem Kunden PSM ausbringen, so muss es als Lohnunternehmer nach §10 PflSchG beim zuständigen Pflanzenschutzamt registriert sein. Im nächsten Beitrag dann mehr zu Handel, Lagerung und Ausbringung.

"Extrawurscht"

Die Ausnahmen von der Regel bestehen darin, dass ein Auszubildender innerhalb der Ausbildung unter Anleitung eines Ausbilders oder einer Ausbilderin berechtigt ist, ohne diesen Sachkundenachweis PSM auszubringen. Eine zweite Ausnahme besteht noch darin, dass einfache Tätigkeiten von Nichtsachkundigen unter Aufsicht eines Sachkundigen durchgeführt werden dürfen.

Uwe Bienert


Quellen:

  • Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse, (Bernd Böhmer, Walter Wohanka; Ulmer-Verlag)
  • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag), Schädlinge & Krankheiten (Pippa Greenwood, Andrew Halstead; Dorling Kinderley Verlag)
  • Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmid /Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Internationalstandard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group).


Nächsten Monat lesen Sie: "Pflanzenschutz - ein Minenfeld, Teil 3"

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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