Pflanzplanung der Peter-Lenné-Schule in Berlin-Zehlendorf

Pflanzkombinationen für alle vier Jahreszeiten

von:

Wie kann man eine Pflanzung gestalten, die ganzjährig attraktiv ist? Müssen Pflanzungen die im winterlichen Garten durch dauerhaftes Grün, Struktur oder Farbe bestehen, den Rest des Jahres langweilig sein? Oder zieht ein abwechslungsreicher saisonaler Wechsel immer eine winterliche Tristesse nach sich?

Um es gleich vorweg zu nehmen, sowohl die starke jahreszeitliche Akzentuierung als auch die ganzjährige (immergrüne) Einheitlichkeit einer Pflanzung haben in der Gartengestaltung ihren wichtigen Platz. Besonders halbschattige Standorte bieten die Möglichkeit, gestalterisch ansprechende Kompromisse zu finden.

Standortvoraussetzungen

Am Beispiel einer kombinierten Gehölz- und Staudenpflanzung im Schau- und Lehrgarten der Peter-Lenné-Schule, werden hier Gestaltungstipps gegeben und Pflanzen zur Anlage einer "Vier-Jahreszeiten-Pflanzung" vorgestellt. Ergänzend zu den in der Beispielpflanzung verwendeten Arten und Sorten werden weitere Stauden und Gehölze empfohlen, die sich unter ähnlichen Standortbedingungen eignen.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gartenhelfer (w/m/d) für den Schlossgarten..., Heidelberg  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Der "Vier-Jahreszeiten-Garten" der Peter-Lenné-Schule wurde im Jahr 2010 angelegt. Er ist ein Teil des Gesamtkonzepts der schrittweisen Neugestaltung der schulischen Gartenanlage. Aufgrund ihrer Größe, Erschließung und thematischen Einheit wurden fast alle neu gestalteten Pflanzflächen nach ihren thematischen Schwerpunkten benannt, z. B. der "Heidegarten" oder der "Gräsergarten".

Für den vorgestellten Vier-Jahreszeiten-Garten gelten folgende Bedingungen:

  • Er ist rund 20m lang. Die Breite variiert. (s. Planskizze).
  • Die Pflanzfläche ist rückwärtig (zur Westseite) und seitwärts (zur Nordseite) durch eine zweigeschossigen Gebäudeflügel mit heller Fassade eingefasst. Die Sichtseite ist folglich nach Süd-Ost ausgerichtet.
  • Im Bereich der seitlichen Gebäudeeinfassung ist die Pflanzfläche am breitesten. Um auch die hintere Ecke der Pflanzung für den Betrachter optisch zu erschließen, wurde das Gelände dort etwa 50 cm erhöht und rückwärtig, zum Gebäude hin, mit Betonelementen abgefangen. Nach vorn wurde die Pflanzung mit einer Terrassierung aus Sandsteinblöcken abgestuft.
  • Der "anstehende" Boden hat einen hohen Sandanteil, er wurde vor der Bepflanzung durch Auftrag/Einarbeitung von 30 cm Oberboden verbessert. Der Bodenauftrag erfolgte im Jahr 2009.
  • Die Fläche weist vom Morgen bis in den frühen Nachmittag halbschattige Lichtverhältnisse auf. Im Verlauf dieser Zeit "beleuchtet" die "wandernde Sonneneinstrahlung" gedämpft durch die lockere Beschattung einer Gleditschie die Pflanzung. Jahreszeitlich variierend liegt die Pflanzung in den späten Mittags- oder Nachmittagsstunden im Gebäudeschatten.
  • Eine Wurzelkonkurrenz durch Großgehölze ist nicht gegeben.
  • In einigen Bereichen ist die Pflanzfläche durch Trittplatten aus "Theumaer Schiefer" erschlossen. Die Natursteinplatten fügen sich optisch zurückhaltend in die Pflanzung ein und erleichtern die Pflege.
  • Die Pflanzarbeiten sind in der ersten und zweiten Novemberwoche im Jahr 2010 durch Berufsfachschüler der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau unter Anleitung durchgeführt worden.

Grundregeln für Gestaltung und Pflanzenauswahl

Die ausgeführte Kombination der Pflanzung beruht auf Ideen und Pflanzplänen aus einer Projektarbeit angehender Gärtnermeister unserer Fachschule. Dabei waren folgende Kriterien vorgegeben, die zugleich Grundregeln für eine "Vier-Jahreszeiten-Pflanzung" sind:

  • ganzjährige Strukturierung und Schaffung von räumlicher Tiefe durch leichte Geländemodellierung und Höhenabstufung. (Erfolgte hier durch die "Felsstufe" aus Sandstein; möglich zur Gliederung sind auch andere bauliche Elemente wie z. B. Rankgerüste),
  • Wechsel von vertikalen und horizontalen Pflanzen bzw. Pflanzengruppen,
  • grüner Rahmen oder Gliederung durch immergrüne standortgerechte Gehölze,
  • Ergänzung und Auflockerung durch sommergrüne Gehölze mit mindestens zwei jahreszeitlich wechselnden Gestaltungsmerkmalen (z. B. Frühjahrsblüte und Herbstfärbung) und/oder besonderem Winteraspekt,
  • offenes Mosaik aus immer-/wintergrünen Stauden, Gräsern und Farnen, in Kombination mit zuverlässigen, aber nicht stark verdrängenden sommergrünen Stauden,
  • Ergänzung von Kleinblumenzwiebeln/-geophyten.

Im Folgenden wird die Pflanzung im jahreszeitlichen Wechsel beschrieben. Dafür wird ihre Entwicklung nach drei Vegetationsperioden "ausgewertet" und Empfehlungen für die standortgerechte und gestalterisch ansprechende Auswahl von Gehölzen und Stauden gegeben.

Der Winter

Immergrüne Gehölze und wintergrüne Stauden: Rahmen und Hintergrund der Pflanzung

Der Vier-Jahreszeiten-Garten wird durch einen Rahmen aus Stauden und Gehölzen vom Gebäude abgegrenzt. Durch die Höhenstaffelung der Pflanzung und die Geländemodellierung tritt das Gebäude in den Hintergrund. Der unregelmäßigen Wechsel von immergrünen und auflockernden sommergrünen Pflanzen sorgt aber dafür, dass die Fassade nicht optisch abgeriegelt wird. Zugleich bilden die "Immergrünen" den neutralen Hintergrund für die Farben des saisonalen Wechsels.

Als ein prägendes immergrünes Gehölz wurde Viburnum 'Pragense', der Prager Schneeball, eine Kreuzung aus V. rhytidophyllum x V. utile ausgewählt. Dieser pflegeleichte Strauch kommt auch auf anspruchslosen Böden gut zurecht. In der Pflanzung der Peter-Lenné-Schule hat er (auf gutem humusreichen Oberboden) einen Jahreszuwachs von 30 bis 40 cm und schon jetzt eine Größe von 2,5 m erreicht. Der Strauch überzeugt durch ein ganzjährig gesundes, ansprechendes Laub. Die Blätter sind im Gegensatz zu V. rhytidophyllum etwa halb so groß und glänzend. Sein Wuchs ist im Alter breiter und kompakter als der des Runzelblättrigen Schneeballs. Wie sein Verwandter ist der Prager Schneeball vor allem als immergrüner Strauch wirksam, die rahmweißen Blüten fallen im "Blütenfestival des Gartens" im Monat Mai nur wenig auf. In der vorgestellten Pflanzung wurden zwei Exemplare im hinteren Bereich der Geländeerhöhung gepflanzt. Die untersten Zweige der Haupttriebe wurden bis etwa 50 cm über dem Boden entfernt, um mehr Transparenz zu erzielen und eine durchgehende Bodendecke aus Stauden pflanzen zu können.

Als weiteres markantes immergrünes Gehölz wurde Ilex x meservae 'Blue Angel' gepflanzt. Es ist ein dicht und langsam wachsender Strauch mit dunkelgrünen Blättern und violettbraunen Trieben. Dadurch eignet sich diese sehr frostharte Selektion auch für kleine Gärten. Dies gilt im Übrigen für alle Sorten dieser amerikanischen Ilex-Selektion. Um den attraktiven Fruchtbesatz zu fördern, sollte immer auch als Bestäuber die Sorte 'Blue Prince' mit ausschließlich männlichen Blüten gepflanzt werden. In der Beispielpflanzung wurde letzterer hinter einer Gruppe aus Hortensien versteckt. Die mit zahlreichen roten "Beeren" fruchtende Sorte 'Blue Angel' wurde dagegen gut sichtbar auf einer Bodendecke aus Bistorta affinis 'Darjeeling Red' und Carex plantaginea positioniert.

Im Gegensatz zu Viburnum 'Pragense', der durchaus auch mit einem sonnigen Standort zurecht kommt, ist für Ilex x meservae im kontinental beeinflussten Berlin/Brandenburg lichter Schatten/Beschattung in den Mittagsstunden von Vorteil.

Um den immergrünen Rahmen zu komplettieren, werden die genannten Gehölze durch eine unregelmäßige Reihe von Carex morrowii 'Variegata' verbunden. Die Japansegge schafft eine klare lineare Abgrenzung zur Traufkante des Gebäudes. Dabei wurde sie stellenweise doppelreihig dann wieder einreihig gepflanzt und zwischendurch durch sommergrüne Blattstauden wie Salomonssiegel oder Schaublatt unterbrochen bzw. aufgelockert.

Neben der Japansegge haben sich Carex umbrosa (Schatten-Segge) und Carex plantaginea (Breitblattsegge) als wintergrüne Schattengräser in der Pflanzung bewährt. Beide sind formal und farblich eine gute Ergänzung zum etwas steifen linearen Wuchs der Japansegge. C. umbrosa (Schatten-Segge) lockert die grüne Blattdecke durch seinen wuscheligen Wuchs optisch auf. Die Breitblattsegge bringt eine helles frühlingshaftes Grün in die Pflanzung. Durch diesen Kontrast wird z. B. der dunkellaubige Ilex x meservae 'Blue Angel' besonders herausgestellt.

Nicht nur als optische Abgrenzung des Gebäudes spielen Immergrüne eine Rolle. Auch in anderen Bereichen ist die Pflanzfläche mit einem lockeren Mosaik aus Kleingehölzen und immergrünen Stauden durchzogen.

Für eine allmähliche Höhenabstufung zwischen größeren Gehölze und Stauden ist Mahonia aquifolium 'Apollo' gut geeignet. Dieser Kleinstrauch mit kompaktem Wuchs und Maximalhöhen von 0,6-0,8 m ermöglicht auch gute Kombinationsmöglichkeiten mit größeren Stauden. Im Bedarfsfall lässt er sich durch Rückschnitt im Frühjahr alle zwei bis drei Jahre gut in Form halten. Leider ist diese Sorte etwa doppelt so teuer wie die Art. In der Beispielpflanzung wurde M. aquifolium 'Apollo' als Gruppe aus fünf Pflanzen im Bereich der Felsstufe verwendet. Daran schließen sich kleine Trupps oder Einzelpflanzen von Helleborus foetidus, der Palmblatt-Christrose, sowie Farne der Gattung Asplenium und Polystichum an.

Asplenium scolopendrium ist bei schattigen und (halbschattigen) Lichtverhältnissen auf frisch humosem Boden zuhause. Er wurde in den Teilbereichen der Pflanzung verwendet, die nur in den Morgenstunden Licht erhalten oder im Gehölzschatten liegen.

Sein leicht glänzendes, langgezogenes gesundes Laub, der horstartige, nicht wuchernde Wuchs sowie eine Lebensdauer, die mehrere Jahrzehnte erreichen kann, macht ihn zu einer der zuverlässigsten und pflegeleichtesten Pflanzen im Vier-Jahreszeiten-Garten.

Die Palmblatt-Christrose wurde im vorderen lichteren Teil der Felsstufe gepflanzt. Neben den fingerartig geschlitzten Blättern zeichnet sie sich vor allem durch die ungewöhnlichen gelbgrünen Blüten auf, die sich bereits ab Februar öffnen und dann mehrere Wochen blühen.

In der beschriebenen Pflanzung haben sich die Palmblatt-Christrosen nach zwei Vegetationsperioden zu kräftigen Pflanzen von 50 cm Größe entwickelt. Erst in der dritten Vegetationsperiode kamen auch die Helleborus-Orientales-Hybriden voll zur Geltung. Ihre attraktiven purpurnen Blüten bereichern die Pflanzung im April.

Weitere wintergrüne Stauden sind Waldsteinia geoides und Saxifraga cortusifolia 'Rubrifolia'. Die immergrünen Blattrosetten von Saxifraga x urbium, dem Porzellanblümchen, wurden zur Einfassung einiger Trittplatten genutzt und führen bis an die Wegekante heran.

Als vorderer Abschluss im Eckbereich der Pflanzung wurde Cotoneaster dammeri 'Radicans' eingesetzt. Durch Überwachsen der Kantensteine schafft die Teppichmispel einen weichen naturnahen Übergang von Pflanz- und Betonsteinfläche. Durch die direkte Benachbarung der Teppichmispel mit Waldsteinia geoides und Ceratostigma plumbaginoides wachsen die etwa gleich konkurrenzstarken Pflanzen ineinander, damit wird der strenge Wuchs der Teppichmispel, der einige Betrachter gelegentlich an Grabbepflanzung erinnert, optisch aufgelockert. Die roten Früchte ergeben über viele Wochen im Herbst eine gute Kombination mit der Laubfärbung der Bleiwurz und sind noch in den Wintermonaten attraktiv.

Sommergrüne Laubgehölze im Winter

Die meisten sommergrünen Laubgehölze ergänzen am hinteren und seitlichen Rand den Rahmen der Pflanzung. Alle sind so positioniert, dass es Durchblicke bis zum Gebäude gibt.

Als einziges freistehendes Solitärgehölz wurde Acer griseum in die Pflanzung eingebunden. In den Sommermonaten ein ansehnlicher Großstrauch mit baumartigem Wuchs, kommt der Zimtahorn vor allem im Winter durch sein wohl markantestes Gestaltungsmerkmal, die abblätternde, ausdrucksstarke rotbraune Rinde, voll zur Geltung.

Auch im trockenen Zustand sind Blütenrispen verschiedener Hydrangea-Arten noch zierend. Sie lockern die immergrüne Pflanzung auf und stehen im Winter für den saisonalen Wechsel.

Weit weniger auffällig, sich gut in die Pflanzung einfügend, sind die grauen Zweige von Amelanchier lamarckii und Amelanchier laevis 'Ballerina', die den Rahmen aus Immergrünen Gehölzen auflockern.

Als weiterer Großstrauch ist Viburnum opulus im hinteren Bereich der Pflanzung eingesetzt. Er wirkt in den ersten Winterwochen noch durch seinen attraktiven Fruchtschmuck. Wuchs und Holz sind unauffällig.

Generell gilt für eine ganzjährige attraktive Pflanzung: Bevorzugen Sie die sommergrünen Laubgehölze, die in zwei bis drei Jahreszeiten attraktiv sind. Dies ist insbesondere bei kleineren Pflanzflächen zu berücksichtigen; so überzeugen beispielsweise bekannte Arten/Sorten der Gattung Cornus mit farbiger Rinde in den Wintermonaten, sind aber den Rest des Jahres eher langweilig und beanspruchen viel Platz.

Vom Spätwinter zum Frühsommer

Harmonische Blühabfolge von Gehölzen und Stauden

Parallel zur Blüte von Helleborus foetidus ab Anfang Februar bringen Frühjahrsgeophyten der Gattungen Galanthus und Crocus Farbe in die Pflanzung. Diese wurden erstmals im Herbst 2012 gesetzt und sollen in den kommenden Jahren noch ergänzt werden.

Insbesondere die Bereiche zwischen den immergrünen Stauden sind gut zum "Verwildern" von Kleinblumenzwiebeln geeignet. Zumal eine Wildkrautbekämpfung nur in geringen Maßen erforderlich ist, also großflächiges Hacken entfällt. Sehr gut lassen sich zeitige Frühjahrsgeophyten mit der Bleiwurz, Ceratostigma plumbaginoides, im vorderen Teil der Pflanzung, unmittelbar am Wegrand, kombinieren. Denn wenn die Bleiwurz austreibt, was frühestens Ende April, meistens aber erst in den ersten Maiwochen der Fall ist, haben sich die Blätter vieler Geophyten schon zurückgebildet.

Zu dieser Zeit erscheinen auch die gelben im Vergleich zur Art zahlreicheren Blüten von Mahonia aquifolium 'Apollo'. Etwas früher setzt die Blüte der Ungarwurz, Waldsteinia geoides, ein, welche auch im Wurzelbereich der Laubgehölze gut eingesetzt werden kann. Als angenehmer Kontrast zu ihren einfachen gelben Blüten haben sich die hell purpurnen Blüten der Helleborus Orientalis-Hybriden bewährt. Diese lösen Anfang April die Blüten der Palmblatt-Christrose ab und geben der Pflanzung im Frühjahr einen edlen Charakter. Der relativ hohe Einkaufspreis und der langsame Wuchs werden nicht nur durch attraktive Blüte, sondern auch durch eine lange Lebensdauer belohnt.

Abzuraten ist bei einem geplanten abwechslungsreichen Mosaik von Halbschattenpflanzen von der Teppich-Golderdbeere, Waldsteinia ternata, die einen sehr dichten Teppich bildet und ihre Stärken auf größeren Flächen oder im starken Wurzelfilz von Gehölzen ausspielt. Die hier eingesetzte Ungarwurz wächst lockerer, horstartig und lässt sich wie beschrieben besser mit anderen Stauden vergesellschaften. Ähnlich wie Carex morrowii sollte jedoch auch sie alle drei bis vier Jahre in ihrer Ausbreitung etwas eingeschränkt werden, indem man einzelne Pflanzen mit dem Spaten entfernt oder Pflanzgruppen durch Teilung auflockert.

Bereits im April, zeitgleich zu ihrem kupferfarbenen Blattaustrieb blüht Amelanchier lamarckii, die die Pflanzung zum rechten Gebäudeflügel abschließt. Im Hintergrund der Pflanzung, leicht versetzt zum Prager Schneeball findet sich Amelanchier laevis 'Ballerina'. Der Blühbeginn liegt ein bis zwei Wochen nach der Kupferfelsenbirne. Die Früchte von A. laevis 'Ballerina'' sind besonders süß und saftig und als "Pralinenstrauch" eine gute Empfehlung für Privatkunden, die Wildobst/Naschobst schätzen.

Ab Anfang Mitte Mai ist dann Viburnum opulus durch seine weiße Trugdolden ein starker Blickfang. Problematisch war in der letzten Vegetationsperiode ein starker Blattlausbefall, der schon in den frühen Sommermonaten einsetzte und das Laub unansehnlich machte. Leider kann auch ein gelegentlicher Befall mit Schneeballblattkäfer (Skelettfraß an den Blättern) nicht ausgeschlossen werden. Dafür überzeugt Viburnum opulus ab September mit seinen leuchtend roten Früchten bis weit in den Winter hinein. Blätter und Holz des Gemeinen Schneeballs sind giftig; ebenso die unreifen Früchte. Die Giftigkeit reifer Früchte wird unterschiedlich eingeschätzt vom Verzehr ist dennoch abzuraten, vgl. ROTH (1994).

Jetzt blüht auch der Salomonssiegel, in diesem Fall die wüchsige Polygonatum-Hybride 'Weihenstephan'. Auch wenn die Blüte im Juni vorbei ist, überzeugt die Pflanze über die gesamte Vegetationsperiode als attraktive Blattschmuckstaude. Ab Anfang Juni beginnt dann im gebäudenahen Bereich der Pflanzung Aruncus dioicus, der Waldgeißbart. über mehrere Wochen zu blühen. Diese bekannte robuste Wildstaude erreicht Höhen zwischen 1,5 m und 1,8 m. Aufgrund ihrer Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten und ihrer Zuverlässigkeit lässt sie sich fast wie ein sommergrünes Laubgehölz verwenden. Ihrem deutschen Namen Waldgeißbart widersprechend wurden im Garten der Peter-Lenné-Schule durchaus auch positive Erfahrungen an fast sonnigen Standorten gemacht. Voraussetzung war ein frischer bis feuchter Boden.

Vom Sommer bis zum Herbst

Späte Bütenpracht verstärkt durch Blattfärbung und Fruchtschmuck

In den Sommermonaten, ab Juni, lockert Deschampsia cespitosa, die Waldschmiele, mit ihren filigranen schleierartigen Blütenrispen das wintergrüne Staudenmosaik auf. In den lichteren Bereichen blüht nun Astrantia major. Als Wildstaude fügt sich die Große Sterndolde gut in die Pflanzung ein und bereichert sie mit ihren interessanten Blütenständen. Im hinteren Teil der Pflanzung kommt Rodgersia podophylla 'Rotlaub' durch seine Blüten voll zur Geltung. Die eindrucksvollen Blätter dieses Schaublattes bilden bis in den Herbst zusammen mit dem Salomonssiegel eine ansprechende Kulisse für die Stauden im Vordergrund.

Durch die richtige Auswahl von Gehölzen gilt es die Sommer- und Herbstmonate gestalterisch zu verbinden. Dafür eignen sich Hortensien hervorragend. Für die beschriebene Pflanzung wurden zwei Exemplare von Hydrangea paniculata 'Kyushu' gewählt. Sie wurden in lockeren Gruppen mit Sorten von "Lacecap-Hortensien", unter anderem 'Blue Wave' und 'Lanarth White' gepflanzt. Diese Kombination hat sich in den vergangenen drei Jahren sehr bewährt. Hydrangea paniculata 'Kyushu' beginnt bereits Mitte Juli zu blühen und setzt dies bis weit in den September fort. Die lockeren Blütenstände dieser Rispenhortensie ermöglichen es, die Sorte auch gut in naturnah gestaltete Pflanzungen zu integrieren. Trotz ihrer Attraktivität haben sie nicht die starke Dominanz wie beispielsweise die in der Gartengestaltung sehr beliebte Hydrangea arborescens 'Annabelle'. Selbst nach dem Abblühen sind die standfesten Blütentriebe der Rispenhortensein bis in den Spätwinter optisch attraktiv.

In vergleichbaren Pflanzungen hat sich in der Gartenanlage der Peter-Lenné-Schule auch Hydrangea paniculata 'Limelight' gut bewährt, die etwas weniger aufrecht wächst und deren Blüten zartes Lindgrün hervorbringen, so wie es der englische Sortenname verspricht. Ebenso standort-geeignet ist Hydrangea quercifolia, die neben ihrer Blüte von Juli bis August durch ihre weinrote Herbstfärbung überzeugt. Diese wächst allerdings breitbuschiger und lässt sich weniger gut mit Stauden oder Kleinsträuchern unterpflanzen.

Im Blühkalender der Stauden kündigt die Bleiwurz (Ceratostigma plumpaginoides) das baldige Ende des Sommers an. Ihre blauen, an kleine Enziane erinnernden Blüten öffnen sich ab Ende August. Die Blütezeit zieht sich bei milder Witterung bis in die ersten Novemberwochen. Zuvor, Ende September/Anfang Oktober setzt ihre attraktive Herbstfärbung ein; zeitgleich mit der Fruchtreife der benachbarten Teppich-Kriechmispel. Die Bleiwurz hat sich über drei Vegetationsperioden als zuverlässige teppichartig wachsende Staude gut entwickelt. Ausfälle durch mangelnde Frosthärte zeigten sich an diesem Standort nicht. Als weitere sehr geeignete Staude mit bodendeckendem Charakter hat sich Bistorta affinis 'Darjeeling Red' erwiesen. Der Schecken-Wiesenknöterich überzeugt auch als ausdauernder "Blütenteppich" von Ende Juli bis weit in den Oktober. Als letzte Staude (am beschriebenen Standort meist Anfang Oktober) öffnet Aster pansus 'Snowflurry' ihre nur wenige Millimeter großen aber sehr zahlreichen Blüten. Idealerweise wird die Reichblütige Aster am vorderen Rand einer Pflanzung eingesetzt, die sie mit ihren bogenartigen Trieben überwächst. Bei milder Witterung endet die Blüte erst Anfang Dezember.

Als Gräser bereichern über viele Wochen einige Exemplare des Diamantgras, Calamagrostis brachytricha, die Pflanzung. Sie lockern das immergrüne Staudenmosaik auf und betonen gemeinsam mit den laubfärbenden Gehölzen z. B. Felsenbirne und Zimtahorn sowie spätblühenden Stauden den Herbstaspekt. Mit seinen strukturstabilen bis zu 1 m hohen Halmen ist das Diamantgras bis weit in den Winter gestalterisch wirksam.

Pflegemaßnahmen

Ein Ziel der Planung und Entwicklung der Pflanzung ist es, den Pflegeaufwand möglichst gering zu halten. Dabei vertritt der Autor die Auffassung, dass gestalterisch attraktive Pflanzungen insbesondere in Privatgärten nicht extensiv gepflegt werden können. Wichtig ist es vielmehr durch regelmäßige aber rationell und fachkundig durchgeführte Pflegegänge, den Pflegeaufwand konstant zu halten. Für die beschriebene Anlage sind nach vorliegenden Erfahrungen vier Pflegegänge pro Jahr plus witterungsabhängige Wässerung erforderlich.

Folgende Pflegegänge wurden in den Jahren 2011-2013 regelmäßig durchgeführt. Die Durchführung erfolgte zur angegebenen Jahreszeit. Der genaue Pflegetermin wurde der Witterung entsprechend und in Abstimmung mit anderen Gartenarbeiten flexibel bestimmt:

1. Pflegegang (Durchführung zwischen erster und dritter Märzwoche)

  • Rückschnitt Hydrangea 'Kyushu':
  • ieser sollte jährlich durchgeführt werden, da der Strauch am diesjährigen Holz blüht. Es haben sich zwei Vorgehensweisen bewährt.
  • Starker Rückschnitt der Haupttriebe bis 10 cm über dem Boden; fördert lange Triebe und regelmäßigen vasenartigen Wuchs
  • "Nur" Rückschnitt der letztjährigen Blütentriebe auf etwa daumenlange Enden; fördert stärkere Verzweigung der Pflanze. Das "Blühergebnis" überzeugt in beiden Fällen.
  • Auslichten von Viburnum opulus:
  • Zurücksetzen alter Langtriebe bis über den Boden
  • Leichtes Auslichten von Amelanchier:
  • Seitentriebe die nach innen oder nach oben wachsen entfernen um einen lockeren Habitus zu erhalten
  • Rückschnitt sommergrüner Stauden: Rückschnitt aller noch verbliebenen Pflanzenteile vom Vorjahr (Grashalme und Blütenstände)
  • Entfernen der unteren Zweige von Viburnum 'Pragense' (maximal alle zwei Jahre)
  • Leichte Reduzierung/ Eindämmen von Carex morrowii, Waldsteinia geoides und Cotoneaster dammeri (maximal alle zwei Jahre)

2. Pflegegang (Durchführung zwischen 3. April- und 2. Maiwoche)

  • Erste Wildkrautentfernung
  • Maßvolle Düngung mit Depotdüngern im Bereich einiger Gehölze
  • (bisher einmalig im Frühjahr 2011)

3. Pflegegang (Durchführung zwischen 3. Juni- und 2. Juliwoche)

  • Zweite Wildkrautentfernung

4. Pflegegang (Durchführung zwischen 2. und 4. Oktoberwoche)

  • Dritte Wildkrautentfernung
  • Rückschnitt niederliegender unansehnlicher Sprosse/Blätter/Blütenstände sommergrüner Stauden
  • Strukturstabile Gräser und Stauden werden stehen gelassen.
  • Das Laub wird weitgehend in der Pflanzung belassen.

Zusammenfassung

Durch Kombination sommer- sowie immergrüner Gehölze und Stauden kann eine Pflanzung angelegt werden, die saisonal variiert und zugleich ganzjährig gestalterisch wirksam ist.

Im vorliegenden Fachartikel wurde die Entwicklung einer "Vier-Jahreszeiten-Pflanzung" orientiert an drei Vegetationsperioden im Lehr- und Schaugarten der Peter-Lenné-Schule in Berlin ausgewertet. Für das vorgestellte Beispiel ist festzuhalten, dass auch eine ganzjährig konzipierte Pflanzung saisonale Schwerpunkte aufweist; das heißt sie ist besonders attraktiv

  • in den Frühjahrsmonaten April-Mai, einschließlich der ersten Junihälfte,
  • vom Hochsommer bis zum Herbst, von Ende Juli bis Ende Oktober (bei milder Witterung bis Anfang November).

In den Wintermonaten Dezember, Januar, Februar wird die Pflanzfläche durch immergrüne und strukturstabile Stauden und Gehölze "getragen". Gehölze mit Fruchtschmuck und attraktiver Rinde setzen Akzente. Optisch reicht die Pflanzung jedoch nicht an ihre Wirkung während der Vegetationsperiode heran.

Zur Weiterentwicklung der Pflanzung sind folgende Maßnahmen geplant:

  • Gezielte Ergänzung einiger sommergrüner Staudenarten/-sorten z. B. Japananemonen,
  • weitere Ergänzung von Kleinblumenzwiebeln (ist bisher nur sehr bedingt erfolgt; im eingewachsenen Bestand zweckmäßiger).

Der Pflegeaufwand umfasst vier Pflegegänge pro Jahr. Diese Zahl sollte nicht unterschritten werden, wenn die ästhetische Qualität der Pflanzung langfristig erhalten werden soll. Hinzu kommt eine witterungsabhängige Wässerung. Die Gehölze und Stauden einer "Vier-Jahreszeiten-Pflanzung" sollten immer über mehrere Wochen oder Monate überzeugen (also nicht nur durch ihre Blüte, sondern beispielsweise auch durch Wuchsform oder Blattwerk).

Für die Schaffung herausragender saisonaler Höhepunkte in der Pflanzenverwendung, müssen jedoch auch Arten und Sorten verwendet werden, die diese Anforderungen nicht erfüllen. Man denke nur an "Pracht-stauden-Beete" mit Rittersporn, Phlox oder Pfingstrosen. In diesem Fall sollte der ehrliche Rat an den pflanzenbegeisterten Gartenkunden lauten: "Akzeptieren Sie auch Flächen die zeitweilig unspektakulär aussehen und verteilen Sie starke jahreszeitliche Pflanzenakzente auf verschiedene Flächen."

Andere Pflanzbereiche im Garten eignen sich natürlich ebenso für ein ganzjähriges Pflanzkonzept. Dazu abschließend einige Beispiele für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von "Vier-Jahreszeiten-Pflanzungen":

  • Repräsentative Flächen in Gartenanlagen von Geschäfts- und Bürohäusern,
  • Aufwertung, saisonale Ergänzung von Rhododendron-Pflanzungen,
  • Umgestaltung ausgelichteter Pflanzbestände immergrüner Laubgehölzen und Koniferen,
  • Anlage von Vorgärten und anderen Gartenbereiche, die ganzjährig begangen oder vom Haus gut einsehbar sind,
  • kleine Gärten, z. B. im Atriumbereich eines Hauses.

Vielleicht nutzen Sie diese Anregungen zur Anlage ähnlicher Pflanzungen? Die Pflanzentipps sind kompakt in den beigefügten Tabellen zusammengefasst. Dort finden Sie auch Stauden und Gehölze, die nicht im Text vorgestellt wurden.

Literatur

Baumschulen Bruns (Hrsg.): Sortimentskatalog 2013/14, Bad Zwischenahn 2012.

Baumschulen Lappen (Hrsg.): Der Katalog, Nettetal 2009.

Härtel, W.; Reif, J.: Foerster-Stauden Kompendium, Potsdam 2012.

Roth, L.; Daunderer, M.; Kormann, K.: Giftpflanzen-Pflanzengifte, Landsberg 1994.

Autor

Staatliche Fachschule für Gartenbau Berlin

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen