Plätze und Wege mit Klinker gestalten

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Klinker Außenanlagen
Seniorenwohnen "Klostergärten", Neumarkt. Rosengarten von oben. Foto: Peter Dörfel
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Rosengarten: die Flächen wirken freundlich, zugewandt, warm. Foto: Peter Dörfel

Für viele Menschen ist Ziegel als erstes ein Material zum Häuser bauen - unsichtbar als Wand, oder sichtbar als Fassade (bspw. auch vorgehängt oder als Verblender). Pflasterklinker sind aus Ton bei über 1100 °C bis zur Sinterung gebrannte Ziegelsteine, die traditionell im Wegebau eingesetzt werden. Klinker jeder Art zeichnen sich durch ihre Robustheit und Langlebigkeit aus, sie widerstehen zum Beispiel Salzwasser und Säuren. Ihre Poren sind durch das Brennen geschlossen, daher nehmen sie kaum Wasser, Schmutz und Fette auf. Natürliche Farbabweichungen überspielen Alterungseffekte und auch mechanische Schäden fallen nur wenig auf, weil das Innere der Steine die gleiche Farbe und Textur hat.

Aufgrund seiner Festigkeit kann Pflasterklinker auch bei starker Belastung (Pkw/Lkw) in geringer Steindicke, zum Beispiel 52 mm, eingebaut werden. Viel spricht für Pflasterklinker, doch einer seiner schönsten Vorzüge ist wohl seine Farbvielfalt - ob uni oder gemischten Farben, (an)glasiert oder rau - fast jede Nuance an Rot-, Braun- und Gelbtönen ist möglich. Dazu gibt es diverse Sonderfarben wie beispielsweise Schwarz, Weiß, Beige, Blau, Grün oder Grau.

Ein oft unterschätztes Baumaterial

Zur Begriffsklärung: "Pflasterziegel und Formziegel sind ein nach der europäischen Produktnorm EN 1344 genormtes harmonisiertes Bauprodukt. Unter Pflasterziegel werden nahezu alle in Europa produzierten Qualitäten erfasst. Pflasterklinker ist eine deutsche Besonderheit. Nur Produkte mit einer geringen Wasseraufnahme (? 6 M.-%) und einer hohen Rohdichte (? 1,9 kg/dm³) dürfen als Pflasterklinker nach DIN 18503 bezeichnet werden. Die Klinker-Qualität ist Rohstoff-abhängig. Besonders geeignet hierfür ist der Schieferton." (aus: Klinkerpflaster - Technische Informationen Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker e. V., 2018)

Warum wird eigentlich Pflasterklinker nicht häufiger verwendet, sondern oft dem Betonstein der Vorzug gegeben? Zu allererst, weil Klinker als ein regionaler Baustoff empfunden und mit Norddeutschland oder dem Niederrhein/den Niederlanden assoziiert wird. Diese Einschätzung ist natürlich nicht falsch, aber trotzdem nicht ganz richtig. Sicher ist für Fassaden und Wege an der Küste, in salziger Luft, eine besonders widerstandsfähige Oberfläche wichtig.

Und auch überall dort, wo man Straßen und Wege nicht günstig mit Naturstein befestigen konnte, hat man traditionell Klinker verwendet. In vielen Regionen mit tonigen Böden hat es kleine Ziegeleien gegeben und zum Teil sehr eigenständige Farben, Verlegearten und Produkte. Der Siegeszug der Betonsteine ist so gesehen eine recht junge Entwicklung. Mittlerweile erlebt der Pflasterklinker, vor allem aber auch der Klinker an Fassaden, eine regelrechte Renaissance.

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Parkhaus des Krankenhauses Martha-Maria, Nürnberg. Zuweg und Zugang: Modern und widerstandsfähig. Foto: Peter Dörfel
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Parkanlage Seniorenwohnen. Foto: Peter Dörfel

Ein weiteres Hemmnis bei der Verwendung von Klinker ist oft ein Vorbehalt gegenüber intensiven Farben. Wenn man in einem Projekt Klinker als Pflasterbelag vorschlägt, heißt es meist spontan: "Nein, wir wollen kein Knallrot." - eben in Verwechslung mit Mauerziegeln und Unkenntnis der Farbvielfalt.

Ein weiteres Argument gegen seine Verwendung ist der vermeintlich hohe Preis. Dabei wird leider oft eine Kleinmenge exotisch gefärbten Klinkers mit einer Riesenmenge Standard-Betonstein 10/20 grau preislich verglichen. Das funktioniert natürlich nicht. Hier gilt es also gegebenenfalls das Material fair und gleichwertig gegenüberzustellen.

Außerdem werden oft die Folgekosten nicht betrachtet, ebenso wenig wie die Lebensdauer beziehungsweise die Wiederverwendbarkeit und die Recyclingfähigkeit. Historische Klinkerbeläge kann man aufnehmen, säubern und neu verlegen und wenn gar nichts mehr geht, enden sie als gesuchtes Rohmaterial zur Herstellung von Recyclingbaustoffen für den Straßen- und Vegetationsbau.

Was zeichnet Pflasterklinker aus?

Beschäftigen wir uns doch lieber mit den vielen attraktiven Beispielen, bei denen sich der Pflasterklinker aufgrund seiner vielen Vorzüge durchgesetzt hat. Klinker eignet sich sehr gut für Bereiche, in denen Speisen verzehrt werden - also zum Beispiel Terrassen oder Vorflächen von Gastronomie, Läden und Kiosken, weil die Säure aus der Cola oder das Fett aus den Fritten die Oberfläche nicht verunstalten kann. Seine Rutschfestigkeit macht ihn für Barfußbereiche gut tauglich.

Auch bei Flächen mit hoher mechanischer Beanspruchung bieten sich Klinker an und trotzen harten Rollen von Müllcontainern, umfallenden Fahrrädern, scharfkantigen Motorradständern - zum einen, weil der Klinker sehr widerstandsfähig ist und auch engfugig verlegt werden kann und zum anderen, weil etwaige Schäden kaum sichtbar sind.

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Gemeindezentrum Erlöserkirche, Erlangen, Gestaltung Kirchenvorplatz. Foto: Peter Dörfel
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BeanspruGemeindezentrum Erlöserkirche, Erlangen, Gestaltung Kirchenvorplatz. Foto: Peter Dörfel

Sehr nützlich ist die hohe Belastbarkeit bei geringer Steindicke. So können mit Klinker befestigte Fußgängerflächen temporäre Belastungen (Anlieferung, Feuerwehr etc.) gut wegstecken, ohne dass man unterschiedliche Formate und Dicken verwenden müsste. Bereits Pflasterklinker mit einer Steindicke ab 52 mm erfüllen die Anforderungen der Biegebruchklasse T4. Auch seine (Streu-)Salzresistenz sei erwähnt, Reifenspuren verschwinden nach dem nächsten Regen. Nach den Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus (RStO 12 StB) sind Fahrbahndecken mit Klinker in Pflasterbauweise bis zur Bauklasse BK3,2 möglich. Dazu gehören örtliche Einfahrts- und Geschäftsstraßen, Gewerbe- oder Industriestraßen - sicher nicht der Hauptanwendungsbereich, aber doch ganz erstaunlich.

Über all diesen vernünftigen und praktischen Gründen thront jedoch die gestalterische Vielfalt und Lebendigkeit, die der Pflasterklinker eröffnet. Auch an einem noch so grauen Regen- oder Wintertag leuchten die natürlichen Klinkerfarben, die zudem UV-stabil sind und kaum (oder wenn, dann attraktiv) altern. Bei der Planung kann man sich harmonisch in die Farbfamilie des Gebäudes einfügen oder einen selbstbewussten "Teppich" im Freiraum auslegen, Farbflächen, Verläufe oder Mischtöne einsetzen. Ungefaste oder nur leicht gefaste Steine lassen sich für engfugige, architektonisch-strenge Planungsaufgaben einsetzen. Stärker gefaste oder handgeformte Klinker in entsprechenden Verbänden erzeugen eine privatere, heimelige Atmosphäre. Mittlerweile gibt es auch Klinker mit angeformten Verlegehilfen, was die Arbeitsabläufe schneller und somit günstiger macht. Manche Firmen sind die Verlegung von Klinker nicht (mehr) gewohnt; ohne angeformte Verlegehilfe werden die Verbände dann eventuell zu dicht. Eine Fugenbreite von 5 mm ist aber einzuhalten - schon wegen der Größentoleranzen bei den einzelnen Klinkern.

Weil Klinkerformate nicht so vielfältig wie die von Betonsteinen sind, gewinnt die Wahl des Verbandes und der Einfassung mehr Gewicht. Die häufigsten Formate sind 10/20 oder 12/24, bei einer Dicke von 5 oder 7 cm. Da Klinker keine Ansichtsfläche haben, kann man die Steine in jeder Ausrichtung verwenden, auch mit der Schmalseite als Einfassung (Läuferzeile oder Rollschicht). Auch kleine Mauern, Podeste und Stufen lassen sich damit gleich mitbauen. Sicher hat jeder schon bei einem Urlaub im Süden die bezaubernden, im Fischgrätmuster verlegten Klinkerwege und -plätze bewundert. Doch auch Ellbogen- oder Blockverband schaffen Atmosphäre, Klirnkereinfassungen, vor allem Rollschichten, machen aus jedem Garagenzuweg eine elegante Villenvorfahrt. Das Material ist daher für eine Fußgängerzone, einen Marktplatz oder Hof genauso geeignet, wie für Eingangsbereiche von Wohnanlagen, Wege, Dachterrassen, Privatgärten oder Freibäder.

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Freizeitbad Nautiland, Würzburg, Gestaltung Saunagarten. Foto: Peter Dörfel
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Krankenhaus Martha Maria in Nünberg, Gestaltung Vorplatz Cafeteria. Foto: Peter Dörfel
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Freizeitbad Nautiland, Würzburg, Gestaltung Saunagarten. Foto: Peter Dörfel

Erstaunlicherweise erzeugt Klinker immer einen intensiven Gestaltungseindruck: die Flächen wirken freundlich, zugewandt, warm, robust, modern oder historisch - aber nie kalt, technisch oder rustikal beziehungsweise schäbig. Großen Anteil an diesem Eindruck hat dabei die Farbauswahl. Die natürlichen Rot-, Ocker- oder Brauntöne harmonieren mit vielen anderen Farben und Materialien und verändern sich über die Jahre kaum. Herbstlaub-Mischungen, geflammte Klinker, Kohle- oder Salzbrand (anglasiert) schaffen eine wohltuende Lebendigkeit auf den Flächen und überspielen Flecken, Schäden oder ungünstige Lichtverhältnisse.

Man kann Klinker auch verwenden, um Asphalt- oder Betonpflaster-Flächen einzufassen oder zu gliedern - auf jeden Fall eine Aufwertung und Steigerung der Attraktivität. Schön sind auch Kombinationen von Klinkerpflaster mit Natursteinplatten - zum Beispiel für den Hausgartenbereich. Eigentlich sind hier der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Der Vollständigkeit halber seien auch Sonderbauweisen beziehungsweise Sonderprodukte erwähnt: Klinker lässt sich auch in gebundener Bauweise verlegen. Das kann in Gefällebereichen, bei besonderer Beanspruchung oder im Zusammenhang mit Einbauten sinnvoll sein. Auch wenn man, zum Beispiel aus Italien großflächig in gebundener Bauweise errichtete Plätze kennt, sollte man in unseren Breiten den Nutzen (bspw. Widerstand gegen saugende Kehrfahrzeuge) gegen das Risiko von Frostrissen abwägen. Besondere Produkte, wie großformatige Platten oder Lochklinker für Rasenpflaster, ergänzen harmonisch und sinnvoll ein Ensemble mit Wegeflächen und Einbauten aus Klinker.

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Rundweg in sanierter Mietwohnanlage in Nürnberg. Foto: Peter Dörfel
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Zuweg zu einer Kindertagesstätte in Nürnberg. Foto: Peter Dörfel
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Privatgarten. Foto: Daniela Bock

Auch wenn der Einbau von Pflasterklinkern im Prinzip nicht anders verläuft als bei Betonpflaster, lohnt es sich, in die informative Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker, Berlin (info@pflasterklinker.de) mit dem Titel "KLINKERPFLASTER - Technische Informationen, Planung, Gestaltung und Herstellung von Flächen mit Original-Pflasterklinker" hineinzuschauen. Dort finden sich auch noch viele weitere Informationen über Verlegemuster, aber auch technische Kenngrößen und Empfehlungen zur Bauausführung.

Dipl.-Ing. Daniela Bock
Autorin

MBA. Inhaberin PartG mbB. Landschaftsarchitektin & Stadtplanerin

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