Wöchentliche Seminarreihe im Wintersemester

Praktikervorträge in Kassel starten mit Bau- und Vegetationstechnik

Die Praktikervorträge für Landschaftsplaner und Landschaftsarchitekten an der Universität Kassel finden auch in diesem Wintersemester wieder statt. In wöchentlichen Seminaren am Dienstagnachmittag sprechen prominente Unternehmer aus dem Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau sowie der Baumpflege über ihre Erfahrungen. Studierende des Fachbereichs berichten nachfolgend über die ersten drei Veranstaltungen zur Bau- und Vegetationstechnik. Die Referenten waren Yves Kessler, Bernhard Mescher und Harald Nonn.

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Was Pflanzen zum guten Wachsen brauchen

Daniel Baier: "Ein großer Faktor bei der erfolgreichen Durchführung aller Projekte sei das richtige Bodenmanagement. Herr Kessler verwies an dieser Stelle auch auf die generelle Verantwortung der Menschen bezüglich der Landnutzung und der Nutzung des Bodens. Dieser habe einen sehr hohen Wert, da er unter anderem der Lebensraum für Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen ist. Für die Planung sei deshalb neben dem Fachwissen über Vegetation und Produkte auch solches über die Bodenchemie und das Bodenleben von hoher Bedeutung.

Um die Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen zu erhöhen, eignen sich Symbionten. Wenn diese eine Symbiose mit einer Pflanze eingehen, vergrößern sie das Wurzelsystem der Pflanze um etwa das Siebenfache. Dadurch werde die Pflanze viel besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt, gibt im Gegenzug an die Symbionten, beispielsweise Mykorrhiza, Kohlenstoffe ab. Herr Kessler nutze den Einsatz dieser oder auch das Besprühen mit Bakterien mit großem Erfolg. Verdeutlicht wurde dies anhand eines Versuches an Weinstöcken in trockenen Regionen in Griechenland.

Kommt es jedoch trotzdem zu Problemen bei einer Pflanzung, werde der Boden am neuen Standort mittels einer Analyse untersucht. Standardmäßig werde in Deutschland die LUFA-Analyse durchgeführt, die den ph-Wert, sowie die Werte von Phosphor, Calcium und Magnesium berechnet. Diese werden eigentlich nur in der Landwirtschaft angewendet, jedoch auch fast ausschließlich in Deutschland. Herr Kessler lasse seine Proben in den Vereinigten Staaten analysieren, um diese auch auf andere, für ihn sehr interessante Werte zu untersuchen. Dazu zählen zum Beispiel das Verhältnis der Basensättigung, der Prozentanteil an organischer Masse und der Natriumgehalt, die unter anderem wichtig für Mikroorganismen seien. Die Erfolge mit dieser Art der Bodenuntersuchung schätzt Herr Kessler als sehr positiv ein und als großen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Diese ermöglichen die Lebensbedingungen für Mikroorganismen gezielt zu verbessern, die wiederum eine bessere Pflanzenentwicklung unterstützen."

Auch Luxusliner wollen begrünt werden

Maria Löber: "Je nach Aufbauhöhe unterscheidet man bei Dachbegrünungen zwischen der Extensivbegrünung, der einfachen lntensivbegrünung und der lntensivbegrünung. Durch die 8 bis 15 cm hohe Extensivbegrünung können Flach- und Schrägdächer mit niedrigen und trockenheitsangepassten Pflanzen wie Sedum, Kräutern und Gräsern begrünt werden.

Eine einfache lntensivbegrünung mit einer Aufbauhöhe von 8 bis 25 cm macht auf Flachdächern zusätzlich die Pflanzung von Stauden und Gehölzen möglich. Bei lntensivbegrünungen mit einer Höhe von 25 bis 100 cm, kann auf Flachdächern fast wie im erdangeschlossenen Bereich gearbeitet werden. Hier ist sogar eine Begrünung mit Rasen oder auch Bäumen möglich. Mit zunehmender Aufbauhöhe und Intensität der Begrünung steigen jedoch auch die Kosten und der Pflegeaufwand sowie das Gewicht, das optimalerweise bereits bei der Planung des Gebäudes berücksichtigt werden sollte.

Je nach Aufbau und Vegetation, kann ein begrüntes Dach verschiedene Funktionen übernehmen: Es kann lediglich der Schutz der Dachabdichtung, aber auch ökologische Ausgleichsfläche oder Dachgarten sein. Ein intensiver Dachgarten kann sich hierbei nicht nur als zusätzlicher Aufenthaltsraum sondern auch als Anbaufläche für Lebensmittel eignen. Auch Kombinationen verschiedener Nutzungen sind möglich. So können auf begrünten Dächern zum Beispiel ebenfalls Photovoltaikanlagen installiert werden. Da sich diese auf begrünten Dächern nicht so stark aufheizen, soll die Ausbeute an 'Sonnenstrom' sogar größer sein.

Eine besondere Herausforderung im Bereich der Dachbegrünung stellt die Schiffbegrünung dar. Soll auf einem Kreuzfahrtschiff beispielsweise Rasen wachsen, so hat man zunächst das Problem der geringen Aufbauhöhe zu bewältigen. Der eigentlich zur lntensivbegrünung zählende Rasen kann auf einem nur zwölf cm hohen Aufbau aber durch den Einbau einer Tröpfchenbewässerung in Verbindung mit einer versenkbaren Beregnung ermöglicht werden. Diese bewässert den Rasen nicht nur, sondern muss auch ständig Salzwasser ausspülen. Wird das Kreuzfahrtschiff für Transatlantikfahrten genutzt, ist zudem darauf zu achten, dass keine Erde nach Amerika eingeführt werden darf. Der Aufbau muss daher aus anorganischem Substrat bestehen und auch aus dem Rollrasen muss die Erde vor dem Verlegen ausgewaschen werden. Da die Überfahrten sehr lange dauern und der Rasen sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt ist, hat es sich zudem bewährt, zu bestimmten Zeitpunkten unterschiedliche Rasensaaten auf die Flächen aufzubringen."

Welche Regeln bei Rasenflächen wichtig sind

Tobias Zimmer: "ln Deutschland existiert eine Fülle an Normen, unter anderem auch für Rasenflächen. Im Wesentlichen handelt es sich um drei Normen, die für das Gewerk Rasen, der im GaLaBau eine Rolle spielt, wichtig sind: DIN 18915, DIN 18917, DIN 18919. Alle drei Normen werden zurzeit überarbeitet. Der momentane Stand der Technik stammt aus dem Jahr 2002.

Die DIN 18915 regelt zum einen die Anforderungen an Böden für vegetationstechnische Zwecke und deren Bewertung. Zum anderen enthält sie Vorgaben zur Herstellung von Vegetationsflächen sowie einfach zu handhabende Prüfverfahren zu bestimmten Bodeneigenschaften. Die DIN 18917 definiert zunächst die verschiedenen Rasentypen mit deren jeweiligem Anwendungsgebiet, Eigenschaften und individuellen Pflegeansprüchen. Ferner regelt sie die Vorgaben zur Herstellung, Fertigstellung (Erreichen eines abnahmefähigen Zustands) sowie Prüfung von Rasenflächen und deren Pflege nach der Abnahme. Anschließend an die DIN 18917 beinhaltet die DIN 18919 zum einen Maßnahmen zur Entwicklungspflege, also der Erzielung eines funktionsfähigen Zustandes. Zum anderen nennt die DIN 18919 Handlungsweisen zur Unterhaltungspflege, um den funktionsfähigen Zustand zu erhalten.

Normen dienen der Rationalisierung, der Qualitätssicherung, dem Schutz der Gesellschaft sowie der Sicherheit. Sie sind somit unabdingbarer Bestandteil unserer Gesellschaft.

Der Vortrag stellt die DIN 18915, DIN 18917 und DIN 18919 und deren Wichtigkeit in Bezug auf das Gewerk Rasen vor. Allerdings wird im Laufe des Vortrags deutlich, dass eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis existiert und Normen nicht stets in die Praxis übertragbar sind beziehungsweise eklatante Fehler aufgrund mangelnder Fachkenntnisse entstehen. Diese Fehler führen zu einem schlechten Ergebnis und gehen immer zu Lasten der Pflege. Abschließend ist festzuhalten: Qualität zeichnet sich aus. Um nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht mit dem Gewerk Rasen Erfolg zu erlangen, sind die genannten DIN Normen zu durchlaufen und katalogmäßig abzuarbeiten. Neben der Beachtung der DIN Normen ist es wichtig, sich zu engagieren und Kontakte zu knüpfen, sich auf dem Stand der Technik zu bewegen sowie von Erfahrungswerten anderer zu profitieren."

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