Privatgartenplanung: Pflegeleicht und üppig zugleich

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Entspanntes Gärtnern ist ein perfektes Mittel gegen den Stress des modernen Lebens. Doch will das Refugium unter freiem Himmel zu viel Aufmerksamkeit, wird die Gartenarbeit schnell zur Belastung. So liegen pflegeleicht konzipierte Gärten im Trend. Nichtsdestotrotz gehören Farbenpracht und verschwenderische Blütenfülle zu den Wünschen vieler Gartenbesitzer an den Planer. Dann aber gehört die Gartenarbeit einfach dazu. Wie den Spagat schaffen?

Tatsächlich ist es ein weitverbreitetes Phänomen: Stress, Arbeitsbelastung, ständige Erreichbarkeit - eine Situation, die viele Menschen gut kennen. Selbst das Wochenende reicht nicht aus, um zur Ruhe zu kommen. Dabei wünschen sich viele, denen es so geht, mehr Abstand und Pausen von der Daueranspannung. Sie sehen sich nach Erholung und einem Ort, wo sie nur für sich sein können. Kein nerviges Handyklingeln, keine lauten Motorengeräusche, einfach nur weg sein und abtauchen.

Ruheinsel zwischen opulenten Blüten und rauschenden Gräsern

Vor einiger Zeit hatte ich die Idee: "Silent Island". Diese stillen Inseln sind gepflanzte Auszeiten, grüne Entspannung. Inmitten opulent bepflanzter kleiner oder großer Pflanzenlandschaften gibt es Räume. Wie eingestanzt wirken Holzdecks oder Raseninseln. Sie werden durch Pfade oder Wege mit dem "Außen" verbunden: Ruheinseln zwischen opulenten Blüten und rauschend wogenden Gräsern.

Im Garten kommt man so zur Ruhe, kann entspannen und tankt Kraft. Das Konzept ist variabel, jedoch in jedem Fall schlicht. Wenngleich großzügig konzipiert, passt es gleichermaßen in kleine wie in große Gärten. Es ist individuell und passt immer zu dem jeweiligen Ort. Robuste Pflanzen, wie Gräser, Blütenstauden, Kräuter oder Duftpflanzen lassen sich zu unterschiedlichen Bildern kombinieren. Sie sind vielfältig. Blütenfülle im Takt der Jahreszeiten - das ist wichtig in einer guten Gartengestaltung. Es sollten immer andere Pflanzen blühen, so dass sich der Eindruck ständig verändert, spannend bleibt und erholsam für jeden ist, der die Natur liebt und Ruhe finden möchte.

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Der Wert von Stauden statt Rasen

Die Vorteile liegen auf der Hand; Stauden statt Rasen und man braucht nicht mehr mähen. Rasen wird es künftig aufgrund des Klimawandels sowieso schwerer haben. Viel wässern und düngen war schon früher und künftig (erst recht) nicht mehr sehr ökologisch. Durch die abgestufte Bepflanzung schafft man sich etwas Intimität und erhält gleichzeitig eine Abgrenzung zum Nachbarn. Ein blühender Sichtschutz entsteht.

Insekten haben in einem blütenarmen Garten, die lediglich aus Rasen und Immergrünen bestehen, keinen Platz. Keine guten Aussichten dort zu überleben. In einem blütenreichen Garten dagegen, gibt es ein Nahrungsangebot für Bienen und Insekten das ganze Jahr. So ein üppig bepflanzter Garten ist per se insektenfreundlich. Im Jahresverlauf entfaltet sich eine opulente, dynamische Pracht mit wechselnden Blüten und sich ändernden Höhen. Erst ist alles ganz niedrig im Frühjahr, dann wird es zunehmend üppiger. Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken. Sogar Kräuter für die Küche können einfach in das Beet integriert werden. Gerade die mediterranen, trockenheitsverträglichen Arten, wie Lavendel, Heiligenkraut, Rosmarin, Ysop und Küchensalbei lassen sich integrieren. Aber auch Petersilie und Schnittlauch. Und für die Blumenvase gibt es jede Menge Blüten, jeden Tag ein anderer Strauß.

Silant Island - die richtige Pflanzenauswahl

Robuste Pflanzen, wie Gräser, Blütenstauden, Kräuter oder Duftpflanzen lassen sich je nach der individuellen Idee kombinieren. Der richtige Mix aus Pflanzen, die zum Standort passen, das ist dabei wichtig. Ich verwende gern Stauden mit dichtem, üppigem Laub, oft sind es nordamerikanische Stauden. Sie sollten möglichst langlebig sein und sich gut regenerieren. Ebenso sollten die Pflanzen lange blühen und gesundes Laub haben.

In der Vergangenheit habe ich viel experimentiert, ausprobiert und dabei auch für die Sache wertvolle Fehler gemacht. Gerade die Fehler möchte ich nicht missen. Sie haben mich weitergebracht, mir immer neue Erkenntnisse beschert. Nach vielen Jahren, kann ich mich auf ein festes Sortiment verlassen. Natürlich sind es nicht immer dieselben Pflanzen. Es bleibt spannend, neue Pflanzen zu entdecken, aus denen sich neue Pflanzenbilder entwickeln lassen.

Reduce to the max

So großzügig wie möglich aber passend zum Maßstab einer Pflanzfläche zu pflanzen, das ist die knifflige Herausforderung. Es darf nicht langweilig sein aber klar in der Wirkung. Mit üppiger Vegetation maßstäbliche Akzente zu setzen und dem jeweiligen Ort einen unverwechselbaren, natürlichen Charakter zu verleihen, darin liegt der Reiz dieses grob strukturierten Pflanzkonzeptes. Damit die Pflanzung funktioniert, verwende ich vorwiegend Stauden und Gräser mit attraktivem, robustem Laub. Sie schaffen ein wechselndes Muster von Formen und Farben. Um auf Lieblingspflanzen nicht zu verzichten, ist es möglich, in diese dichte Pflanzendecke kleine Gruppen von kurzlebigen Pflanzen oder Einjährigen zu setzten. Das ermöglicht eine zuverlässige und pflegeleichte Pflanzenkombination, ohne auf beispielsweise bevorzugte Pflanzen eines Kunden verzichten zu müssen.

Besonders die Struktur und Textur des Laubes wirkt über den eigentlichen Blühzyklus der Pflanze hinaus. Deshalb wurden die Pflanzen neben den Blühfarben auch nach diesen Kriterien zusammengestellt. Pflanzen mit schönen und gesunden Blättern verweben sich zu dichten Teppichen. Eine dichte Pflanzendecke senkt den Pflegeaufwand erheblich.

Im Takt der Jahreszeiten

Ein Beispiel; Die unglaublich rasante Dynamik in Staudengärten ist faszinierend. Gerade war es noch frostig und der Garten braun und frisch abgeräumt, schon wächst alles in einem atemberaubenden Tempo, sobald die ersten Sonnenstrahlen wärmend auf den Boden treffen. Der Garten explodiert förmlich, als würden die Pflanzen nach einem langen Winter nur darauf warten sich endlich der Sonne entgegen zu strecken. Jeder, der im Frühjahr mal eine Woche verreist war und danach seinen Garten wieder in Augenschein genommen hat, weiß, was ich meine.

Im zeitigen Frühjahr beginnt der Blühzyklus im Garten mit einer Fülle von Blumenzwiebeln. Sie werden in größerer Stückzahl verwendet. Bevorzugt werden Sorten, die sich gut verwildern lassen, wie: Anemone blanda 'White Splendour', Crocus tommasinianus, Muscari armeniacum, Narcissus 'Dutch Master' und 'Golden Harvest', Narcissus triandrus 'Hawera', Scilla siberica und verschiedene Tulpen. Nach dem Verblühen dieser Pracht entwickeln sich die Blattschöpfe der Stauden und Gräser und gewinnen langsam an Höhe, so dass das inzwischen unansehnliche Laub darunter zurückbleibt.

Im Laufe des Wachsens ändern sich Höhen, dominante Pflanzen treten stärker hervor und verstellen die Sicht. Der Garten ist nicht mehr mit einem Blick zu erfassen, so wird Neugierde geweckt. Entlang eines schmalen Weges, bilden größere Gruppen von niedrigen bis halbhohen Stauden und Gräsern mit attraktivem, gesundem Laub wie Stachys 'Helene von Stein', Stachys macrantha 'Superba', Geranium-Arten, Aster ageratoides 'Ashvi' oder Gräser wie Panicum virgatum 'Rotstrahlbusch' oder Hakonechloa macra eine geschlossene Pflanzendecke.

Höhere Stauden in größeren Gruppen, wie Helianthus microcephalus, Helianthus orgyalis, Boltonia asteroides, Vernonia crinita, Veronicastrum virginicum, Euphorbia palustris oder Aster ericoides 'Pink Star' entwickeln ihre imposanten Blütenbüsche im mittleren Teil und im Hintergrund des Gartens. Punktuell sind einige anspruchsvollere oder kurzlebigeren Arten, wie Thalictrum rochebrunnianum, Phlox paniculata 'Hesperis', Verbena bonariensis oder Agastache foeniculum eingefügt und sorgen so für die gewünschte Blütenfülle und langanhaltende Blickpunkte.

Der erste Frost verändert das Bild endgültig und reduziert die Pflanzen im Garten auf das Wesentliche. Wenn die satten, kräftigen Farben des Hochsommers verblassen, verwandeln sich einst farbenprächtige Stauden und Gräser in Ocker,- Braun,- und Rosttöne. Insgesamt sind es leisere Farbtöne. Formen und Strukturen treten dann stärker hervor. Die schwarzen Knöpfchen von Monarda fistulosa var. menthaefolia, die zarten Rispen von Thalictrum rochebrunnianum, Veronicastrum virginicum oder Agastache foeniculum oder die rostbraunen Blütenteller des Sedums bilden einen interessanten Strukturkontrast zu den sich färbenden Gräsern.

Raureif und Schnee lassen die Konturen noch stärker hervortreten. Für die Planung mit Pflanzen bedeutet es, bei der Pflanzenauswahl neben der Blüten- und Blattfarbe vor allem der Struktur einer Pflanze mehr Beachtung zu schenken. Die Strukturen von Pflanzen wirken einfach dauerhaft im Beet, selbst dann noch, wenn die Blütenpracht längst vorbei ist.

Allerdings gibt es auch Pflanzen mit viel Samenpotential, wie Cephalaria gigantea oder auch die einjährigen Verbena bonariensis. Hier wäre es besser abzuschneiden, um kein Pflegeproblem im nächsten Jahr heraufzubeschwören. Generell erfolgt der gesamte Rückschnitt im späten Winter oder zeitigen Frühjahr. Erst wenn sich die ersten Blätter der Geophyten zeigen, ist der richtige Zeitpunkt für den Rückschnitt und der Zyklus beginnt von vorn.

Dipl.-Ing Petra Pelz
Autorin

Landschaftsarchitektin

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