Prof. Dr. Heiko Meinen erwartet lediglich 10,7 Milliarden Euro Umsatz
Prognose des GaLaBau-Umsatzes für 2024 gesenkt
Anfang des Jahres waren die Bundesregierung und die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute des Landes noch davon ausgegangen, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 0,3 Prozent wachsen würde. Auch der Report des Bundesverbands Garten- Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) aus dem Frühjahr ließ, trotz kriselnder Bauwirtschaft, eine noch überaus gute Konjunktur der Branche erhoffen. Im vergangen Monat hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seine Konjunkturprognose nun deutlich nach unten korrigiert.
Für den GaLaBau keine Hiobsbotschaft
Für den Garten- und Landschaftsbau ist die korrigierte Prognose keine Hiobsbotschaft, meint Meinen, der zugleich Geschäftsführer beim Berater Kullmann und Meinen ist, denn das Ergebnis zeigt, dass die zunächst sehr positiven Aussichten für den Branchenumsatz zwar reduziert werden muss, aber voraussichtlich immer noch deutlich über dem Branchenumsatz von 2023 (10,34 Mrd. Euro) liegen wird. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Baupreissteigerung im Landschaftsbau beziehungsweise bei Außenanlagen für Wohngebäude gegenüber dem Vorjahr (Stand August) bei 5,5 Prozent liegt (gemittelt, Destatis). Damit schrumpft die Branche real wieder einmal um 1,8 Prozent.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirkt stark auf den GaLaBau und ist damit hauptverantwortlich für die Entwicklung des Branchenumsatzes. Positiv könnte sich dagegen der doch recht deutliche Rückgang der Inlands-Automobilverkäufe, stellvertretend für alle anderen Investitionsgüter auswirken. Die zugrundeliegenden Prognosen der Datenbank Statista, die Grundlage unserer Modellrechnung sind, weisen für 2024 noch recht positive Entwicklungen aus. Ein Blick in die Daten des Statistischen Bundesamts zeigt dagegen, dass die Automobilumsätze im ersten Halbjahr 2024 bereits um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind. Die neue Prognose verspricht für 2024 einen Umsatz im GaLaBau von rund 10,7 Milliarden Euro. Eventuell wird es durch den vorgenannten Effekt dann doch ein wenig mehr (knapp 10,8 Mrd. Euro).
2025 und 2026 steigt der GaLaBau-Umsatz weiter
Da Prognosen bekanntlich schwierig sind, vor allem, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind, nimmt die Treffsicherheit für 2025 und 2026 ab. Es liegen aber Schätzungen zum BIP, des Automobilumsatzes und der Reisebranche vor, sodass auch ein Blick in die Zukunft des GaLaBau-Umsatzes gewagt werden kann. Trotz des abflachenden Bruttoinlandsprodukts wird der GaLaBau-Umsatz weiter steigen können, da Automobil- und Reisebranche weniger stark wachsen. Im Automobilbereich ist perspektivisch sogar ein Rückgang zu erwarten, der sich, wie bereits angemerkt, eher positiv auf den GaLaBau-Umsatz auswirkt. Ein Branchenumsatz von 11,7 Milliarden Euro wird wohl erst 2026, statt bereits 2025 erreicht. Trotz aller Krisenszenarien ist aber weiterhin mit Wachstum im GaLaBau zu rechnen.
Hintergrund der Prognose für 2024
Der GaLaBau Branchenreport mit Stand Frühjahr 2024 zeichnete für das aktuelle Jahr noch eine sehr positive Entwicklung, denn die Folgen der Coronapandemie und des Ukraine-Kriegs erreichen den GaLaBau erst mit Verzögerung. Die schwache Entwicklung im Bereich Investitionsgüter und die zu diesem Zeitpunkt erwartet stärkere Konjunktur kompensierten aber den Effekt. "Die Branche trotzt wieder einmal der Krise", so die Prognose am Anfang des Jahres. Für 2024 schien damit ein Branchenumsatz von 11 Milliarden Euro möglich. 2025 würden es dann bereits 11,74 Milliarden Euro sein.
Mithilfe des Prognosemodells, das 2022 an der Hochschule Osnabrück von Lukas Demmer am Lehrbereich Betriebswirtschaft im Bauwesen von Prof. Dr. Heiko Meinen entwickelt und nun noch einmal überarbeitet wurde, kann der Branchenumsatz anhand eines ARIMA-Prozesses (Auto-Regressive Integrated Moving Average) mit den unabhängigen Variablen Bruttoinlandsprodukt, Umsatz Reisebranche und Umsatz Inlandsautomobilverkäufe sehr genau abgeleitet werden, siehe Konfidenzintervall in Abbildung 1.
NL-Stellenmarkt
Was korreliert mit dem GaLaBau-Umsatz?
Die Eingangsdaten stehen dabei stellvertretend für weitere beziehungsweise ähnliche Parameter, die ebenfalls stark mit dem Branchenumsatz korrelieren. Diese sind zum Teil komplementäre Güter wie Biolebensmittel oder Substitute, wie insbesondere Reisen:
– Umsatz Fairtrade-Lebensmittel
– Umsatz Biolebensmittel
– Umsatz Bauhauptgewerbe
– BIP
– Haushaltseinkommen
– Private Konsumausgaben
– Umsatz Baumärkte
– Umsatz Luxusgüter
– Inlandsautomobilumsatz
– Umsatz Reisebranche
Die verschiedenen komplementären Einflussfaktoren weisen eine teils hohe Kolinearität auf. Zudem sind Prognosewerte zu den einzelnen Wirtschaftsfaktoren, auf die eine Prognose für den Garten- und Landschaftsbau aufbauen kann, teils nicht verlässlich verfügbar. Daher fließen in das Prognosemodell für den GaLaBau die Prädiktoren
– Inlandsautomobilumsätze (negativ korreliert),
– Umsatz der Reisebranche (negativ korreliert) und
– BIP (stark positiv korreliert) ein.
Positiv: 2025 wird Belebung des Konsums erwartet
2023 entwickelte sich dank einer etwas besseren, allgemeinen Konjunktur und einer weniger starken Entwicklung bei den Automobilverkäufen (bzw. im Investitionsgüterbereich) der Branchenumsatz besser als prognostiziert. Zwar war das Branchenwachstum zuletzt nur 2008/09 schwächer, aber mit 3 Prozent lag es deutlich im positiven Bereich. 2022 war die Prognose von einer Stagnation ausgegangen.
Mit Blick auf die nun vorliegenden Aussichten für 2024, wirkt vor allem das nach unten korrigierte Wirtschaftswachstum stark auf den Garten- und Landschaftsbau. Als Grund für den pessimistischen Ausblick nennt die Bundesregierung strukturelle Faktoren und konjunkturelle Effekte wie die anhaltend schwach Nachfrage aus dem In- und Ausland sowie die restriktive Geldpolitik. Für 2025 wird mit steigenden Reallöhnen und damit mit einer Belebung des Konsums gerechnet. Solche Effekte wirken sich besonders positiv auf den Umsatz im Garten- und Landschaftsbau aus.
Negativ: Umsatzwachstum der Reisebranche
Auch die Automobilindustrie blickt wenig zuversichtlich auf das Jahr 2024. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) berichtet, dass die Pkw-Produktion in Deutschland mit Blick auf die ersten drei Quartale 1 Prozent unter dem Vorjahreswert und damit weiterhin um über 10 Prozent unter 2019 rangiert. Auch die Zulassungszahlen in Deutschland sind um 1 Prozent zurückgegangen und waren so im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat das dritte Mal in Folge rückläufig. Allerdings liegen die Bestellungen aus dem Inland im September knapp 20 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Für 2024 ist aber wohl nicht mit einem Wachstum auf dem deutschen Markt zu rechnen. Begründet wird die Vorausschau mit der allgemein schwachen Konjunktur und gestiegenen Lebenshaltungskosten. Auch bei Erholung der Konjunktur, niedrigen Finanzierungskosten und steigenden Einkommen sieht der Analyst Dataforce schwierige Zeiten für den Automobilmarkt aufgrund der verschärften CO2-Anforderungen.
Dagegen zeichnet die Reisebranche ein positiveres Zukunftsbild. Der Deutsche Reiseverband (DRV) erwartet für das Touristikjahr 2023/24 (Ende November bis Oktober des Folgejahres) ein Umsatzwachstum von 6 Prozent gegenüber 2022/23. Wie der Verband verlautbaren lässt, genießt der Urlaub bei den Konsumausgaben trotz gestiegener Lebenshaltungs- und Energiekosten weiterhin eine hohe Priorität. Dabei wird, und dies belegt die negative Korrelation zum GaLaBau-Umsatz, auf andere Konsumausgaben und größere Investitionen verzichtet. Auch die guten Tarifabschlüsse und die gewachsene Kaufkraft bei unverändert guter Beschäftigungslage werden als Gründe angeführt. Für die kommende Wintersaison rechnet der DRV mit einem Umsatzanstieg von 4 Prozent. Für den GaLaBau ist auch ein Blick auf die Entwicklung des nachhaltigen Tourismus interessant: Wie das Portal Statista in einer Prognose zeigt, soll das entsprechende Marktvolumen von 2022 bis 2026 um 38 Prozent steigen. Aufgrund der Tatsache, dass Reisen als Substitut für GaLaBau-Leistungen gelten, ist dieser Umstand deshalb von besonderer Bedeutung, weil sich die Branche bislang noch als nachhaltige Alternative zur Reisebranche positionieren kann. Diesem Wettbewerbsnachteil wird durch die Reisebranche offenbar aktiv entgegengewirkt.
Viertes Jahr in Folge realer Umsatzrückgang
Nicht zuletzt muss auch der Effekt der hohen Preissteigerung von GaLaBau-Leistungen thematisiert werden. So lag das reale Branchenwachstum schon 2023 bei negativen 9,3 Prozent. Damit ist die Talfahrt zwar beendet, denn 2022 lag die Schrumpfung bei über 12 Prozent. Dennoch sorgen eigentlich nur die Preissteigerungen, die die Betriebe offenbar immer noch bei ihren Kunden durchsetzen können, zu einem wachsenden Branchenumsatz. Mehr Bauleistung wird nicht erzielt. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Effekt bald aufhebt und sich Branchenwachstum und Preissteigerungen in ein gesundes Verhältnis zueinander entwickeln, damit das Wachstum nachhaltig ist. Die Baupreissteigerung für Landschaftsbauarbeiten und Außenanlagen im Wohnungsbau hat sich in 2024 abgeschwächt und liegt bislang bei gemittelt 5,5 Prozent. In Kombination mit der neuen Prognose wird so aber wohl das vierte Jahr in Folge ein realer Umsatzrückgang zu verzeichnen sein. Prof. Dr. Heiko Meinen