Der Kommentar

Respekt, wer's selber macht

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Am 8. und 9. Mai fand der 2. Bundeskongress Stadtgrün in Essen statt. Anlass war die Vorlage des "Weißbuchs Stadtgrün" durch das Bundesumwelt- und Bauministerium. Zielsetzung des Weißbuchs ist es, dem Grün in der Stadt mehr Bedeutung zu geben. Nachzulesen sind konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungsmöglichkeiten des Bundes. "Mit dem Weißbuch 'Stadtgrün' schafft der Bund ein Angebot, das die Kommunen und andere Akteure bei ihrer Arbeit unterstützen soll", so ist es dort nachzulesen. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass der Bund kaum etwas tun kann, um für mehr Grün in der Stadt zu sorgen, denn die Planungshoheit liegt in den Kommunen.

Ein sehr gutes Instrument zur Förderung von Grün in der Stadt wären Änderungen in den Landesbauordnungen, die Ländersache sind. Zum Beispiel ließe sich nach dem Vorbild von Hamburg in der Landesbauordnung ein "Grünplan" für Gewerbegrundstücke festsetzen, welcher gleichwertig mit der Statik als Teil des Bauantrages einzureichen ist. Dies wurde im politisch besetzten Podium zumindest von einem Vertreter mehrfach vorgeschlagen. Tatsächlich wäre die Bauleitplanung hier ein wirksames Instrument. Andere politische Vertreter haben vorgeschlagen, Wettbewerbe nach dem Vorbild "Unser Dorf soll schöner werden" auch für die Stadt zu initiieren. Na, ja.

Sowieso konnte und wollte niemand aus dem politischen Raum etwas gegen das Stadtgrün sagen, das Thema ist so positiv besetzt, dass am Ende alle dafür waren. Nicht einmal der Vergleich "Stadtgrün" gegen "Kindergärten" wurde bemüht. Politisch gesehen, ist allein die Tatsache, dass es einen solchen Kongress gibt, ein großer Fortschritt für die Belange des Berufstands.

Die fachlich besetzen Podien des Kongresses waren aus Sicht des Landschaftsbaus schlicht enttäuschend. Nicht nur, dass kein Unternehmer mitdiskutieren durfte, auch wurde der Verband mit keinem Wort erwähnt, dafür aber ganz viele andere Verbände GALK, BDLA, FLL und mehrfach die Naturschutzverbände. Auch die Themen des Landschaftsbaus fielen runter. Im Kern bewegten sich die fachlichen Diskussionen um zwei Themen: Mehr Forschung rund um planungssoziologische Fragen für Grün in der Stadt und das Modethema Urban Gardening. Dass vor allem diese zwei Themen diskutiert wurden, liegt schlicht an der Zusammensetzung der Personen auf den Podien und zeigt die Zielrichtung des Bundesumwelt- und Bauministeriums.

Dem Landschaftsbau muss die Gewichtung beim Urban Gardening als schiefe Diskussion vorkommen. Fast so, als wenn sich Bauhandwerk und Bauindustrie die Werbung der Baumärkte zu Eigen machen würden. So wurde die Forderung formuliert, dass Gärtenämter dieser Bewegung noch mehr Vorschub und Raum geben sollten. Dass in Paris bereits 500t Lebensmittel in der Stadt von den Menschen auf dem Balkon angebaut werden, wurde als Vorbild dargestellt. Die Frage nach möglichen Schadstoffbelastungen konnte der Referent gar nicht verstehen.

Wenn der Landschaftsbau aber das Stadtgrün befeuern will, müssen auch Dinge gefördert werden, die nicht gleich Aufträge bringen. Das wäre viel zu kurzfristig gedacht und würde den Landschaftsbau in genau die "Die-wollen-doch-nur-Aufträge-Ecke" stellen. Also, haben Sie Respekt vor denen, die selber machen. Das positive grüne Image hilft der Branche, egal wer es macht. Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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