Rückblick auf 70 Erscheinungsjahre Neue Landschaft
„Wir formen das Gesicht der Welt“
von: Patricia Hempel
Die Bundesrepublik war im Aufbruch begriffen und nutzte den Auftrieb des deutschen Wirtschaftswunders, um politisch und wirtschaftlich wieder zurück auf die internationale Bühne zu treten. Vor diesem Hintergrund entstanden fast zeitgleich die Neue Landschaft, ebenso die erste Dokumenta in Kassel 1955 und die Interbau 1957 in West-Berlin. Als älteste deutsche Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau bildete sie von Anfang an die Innovationsfreude der Branche ab und fing für ihre Leser ein, welche unterschiedlichen Geschäftsfelder zu erschließen waren. Aber auch welcher Wettbewerb und welche Herausforderungen aus betrieblicher Sicht damit einhergingen.
Die ersten 25 Jahre: Namensfindung und eine Branche im Entstehen
Am Anfang stand also der Wunsch an Internationalität, Modernität und Dynamik der westlichen Welt anzuknüpfen. Die Zunahme und Wiederherstellung öffentlicher und privater Freiräume in der Wiederaufbauphase der 1950er-Jahre, markierte den Beginn der Ausweitung landschaftsgärtnerischer Aufgaben und damit die Entfaltung des Garten- und Landschaftsbaus. Die Zahl und das Auftragsvolumen erster GaLaBau-Betriebe und das Repertoire verwendeter Techniken und Materialien nahmen zu, ebenso die Mechanisierung mit entsprechenden Maschinen und Geräten.
Gleichzeitig verstärkten sich die Bemühungen, den Berufsstand fachlich und organisatorisch zu konsolidieren, sagte der Gartenhistoriker und einer der ersten Redakteure der Neuen Landschaft, Prof. Dr. Dieter Hennebo. Die Fachzeitschrift schuf die publizistischen Voraussetzungen alle diese Themen unter einem Dach zu repräsentieren und brauchte nach ihrer Gründung ein Jahr, bis sich der Titel "Neue Landschaft" mit dem Untertitel "Mitteilungsblatt des Berufsverbandes der Landschaftsgärtner" durchsetzte.
Neue Landschaft: Perspektiven für die Zukunft
Die Neue Landschaft blickt in diesem Jahr auf nahezu 70 Jahre Fachjournalismus zurück. Dieses Jubiläum bietet die Gelegenheit, nicht nur auf die Vergangenheit zu schauen, sondern auch die Perspektiven der Fachzeitschrift für die kommenden Jahre zu beleuchten.
Wie wird sich die Neue Landschaft in Zukunft entwickeln? Welche Faktoren werden sie prägen?

Dr. Moritz Patzer, Foto: Patzer Verlag
Kontinuität und Wandel
Die Neue Landschaft hat sich über Jahrzehnte als etabliertes Medium für den Garten-, Landschafts-, Spiel- und Sportplatzbau bewährt. Sie steht für verlässliche Informationen, technische Innovationen und praxisorientierte Inhalte. Diese Grundpfeiler werden auch künftig die Basis ihrer Arbeit bilden.
Gleichzeitig erfordert die veränderte Mediennutzung eine kontinuierliche Anpassung. Print besitzt für viele Leserinnen und Leser weiterhin einen hohen Stellenwert, doch die Bedeutung der digitalen Verfügbarkeit von Inhalten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dieser Trend wird sich auch künftig fortsetzen. Die Neue Landschaft wird daher weiterhin eine gedruckte Ausgabe anbieten, diese jedoch zunehmend durch digitale Formate ergänzen – sei es durch ePaper, interaktive Portale oder digitale Themenschwerpunkte.
Herausforderungen der Zukunft
Die Themen, die die grüne Branche heute bewegen, werden auch in den kommenden Jahrzehnten im Fokus stehen: Klimawandel, Ressourcenschonung und die Förderung der Biodiversität erfordern innovative Lösungen. Die Neue Landschaft wird diese Entwicklungen weiterhin begleiten, analysieren und praxisnahe Handlungsempfehlungen be-reitstellen. Ihre Aufgabe wird es sein, nicht nur Informationen zu vermitteln, sondern auch als Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fungieren. Darüber hinaus gilt es, neue Technologien in die Berichterstattung zu integrieren. Digitale Formate könnten künftig immersiver werden – etwa durch die anschauliche Visualisierung von Bauprojekten oder technischen Lösungen. Gleichzeitig bleibt die Stärke der Neuen Landschaft ihre fundierte, gut recherchierte Berichterstattung – ein Anspruch, der unabhängig vom Format unverändert fortbesteht.
Ausblick
In den kommenden Jahren möchte die Neue Landschaft weiterhin ein zentraler Bestandteil der grünen Branche sein. Sie wird die Entwicklungen der Branche nicht nur dokumentieren, sondern auch Impulse setzen und als verlässlicher Partner für ihre Leserinnen und Leser agieren.
Die Verbindung von Tradition und Innovation wird dabei entscheidend sein: Die bewährten Stärken der Printausgabe werden um digitale Möglichkeiten erweitert, um den veränderten Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht zu werden. Der Anspruch, Orientierung und Relevanz zu bieten, bleibt – auch in einer sich wandelnden Medienlandschaft – unverändert bestehen.
Dr. Moritz Patzer
NL-Stellenmarkt



Neue Impulse und Wegbereiter
Die Neue Landschaft als berufsorientierte und berufsförderndes Fachmedium aufzustellen, war in der Anfangsphase nicht leicht und nicht immer war es einfach, trotz guter Vernetzung, die einzelnen Ausgaben mit Fachbeiträgen zu füllen. Wichtige Impulse gingen für Dieter Hennebo von den an der Lehr- und Versuchsanstalt in Essen geknüpften fachlichen und beruflichen Kontakten aus.
Vor allem zu vielen landschaftsgärtnerischen Betrieben und Unternehmern, zum Landesverband Nordrhein sowie den zuständigen Referenten des Zentralverbands G. Rohls und O. Bartholomae. Ab 1958 begann die Neue Landschaft mit Maschinen- und Gerätetests. 1960 entstanden die ersten Sonderhefte zu Fragestellungen der landschaftsgärtnerischen Ausbildung, der technischen und betrieblichen Entwicklung, der Baustofftechnik aber auch der Rasenzüchtung und Rasenverwendung.
Später wurde daraus die Rubrik "Themen", die bis heute den Charakter der Zeitschrift prägt: Expertenbeiträge aus Forschung und Praxis, die einen Mindestanspruch an Wissenschaftlichkeit erfüllen und mit ihrer Qualität wichtige thematischen Lücken schließen.
1961 ergänzte Ernst Beck die Redaktion mit Engagement und fachlicher Expertise. Seine unter dem Titel "Thema des Monats" erscheinende Meldungs-Spalte, widmete sich aktuellen, verbands- und berufspolitischen Fragen aus der Sicht von Unternehmern, Arbeitnehmern, Verbänden und Gewerkschaft, um gemeinsame Ziele zu formulieren. Dass die Rubrik bei den Lesern ins Schwarze traf, war sicher nur einer der Gründe, warum Ernst Beck 1965 die Nachfolge von Dieter Hennebo antrat. Auch die Gründung des FDL (ab 1968 dann BGL) im Jahr zuvor bedeutete ein wichtiger Meilenstein der Branche, den die Neue Landschaft von Beginn an publizistisch begleitete.
Planerische Fragen traten nach und nach in den Hintergrund und schafften Raum für landschaftsbauliche Themen. Die Neue Landschaft entwickelte sich so immer mehr zur Zeitschrift des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus, mit dem Anspruch, auch für Landschaftsarchitekten in technischen und organisatorischen Fragen zu vermitteln.


27 Jahre Niesel-Müller-Ära
Die 1970er-Jahre standen ganz im Anliegen, den Garten- und Landschaftsbau fachlich aufzuwerten und ihm einen anderen "Stellenwert im Zusammenspiel der Kräfte" zu verschaffen. So beschrieb Prof. Alfred Niesel die Notwendigkeit der ständigen, von ihm ab 1973 für die Neue Landschaft redigierten Arbeitsblätter "Bauingenieurwesen des Landschaftsbaus". Er gewann dafür später auch Mitarbeiter des Forschungsinstituts für angewandte Betriebswirtschaft (FAB) an der Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz.
Der Landschaftsbau sollte in seiner fachlichen Vielfalt definiert werden und die noch nicht lange auf dem grünen Markt geltenden Normen in das Bewusstsein des Berufsstandes gebracht werden. Ein Grundanliegen war es, zu vermitteln, dass neben den vegetations- und bautechnischen Bereichen auch die baubetrieblichen Belange für Unternehmen des Landschaftsbaus von wesentlicher Bedeutung sein müssen. Hinzu kam der Versuch, die Lehre an Ingenieur- und Fachhochschulen anzuregen.
1978 folgte Ulrich Patzer seinem Vater als Verleger und auch die Redaktion der Neuen Landschaft formierte sich neu. Zu Beginn noch gemeinsam mit Ernst Beck, bildeten Alfred Niesel und Prof. Franz Müller ab 1980 die redaktionelle Doppelspitze. Ihre Absicht war es, so Niesel: "ein Spiegelbild der Zeit zu sein (…) [das] die Befindlichkeiten, die Sorgen, Erfolge wiedergeben und den landschaftsgärtnerischen Berufsstand in seiner dynamischen Entwicklung wohlwollend, aber auch kritisch begleiten [will]." Zu dieser Zeit beginnt die Neue Landschaft sich organisatorischer, betriebswirtschaftlicher und baubetrieblicher Fragen anzunehmen. Auch das Heft bekam ein neues Aussehen, neue Inhalte und eine überarbeitete Struktur.
Frische Rubriken bilden Branchenveränderungen ab
Im Herbst 1980 wurden die beiden heutigen Rubriken "Nachrichten und Aktuelles", damals noch unter anderem Namen, sowie "Maschine – Stoffe – Verfahren" eingeführt. Letztere berichtete nicht nur über Produktneuheiten und technische Innovationen der sich rasant entwickelnden Baumaschinen- und der boomenden IT-Branche, sondern brachte den Lesern auch Berichte aus der Praxis näher. Im September 1989 kam auf Anregung eines Studenten der FH Osnabrück die "Seite für den Auszubildenden" dazu: die heutige "Junge Landschaft".
Nicht parteiisch zu sein – "es sei denn für die Natur" – und in regelmäßigen Kommentaren die Meinung zu sagen, selbst wenn mit Gegenwind zu rechnen ist: Das war ein charakteristisches Merkmal der Niesel-Müller-Ära. Die Redakteure wollten mit dem Finger unverblümt dorthin zeigen, wo sie politisch, bürokratisch oder betriebswirtschaftlich auf Lücken und Verbesserungspotenziale stießen. Ein gutes Beispiel war die auf Anregung des damals noch jungen Bauleiters Martin Thieme-Hack für zweieinhalb Jahre ins Leben gerufene "Zitrone des Monats". Ab 1994 sollte sie für Zorn, Schmunzeln, Kopfschütteln oder Kapitulation vor nicht lernfähigen Auftraggebern sorgen. Mit den "Zitronen" waren sachlich und rechtlich falsche Ausschreibungstexte gemeint, die gegen alle Sorgfaltsregeln verstießen.
Dem Anspruch für seine festen Leser ein Spiegelbild der Zeit zu sein und nah an den Bedürfnissen der Leser zu berichten, musste die Neue Landschaft auch zu der Zeit gerecht werden, als sich das Berufsfeld Mitte der 1990er-Jahre mehr auf den privaten Auftraggeber ausrichtete. Lag der Fokus der Branche am Anfang des Jahrzehnts noch auf den öffentlichen Auftraggebern, begann das Privatgartensegment zuzunehmen. Gut die Hälfte des GaLaBau-Branchenumsatzes entfiel ab 1995 auf den Privatgartenbereich. Er wurde zu einem festen Geschäftsfeld. Die Neue Landschaft richtete sich bald darauf ein.

Neue Fahrwasser und digitale Landschaften
Die Nullerjahre prägten das jetzige Gesicht der Neuen Landschaft und zeichneten die künftigen Verlagswege vor. 2007 übernahm Christian Münter, unterstützt von Prof. Martin Thieme-Hack, die Redaktion von Prof. Alfred Niesel. Er reagierte auf die Anregungen der Leser und setzt auf breitgefächerte, branchenrelevante Meldungen und Berichte, auch aus Wirtschaft und Politik.
So kam es, dass die Neue Landschaft zur Umstrukturierung der Städtebauförderung im Jahr 2020 beitrug: Auf einen kritischen Artikel zur Abschaffung der Fördersäule "Zukunft Stadtgrün" folgte die Einladung zu einem Interview mit Baustaatssekretarin Anne Katrin Bohle, in dem sie versprach, die grüne Infrastruktur zur Fördervoraussetzung des Bundes in allen Säulen der Städtebauförderung zu machen.
Innerhalb der letzten 18 Jahren gewann die nachrichtliche Berichterstattung, stets mit Fokus auf die wichtigen Belange der Landschaftsgärtner, Stück für Stück an Bedeutung. Dazu gehörten auch immer wieder Förderprogramme für das Stadtgrün oder Hintergründe zur wirtschaftlichen Lage des GaLaBaus. Die seit 2004 bestehende Rubrik "Forschung und Entwicklung" wurde um Forschungsergebnisse zum Grün ergänzt, die über die FLL-Pressemitteilungen hinausgehen.
Mit dem Vorhaben der "Transformation", aber auch, um Leserwünschen gerecht zu werden, stellte sich der Verlag, und damit auch die Neue Landschaft, multimedialer und digitaler auf so der Verleger Dr. Moritz Patzer, der seit 2010 als dritte Generation in den Verlag eintrat. Neue Medien kamen hinzu, um das Printformat zu ergänzen.
Bereits 2004 erschien erstmals die "Pro Baum" als Supplement der Neuen Landschaft. Das Fachmagazin rund um das Ökosystem "Baum" war eine Reaktion auf die zunehmende Differenzierung innerhalb des Berufstandes GaLaBau. Auch die Herausgabe der Verlagsbeilage "Exkurs" ab dem Jahr 2019 erhöhte die thematische Vielfalt mit wechselnden Schwerpunkten und akzentuierte so den Kern der Neuen Landschaft.
Seit 2014 existiert die Neue Landschaft als digitale Vollversion parallel zum Print, kurz danach folgten die sozialen Netzwerke, um alte und neue Leser besser und schneller zu erreichen.
Das Gesicht der Neuen Landschaft wird seit fast 70 Jahren von den Themen geprägt, die die Akteure und Macher des Garten- und Landschaftsbaus bewegen sowie die Branche gestalten und langfristig bestimmen werden.
Der Blick in die Zukunft ist ein positiver und nicht minder engagierter wie zu Beginn, als die Neue Landschaft noch in den Kinderschuhen steckte und über die Jahrzehnte ihre Gangart dem Zeitgeist der Branche immer wieder angepasst hat.
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