Schweizer Baumtagung: Siedlungsbäume in Bedrängnis

Die Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien (VSSG) und der Bund Schweizer Baumpflege luden zur Schweizer Baumtagung 2017 nach Bern ein. Christoph Schärer, Leiter Stadtgrün Bern, begrüßte rund 250 Teilnehmer. Sie lauschten sieben Dozenten, die in ihren Vorträgen ganz verschiedene Blickwinkel auf Stadtbäume boten.

Der Meteorologe Dr. Dr. h. c. Mario Slongo gab einen Ausblick auf die zukünftigen Klimaverhältnisse in der Schweiz und Europa, abhängig von der Menge der CO2-Einsparungen. Die Breite der von der Klimaveränderung betroffenen Lebensbereiche war bedrückend und sollte alle Teilnehmer dazu bewegen, selber stärker aktiv beim Klimaschutz und Energiesparen zu werden.

Der Siedlungsplaner Thomas von Känel und der Landschaftsarchitekt Mathias Held zeigten anhand von Beispielprojekten strategische Ansätze, wie Stadtbäume und verschiedenste Nutzungsansprüche im Stadtraum zu vereinbaren sind.

Frank Rinn, Physiker und Baumsachverständiger, erläuterte in seinem zweiteiligen und rasanten Vortrag detailliert die komplexe Beurteilung der Standfestigkeit von Bäumen. Insbesondere sollte die "1/3-Regel" nicht pauschal angewendet werden, da sie nur für bestimmte Fälle, bei konzentrischer Fäulnis, wirklich gültig sei. Das Publikum hielt er munter, indem er Gemüse und Bananen zur Demonstration von Statik-Regeln austeilte und Fragen stellte.

Dr. sc. nat. Katrin Joos Reimer, Baumgutachterin, stellte die neue Richtlinie zur Schadenersatz-Berechnung vor, in der jetzt auch die Kosten für die Anwachs- und Jungbaumpflege berücksichtigt werden.

Axel Heinrich, Landschaftsplanung (FH), Dozent an der ZHAW Wädenswil, zeigte mit Projektbeispielen, wie Bäume durch begleitende Staudenpflanzung profitieren und wegen des verbesserten Mikroklimas besser gedeihen.

Einen Schritt Abstand nahm Prof. Mark Krieger, HSR Rapperswil, und führte anhand von Spontanvegetation und "Unkrautbäumen" vor, wozu Gehölze in der Lage sind und plädierte dafür, auch an etwas ungünstigeren Orten Bäume zu setzen - trotz begrenzter Standzeit.

Prof. Dr. Francis W.M.R. Schwarze schloss mit seinem Vortrag über den Einsatz von Trichoderma-Pilzen zur biologischen Kontrolle von holzzerstörenden Pilzarten. Auffällig sei, dass Schadpilzarten, die im Wald zwar überall präsent seien, aber nicht weiter auffielen, im städtischen Raum großen Schaden anrichteten, weil keine Gegenspieler präsent wären. Durch Auslese hätten sie konkurrenzstarke Stämme isoliert, die zum vorbeugenden Schutz von Schnittwunden, Jungbäumen oder Holzbauten dienen könnten.

Publikumsfragen gab es wenige, aber angesichts der wachsenden Herausforderungen an Stadtbäume gibt es noch Diskussions- und Forschungsbedarf zur Artenwahl (standortgerecht versus einheimisch), Substraten und Bodenbelebung, stadtplanerischen Strategien sowie sinnvollen Planungsdetails zur Baumpflanzung ("Einzelverlochung" versus Pflanzgraben).

Ute Rieper

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