Sie haben das Zeug

... zum Nachfolger des Schottergartens zu werden: Zäune aus Doppelstabmatten (DSM) mit Plastikflechtwerk. Ein verzinktes Matten-Element von 250 x 163 cm ist bei Obi schon für 76,99 Euro zu bekommen.

Für sich genommen, sieht es gar nicht so schlimm aus. Furchtbar wird es erst, wenn solch ein Zaun, von PVC-Sichtschutzstreifen durchflochten, die Funktion einer Hecke übernimmt. Das Versprechen heißt „Pflegeleichtigkeit“ und „Zeitersparnis“. Kein mühsames Schneiden und Bewässern einer Hecke mehr, denn „bei Bedarf kann die Folie einfach mit einem Gartenschlauch gereinigt werden“. Auch der Klimawandel kann ihr nichts anhaben, denn der PVC-Sichtschutz ist „100 % Witterungs- und UV-beständig“, funktioniert im „Temperaturbereich -60°C – +160°C“. Und statt eine Pflanzgrube für ein Heckengehölz ausheben zu müssen, ist eine „einfache Montage ohne Werkzeug“ möglich.

Ach, unsere schöne neue Welt der Leichtigkeit und Aufwandlosigkeit. Wäre da bloß nicht die abstoßende Ansicht dieser Plastiktrennwände, besonders wenn sie in einigen Vororten die Straßenzeilen dominieren. Da muss ich unwillkürlich an die Berliner Mauer denken: unmenschlich und monströs. Und so lange wie die Mauer stand – 28 Jahre – so lange könnten auch die Plastikflechtwerke in den Doppelstabmatten durchhalten. Aber dann, hoffe ich, werden sie mit Getöse in sich zusammenfallen, so wie einst ihr historisches Vorbild.

Christian Münter