10. Osnabrücker Baubetriebstage 2016

Sobald IT in der Baubranche Fuß fasst, wird sich einiges ändern

Bereits zum zehnten Mal fanden im Februar die Osnabrücker Baubetriebstage auf dem Campus der Hochschule statt. Der Schwerpunkt der Tagung lag beim Thema "IT am Bau". Die Referenten gaben fazinierende Einblicke über die Möglichkeiten am Bau. Die meistverwendeten Schlagworte der Veranstaltung waren "Building Information Modeling (BIM)" sowie "Abfallprodukte".

"Das Bauen ohne IT ist Geschichte"

Joaquin Diaz vom Bundesverband Bausoftware (BVBS), referierte über "Bauen ohne IT ist Geschichte". Er bemängelt die mangelhafte Digitalisierung der Baubranche und den "Status Quo" in Deutschland. Er zeigt auf, dass Branchen, die gut digitalisiert sind, eine hohe Gewinnmarge aufweisen. Das Paradoxon der Baubranche ist, dass trotz bester Bauprodukte, hervorragender Ingenieuren und ausgezeichneter Handwerksbetriebe bei vielen Bauprojekten riesige Probleme auftreten. Die Probleme ziehen sich von der Planung, über die Ausführung, bis hin zur Nutzung und sind meist auf Fehler bei Planung, Abstimmung und Ausschreibung zurückzuführen. Als Lösungsansatz präsentiert er das 5D-Modeling. Neben 3D-Modellen werden die Zeit und die Kosten als vierte und fünfte Dimension mit betrachtet. Die Digitalisierung wird weiter voran schreiten und die Baubranche hat einiges aufzuholen. Mit dem IT-System BIM soll das gelingen, denn das herkömmliche Planen und Bauen gehört der Vergangenheit an, so Diaz.

Hans-Georg Oltmanns schloss sich mit dem Referat "BIM - Zukunftsthema oder Zwischenetappe zum Digitalen Bauen" seinem Vorredner an. Man muss weg von den 2D-Plänen und hin zu "Modell- und Bauteildenken". Beim Building Information Modeling stellt Oltmanns vor allem die Information in den Vordergrund. Jerdes Bauteil in der Modellplanung muss mit Informationen gespickt sein, die dann eine wesentliche Rolle bei der Ausschreibung spielen und diese erleichtern. Er zeigt wie nützlich das 3D-Scanning, mit dem ein Modell erstellt wird, bei Baumaßnahmen im Bestand ist. Das Laser-Scanning wird auch bei der Qualitätskontrolle immer öfter eingesetzt, vor allem wenn ein 3D-Modell zugrunde liegt.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Mitarbeiter/in (m/w/d) für den Friedhofsbereich, Winnenden  ansehen
Leiter*in der Abteilung Planung und Neubau sowie..., Giessen  ansehen
als Kalkulator GaLaBau (m/w/d) oder diese..., Münster  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Bautagesbericht als digitales Abfallprodukt

Im zweiten Teil der Tagung wurde es praktisch. Bauunternehmen, GaLaBau-Unternehmen und ein Holzbau-Unternehmen zeigten auf, was mit IT am Bau möglich ist. Sebastian Hollermann von der Zimmerei Sieveke zeigte auf, welche Innovationsschübe es im Holzbau gab. Angefangen bei Druckluftnaglern, über Akku-Maschinen bis zum Flächenabbund PBA. Die neuste Innovation ist "Modellbasiertes Arbeiten im Holzbau". Dabei wird schon in der Angebotsphase ein Modell angefertigt. Es dient vor allem der Überzeugung des Bauherren aber auch der Eigenkontrolle. Mit Modellen, die in sogenannten 3D-PDFs an die Baubeteiligten weiter gegeben werden, lässt sich leichter kommunizieren. Ein Ablaufmodel kann die Baustelle virtuell simulieren. Durch die Simulation entsteht eine genaue Bauablaufplanung. Man hat dadurch die Auslastung von Personal, Geräten und Maschinen im Blick. Es erleichtert die Logistik und Materialbestellung. Durch Modellbasiertes Arbeiten ist eine EDV-gesteuerte, automatisierte Fertigung von Holzbauteilen möglich, die eine ablaufoptimierte Verladung und eine "Just-In-Time" Lieferung zulässt. Auf der Baustelle geht die Digitalisierung weiter. Die mit Smartphones ausgestatteten Poliere erfassen eingesetztes Personal, Geräte und Leistungsergebnisse. Aus diesen Daten entsteht als Abfallprodukt der Bautagesbericht.

Björn Joachim von der Aerzener GaLa-Bau GmbH sprach über "Galawork - wenn der Polier Chef-Controller ist". Poliere sind nah an der Baustelle. Sie sind Wissende und Sehende sowie Multiplikatoren auf der Baustelle. Sie sind technisch und zeitlich auf der Baustelle verantwortlich, liefern täglich Produktivzeiten der Baustellen ins Büro. Daher kommt ihnen eine wichtige Rolle im Zeitmanagement zu. Die Kommunikation mit dem Büro erfolgt über Smartphone-Apps. In der Software werden Daten schematisch vom Polier abgefragt. So gehen "scheinbar unwichtige Daten" nicht verloren. Auch hier fällt ein Abfallprodukt an. Aus den Daten werden Tagesberichte und Arbeitszeiterfassungen generiert. Die erfassten Daten werden dann weitergegeben und in der Lohnbuchhaltung oder dem Baustellencontrolling verarbeitet. So wird "Bauerfahrung" vieler Projekte abgespeichert.

Muster ElektronischerLieferscheinservice

Über den Elektronischen Lieferscheinservice (ELSE) der Betonindustrie in der Praxis referierte Reinhold Wittenberg. Zu Beginn seines Vortrags stellte er Kennzahlen aus der Baubranche im Vergleich mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) vor. Wird am Bau für IT 0,64 Prozent vom Umsatz ausgegeben, sind es beim VDMA 2,02 Prozent. Das sind satte 68,3 Prozent mehr. Es fehlt offenbar an der Erkenntnis, dass die IT als Prozessunterstützung ein hohes Potential für die Beschleunigung von Prozessen hat. ELSE bietet ein solches Potenzial. Konzerne haben das erkannt. Bis zum Mittelstand ist das Potenzial aber noch nicht durchgedrungen.

Bei ELSE kommunizieren der Betonlieferant und das Bauunternehmen über eine Internetplattform. Die vom Betonlieferanten elektronisch bereitgestellten Daten werden vom Polier für die Mengenauswertung, für das Betoniertagebuch und für Nachbehandlungsprotokolle verwendet. Die Poliere reagieren darauf positiv. Für die Einführung von ELSE fanden Kleinst-Schulungen und eine enge Betreuung der Poliere statt. Auch der Controller nutzt die Daten für die Auswertung nach Bauteilen oder für den Soll-/Ist-Vergleich. Auf Knopfdruck hat man alle Lieferscheine und eine Übersicht, welcher Beton für welches Bauteil verwendet wurde. Dies erleichtert auch die Arbeit der Betonlabore.

Auch der Landschaftsbau braucht mehr IT

Richard Jäger von Haltern und Kaufmann GmbH & Co.KG fragt: "Landschaftsbau ohne IT - geht das? Es geht, ist aber vergleichbar wie Leben ohne fließend Wasser und Strom. Seit dem Übergang von Excel-Dateien und analogen Bauzeitenplanungen zu IT-Lösungen wie Dataflor, Galawork und Socratec erzielt Haltern und Kaufmann die besten wirtschaftlichen Ergebnisse und konnte die Mitarbeiterzahl erhöhen. Dataflor dient der Steuerung der Baustelle im Büro während Galawork das Büro auf die Baustelle bringt. Jeder Mitarbeiter erfasst seine Arbeitszeit mit einem Smartphone selbst. Als Zusatz werden auch Zusatzleistungen gut dokumentiert und gehen nicht verloren. Zuerst wurde die digitale Generation, also die Auszubildenden, mit Smartphones ausgestattet. So wurde nach und nach auch bei der älteren Generation eine Akzeptanz für die digitale Lösung geschaffen.

André Triphaus-Woltermann von der Köster GmbH erläuterte das "Köster-Prozess-System" als ein Erfolgsrezept standardisierter Bauprozesse. Im Bauwesen wird doppelt so viel verschwendet bei 84 Prozent weniger Wertschöpfung als in der industriellen Fertigung. Ein Mitarbeiter im Bauwesen verwendet rund 1,25 h pro Tag auf das Suchen und legt dabei 5km Wegstrecke zurück. Die Köster GmbH beschäftigt sich intensiv mit Lean Construction. Dabei werden alle Prozesse auf den Wert aus Sicht des Kunden gerichtet und jegliche Art von Verschwendung in sämtlichen Arbeitsprozessen vermieden.

Lean Construction durch Prozess-System

Über drei Punkte wirkt Lean, die Technik (Digitalisierung), der Mensch (Zusammenarbeit) und die Organisation (Operative Exzellenz). Unter diesen drei Punkten liegen die Instrumente des Köster-Prozess-Systems. Hauptinstrumente sind der Masterplan, der Planmanager, die Terminplanung und Produktionssteuerung, die Visualisierung/Kommunikation, der Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltschutz sowie die Qualitätssicherung.

Das virtuelle Baumanagement des Köster-Prozess-Systems erfolgt auf Basis der Software iTWO 5D. Durch die 5. Dimension sowie BIM erfolgt eine bessere Vernetzung der Daten, die kontinuierlich zur Verfügung stehen und so den Informationsaustausch aller Beteiligten verbessert. Die Daten stehen dann während des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks zur Verfügung.

Wenn BIM in der Baubranche Fuß fasst, und da sind sich alle Vortragenden einig, dass es so kommt, wird sich einiges ändern. Der Planungsprozess wird und muss mehr Bedeutung erhalten. So wird es mehr Prozesssicherheit geben, Nachträge werden weniger und bei Baubesprechungen wird man durch eine virtuelle Baustellen laufen. Die Baubranche muss digital aufrüsten. Dabei entstehen Kosten aber ein Bagger kostet auch und wird nicht an einer Baustelle abgeschrieben.

Benjamin Müller

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen