Der Kommentar

Spitzenplatz für den Garten

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Wie so oft, sitze ich sonntags am Schreibtisch. Da erledige ich dann Dinge, für die in der Woche Zeit und Ruhe fehlten. Und was macht meine Frau? Natürlich arbeitet sie im Garten. Damit liegt sie voll im Trend.

So hat jedenfalls das Institut für Demoskopie Allensbach es gerade veröffentlicht. 28,7 Prozent der Deutschen erklärten den Meinungsforschern, dass sie vergangenes Jahr nach der Arbeit häufig im Garten gearbeitet haben. Damit ist der Garten die Lieblingsfreizeitbeschäftigung in Deutschland.

Dabei klingt Gartenarbeit eigentlich nicht nach Freizeitbeschäftigung. Viele sprechen deshalb lieber von "Gärtnern" oder "Gardening". Auf die Plätze verwiesen hat die Freizeit im Grünen unter anderem das Shopping (27,7 %), das Essengehen (16,8 %) oder einfaches Heimwerken (11,3 %). Dass 2,5-mal mehr Menschen lieber im Garten arbeiten als zu Heimwerken, haben auch die Baumärkte verstanden: Für Obi hat die Gartensaison bereits vor zwei Monaten mit einer umfangreichen TV-, Print- und Social Media-Kampagne begonnen. Die Ergebnisse der Allensbach-Umfrage überraschen aber auch, weil gar nicht jeder einen Garten hat. Daraus muss man schließen, dass die Gartenarbeit als Freizeitbeschäftigung unter Eigenheimbesitzern ganz weit vorne liegen muss.

Auch die aktuelle Statistik der GaLaBau-Fachbetriebe, herausgegeben vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, zeigt den ungebrochenen Trend zum Garten. Gegenwärtig macht der Landschaftsbau rund 4,9Milliarden Umsatz im Privatgarten. Vor 30 Jahren, 1988, waren es gerade mal 500 Millionen. Das Geschäftsfeld hat sich damit verzehnfacht. Das sind Zuwachsraten, die Ökonomen in den neuen Medien erwarten, aber ganz sicher nicht im Garten.

Die Aussichten für die Branche sind also rosig. Ob das für den einzelnen Betrieb auch gilt, ist allerdings fraglich. Zum einen gibt es kaum Markteintrittsbarrieren. Die sprichwörtliche "abnehmbare Anhängerkupplung" reicht als Start-investition, den Mietanhänger gibt es schon an der Tankstelle. Auch eine bestimmte Ausbildung ist nicht erforderlich. Zum anderen zieht der Erfolg den Wettbewerb regelrecht an. Während es 1988 nach Zahlen des BGL gerade einmal 5200 Betriebe gab, die bei der AuGaLa registriert waren, sind es heute fast 18000. Der Wettbewerb wächst also mit der Nachfrage.

Was demgegenüber seit Mitte der Neunziger Jahre relativ langsam wächst, ist die Anzahl der GaLaBau-Mitarbeiter. 1995 haben 85000 Mitarbeiter ziemlich genau die Hälfe von dem umgesetzt, was heute 120000 Mitarbeiter machen. Am Ende liegt der eigentliche Wettbewerb bei der Mitarbeitergewinnung.

Aber nun wissen wir es ja, Gartenarbeit ist die beliebteste aller Freizeitbeschäftigungen. Und wer möchte nicht sein Hobby zum Beruf machen? Schade, dass es nicht ganz so einfach ist. Meine Frau hat auch gerade Schluss gemacht. Es hat angefangen zu regnen.

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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