Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung

Stadtgrün hilft Menschen, die Corona-Pandemie auszuhalten

Stadtnatur Forschung und Bildung
94 Prozent der Befragten sagten dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, dass sie die Erholung in öffentlichem Grün besonders schätzen. Foto: BGL

Die Beschränkungen, die Corona mit sich brachte, haben drastisch verdeutlicht: Stadtgrün in unmittelbarer Wohnungsnähe ist enorm wichtig für das Wohlbefinden der Menschen. Das gilt besonders in Krisenzeiten, aber auch jenseits von Ausgangsbeschränkungen. Mit seiner Forschung belegt das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden die fundamentale Bedeutung von Grün in der Stadt.

Eine Befragung in der sächsischen Landeshauptstadt verdeutlicht die Wichtigkeit kleiner und größere Grünflächen. Im Projekt BIDELIN fragte das IÖR-Projektteam 286 Einwohner, welche Leistungen der Stadtnatur (Ökosystemleistung) für sie besonders wichtig seien. 94 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Erholung in öffentlichem Grün besonders schätzen. 89 Prozent nannten die Verbesserung der Luftqualität durch Stadtgrün. Die Ergebnisse der Befragung machen auch den positiven Einfluss von Stadtnatur auf das Wohlbefinden deutlich. Vier Fünftel der Befragten fühlen sich in der Natur erholter und entspannter. Zufriedener und glücklicher fühlen sich 70 Prozent, körperlich wohler 68 Prozent und energievoller immerhin noch die Hälfte der Befragten.

Erreichbarkeit von Stadtgrün

Damit Stadtnatur ihre vielfältigen positiven Wirkungen entfalten kann, muss gewährleistet sein, dass die Bevölkerung Grünflächen schnell und gut erreichen kann. Gerade in Krisenzeiten ist es entscheidend, dass Stadtgrün im unmittelbaren Wohnumfeld zugänglich ist. Der Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung des IÖR (IÖR-Monitor) bietet für dieses Thema den Indikator "Erreichbarkeit städtischer Grünflächen". Er gibt den Anteil der Bevölkerung an, der öffentliche Grünflächen fußläufig gut erreichen kann. Als wohnungsnah wird dabei jede Grünfläche ab 1 ha Größe gezählt, die im Umkreis von 300 m Luftlinie zu finden ist. Quartiersnah sind Grünflächen ab 10 ha Fläche im Umkreis von 700 m.

Untersuchungen für die 182 deutschen Groß- und Mittelstädten mit mindestens 50.000 Einwohnern liefern recht positive Ergebnisse: Rund 80 Prozent der Bevölkerung (25,6 Mio. Menschen) in großen Mittel- und Großstädten haben Zugang zu Grünflächen im unmittelbaren Wohnumfeld, rund 88 Prozent (28 Mio. Menschen) können auch größere Grünflächen gut und schnell erreichen. Die Zahlen klingen positiv, doch sie machen auch deutlich, dass längst nicht alle Menschen in Deutschland in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung Zugang zu Stadtgrün haben. Vor allem - aber nicht nur - in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen können sich damit Nachteile für ihre psychische Gesundheit ergeben.

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Stadtnatur Forschung und Bildung
Die App "meinGrün" ist noch in der Test-Phase. Sie soll Anwender dabei unterstützen, eine Grünfläche in der Nähe zu finden, die gut zu den eigenen Bedürfnissen passt. Foto: R. Hecht/IÖR Media

Wie jeder schnell die wohltuenden Leistungen von Stadtgrün genießen kann, das zeigt eine Webanwendung, die das IÖR mit Partnern entwickelt. Sie greift das Problem auf, dass Stadtmenschen längst nicht alle Grünflächen kennen, die es in ihrer unmittelbaren Umgebung gibt. Die App "meinGrün" befindet sich noch in der Test-Phase (Beta-Version). Sie soll Anwender - zunächst in den Pilotstädten Dresden und Heidelberg - dabei unterstützen, jene Grünfläche in der Nähe zu finden, die am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.

Die App ermöglicht es nicht nur Grünflächen zu finden, sondern informiert auch über ihre Ausstattung, etwa ob es einen Spielplatz, ruhige Sitzbänke oder eine Liegewiese gibt. Außerdem lässt sich mit der App ermitteln, wie Park, Wiese oder See am besten zu Fuß oder mit dem Rad, also möglichst umweltschonend zu erreichen sind. Dabei werden neuartige Routingfunktionen angeboten, die es erlauben, nicht nur den kürzesten, sondern auch den grünsten, leisesten oder am besten verschatteten Weg zu wählen.

Von den Corona-Beschränkungen ist das Projektteam selbst betroffen: Öffentliche Veranstaltungen zur Präsentation der App in den Pilotstädten wurden abgesagt. Interessierte können die Beta-Version jedoch bereits testen (Registrierung unter: meingruen.ioer.info/). Im Juni soll die App in Dresden und Heidelberg dann offiziell an den Start gehen.

Kompakte oder grüne Stadt?

Die Coronakrise hat deutlich gemacht, dass Städte gut daran tun, für eine gute Durchgrünung ihrer Siedlungskörper zu sorgen. Doch stehen viele Kommunen aktuell unter dem Druck, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Er soll möglichst in den Innenbereichen der Städte entstehen, um einerseits Natur und Landschaft am Stadtrand zu schonen und andererseits den Stadtraum möglichst effizient zu nutzen.

Die Gefahr des Konzepts der "kompakten Stadt" liegt auf der Hand: Städtische Grünflächen müssen für eine Bebauung weichen. Wie sich beide Konzepte - die "kompakte Stadt" und die "grüne Stadt" - miteinander in Einklang bringen lassen, haben Forscher des IÖR untersucht. In der Zeitschrift "Ecological Indicators" haben sie ihr Konzept einer "intelligenten kompakt-grünen Stadt" vorgestellt und zeigen, dass es möglich ist, auch in kompakten Städten viel Stadtgrün zu erhalten. cm/IÖR

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