Standortbestimmung: Sechs Thesen zur Nachhaltigkeit im GaLaBau

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Nachhaltigkeit und Innovation
Die Vielfalt der Gesteine aus aller Herren Länder im Natursteinhandel muss nicht in den Garten übertragen werden. Foto: Rainer Berger

Der Begriff "Nachhaltigkeit" ist in aller Munde. Häufig ist es nur eine leere Worthülse. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff an Inhalten? Die drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökologie, Soziales und Ökonomie werden im Folgenden anhand von Beispielen für den Garten- und Landschaftsbau näher betrachtet.

Den Akteuren unserer Branche scheint Nachhaltigkeit wichtig zu sein. Das zeigen die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Umfrage, die von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) durchgeführt wurde. Und auch den Kunden wird unterstellt, dass ihnen das Thema wichtig ist. Doch wie erkennt der Kunde einen nachhaltig arbeitenden Betrieb? Mittlerweile gibt es viele Systeme und Labels, die Nachhaltigkeit messen und nach außen demonstrieren. Einige davon sind auch im GaLaBau angekommen. Jedoch ist auch hier die Vielfalt schon nahezu erschlagend, ähnlich wie das Labeling bei Lebensmitteln. Damit die Nachhaltigkeit nicht nur zum Greenwashing missbraucht wird, sollte sich unsere Branche zu diesem Thema klar positionieren und möglichst leicht nachvollziehbare, aber umfassende Kriterien aufstellen.

Ist Nachhaltigkeit für unsere Branche und unsere Kunden ein Thema? Was macht im GaLaBau Nachhaltigkeit aus? 2017 - im Lutherjahr - sollen in diesem Beitrag ebenso wie es Luther vor 500 Jahren getan hat, Thesen aufstellt werden, die zum Nachdenken und zum Disputieren einladen sollen.

Lösungsansätze und Empfehlungen

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

"Grundsätzlich gibt es keine allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeit, da entscheidend ist, aus welcher Perspektive Sie das Thema betrachten. Wer sich im Rahmen seines Unternehmens mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, sollte begreifen, wie Nachhaltigkeit in diesem Kontext verstanden wird. Nach dem Drei-Säulen-Modell gilt es, sich mit der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit der eigenen Geschäftstätigkeit zu beschäftigen und daraus eine ganzheitliche Strategie abzuleiten. Zudem sollte berücksichtigt werden, dass das Thema Nachhaltigkeit sinnvoll organisiert und gemanagt wird. Das bedeutet, dass Prozesse im Unternehmen neu gedacht und strategisch umgestellt werden. Wichtig ist, dass man beim Thema Nachhaltigkeit durch gute Leistungen beispielsweise in der sozialen Dimension nicht die schlechteren Leistungen in der ökologischen Dimension aufwiegen kann. Die umfassende Integration des Themas Nachhaltigkeit im Unternehmen soll innerhalb der einzelnen Dimensionen sowie zwischen ihnen ein Gleichgewicht herstellen." (www.n-kompass.de)

These 1: Der GaLaBau-Branche ist Nachhaltigkeit wichtig.

Die Abteilung Landespflege der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau befragte im ersten Halbjahr 2016 Vertreter der Branche in Bayern zu ihrer Meinung in Bezug auf nachhaltige Wirtschaftsweise in GaLaBau-Betrieben. Um eine möglichst hohe Zahl von ausgefüllten Fragebögen zu erhalten, wurden zum einen die Fragebögen an die Teilnehmer an den Landespflegetagen 2016 verteilt. Eine inhomogene Gruppe, die sich aus Unternehmern und Beschäftigten im GaLaBau zusammensetzt, aber auch aus Vertretern von einschlägigen Behörden, Presse oder Landschaftsarchitekten. Zum zweiten wurden per E-Mail alle Mitgliedsunternehmen des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL) befragt, also ausschließlich Unternehmerinnen und Unternehmer. Zum dritten waren alle Studierenden der Fachrichtung Landschaftsbau der staatlichen Meister- und Technikerschule Veitshöchheim nach ihrer Meinung gefragt, sozusagen die Zukunft in der Führungsetage. So kamen insgesamt 279 ausgefüllte Fragebögen zusammen. Die Anzahl reicht bei weitem nicht aus, um als repräsentativ betrachtet zu werden, daher können lediglich Tendenzen beobachtet werden.

Eine Frage bezog sich auf das eigene Unternehmen.

Die Auswertung zeigt, dass die überwältigende Mehrheit aller Befragten diese Frage bejaht hat. Interessant ist, dass bei der jungen Generation der Studierenden an der LWG, der Wert etwas niedriger ist. Ihnen ist also die Nachhaltigkeit nicht ganz so wichtig. Bei den Wortbeiträgen zu dieser Frage wird klar, dass wir nicht umsonst "Grüne Branche" genannt werden: "Da es auf lange Sicht/ generationenübergreifend der einzige Weg ist." "Umweltschutz geht alle was an." "Das bin ich schon. Ist die Zukunft." "Wenn die entsprechenden Lieferanten vorhanden sind (Nähe)." Natürlich gab es auch kritische Anmerkungen, die ernst zu nehmen sind: "Teuer, Probleme bei Frost mit Akkus." "Wenn es konsequent umgesetzt wird, würde das den Kundenstamm völlig verändern (den aufzubauen dauert lange)."

Insgesamt betrachtet kann man aufgrund dieser Beiträge feststellen, dass sich viele mit dieser Thematik schon befasst haben.

These 2: Vielen Kunden des ist es wichtig, nachhaltig erzeugte Produkte und Dienstleistungen zu kaufen.

Mit dem Selbstverständnis zum Thema Nachhaltigkeit ist es jedoch nicht getan. Als Marktteilnehmer wäre es schön, wenn vielleicht sogar mit dieser Einstellung ein wirtschaftlicher Vorteil zu erzielen oder zumindest kein Nachteil verbunden wäre.

Daher bezog sich eine weitere Frage auf die Kunden im GaLaBau.

Bei den Teilnehmern der Landespflegetage und den Mitgliedern des VGL zeigt sich eine Dreiviertel-Mehrheit, die meint, dass Kunden nachhaltig arbeitende Betriebe bevorzugt auswählen. Bei den Studierenden nähern wir uns einer 50/50-Situation an, sprich hier wird kaum ein Vorteil gesehen.

Umfrageergebnisse von Kunden zum nachhaltigen GaLaBau waren in einer Internetrecherche nicht aufzufinden. In einer repräsentativen Umfrage bezogen auf die Deutschen über 18 Jahre vom Oktober 2016, in Auftrag gegeben von Brigitte und Becel, stimmten 62 Prozent der Aussage zu: " Ich würde gern noch viel nachhaltiger leben, als ich es tue". Allerdings wird in dieser Umfrage auch klar, dass die Bereitschaft zur nachhaltigen Lebensweise immer dann besonders ausgeprägt ist, wenn der Aufwand dafür gering ist. Satte 89 Prozent geben an, eigene Einkaufstaschen zum Einkauf mitzunehmen. Für 67 Prozent der Befragten ist es dagegen nicht denkbar, aus Umweltgründen auf eine Flugreise zu verzichten. Der Geldbeutel spielt natürlich auch eine Rolle. Bei den Befragten besteht erst ab einem monatlichen Nettoeinkommen von 3500 Euro und mehr eine mehrheitliche Bereitschaft für Bio-Produkte mehr zu bezahlen.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass ein guter Wille zu nachhaltigem Verhalten bei vielen Kunden sicherlich da ist. Allerdings muss wohl jeder selbst Erfahrungen sammeln, wie die Kunden sich jeweils verhalten, wenn zum Beispiel Materialalternativen aus mehr oder weniger nachhaltigen Quellen angeboten werden, die sich deutlich im Preis unterscheiden.

Im Folgenden werden einzelne Aspekte der Nachhaltigkeit in einem GaLaBau-Unternehmen näher betrachtet.

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These 3: Die Material- und Pflanzenverwendung ist der Schlüssel zur Demonstration der Nachhaltigkeit nach Außen.

Im GaLaBau wird eine Fülle von Materialien eingesetzt. Angefangen bei den Pflanzen, über Natur- und Kunststeine, über Holz, mehr und mehr Kunststoffe bis hin zu Ausstattungsgegenständen wie Lampen. Es ist zugegebenermaßen schwer, bei allen Materialien die Nachhaltigkeit bei der Erzeugung oder Gewinnung im Blick zu haben und, was ein modernes Nachhaltigkeitsmanagement ebenfalls fordert, auch die Lieferanten auf ihr Verhältnis zur Nachhaltigkeit zu prüfen. Bei einigen Materialien helfen Nachhaltigkeits- oder Umwelt-Labels, wie zum Beispiel bei Holz das FSC-Zertifikat oder das PEFC-Zertifikat. Doch jedes Zertifikat ist nur so gut, wie seine Kriterien und die Menschen, die sie prüfen. Blindes Vertrauen ist leider nicht angebracht.

Im Bauwesen ist die Ökobilanzierung von Baustoffen wesentlich weiter. Hier gibt es beispielsweise vom Bundesumweltministerium ein umfassendes Informationsportal zum nachhaltigen Bauen, genannt "ÖKOBAUDAT". Ziel muss es sein, die im GaLaBau verwendeten Materialien hier ebenfalls zu listen und zu prüfen.

Der Unternehmer hat nicht immer die Kontrolle über die Materialverwendung. Manche Auftraggeber oder Vertreter der Auftraggeber geben die zu verwendenden Materialien vor. Es wäre nicht nachhaltig von einem Unternehmer gedacht, solche Aufträge abzulehnen und damit seine Unternehmung und die Arbeitsplätze zu gefährden. Allerdings sollten sich die Unternehmer nicht scheuen, ihre Fachkompetenz in die Beratung ihrer Kunden einfließen zu lassen, insbesondere die zum Thema Nachhaltigkeit. Viele Kunden sind durchaus offen für eine sachkundige Beratung und, wie vorher schon aufgezeigt, auch offen für Argumente zur Nachhaltigkeit. So sollte ein nachhaltig arbeitender GaLaBau-Unternehmer im Bedarfsfall das Thema Tropenholz thematisieren und Alternativen aufzeigen. Auf so einer Beratungs-Checkliste sollten ebenfalls die Themen torffreie Substrate, regionale Natursteine, Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, energiesparende LED-Beleuchtung, Einsatz von Solar-Lampen, ressourcenschonende Bewässerung mit Regenwasser und natürlich - wir sind Gärtner - standortgerechte Pflanzenverwendung im Zeichen des Klimawandels stehen.

Das Thema "Licht im Garten" ist sicher ein Zukunftsthema unserer Branche. Es gibt viele Systeme auf Zwölf-Volt-Basis, die der Landschaftsgärtner in weiten Teilen selbst einbauen darf. Der Energieverbrauch ist dabei sehr gering, weil die eingesetzten LED-Leuchtmittel oft nur 1 bis 2 W verbrauchen. Mittlerweile ist auch die Solartechnik soweit, dass durchaus optisch ansprechende Lampen, allein durch Sonnenenergie gespeist und mit leistungsfähigen Speichern versehen, auch die dunkle Jahreszeit ohne Ausfall überstehen und das mit einer überraschenden Leuchtkraft.

These 4: Der Maschineneinsatz kann mittelfristig energiesparender erfolgen.

Im GaLaBau hat in den letzten Jahrzehnten die Mechanisierung stark Einzug gehalten - und das ist auch gut so. So ist der frühere Knochenjob, den viele Arbeitskräfte nicht das ganze Berufsleben durchgehalten haben, deutlich weniger beanspruchend geworden. Dafür ist der Energieverbrauch angestiegen. Insbesondere bei den Transportmaschinen (76 % des Treibstoffverbrauchs) aber auch bei den Baumaschinen (20 % des Treibstoffverbrauchs) schlägt der Verbrauch zu Buche. Die Kleingeräte (4 % des Treibstoffverbrauchs) verbrauchen erwartungsgemäß weniger Energie.

Zur Senkung des Energieverbrauchs sind verschiedene Ansatzpunkte denkbar. Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, nicht nur auf ein Pferd zu setzen, sondern ein Bündel an Maßnahmen zu verfolgen:

Energiesparende Fahrweise durch Fahrertraining
Senkung des Energieverbrauchs beim Materialtransport durch Verwendung regionaler Materialien
Einsatz von modernen, energieeffizienten Fahrzeugen und Maschinen
Einsatz von Fahrzeugen und Maschinen mit alternativen Antrieben

Einige Maßnahmen lassen sich sofort und ohne große Investition umsetzen, andere sind mit dem Kauf von neuen Maschinen verbunden. Je nach Größe der Maschine ist das Investitionsvolumen sehr unterschiedlich. Die Spanne reicht von akkubetriebenen Kleinmaschinen wie Heckenscheren bis hin zu Großgeräten wie Radladern. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl elektrisch betriebener Maschinen, deren Praxistauglichkeit überprüft werden muss. (s. www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/b... )

Die Ladekapazität der Akkus, die die Verbreitung von elektrisch betriebenen Pkw behindert, dürfte dabei kein großes Hindernis sein, denn so hoch ist die Maschinenauslastung selten, dass ein Arbeitstag nicht abgedeckt werden kann. Die Wiederaufladung der Akkus nach einem Baustellentag sehen manche Unternehmer eher als Herausforderung. In Privatgärten dürfte auch das kein Problem sein, denn mit zwischengeschalteten Stromzählern wird kein Bauherr die Ladung der Akkus ablehnen. Und selbst bei Neubaustellen ist in der Regel das Haus mit Infrastruktur schon fertig, wenn der Garten gemacht wird. Grenzen zeigen sich eher auf größeren Baustellen, bei der die Baustromversorgung der begrenzende Faktor ist.

Zuletzt darf nicht vergessen werden: Entscheidend für die Energiebilanz ist, wo der Strom herkommt, der die Akkus speist. Ziel muss es sein, möglichst auf Ökostrom zurückzugreifen. Und auch hier sehen manche vorausschauende Betriebe bereits eine große Chance. Selbsterzeugter Strom von großen firmeneigenen Dächern, die bereits mit einer Photovoltaik-Anlage versehen sind, schreit geradezu nach einer Eigennutzung, sobald die Speichertechnik besser ist. Wenn die Wege zu den Kunden nicht weit sind, könnten zum Beispiel Pflegekolonnen zukünftig 100 Prozent CO2-neutral mit Elektrofahrzeugen zum Kunden fahren.

These 5: Der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit eines GaLaBau-Unternehmens bezieht sich momentan vor allem auf die Mitarbeiter.

Wie eingangs dargestellt, beinhaltet die Nachhaltigkeit drei Säulen: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Alle drei Säulen sollten sich im Gleichgewicht befinden. Bisher wurden zwei Aspekte der Ökologie angesprochen. Die soziale Komponente der Nachhaltigkeit bedeutet, dass das Unternehmen seine gesellschaftliche Rolle wahrnehmen soll. Der Unternehmer soll nicht nur für das eigene Unternehmen Verantwortung übernehmen, sondern auch für den Berufsstand oder in seiner Gemeinde etc. Natürlich muss er auch die Verantwortung für seine Mitarbeiter wahrnehmen. Der Unternehmer ist für ein gutes Betriebsklima, für Fort- und Weiterbildung, für die Gesundheit und den sinnvollen Einsatz seiner Mitarbeiter verantwortlich. Ein Mitarbeiter soll sich möglichst mit dem eigenen Unternehmen identifizieren. Es ist keine Neuigkeit, dass zufriedene und motivierte Mitarbeiter bessere Leistungen bringen und damit auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten günstiger sind. Insbesondere in der derzeitigen Situation des Fachkräftemangels in unserer Branche, ist es von großer Bedeutung, dass der Unternehmer die Arbeitskraft seiner Mitarbeiter als besonders wichtig einstuft.

Nach einer Studie der Hochschule Osnabrück trägt eine lange Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens bei, sofern das Ausbildungsniveau und die Altersstruktur ausgewogen sind. Das spricht dafür, Mitarbeiter möglichst zu halten. Allerdings sollten im Laufe der Jahre auch neue Mitarbeiter dazukommen, denn sonst gerät die Altersstruktur mit der Zeit in Schieflage. Mit neuen Mitarbeitern kommt auch neues Wissen ins Unternehmen. Das Innovationspotential steigt, welches auch wieder wichtig für die Nachhaltigkeit ist. Ein weiteres Ergebnis der Studie aus Osnabrück ist, dass soziale Nachhaltigkeit auch die Ausbildung des Nachwuchses beinhaltet. Hier sollte der Unternehmer nicht nur für sein Unternehmen handeln, sondern auch für die Branche.

These 6: Nachhaltigkeit, auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist mehr als "Greenwashing".

Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, die sich messen lässt durch Kriterien oder Kennzahlen wie die Umsatzrentabilität des Unternehmens, durch die Eigenkapitalquote oder allein durch die Jahre des Bestehens einer Unternehmung, geht häufig mit Nachhaltigkeit auch in den Bereichen Ökologie und Soziales einher, so ein Fazit aus der Studie der Hochschule Osnabrück.

Natürlich ist nachhaltiges Unternehmertum gerade in der heutigen Zeit, in der der Begriff Nachhaltigkeit geradezu inflationär benutzt wird, ein wichtiges und von den Kunden beachtetes Werbethema. Leider gibt es auch sehr viele verschiedene Ansätze und Zertifikate, mit denen die Nachhaltigkeit eines Unternehmens dargestellt und werbewirksam vermarktet werden kann. Die Vielfalt der Initiativen und Labels macht es sehr aufwändig zu verstehen, was sich jeweils dahinter verbirgt. Anforderungen an solche Labels sind schwierig allgemeingültig zu formulieren. Als Mindeststandard sollten alle drei Säulen der Nachhaltigkeit abgebildet werden und eine unabhängige Stelle sollte so ein Label zeitlich befristet vergeben. Neudeutsch spricht man bei eher einfach zu bekommenden, vielleicht sogar eher unseriösen Labeln von "Greenwashing". Nach dem Motto: Ich kaufe mir ein grünes (Ablass-)Mäntelchen und schon sind mir meine Umweltsünden erlassen. Hier sei Luthers 76. These zitiert: "Wir sagen dagegen: Die päpstlichen Ablässe können nicht einmal die kleinste der lässlichen Sünden tilgen, was die Schuld betrifft." (Luther, 1517)

Allerdings gibt es auch bei den seriösen Adressen eine üppige Vielfalt. So kann man von GRI (Global Reporting Initiative), von EMAS (The European Eco-Management and Audit Scheme), von DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) und vielen mehr erfahren. Insgesamt 172 Unternehmen in Deutschland haben eine Entsprechenserklärung zum "Deutschen Nachhaltigkeitskodex" erstellt und veröffentlicht. Die Liste der Unternehmen liest sich wie das Who is Who der deutschen Wirtschaft: Die großen Automobilhersteller sind genauso vertreten, wie die Energieriesen und die bekannten Chemiekonzerne. Ab 2017 sind einige große Unternehmen durch die EU-Gesetzgebung (Richtlinie 2013/34/EU) sogar verpflichtet, einen Bericht zu "nichtfinanziellen Informationen" zu veröffentlichen. Es würde hier zu weit führen, die Kriterien der Systeme offen zu legen und auf Sinnhaftigkeit zu prüfen.

All diese Nachhaltigkeits-Management-Systeme sind beim Verbraucher noch nicht angekommen, allerdings im GaLaBau schon. So sind nach EMAS Betriebe des GaLaBau registriert und ein Unternehmen ist auch nach einem System der Hochschule Osnabrück zertifiziert.
Hinweise für die Praxis

Die letzte These zum Thema Nachhaltigkeit soll als Aufforderung formuliert werden: Wer wenn nicht wir? Welche Branche, wenn nicht der GaLaBau hat alle Voraussetzungen sich mit dem Prädikat "nachhaltig" auszuzeichnen!

Als Ergebnis unserer Arbeit entstehen häufig grüne Oasen mit wohltuenden Pflanzenbeständen. Und das können nicht viele Branchen von sich behaupten. Natürlich gibt es an den entsprechenden Themen Arbeit zu leisten. Unsere Branche ist keinesfalls perfekt. Es gilt möglichst ein brancheneinheitliches System aufzubauen, in dem wichtige Kriterien zu allen drei Säulen der Nachhaltigkeit nachvollziehbar geprüft werden und abschließend ein Zertifikat vergeben wird, das sich beim Verbraucher etablieren kann.

Quellen:

www.ekd.de/glauben/95_thesen.html
Vossen, Heike, Lohnt sich nachhaltige Unternehmensführung?, DEGA GaLaBau, September 2016, S. 22-24
www.n-kompass.de/faq
www.izu.bayern.de/emaskompass/category/allgemein/www.globalreporting.org/Pages/default.aspx
www.presseportal.de/pm/6788/3478491, Gruner+Jahr, Brigitte: Nachhaltigkeits-Umfrage: Neun von zehn Deutschen nehmen eigene Tragetaschen zum Einkaufen mit, 09.11.2016.
www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/de/dnk/der-n ...
www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/de/datenbank...
www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/e...

Dipl- Ing. Rainer Berger
Autor

Sachgebietsleiter Bau- und Vegetationstechnik an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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