BGL-Hauptgeschäftsfühter Dr. Hermann J. Kurth zieht Bilanz

Strategie verspricht Erfolg, nicht zufällig geborene Ideen

Am 1. Januar 2015 geht BGL-Hauptgeschäftsführer Dr. Hermann J. Kurth in den Ruhestand. Bereits auf dem Jubiläumskongress des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau im November übergab er den Staffelstab symbolisch an seine Nachfolgerin Ursula Heinen-Esser. Im Gespräch mit Prof. Martin Thieme-Hack und Christian Münter zieht Kurth eine Bilanz seiner 17-jährigen Amtszeit.

Frage: Der BGL ist in der Neuen Landschaft kürzlich als der "wahre Spitzenverband der grünen Branche" bezeichnet worden. Unbestritten ist er mit seinen Landesverbänden als Verband sehr erfolgreich. Was ist das Erfolgsrezept?

Dr. Kurth: Der entscheidende Grund liegt für mich darin, dass der BGL nicht nur als Unternehmerverband wahrgenommen wird, sondern auch vom Ehrenamt so geführt wird. Unternehmer denken anders. Die Erfahrungen aus der Praxis sind für verbandlichen Erfolg ganz wichtig. Gerne konstatiere ich auch, dass in der Symbiose zwischen verbandlich verantwortungsvollen Unternehmern, zum Beispiel den Mitgliedern des Präsidiums, und dem Hauptamt mit ihrem Können und Wissen ein erfolgreicher Mix entsteht und man damit Erfolge gemeinsam sichern kann.

Der zweite Grund: Wir gehen jetzt im Januar 2015 - ich selbst bin gebeten worden noch einmal dabei zu sein - gemeinsam mit dem Präsidium, mit den Präsidenten und Geschäftsführern der Landesverbände in eine Klausur, um unser nächstes Sechs-Jahres-Programm von 2015 bis 2021 zu diskutieren, abzuleiten und festzuzurren. Ein Arbeitsprogramm - von allen Verantwortlichen entwickelt - ist für das Ehrenamt auf Bundes- und Landesebene, für alle Hauptamtlichen und für die Mitglieder eine klare Linie, wohin die verbandliche Reise gehen soll und wie sie zu erreichen ist.

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Übrigens schalte ich mit solch einer Vorgehensweise unstrukturierte und vom Zufall geprägte Vorgangsweisen von Verbänden weitestgehend aus. Die Strategie ist erfolgversprechend und nicht die Ideen, die vielleicht gerade auf den Tisch kommen und ohne weitere Überlegung und Bewertung beschlossen werden.

Frage: Formulieren andere Verbände keine Strategie?

Dr. Kurth: Ich kenne wirklich viele Verbände. Ich glaube, dass nicht einmal die Hälfte so vorgeht und arbeitet. Sie haben ein anderes Verständnis von Verbandsarbeit. Dort wird mehr verwaltet als gestaltet. Das Ehrenamt beschränkt sich weitestgehend auf Repräsentation und steckt nicht in den Themen drin, die gerade entschieden wurden. Sie können dann auch nicht überzeugen, weder die eigenen Kollegen noch Dritte in Politik und Verwaltung.

Frage: Was waren in den fast 17 Jahren Ihrer Amtszeit die wichtigsten Fragen, denen sich der BGL stellen musste?

Dr. Kurth: Die wichtigsten Aufgaben sind dem Grunde nach in unserer Satzung verankert. Dies bedeutet, die Rahmenbedingungen unserer Mitgliedsbetriebe verbessern und ihre Interessen zu vertreten. Darunter fällt dann die politische Arbeit mit Gesetzgeber und Bundesministerien, aber auch ganz konkret unsere Image- und PR-Kampagne, die Arbeit in der DBG, unsere GaLaBau-Messe oder jetzt, deutlicher sichtbar, unsere Kampagne "Urbanes Grün". Für mich ist es sehr erfreulich, dass unsere Landschaftsgärtner und die Leistungen des Landschaftsgärtners heute eine große Bekanntheit und größere Anerkennung haben als vor vielen Jahren. Dies wirkt sich im Übrigen auch auf uns als BGL - und ich denke auch die Landesverbände - aus. Sie stehen heute in der Öffentlichkeit und der Bewertung von Dritten weitaus besser da als zu Beginn meiner Arbeit im BGL. Vielleicht resultiert daraus auch Ihr Kommentar, dass der BGL sich mittlerweile zum grünen Spitzenverband entwickelt hat. Ich denke schon. Dazu gehört natürlich auch die spürbar gewachsenen wirtschaftliche Bedeutung des GaLaBaues.

Frage: Wie funktioniert politisches Lobbying heute gegenüber früher? Haben sich die Politiker verändert? Was sind die Konstanten über die Jahre? Gibt es heute eine Beschleunigung beim Entscheidungsprozess?

Dr. Kurth: Ich glaube, Lobbyarbeit hat sich nicht verändert. Vor allen Dingen hat sich erfolgreiche Lobbyarbeit nicht verändert. Lobby heißt ja bekanntlich auf der einen Seite Interessen vertreten, auf der anderen aber auch Politikberatung. Politik kann nicht alles wissen und sucht nach Unterstützung. Diese muss qualifiziert sein, der Wahrheit entsprechen sowie richtig sein und zum richtigen Zeitpunkt "einlaufen". Qualifiziert bedeutet, man muss wirklich etwas zu sagen haben oder raten können, also keine Sprechblasen, hinter denen weniger steht als eine Schlagzeile. Des Weiteren ist es auch falsch, wenn ich ein bestimmtes Anliegen vortrage, dass ich dem Politiker dann nur die halbe Wahrheit sage. Wenn ich ihn aufkläre, muss ich ihm auch die Konsequenzen insgesamt darlegen, damit er nicht bei nächster Gelegenheit in ein Fettnäpfchen tritt. Das hat insgesamt etwas mit langfristigem Erfolg zu tun. Denn wenn ich einen Politiker oder einen Beamten schlecht bedient habe, nimmt er nie wieder von mir auch ein noch so gutes Papier oder ein noch so gutes Argument an. Habe ich ihm aber gute Ideen und beste Sachverhalte geliefert, dann ruft er mich an und fragt "wir arbeiten gerade an dem Thema xy, können Sie mir dazu etwas liefern?"

Für mich heißt Lobbyarbeit insbesondere, Vertrauen aufbauen, und zwar nicht zu 600 Mitgliedern im Bundestag, wie manche meinen, sondern ganz gezielt. Wer ist Berichterstatter? Wer ist zuständig in den verschiedenen Parteien? Wer ist Mitglied im zuständigen Ausschuss? Oder wie kann ich möglicherweise auch eine Botschaft über Dritte noch verstärken? Negativ gesprochen: Viele zählen den Erfolg von Lobbyarbeit an hand der Treffen und Fotos, die mit Ministern oder Staatssekretären abgedruckt sind. Erfolgreiche Lobbyarbeit sieht anders aus.

Natürlich kenne ich auch Verbände, die behaupten, Lobbyarbeit in Berlin wäre viel schwieriger geworden. Wir können das nicht feststellen, obwohl wir in Bad Honnef sitzen. Im Gegenteil: Weil wir etwas zu sagen haben, werden wir auch gefragt. Und das ist gut und macht auch ein Stück stolz.

Frage: Der BdB ist nach Berlin umgezogen. Der BGL-Jubiläumskongress wurde in Berlin gefeiert. Einige Landesverbände wünschen, dass auch der BGL in die Hauptstadt geht. Was waren die Gründe für den BGL, nicht umzuziehen?

Dr. Kurth: Erstens: Die entscheidenden Gremien haben bislang beschlossen, dass wir noch nicht nach Berlin zu gehen brauchen. Ich glaube auch nicht, dass erfolgreiche Lobbyarbeit für einen Fachverband vom Standort abhängig ist, das geht auch anders, wie ich eben - so hoffe ich jedenfalls - deutlich machen konnte. Damit ist auch deutlich geworden, dass nicht die vielen parlamentarischen oder sonstigen Feste in Berlin einen wesentlichen Teil der Lobbyarbeit ausmachen. Das sind andere Dinge, die leider vielfach, aber unumgänglich intransparent sind. Warum? Weil diese im nicht Sichtbaren stattfinden. Wir berichten halt nicht über jeden Termin mit einem Vertreter eines Ministeriums oder einem Mitarbeiter der Fraktionen. Wir berichten auch nicht, was wir mit ihm diskutiert haben. Würde ich das tun, würden wichtige Kanäle der Interessenvertretung zugeschüttet, was selbstverständlich nicht sein darf.

Frage: Wird es für den BGL einmal notwendig werden, nach Berlin zu gehen?

Dr. Kurth: Das kann ich heute nicht beurteilen. Das müssen die jeweilig verantwortlichen Gremien entscheiden. Wenn jedoch die Arbeit so weiter geht wie bislang, dann sind wir überall präsent, haben interessante Leute zu Besuch bei uns im Haus der Landschaft und sind in unserer Lobbyarbeit auch erfolgreich. Ich persönlich halte auch nicht viel davon, einen "Frühstücksdirektor" nach Berlin zu schicken, der die Türen öffnet, im Übrigen aber immer die Fachleute kommen lassen muss. Aber an dieser Diskussion brauche ich ja nicht mehr teilzunehmen. Ich bin gespannt, wie sie geführt wird und mit welchem Ergebnis.

Frage: Herr Dr. Kurth, wir geben Ihnen jetzt das letzte Wort. Wie würden Sie gerne dieses Interview schließen?

Dr. Kurth: Erstens: Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Zweitens wünsche ich dem Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau weiterhin gute Geschäfte, eine glückliche Hand bei der Auswahl des Ehren- und des Hauptamtes. Dann die Gewissheit, dass erfolgreiche Verbandsarbeit nicht vom Himmel fällt, sondern den Menschen geschuldet ist, die im Ehren- oder im Hauptamt Verantwortung tragen.

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