Auswirkungen des Klimawandel

Studie: Bäume wachsen in Städten schneller als auf dem Land

Bäume in Metropolen wachsen weltweit seit den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts schneller als Bäume in ländlicher Umgebung. Das belegt erstmals eine Studie zum Einfluss des städtischen Wärmeinseleffektes auf das Baumwachstum, die unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) durchgeführt wurde. Die Analyse des internationalen Forscherteams zeigt zugleich, dass das Wachstum der Stadtbäume schon seit Längerem sich verändernden Klimabedingungen ausgesetzt ist, was sich für Bäume im ländlichen Umfeld gerade erst einstellt.

"Während die Auswirkungen des Klimawandels auf das Baumwachstum in Wäldern umfassend untersucht wurden, gibt es für Stadtbäume bislang kaum Informationen", sagt Prof. Hans Pretzsch vom Lehrstuhl für Waldwachstumskunde der TUM. Die vom Bayerischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie von der Audi Stiftung für Umwelt unterstützte Studie, gerade im Fachmagazin "Nature Scientific Reports" veröffentlicht, hat zum ersten Mal das Wachstum von Stadtbäumen weltweit systematisch auf Trends untersucht, die von veränderten Umweltbedingungen herrühren.

Eine zentrale Motivation für das Team um Pretzsch sei der Trend zur globalen Urbanisierung: So soll laut Berechnungen der Vereinten Nationen die städtische Bevölkerung bis 2030 um mehr als 60 Prozent zunehmen, mit weiterhin steigender Tendenz. Nachdem Stadtbäume das Klima in Städten verbessern, zu Wohlbefinden und Gesundheit der Stadtbewohner beitragen, zeigen diese Prognosen, dass ihre künftige Bedeutung für urbane Lebensqualität noch steigen wird.

Für die Studie sind Proben von Baumkernen aus den Metropolen Berlin, Brisbane, Hanoi, Houston, Kapstadt, München, Paris, Prince George, Sapporo und Santiago de Chile genommen und analysiert worden. Die Städte sind so ausgewählt, dass unterschiedliche Klimazonen abgedeckt wurden. Die Bandbreite reichte von borealem, über gemäßigtes, mediterranes bis hin zu subtropischem Klima. Insgesamt nahm das Forscherteam der TUM knapp 1400 meist ausgewachsene Bäume in ihren Fokus. In jeder Stadt wurde eine typische und vorherrschende Baumart ausgewählt und sowohl im Stadtzentrum als auch in der ländlichen Umgebung untersucht.

"Wir können zeigen, dass Stadtbäume bei gleichem Alter im Durchschnitt größer sind als ländliche Bäume, denn die Stadtbäume wachsen schneller", sagt Pretzsch. Bei näherer Betrachtung nehme der relative Größenunterschied von städtischen gegenüber ländlichen Bäumen mit zunehmendem Alter wieder ab, bleibe jedoch relevant. "Während der Unterschied im Alter von 50 Jahren noch etwa ein Viertel beträgt, sind es bei einem Baumalter von hundert Jahren immer noch knapp 20 Prozent."

Die Ursache für die Wachstumsbeschleunigung der Stadtbäume sehen die Forscher im so genannten Wärmeinseleffekt. Dieser Effekt führt in Stadtzentren zu einer stärkeren Aufheizung und somit höheren Temperaturen. Verglichen mit der ländlichen Umgebung kann diese Temperatursteigerung zwischen drei und zehn Grad Celsius ausmachen. Höhere Temperaturen können in zweierlei Hinsicht das Wachstum von Bäumen steigern: Einerseits regen sie die photosynthetische Aktivität an. Andererseits verlängern sie die Vegetationsperiode, was die Zeitspanne im Jahr vergrößert, in der Bäume wachsen können. Die zunächst positiv erscheinende Wachstumssteigerung geht aber auch mit einem schnelleren biologischen Altern der Bäume einher. Das raschere Durchlaufen des Lebenszyklus kann dazu führen, dass Stadtverwaltungen unter Umständen künftig früher für Ersatz überalterter, früher absterbender Bäume sorgen müssen, urteilt Pretzsch.

TUM Technische Universität München

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